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fühlte er einen höllischen Schmerz in der linken Schulter. Die Wucht des ersten Treffers riss ihn herum. Die zweite Kugel fuhr ihm seitlich in den Brustkorb.

      Das letzte, was er fühlte, war Schwindel.

      Alles begann sich drehen.

      Und dann kam die Schwäche.

      Seine Beine knickten ihm unter dem Körper weg, und er sackte zu Boden. Er hörte noch wie Leute zusammenliefen und aufgeregt durcheinander redeten.

      Irgendjemand schrie hysterisch.

      Und dann hörte Kostler die quietschenden Reifen des Sportwagens mit den verdunkelten Scheiben, der offensichtlich davonraste.

      Dann wurde es auf einmal stumm in seiner Umgebung und dunkel vor seinen Augen.

      Sehr, sehr dunkel...

      2

      Die Tür flog auf und Bount Reiniger kam schwungvoll herein. Er hatte den Mantel bereits ausgezogen, knöpfte sich nun den obersten Hemdknopf auf und lockerte dann seine Krawatte etwas.

      "Guten Morgen, June!", grüßte er gutgelaunt June March, seine Assistentin.

      "Tag, Bount!"

      "Ich weiß, ich bin etwas spät dran. Aber dieser verdammte Verkehr!"

      June erhob sich von ihrem Platz und trat zu Reiniger heran, der unterdessen seinen Mantel irgendwo abgelegt hatte.

      "Du hast Glück, Bount!"

      "In wie fern?"

      "Die Klientin, die seit fast einer Stunde in deinem Büro wartet und der ich bereits die dritte Tasse Kaffee aufgebrüht habe, sieht dermaßen verzweifelt aus, dass sie wahrscheinlich auch noch ein paar weitere Stunden auf sich genommen hätte!" Bount zuckte mit den Schultern.

      "Leute, die ein sorgloses Leben führen und keinerlei Probleme haben sind ja auch nicht gerade die typische Kundschaft eines Privatdetektivs, oder?"

      Als Bount Reiniger einen Moment später sein Büro betrat, wusste er, was June gemeint hatte.

      Da saß eine junge Frau vor ihm im Sessel, die wirklich alles andere, als ein glückliches Gesicht machte. Sie hatte ausdrucksstarke, grün-graue Augen, ein feingeschnittenes Gesicht und das lange blonde Haar fiel ihr auf die Schultern herab.

      Sie gefiel Bount.

      Aber es war ihrem Gesicht anzusehen, dass sie große Sorgen haben musste.

      Bount grüßte höflich.

      "Tag, Miss..."

      "Geraldine Kostler", sagte sie.

      Bount gab ihr die Hand und versuchte zu lächeln.

      "Angenehm."

      "Sie sind Bount Reiniger, der Privatdetektiv?"

      "Richtig."

      "Eigentlich eine dumme Frage. Ich habe Ihr Bild nämlich vor ein paar Tagen in der Zeitung gesehen... Sie sollen der Beste sein, Mr. Reiniger."

      "Man tut was man kann", erwiderte Bount bescheiden und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. "Aber nennen Sie mich Bount! Und dann sagen Sie mir bitte, was Sie auf dem Herzen haben, Miss."

      "Vielleicht haben Sie schon einmal den Namen meines Vaters gehört - Larry Kostler."

      Bount überlegte kurz, aber dann schüttelte er den Kopf.

      "Nein, tut mir leid. Jedenfalls fällt es mir im Moment nicht ein."

      "Larry Kostler von der Larry Kostler Holding."

      "Ich lese zwar nicht regelmäßig den Wirtschaftsteil in der Zeitung, aber den Namen der Firma habe ich schon gehört. Was ist mit Ihrem Vater?"

      "Auf ihn wurde gestern ein Mordanschlag verübt. Es steht heute in den Zeitungen."

      Bount sah das zusammengefaltete Exemplar der New York Times auf seinem Tisch liegen.

