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mit in unser Camp. Da er keine Leine hatte, lieh ich ihm meine und die beiden versuchten sich im »Gassigehen«. Mogli war davon ganz und gar nicht begeistert und auch sonst mussten wir den Versuch bald als Fehlschlag verbuchen, denn Bagira wirkte nervös und es schien uns zu gefährlich, ihn einfach frei laufen zu lassen. Laurin brachte ihn also noch am selben Abend zurück nach Hause.

      Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten sich dunkle Regenwolken über uns zusammengebraut. In Windeseile packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Das Wetter klarte zum Glück auf, und obwohl ich die schnellen Küstenstraßen und die beeindruckende Aussicht genoss, entschied ich mich nach ein paar Stunden, wieder auf kleinere Straßen auszuweichen. Ich wollte schließlich nicht so schnell wie möglich ankommen. Davon abgesehen hatte ich sowieso kein richtiges Ziel – und ich musste mich bald schon wieder nach einem geeigneten Schlafplatz umsehen. Entlang der Hauptstraße würde es darum eher schlecht stehen.

      Je weiter wir Richtung Süden fuhren, desto trockener und karger wurde die Landschaft. Es war heiß und es stellte sich weitaus schwieriger heraus als angenommen, einen Platz zum Zelten zu finden. Noch dazu zog jetzt auch ein Sturm auf und heftige Windböen versuchten, uns von der Straße abzudrängen. Wollte ich mein Kätzchen noch ins Trockene bringen, musste ich schnell etwas finden. Zeit, Proviant zu kaufen, war nicht mehr.

      Ich entdeckte eine kleine Schotterstraße, die äußerst vielversprechend aussah. Wäre ich nicht allein unterwegs gewesen, hätte ich kein zweites Mal darüber nachgedacht und es einfach probiert. Doch so war ich unsicher: Wegen des Sturms und der einbrechenden Dunkelheit kam hier heute sicher niemand mehr vorbei, der uns im Zweifelsfall helfen könnte. Und wer wusste schon, wie die Straße nach ein paar Hundert Metern aussah? Falls ich im Schotter wegrutschen und fallen würde, hätte ich das Motorrad alleine nur sehr schwer oder überhaupt nicht aufheben können. Und was, wenn ich mich bei einem Sturz verletzte? Mir blieb jedoch gar keine andere Wahl: Die Sturmböen wurden immer stärker und die ersten dicken Regentropfen landeten bereits auf meinem Visier. Also bog ich trotz aller Zweifel ein.

      Schon nach einer ganz kurzen Strecke mussten wir die erste Pause einlegen. Das Geholper hatte mein Gepäck lose gerüttelt und auch Mogli kam aus ihrem Tankrucksack gekrochen und gab mir zu verstehen, dass sie recht wenig von meiner Streckenwahl hielt. Zum Glück ging dann aber alles gut und das Zelt war aufgebaut, bevor der Sturm richtig über uns herzog.

      Mogli konnte sich im hohen Gras und im Gebüsch verstecken und hüpfte fröhlich umher. Aber als es zu regnen anfing, kam sie sofort zu mir ins Zelt. Ich genoss es, im Trocknen zu sitzen, während draußen der Sturm tobte, und machte mich über meinen Proviant her: eine Dose Thunfisch und Erdnüsse.

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      Immer wieder aufregend schön: plötzlicher freier Blick auf die Adria.

      DAS ERSTE MAL COUCHSURFING

      Wir waren erst fünf Tage unterwegs, doch weil ich nicht viel zum Wechseln dabeihatte, war es definitiv bald an der Zeit, meine Wäsche zu waschen. Ich entschied mich daher, es das erste Mal mit »Couchsurfing« zu versuchen, eine ebenso simple wie geniale Idee:

      Man lässt Fremde, meist Reisende, für eine Nacht oder länger bei sich schlafen und kann dafür, wenn man selbst reist, bei ihnen zu Hause dieselben Vorzüge genießen. Auf diese Art und Weise lässt sich sogar in Europa recht günstig reisen.

      Mein Profil auf einer einschlägigen Couchsurfing-Webseite hatte ich bereits vor der Abfahrt erstellt und mit Fotos versehen. Jetzt fand ich dort mit Tonči einen potenziellen Gastgeber und hinterließ ihm eine Nachricht, bevor wir uns auf den Weg machten. Ich drückte die Daumen, dass es klappen würde, denn eine Nacht in einem richtigen Hotel konnte ich mir nicht leisten. Und ich wusste nicht einmal, ob es mit Mogli überhaupt möglich wäre. In einem Hostel wären die Chancen vermutlich noch schlechter gestanden. Dort hätte schon eine Person mit Katzenhaarallergie gereicht, um uns einen Strich durch die Rechnung zu machen.

