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in den Sattel. „Adios, Kelly! Grüß Bancroft von mir!“

      Mit einem rauen Auflachen zog Old Simp seinen Gaul herum, gab ihm die Sporen und preschte in die Dunkelheit hinein. Chad verharrte wie eine Statue. Seine Augen brannten, als sei Rauch in sie geraten. Da stürzte Jefford an ihm vorbei auf den Colt zu, den Simp auf halber Strecke zu den Pferden fallen gelassen hatte. Jeffords Jackenschöße flatterten. Chad erwischte ihn an der Schulter, gerade als der Verbrecher sich bückte und mit den gefesselten Händen nach der bläulich glänzenden Waffe griff. Er riss ihn hoch und knallte ihm die Faust so wuchtig ans Kinn, dass Jefford auf den Rücken stürzte. Keuchend, mit hassverzerrter Miene, starrte der Bandit zu ihm hoch.

      Chad wollte seinen Frontiercolt aufheben. Ein drohender rauer Ruf aus der Dunkelheit ließ ihn erstarren. „Wenn du die Bleispritze anfasst, bist du ein toter. Mann!“

      Vorsichtig richtete sich Chad aus seiner gebückten Haltung auf. Sein Blick forschte im Schatten zwischen den Felsblöcken und Pinien. Eine zweite hämische Stimme meldete sich hinter ihm.

      „Rechne dir keine Chance aus, Hombre. Wir sind zu dritt und bekannt dafür, dass wir selten danebenschießen – auf so ‘ne Entfernung ganz bestimmt nicht. Also, mach keinen Quatsch, Mister. Du würdest nicht mal dazu kommen, ihn zu bereuen.“

      Ein leises Lachen folgte. Dann traten drei grobschlächtige Kerle mit unrasierten wüsten Gesichtern von verschiedenen Richtungen in den Lichtkreis des Lagerfeuers. Drei schwerkalibrige Colts zielten auf Kelly.

      „Na, willst du uns nicht begrüßen, Amigo? Noch nie was von den Rawlins-Brothers gehört?“

      Sie wussten genau, dass ihre Steckbriefe überall bekannt waren.

      Chad zuckte die Achseln. „Ihr seid an den falschen Mann geraten, Jungs. Bei mir gibt‘s nichts zu holen, es sei denn, ihr seid mit meinen letzten fünf Dollar zufrieden.“

      „Wir pfeifen auf deine lausigen fünf Bucks“, grinste Dave Rawlins gefährlich. „Wir wollen dich. Du bist Kelly, nicht wahr? Hat keinen Zweck, wenn du‘s leugnest. Wir haben deine genaue Beschreibung. Teufel, Jungs, das ist glatter gegangen, als ich dachte! Wenn‘s auch nicht leicht war, deine Fährte aufzuspüren, Kelly, du Hundesohn. Aber man sagt nicht umsonst von uns, dass wir imstande sind, sogar die Spur eines Vogels durch die Luft zu verfolgen.“ Rawlins lachte polternd. „Vorausgesetzt, wir werden gut dafür bezahlt! Du weißt sicher, von wem, oder?“

      „Bancroft!“, würgte Chad hervor. Er spürte seinen Magen auf einmal wie einen Bleiklumpen. Ein wildes, fast schmerzhaftes Bedauern war in ihm, weil er vorhin nicht doch den Griff zur Waffe riskiert hatte.

      Dave Rawlins lachte erneut. „Richtig getippt, mein Freund! Bancroft wird dreitausend Dollar hinblättern, wenn wir dich ihm servieren.“

      „Tot oder lebendig!“, warf Ted grinsend hin. „Wozu noch viele Worte, Jungs? Ich war schon immer der Meinung, dass ein Toter weniger Scherereien macht, als einer, den man gefesselt mit sich herumschleppen muss.“

      „Immer mit der Ruhe, Kleiner! Noch haben wir Bancrofts Geld nicht. Ich bin für Sicherheiten im Geschäft, verstehst du? Deshalb werden wir Mr. Kelly als Faustpfand für den Fall behalten, dass Mr. Bancroft und seine sauberen Söhne uns übers Ohr zu hauen versuchen.“

      „Du denkst aber auch an alles, Dave! Von mir aus setzen wir diesen zweibeinigen Grizzly also gut verschnürt auf seinen Gaul und nehmen ihn mit. Aber nur, wenn er vernünftig ist und uns keinen Ärger macht. Hast du das gehört, Kelly?“ Die Tritte des jüngsten Rawlins knirschten von hinten auf Chad zu.

      Emmett, der rechts von ihm stand, richtete seine Waffe plötzlich auf Jefford, der sich schwankend neben dem Feuer erhob. „Oha, wen haben wir denn da? Ich fress einen Besen, wenn das nicht unser alter Kollege Jefford ist.“

      „Jungs, euch hat mir der Himmel geschickt!“, keuchte der ehemalige Bandenboss.