      "Ich bin heute noch nicht dazu gekommen, in die Times zu sehen!", gab er zu.

      "Ein Wagen kam vorbei. Mit verdunkelten Scheiben. Und dann wurde geschossen. Der Chauffeur ist dabei ums Leben gekommen, aber es sieht wohl ganz so aus, als hätte man es eigentlich auf Dad abgesehen gehabt... Mein Vater liegt jetzt noch immer auf der Intensivstation. Er ist noch nicht über den Berg."

      "Hat die Polizei schon...?"

      "Die können nicht viel machen."

      "Aber..."

      "Es ist nicht der erste Versuch, Dad umzubringen, Mister Reiniger - ich meine: Bount!"

      "Ach, nein?"

      "Nein. Einmal hat jemand seinen Wagen in die Luft gesprengt. Das ist drei Wochen her. Er hatte Glück, denn er ist noch mal ausgestiegen, weil er etwas vergessen hatte. Da ist der Wagen in die Luft gegangen."

      "Das sieht nach der Arbeit von Profis aus", meinte Reiniger. Geraldine Kostler nickte.

      "Ja, das haben die Leute von der Polizei auch gesagt."

      "Haben Sie eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?"

      "Ja. Die Sache ist ziemlich eindeutig." Bount runzelte die Stirn.

      So etwas hatte man selten.

      "Und wer?"

      "Tony Maldini. Ich denke, dass er hinter den Killern steckt." Bount pfiff durch die Zähne.

      "Maldini?" Er atmete tief durch. "Wenn das der Maldini ist, den ich im Auge habe, dann hat Ihr Dad aber keinen besonders guten Umgang, Miss!"

      "Ich weiß, Bount."

      "Haben Sie Polizeischutz für Ihren Vater gefordert?"

      "Nein."

      "Warum nicht?"

      "Er hat seine eigenen Bewacher und Sicherheitsleute!"

      "Die kann Maldini mit seiner Portokasse kaufen!"

      "Das könnte er auch bei einem Polizisten, oder etwa nicht?" Da musste Bount ihr Recht geben.

      "Stimmt. Aber er ist in Gefahr. Und Sie auch."

      "Ich bin nicht ängstlich!"

      "Das sollten Sie in diesem Fall aber. Maldini war schon eine große Nummer in der Unterwelt, als ich noch bei der New Yorker Polizei war. Man konnte ihm allerdings nie etwas nachweisen, obwohl jedem klar war, dass seine Geschäfte faul waren. Waffen, Drogen, Prostitution, Schutzgelderpressung - der hat seine Finger überall, wo es viel zu verdienen gibt." Bount beugte sich etwas vor. "Was hatte Ihr Vater mit Tony Maldini zu tun? Wie kommt es, dass Maldini ihn tot sehen will. Vorausgesetzt es stimmt, was Sie mir da erzählt haben."

      Geraldine schwieg.

      Bount lehnte sich zurück und legte etwas die Stirn in Falten. Etwas war faul an der Sache. Etwas stimmte hier nicht, vielleicht betraf das nicht die junge Frau, die vor ihm saß, aber bestimmt ihren Vater.

      "Dazu möchte ich nichts sagen", meinte sie. "Und ich denke, Sie müssen das auch nicht wissen! Ich möchte einfach nur, dass Sie dafür sorgen, dass mein Vater am leben bleibt. Mehr nicht!"

      "Warum können das nicht die Sicherheitsleute Ihrer Firma?"

      "Sie können das schon, aber ich traue ihnen nicht."

      "Aber mir trauen Sie?"

      Sie zuckte mit den Schultern.

      "Vielleicht. Irgendetwas muss man ja unternehmen!" Bount sah sie einen Moment lang nachdenklich an. Dann sagte er: "Sie sollten mir sagen, was zwischen Ihrem Vater und Maldini war und wodurch er ihm auf die Füße getreten hat!"

      Einen Moment lang schien sie unschlüssig zu sein. Dann schüttelte sie mit Entschiedenheit den Kopf.

      "Nein",

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