      Bis nach Split, wo Tonči wohnte, waren es mehr als 300 Kilometer. Falls er zusagen würde, mussten wir also eine ganz schöne Strecke schaffen. Ich fuhr auf direktem Wege auf die gut ausgebaute Europastraße E65 und vergaß für eine Weile alles um mich herum. Die Straße schlängelte sich direkt an der Küste entlang und die schier unendlichen Links-rechts-Kombinationen auf sauberem Asphalt ließen mein Motorradfahrerherz höher und höher schlagen.

      Als die E65 zur Autobahn wurde, verließen wir die Route und fuhren auf kleineren Straßen weiter. Wir entfernten uns etwas von der Küste und die Landschaft änderte sich schlagartig. Die teilweise schnurgeraden Straßen erinnerten jetzt weniger ans Mittelmeer als an Australien. Aber immerhin, wir kamen gut voran.

      Wir hielten an, um Wasser zu kaufen, doch man schickte uns gleich am Eingang wieder aus dem Laden. Die Verkäuferin gab mir grimmig zu verstehen, dass ich Mogli doch wie einen Hund vor der Tür anbinden könnte. Ich sparte mir die Mühe, ihr zu erklären, warum das nicht möglich wäre, und bat eine Frau, die gerade den Laden betreten wollte, mir Wasser und ein Sandwich mitzubringen. Zur »Belohnung« durfte sie danach draußen mit Mogli spielen – und ich hatte eine kurze Auszeit, um zu essen. Wieder einmal dachte ich, dass es mit einer Katze als Reisebegleitung ähnlich sein musste wie mit einem Kind: Beide darf man nie aus den Augen verlieren und manchmal werden schon alltägliche Dinge zu einem Problem.

      In der Zwischenzeit hatte Tonči geantwortet. Er wollte wissen, ob sein Hund ein Problem wäre: Er wäre recht groß, aber auch sehr lieb und würde Katzen nicht angreifen. Ich wusste, dass Mogli schon immer fürchterliche Angst vor Hunden hatte. Aber ich wusste auch, dass nicht alle Hunde Katzen attackieren. Je eher sie das lernen würde, umso besser. Und so schrieb ich Tonči, dass wir auf dem Weg zu ihm wären.

      Die Straßen wurden kleiner und kleiner. Bald fuhren wir wieder auf einspurigen Schotterstraßen. Hinter der letzten Bergkuppe konnte ich dann endlich Split und die Adria sehen. Der Anblick war fantastisch und ich stellte mir vor, wie es gewesen sein musste, als Entdecker und Eroberer im Mittelalter eine so große Stadt aufzuspüren. Ein aufregender Gedanke!

      Auf einer kleinen Holperstraße schlängelten wir uns den Berg nach Split hinunter. Tonči war noch nicht zu Hause, sodass ich mich entschied, schon einmal die Einkäufe zu erledigen, denn ich hatte mir vorgenommen, für meinen Gastgeber zu kochen. Weil es aber sicher auch hier nicht erlaubt war, Mogli einfach mit in den Supermarkt zu nehmen, musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich legte meinen Rückenpanzer in einen Einkaufswagen, platzierte meinen Helm daneben und meine Jacke obenauf. So entstand eine kleine Höhle, in der ich Mogli verstecken konnte. Es klappte erstaunlich gut, nur an der Kasse schaute sie neugierig heraus. Doch die Kassiererin bemerkte sie nicht. Glück gehabt!

      Tonči entpuppte sich als supernetter Kerl und seine Hündin Kira ließ Mogli, die sich einen erhöhten Aussichtspunkt gesucht hatte und sie mit riesengroßen Augen anstarrte, erst mal in Ruhe. Im Laufe des Abends wurde sie aber doch neugierig und rückte meiner Prinzessin Zentimeter für Zentimeter dichter auf die Pelle – bis sie in die Reichweite ihrer scharfen Krallen kam und jaulend aufsprang. Die Fronten waren geklärt.

      Als Tonči uns gerade erzählte, dass er jede Menge Anfragen von Couchsurfern bekam, sich aber für Mogli und mich entschieden hatte, weil er unsere Reise so spannend fand, begann er auf einmal zu niesen. Seine Augen liefen rot an. Er war so fasziniert von Mogli gewesen, dass er glatt seine Katzenhaarallergie vergessen hatte. Er versicherte mir, dass alles kein Problem wäre, warf sich ein paar Antiallergika ein und wir mussten beide lachen.

      Tonči führte Mariam, eine französische Couchsurferin, die ebenfalls gerade bei ihm übernachtete, und mich durch die Stadt. Wir besichtigten den 1700 Jahre alten Palast des römischen Kaisers Diokletian, aßen an seinem liebsten Dönerstand und stiegen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir einen herrlichen Blick über Split hatten. Wir fühlten uns überhaupt nicht wie Touristen und ich freute mich darüber, dass meine erste Erfahrung mit Couchsurfing gleich eine so gute war. Am Ende hatte ich nicht nur kostenlos in dieser herrlichen Stadt übernachtet, sondern auch noch neue Freunde gewonnen.

      DIE ERSTE PANNE

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