      „Oder die Hölle!“, knurrte Dave. „Jefford, wir haben nicht vergessen, wie du uns damals bei San Vincente die Postkutsche vor der Nase weggeschnappt hast und es dann auch noch so einzurichten verstandest, dass der Sheriff mit seinen Leuten hinter uns her war.“

      Jefford grinste verzerrt. „Du liebe Zeit, Jungs, das ist doch ‘ne halbe Ewigkeit her! Das werdet ihr mir doch nicht nachtragen. Nehmt mir doch endlich diese verdammten Armbänder ab, Amigos! Kerle wie wir müssen zusammenhalten. Alles, was ich will, ist ein Pferd und einen Revolver.“

      „Das ist schon zu viel“, antwortete Dave und richtete seinen Colt ebenfalls auf Jefford. Dieser duckte sich wie ein in die Enge getriebener Wolf. Der Schweiß auf seinem halb von den Flammen angestrahlten Gesicht glitzerte rötlich.

      „Na schön, also kein Pferd und kein Revolver! Irgendwie werde ich mich schon durchschlagen.“ Jefford zwang sich zu einem grimassenhaften Grinsen. Als er sich abwenden wollte, stoppte ihn Dave Rawlins raue Stimme.

      „Niemand hat gesagt, dass du verschwinden sollst.“

      Emmett und Ted lachten leise. Plötzlich stand die nackte Angst in Ringo Jeffords Augen.

      Chad, der von Ted in Schach gehalten wurde, rief: „Nehmt ihn mit zu Bancroft! Ich verspreche euch, dass ihr es nicht bereuen werdet. Bancroft wird auch für Jefford bezahlen, wenn sich herausstellt, wie alles wirklich …“

      „Halt die Klappe!“, knurrte Dave, ohne Jefford aus den Augen zu lassen. „Bancrofts Söhne haben uns ohne Wissen ihres Vaters tausend Dollar extra versprochen, wenn wir Jefford killen, für den Fall, dass er uns über den Weg läuft.“

      „Das ist nicht wahr!“, keuchte Jefford gehetzt. „Jess war …“

      „O doch“, grinste Dave. „Scheint so, als fürchteten sie, du könntest ihrem Oldman was erzählen, was er nicht wissen soll. Und für tausend Bucks mach ich gern zusätzlich meinen Finger krumm.“

      Das erneute Lachen der Brüder war entnervend. Jefford warf sich herum und versuchte aus dem Lichtkreis zu entkommen. Dave lachte immer noch, als die Mündungsblitze aus seinem Colt zuckten. Er schoss dreimal so schnell hintereinander, dass die Detonationen zu einem lang rollenden Dröhnen verschmolzen. Jefford wurde wie von unsichtbaren Faustschlägen hin und her gestoßen. Er schrie markdurchdringend, stürzte und war plötzlich still.

      Chad vergaß die auf ihn gerichtete Waffe. Jefford! Das war außer ihm und den Bancroft-Söhnen der letzte Mensch, der die Wahrheit kannte und seine Unschuld beweisen konnte. Alle anderen waren bereits tot: Hooker, die Ortiz-Brüder, Smiley, Redbull, Caddo. Die blutige Beute war ihnen selber zum Fluch geworden.

      Und Jefford? Chad rannte zu ihm, ohne sich um Teds drohenden Ruf zu kümmern. Jefford lebte noch, als Chad bei ihm niederkniete. Er atmete flach und rissig. Seine Lippen bewegten sich. Aber kein Wort kam mehr aus seiner Kehle. Sein Kopf fiel zur Seite, sein Blick brach.

      Chad hörte Tritte hinter sich, Sporengeklirr. Zusammengesunken blieb er an Jeffords Seite. Aus!, dröhnte es in seinem Kopf. Alles war aus und vorbei! Er würde Conchita nie wiedersehen. Sein eigener Sattelpartner aus lange vergangenen Tagen würde ihn wie einen lumpigen Verbrecher hängen lassen.

      „Er hat nur bekommen, was er längst verdiente“, sagte Teds hämische Stimme hinter ihm. „Steh auf, Kelly!“

      Chad gehorchte, aber anders, als der jüngste Rawlins es erwartet hatte. Wie ein Tiger federte er hoch, drehte sich und schmetterte dem bulligen Kerl die Faust ins Gesicht. Der wuchtige verzweifelte Hieb trieb Ted mehrere Yards zurück. Chad setzte nach, versuchte ihm den Colt zu entreißen. Da waren Dave und Emmett heran. Chad hörte noch ihr Keuchen, ihre heiseren Flüche, dann traf ihn ein Schlag, der alles auslöschte.

      16

      Eine graue, niedrig hängende Wolkendecke verhüllte den Himmel von New Mexico, als die Reiter zwei Tage später ihre staubbedeckten Gäule auf dem Hof der Bancroft-Ranch zügelten. Zusammengesunken, mit fahlem, gealtertem Gesicht, hockte Chad Kelly zwischen den Rawlins-Brüdern im Sattel. Seine vorne zusammengeschnürten,

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