Скачать книгу

Vogler auf den Schreibtisch. "Damit dürfte die Sache erledigt sein!" sagte Herr Pohl dazu und lächelte triumphierend.

      "Aber..." Vogler konnte es noch immer nicht fassen. "Woher, wenn ich fragen darf..." Er brach ab und Herr Pohl sagte: "Sie dürfen ruhig fragen. Wir haben in einem Gewinnspiel den Hauptpreis gewonnen!" - "Was Sie nicht sagen..." "Sie glauben mir nicht?" - "Doch, doch..." - "Ich hoffe, Sie sind zufrieden!"

      Vogler blickte auf den Scheck und zog die Augenbrauen in die Höhe. "Natür-lich...", murmelte er, aber es war ihm anzusehen, daß er es lieber anders gehabt hätte. Wenig später befand sich Pohl wieder im Freien. Das Haus gehörte wieder ihm und seiner Frau. Manchmal geschehen eben doch noch Wunder, dachte er. Gestern war der Brief mit der freudigen Nachricht gekommen, daß sie den 1.Preis gewonnen hatten. Dazu ein Scheck. Nur eines war seltsam an der Sache.

      Pohl und seine Frau hatten nie an einem Gewinnspiel teilgenommen...

      *

      Kurt wußte schon im Voraus, daß es Ärger geben würde. Und genau so kam es dann auch. 300 000 DM waren fälschlicherweise auf ein Konto im Ausland überwiesen worden. Inzwischen war das Geld abgehoben und der Kontoinhaber - eine Firma, die nur aus einem Postfach bestand - unbekannt verzogen. Der Direktor tobte. "Ich verstehe das nicht!" schimpfte er. "Wer immer auch dahintersteckt muß Zugang zu unseren Computern gehabt haben!" - "Sie meinen doch nicht etwa, daß jemand von uns mit dieser Sache zu tun hat!" empörte sich Vogler. Aber genau das meinte der Direktor. "Wahrscheinlich werden wir das Geld nicht wieder-sehen...", knirrschte er resigniert. Ja, dachte Kurt. Und wahrscheinlich wird man auch nie herausfinden, was genau dort schiefgelaufen war. Die Direktion würde verschärfte Sicherheitsmaßnahmen anordnen, aber nach einiger Zeit war die Sache sicher im Sande verlaufen. Kurt lächelte. Er hatte die Sache perfekt eingefädelt. Ein Bankraub! Genau das war die Lösung gewesen. Aber nicht auf die altmodische Weise mit Pistole und Strumpfmaske!

      Operation Supermarkt

      Reiner Frank Hornig

      Manchmal verstand ich meinen Onkel Wally einfach nicht.

      „Schön und gut, Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Aber warum suchen wir uns nicht einfach ein paar fette Brieftaschen heraus und verschwinden dann, um noch woanders abzusahnen?“ wollte ich wissen. „Wäre das nicht besser, als den ganzen Tag mal hier zehn Dollar, mal dort zwanzig, und dabei ständig Angst haben zu müssen, ertappt zu werden? Wenn die hier doch die Bullen rufen, Wally, sitzen wir in diesem dämlichen Supermarkt fest wie zwei Mäuse in der Falle.“

      Wally Klepper warf mir einen abschätzigen Blick zu. Dann lehnte er sich lässig an ein Regal zwischen Haarwuchsmittel und Rasiercreme und sagte fürs erste nichts. Vielleicht war es gar nicht so einfach, seinen arbeitslosen Neffen zum Greifer auszubilden.

      „Steuben-Supermarkt bietet auf zwei Etagen auf 4200 Quadratmeter etwa 186 Tausend verschiedene Artikel an“, dozierte er, „zu Tiefstpreisen, wie sie in ganz Kalifornien nirgendwo anders mehr angeboten werden. Die Steuben-Leute locken damit stündlich etwas über tausend Käufer an. Jeder fünfte davon, also täglich Zweitausend, platziert seine Geldbörse so, dass sie für uns leicht sichtbar ist und auch leicht zugänglich. Davon ist jeder Zweite so blöde und merkt nichts, wenn wir uns ein oder zwei Scheinchen davon herausnehmen. Multipliziert mit im Schnitt zwanzig Mäusen macht das für jeden für uns beiden pro Tag…“

      Wahrscheinlich verstand sich Onkel Wally ebenso gut auf Marktanalysen wie Steubens Manager.

      „Und die moralische Seite?“ erkundigte ich mich zaghaft, nachdem auch ich mich vergewissert hatte, dass niemand unsere kleine Fachsimpelei belauschte.

      „Der Supermarkt zieht doch den Leuten das Geld aus der Tasche, nur eben nicht so wörtlich, wie wir es verstehen, Reiner.“

      „Weiß Gott!“ meinte ich und griff unbemerkt in die Tasche eines Strohwitwers. Aber ich konnte Onkels Optimismus nicht so recht teilen. Für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns ertappten.

