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Wenn du allerdings aus Angst vor all deinen Gefühlen nur acht Tasten bedienst, wirst du nur Kinderlieder spielen können und die Lieder werden berechenbar und eintönig klingen.

       Wenn du aber entdeckst, dass dir 88 Tasten zur Verfügung stehen, du also alle Gefühle fühlen kannst und dich dabei nicht verurteilst, entsteht etwas Neues.

       Anfangs klingt es vielleicht noch ungelenk, weil du ja nur wenige Tasten kennst.

       Aber bald wirst du spüren, dass auch die ganz tiefen Töne ihren Zauber haben und die ganz hohen Töne deiner Melodie einen besonderen Glanz verleihen.

       Selbstmitgefühl ist dein Notenschlüssel, die Lust auf Entwicklung deines Rhythmus’.

       Es wird eine einzigartige und faszinierende Melodie.

       Bist du bereit, sie zu spielen?

      Aurelia Hack

      Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin des Sachbuches „Leg den schwarzen Hund an die Leine“, zertifizierte Ernährungsberaterin & Yoga-Lehrerin

      Wohnt in München

      Bietet ganzheitliche, individuelle therapeutische Unterstützung bei der Prävention und Überwindung von Depressionen und Burn-Out an.

      Aurelia in drei Worten: empathisch, optimistisch, einfühlsam

      ,,Es war ein Tag im April, an dem nichts mehr ging. Nachdem ich aufgewacht war, lag ich im Bett und spürte: Ich kann nicht mehr aufstehen. Mein Körper fühlte sich so schwer an. Als wenn ein 100 Kilo schweres Gewicht auf jedes einzelne Glied meines Körpers drücken würde.“

      Meine beste Freundin ist kein Roboter

      Ich war Ende Zwanzig, als ich mein Mitgefühl für mich selbst vollkommen verloren hatte. Ich arbeitete im Marketing eines großen Personaldienstleisters, hatte eine Beziehung, zahlreiche Freunde – was will man mehr? Von außen betrachtet schien mein Leben wohl tatsächlich für viele Menschen vollkommen und erstrebenswert zu sein. Sogar ich erzählte mir selbst gern die Geschichte, dass doch alles ganz wunderbar sei und glaubte mir diese Story lange Zeit auch.

      Doch wenn ich damals einen echten Blick in mein Inneres geworfen hätte, hätte ich erkannt, wie wenig wunderbar mein Leben tatsächlich war. Aber anstatt nach Innen zu sehen, orientierte ich mich am Außen und richtete mein Leben nach den Ansprüchen und vermeintlichen Erwartungen meines Umfeldes aus. In allen Lebensbereichen wollte ich glänzen, niemanden enttäuschen und von allen gemocht werden.

      Ich wollte die perfekte Partnerin sein, die für jeden Spaß zu haben ist, nie schlechte Laune hat und ihrem Freund alle Wünsche von den Augen abliest.

      Ich wollte die perfekte Angestellte sein, die alle Projekte im Griff hat, der nie Fehler unterlaufen, die auch unter Hochdruck noch glänzend performt.

      Ich wollte die perfekte Freundin sein, die immer lacht, auf keiner Party fehlt und bei der einfach alles glatt läuft.

      Ich wollte die perfekte Tochter sein, die keine Zukunftssorgen hat, mitten im Leben steht und sich immer um ihre Eltern kümmert, wenn es ihnen schlecht geht.

      Diese Erwartungshaltung an mich selbst führte dazu, dass ich immer weniger wirklich lebte, sondern nur noch funktionierte. Ich war wie eine Maschine geworden. Ein Roboter, der auf To-Do-Listen, Aufgaben und Erledigungen programmiert war. Ich gab mir selbst keinen Raum mehr für Freude, Leichtigkeit und Freiheit. Stattdessen herrschten Druck, Härte und nur der Wunsch, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Zunächst fühlte sich dieses Leben auch noch gut an. Schließlich erhielt ich Lob von meinem Vorgesetzten für mein Engagement, ich wurde von meinen Freunden bewundert, wie ich alles so toll meisterte und fühlte mich selbst gut, wenn ich wieder eine Aufgabe auf meiner To-Do-Liste abhaken konnte.

      Doch mit der Zeit verlor ich mich immer mehr in meinem Streben nach Perfektion und Anerkennung und merkte nicht, wie meine Lebensfreude langsam aus mir wich. In meinem Alltag, in dem ich mich von einer selbst auferlegten Pflicht zur nächsten hangelte, achtete ich nicht darauf. Auch nicht, als mein Körper mir immer wiederkehrende kleine Warnsignale schickte: Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit und Vergesslichkeit. Ich ignorierte diese Zeichen einfach, indem ich noch mehr arbeitete, noch strenger zu mir war und Schmerzmittel einnahm.

