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dass Sie eine kaltblütige Mörderin sind."

      Sie wich etwas zurück, als Bount einen weiteren Fuß voran setzte. Dann senkte er die Arme und griff sehr langsam und behutsam in die Innentasche seines Jacketts. Er hätte auch in die Manteltasche greifen können, wo sich der Revolver befand, den er draußen den Kerlen mit den Totenkopfjacken abgenommen hatte.

      Aber das tat er nicht.

      Er war sich sicher, die Sache auch so zu einem guten Ende bringen zu können. Außerdem war es zu vermuten, dass aus ihrer Waffe sofort ein Schuss kam, wenn sie den Revolver in Reinigers Hand sah.

      Bount hatte seine Lizenz zwischen den Fingern und zog sie langsam heraus. Dann warf er ihr das Papier vor die Füße.

      "Sie können sich überzeugen."

      Sie zitterte erbärmlich und schluchzte plötzlich. Bount Reiniger sah ihr an, dass sie kurz vor einem regelrechten Nervenzusammenbruch stand.

      Und dann war mit einem energischen Satz vorgeschnellt, hatte ihren Arm mit eisernem Griff gepackt und ihr die 38er entrissen.

      18

      Es dauerte eine Weile, bis Bount Reiniger mit der Frau reden konnte. Sie war völlig aufgelöst, schluchzte dauernd und war kaum, ansprechbar.

      Bount setzte sich neben sie auf das Sofa und versuchte sie zu trösten, aber das stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Als sie sich wieder etwas gefangen hatte, erzählte ihr Bount in knappen Worten, was sich zugetragen hatte.

      Er gab ihr sein Taschentuch und sie wischte sich das Gesicht ab, das dann zu einer steinernen Maske wurde.

      "Sie haben Roy geliebt?", fragte Bount. Sie nickte verhalten.

      "Ja."

      "Es tut mir leid für Sie."

      "Danke. Aber das macht ihn nicht wieder lebendig!"

      "Ich weiß. Das einzige, was wir jetzt noch für ihn tun können, ist dafür zu sorgen, dass sein Mörder nicht straffrei davonkommt!" Beziehungsweise der, der den Killer geschickt hat! setzte Bount in Gedanken hinzu und dachte dabei an Tony Maldini. Ihr Blick blieb starr, als sie erwiderte: "Ja, vielleicht haben Sie recht, Mister Reiniger!"

      "Ich kannte Roy Brady schon ein paar Jahre", meinte Bount dann. "Aber er hat Sie nie erwähnt."

      "Wir waren auch noch nicht lange zusammen" Sie zuckte mit den Schultern. "Ein paar Monate nur. Er hat mich in einer Bar aufgelesen, in der ich als Stripperin gearbeitet habe. Wir wollten ein neues Leben anfangen. Aber der Traum hat nicht lange gedauert!"

      "Wie heißen Sie?"

      "Laura Springfield."

      "Der Mann, der Brady erschossen hat, hatte eine auffallende Narbe auf der rechten Gesichtshälfte. Kennen Sie jemanden, der so aussieht?"

      Sie sah ihn mit ihren großen Augen an, in denen schon wieder Tränen glitzerten.

      Dann schüttelte sie den Kopf.

      "Nein. Aber in letzter Zeit schien er große Angst zu haben und war immer sehr vorsichtig."

      Bount runzelte die Stirn.

      "Wovor hatte er Angst?"

      "Ich weiß es nicht, worum es ging. Es fing jedenfalls an, als er einen seltsamen Anruf bekam. Er war kreidebleich, al er den Hörer auflegte. Ich habe ihn gefragt, wer ihm denn einen solchen Schrecken eingejagt hätte."

      "Und?"

      "Ein Verrückter, so sagte er nur. Und nun ist Roy tot..." Sie barg ihr Gesicht mit den Händen.

      Bount erhob sich vom Sofa.

      Nicht mehr allzulange und Rogers' Meute würde hier auftauchen und das Unterste zu oberst kehren.