      Würden wir also ganze Börsen mitgehen lassen“, zog ich meine Schlussfolgerung aus seiner Lektion, „schlügen die Opfer sofort Alarm, und wir könnten draußen im Kalten weiterarbeiten?“

      „Exakt!“ Wally strahlte übers ganze Gesicht. Ich wusste, dass ihm die Verwandtschaft über alles ging.

      „Aber da wir die Dinger wieder zurückstecken, welches nervöse Huhn merkt schon an der Kasse bei all der Aufregung, die einem die heutigen Preise bescheren, dass ihm ein paar Scheine fehlen? Man könnte ja genauso gut zuhause weniger eingesteckt haben, oder?“

      Eine aufgetakelte Biene steuerte ihr Wägelchen auf uns zu. Während Wally sie etwas ablenkte, indem er sie fragte, was nun besser sein, Hühnchen mit oder ohne Knochen in Tomatensauce, ertastete ich rasch ihre Börse im Einkaufskorb und machte sie um zwei Scheinchen leichter. Im Vorübergehen nickte ich ihr dankend zu. Aber natürlich fasste sie mein Lächeln falsch auf und erwiderte es in einer schamlos einladenden Art.

      „Videoüberwachung gibt‘s bei Steuben nicht“, belehrte mich Onkel ein paar Opfer später. „Wer zu den Preisen hier einkauft, klaut doch schon, wenn er an der Kasse bezahlt. Nur vor dem Personal musst du dich in acht nehmen. Die haben für uns wenig Verständnis.“

      Ich nahm zwei Dosen Tuborg aus dem Regal und warf sie in unser Alibi, den Einkaufswagen. Er füllte sich allmählich, doch unsere Manteltaschen platzten ebenfalls bald aus den Nähten vor lauter knisternden Dollarscheinen.

      Gegen Mittag leerte sich der Markt etwas, und wir verschwanden in einer Mustertoilette in der Sanitätsabteilung, wo wir unsere bisherige Ausbeute zählten. Wir kamen zusammen auf über viertausend Dollars! Wahrscheinlich hatte Onkel Wally doch recht mit seiner Kleinvieh-Theorie.

      Während Wally gerade eine alte Dame erleichterte, die mit ihrem für meine Begriffe etwas zu verzogenen Enkel beschäftigt war, betrachtete ich staunend die niederen Preise und fragte mich ernsthaft, wie die Steuben-Leute da noch etwas verdienen konnten.

      In der Elektroabteilung machte ich Wally auf eine gefärbte Blondine aufmerksam. „Die mit dem Hängemantel…“

      Er warf einen kurzen Blick auf die Dame. „Was hat sie genommen?“

      „Einen Damenrasierapparat samt den zugehörigen Batterien. Und jetzt einen automatischen Lockenwickler. Anscheinend hat sie sich eine große Tasche ins Mantelfutter genäht.“

      „Pass gut auf!“ raunte er mir ins Ohr, steuerte auf die Diebin zu und zeigte ihr kurz seinen Leseausweis der Stadtbibliothek.

      „Hausdetektiv“, sagte er knapp. „Und dies ist der Assistent des Managers. Würden Sie bitte mit uns ins Büro kommen, Madame?“

      Sie riss weit die Augen auf. „Können wir das nicht irgendwie regeln?“ gab sie alles kleinlaut zu. „Mein Mann darf nicht… Sie verstehen doch…?“

      Unser Verständnis war ihr je einen Hunderter wert, und während sie ihre Beute wieder ins Regal zurückstellte, betrachtete ich ihre ‚Manteltasche‘ näher. So etwas würde meinem Trenchcoat gewiss auch stehen, dachte ich, als mir Onkels Grundsätze wieder einfielen. Dann eben nicht.

      Den Nachmittag verbrachten wir draußen, wo wir auf dem Kundenparkplatz etwas frische Luft schnappten. Man sollte nicht glauben, wie viel Leute noch zusätzlich Bares in ihrem Handschuhfach aufbewahren…

      Kurz vor Ladenschluss – ich hatte Wally gerade vorgeschlagen, allmählich aufzubrechen – gab es dann plötzlich vorne an den Kassen einen großen Tumult. Leute kreischten, Kinder weinten, und heisere Frauenschreie erstarrten in der stickigen Luft. Vorsichtig spähte ich zwischen Artischockengläsern und Senfgurken zu den Kassenschaltern, wo ich drei maskierte Gestalten ausmachen konnte. Flink eilten sie mit mehreren Plastiktüten von Kasse zu Kasse.

      Um den Ernst ihrer Aktion zu demonstrieren, gaben sie Warnschüsse zur Decke hin ab, wo zwischen bunten Preisschildern die Aufschrift ‚Rabattmarken leider nur auf Bargeld!‘ prangte.

      „Wetten, dass da kein einziger Scheck in den Kassenschubladen liegt, Wally? Die

Скачать книгу