      Allmählich wuchs zwar das Gefühl in mir, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte und wollte es auch nicht erkennen. Ich hatte Angst davor, was mich erwarten würde, wenn ich einmal wirklich innehalten und mich tatsächlich mit den Signalen meines Körpers beschäftigen würde. Ich hatte mir eine perfekte Version meines Lebens aufgebaut und da müsste es mir doch schließlich gut gehen. Nachdem ich über Monate hinweg die kleineren körperlichen

      Zeichen nicht wahrnehmen wollte, griff meine Seele zu drastischeren Maßnahmen und ließ mich zusammenbrechen.

      Der Tag, an dem nichts mehr ging

      Wie plötzlich dicke Steine aus der schon lange bröckelnden Fassade fallen können, hätte ich nicht erwartet. Es war ein Tag im April, an dem nichts mehr ging. Nachdem ich aufgewacht war, lag ich im Bett und spürte: Ich kann nicht mehr aufstehen. Ich wollte mich zwingen, meine letzten Reserven zu mobilisieren, doch es ging nicht. Es war vorbei.

      Mein Körper fühlte sich so schwer an. Als würde ein 100 Kilo schweres Gewicht auf jedes einzelne Glied meines Körpers drücken. Eine tiefe Erschöpfung breitete sich aus. Jedes noch so kleinste Fünkchen Energie war aus meinem Körper gewichen. Ich blieb in meinem Bett liegen und spürte eine Welle unendlicher Traurigkeit anrollen.

      Es fühlte sich an, als wenn mein Herz brechen würde, so sehr schmerzte es. Ich erschrak selbst über die Wucht meiner Gefühle, aber auch Gedanken wie Jetzt atmest du tief durch und dann wirst du dich langsam wieder beruhigen halfen nichts. Alle meine inneren emotionalen Mauern brachen in sich zusammen und ich lag stundenlang mit Weinkrämpfen im Bett. Ich war zu nichts mehr in der Lage. Ich konnte weder aufstehen und den kurzen Weg zum Fenster gehen, um frische Luft reinzulassen, noch mich anziehen oder etwas essen. Alles, was sich über Tage, Monate und sogar Jahre in mir an Wut, Trauer und Angst angestaut hatte, bahnte sich schonungslos und heftig seinen Weg an die Oberfläche.

      Mein Freund war überrascht, als er mich an jenem Tag im April noch immer im Bett vorfand. Er wollte mir helfen, aufzustehen.

      Sprach mir gut zu und versuchte mich zu beruhigen – doch nichts half. Tief in mir wusste ich, dass ich jetzt erst Raum schaffen musste für alles, was ich so lange Zeit zurückgehalten hatte. Ich musste mich der traurigen Gewissheit stellen, dass ich immer eine makellose Maske getragen hatte – die in diesem Moment komplett zerbrach – anstatt mein wahres Ich zu leben. Zudem hatte ich mit meinem Verhalten unbewusst dazu beigetragen, dass meine Depressionen wieder zurückgekehrt waren. Die Krankheit, die ich bereits seit meiner Jugend kannte und immer wieder geschafft hatte, im Zaum zu halten, zeigte sich wieder in einer Schonungslosigkeit und Intensität, die ich nur selten zuvor erlebt hatte.

      Die Traumversion meines Lebens hatte sich in einen Alptraum verwandelt und alles in mir zeigte mir nun auf einen Schlag, wie sehr ich zur Verwirklichung dieses Traumes mich selbst aufgegeben hatte. Mehrere Tage vergingen, an denen ich außer Weinen und Schlafen nichts anderes tat. Ich merkte das erste Mal seit langem, wie erschöpft und ausgelaugt ich eigentlich war.

      Am vierten Tag, an dem ich nur im Bett gelegen hatte, fasste ich den Entschluss, dass ich etwas verändern musste. Nach Jahren der Selbstverleugnung beschloss ich endlich aufzuhören, mich selbst anzulügen, und anzufangen, in mein Inneres zu blicken. Ich wusste nicht mehr, wer ich wirklich war und was ich wirklich wollte. Das galt es, herauszufinden.

      Rückblickend kann ich nicht mehr ausmachen, wann der Wandel von einem Leben voller Freude zu einem reinen Funktionieren stattgefunden hatte und warum. Vielmehr sah ich, dass dieser Prozess schleichend fortgeschritten war und ich ihn wahrscheinlich aus diesem Grund auch nie bewusst wahrgenommen hatte. Es brach mir das Herz zu sehen, wie ich mit mir selbst umgegangen war. Ich war so auf das äußere Erscheinungsbild meines Lebens bedacht gewesen, die gute Freundin, Mitarbeiterin, Tochter und Partnerin zu sein,

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