      Bount blickte sich in dem karg eingerichteten Wohnraum um. Zu großem Wohlstand hatten Roy Brady seine Hehlergeschäfte nicht verholfen. Aber das konnte nur jemanden wundern, der diesen Mann nicht kannte.

      Er hatte nämlich eine verhängnisvolle Leidenschaft gehabt. Er spielte für sein Leben gern - und verlor meistens. Bount Reiniger konnte sich nicht erinnern, ihn jemals anders angetroffen zu haben, als in finanziellen Nöten. Bounts Blick blieb bei einem Photo an der Wand hängen. Es zeigte ein paar junge Kerle in Uniform. Soldaten...

      "War Roy bei der Army?", fragte Bount verwundert. Laura nickte.

      "Ja, in Vietnam."

      19

      Brian Kostler stand nachdenklich am Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Er hatte etwas geschlafen, jetzt war etwas frischer. In der rechten hielt er eine Flasche Weinbrand. Als Geraldine den Raum betrat wandte er sich nicht um.

      "Wie kommt es eigentlich, dass du hier so schnell aufgetaucht bist", meinte sie dann. "Ist doch merkwürdig, Bruderherz, findest du nicht auch?"

      Brian zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck aus der Flasche.

      "Es stimmt, dass wir uns nicht richtig verstanden haben, Dad und ich..."

      "Das ist noch sehr harmlos ausgedrückt!"

      "Über den Anschlag wurde doch in allen Zeitungen berichtet. Da habe ich gleich den nächsten Flieger genommen!"

      "Und das Geld dafür hattest du einfach so übrig, Brian?" Jetzt endlich wandte er sich zu ihr herum. Er verzog den Mund zu einer zynischen Maske.

      "Warum nicht?", meinte er.

      "Es wäre wohl das erste Mal in deinem Leben gewesen, dass du keine Geldschwierigkeiten gehabt hättest, nicht wahr, Brian?"

      "Irgendwann ist immer das erste Mal, Schwester. Das solltest du inzwischen wissen."

      Dann veränderte sich sein Gesicht.

      Er versuchte mit der Linken eine versöhnliche Geste und stellte schließlich die Flasche ab. Er kam ein paar Schritte näher, aber Geraldine wich zurück.

      Er ist mein Bruder!, dachte sie. Aber im Grunde weiß ich kaum etwas über ihn!

      Seit Jahren hatte es keinerlei Kontakte zwischen ihr und Dad auf der einen und ihm auf der anderen Seite gegeben. Zunächst war noch regelmäßig mit der Forderung nach mehr Geld bei Larry Kostler vorstellig geworden. Aber der hatte schließlich die Geduld verloren und bei irgendeiner nichtigen Gelegenheit war es dann zum endgültigen Bruch gekommen.

      Kostler hatte weiterhin regelmäßig Beträge an Brian überwiesen, aber sie hatten seit damals kein Wort mehr miteinander gesprochen.

      All die langen Jahre hindurch.

      Und nun, da Larry Kostler tot war, da tauchte er wieder aus der Versenkung auf.

      "Wir haben verschiedene Ansichten, Geraldine, aber das sollte uns doch nicht daran hindern, miteinander auszukommen!"

      "Nein, Brian. Das geht viel tiefer."

      "Und wenn schon! Schließen wir Waffenstillstand!" Geraldine überlegte kurz.

      "Okay...", murmelte sie dann.

      "Sieh mal, ich werde nicht lange hier bleiben. Die Beerdigung ist morgen, nicht wahr?"

      "Ja."

      "Okay..."

      "Ich hoffe, du hast etwas Anständiges anzuziehen."

      "Keine Sorge, ich habe dran gedacht."

      "Wenigstens etwas!"

      "Und das Testament?"

      "Was soll damit sein?"

      "Na, wann die Testamentseröffnung ist? Dad war ja schließlich keine arme Kirchenmaus."

      Geraldines Blick wurde sehr ernst. Sie musterte ihren Bruder kühl.

      "Du bist

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