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uns wieder auf die Socken. Ein anstrengender Tag lag vor uns, denn ich wollte den Peloponnes komplett durchqueren und bis nach Thermisia fahren. Dort hatte Mike in seinem Reiseführer einen gut bewerteten Campingplatz entdeckt, und nachdem die ersten zwei Wochen und 3700 Kilometer auf der Straße bereits ihre Spuren hinterlassen hatten, wollte ich nicht in der Wildnis campen. Vor allem freute ich mich auf eine Dusche.

      Gleich am Anfang des Tages verloren wir anderthalb Stunden, weil die Strecke, die ich gewählt hatte, plötzlich im Nirgendwo endete und wir nicht auf die andere Seite des Flusses kamen. Wir mussten die komplette Holperstraße wieder zurück und von vorne anfangen. Diesmal hatten wir mehr Glück: Die Wege und Straßen, so klein sie auch waren, brachten uns immer weiter in die richtige Richtung. Es war eine schöne Ausfahrt, weil es immer entweder etwas zu sehen gab oder die Straßen so gut ausgebaut waren, dass ich gar keine Zeit hatte, auf die Umgebung zu achten. Nur die Hitze war ein Problem. Ich vermutete, dass wir die 40-Grad-Marke geknackt hatten, denn selbst während der schnellen Passagen wurde es nun unangenehm warm. Das Beste wäre es gewesen, über Mittag Pause zu machen. Doch das war genau die Zeit, in der wir in der Regel die meisten Kilometer machten. Und alle meine Versuche, morgens früher aufzubrechen, scheiterten kläglich.

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      Manchmal, wenn auch selten, war Mogli eine wahrhaft großzügige Prinzessin.

      Als ich an einem Restaurant anhielt, um kurz zu verschnaufen und Mogli Wasser und Futter zu geben, kamen auf einmal zwei sehr junge Katzen vorbei. Eine der beiden machte sich sofort über Moglis Futter her. Dass die sie vom Stuhl aus anknurrte, schien sie wenig zu interessieren. Dreist gewinnt eben doch! Ich ließ den Kleinen etwas Futter da und wir machten uns wieder auf den Weg.

      Als wir nach über sieben heißen Stunden endlich den Campingplatz erreichten, war es bereits Abend. Ich parkte vor dem Büro und begann mit meiner Routine: Helm abnehmen, Jacke aufmachen, Handschuhe ausziehen, Handy und Ladegerät abstecken, aufgenommene Strecke speichern, Bluetooth, GPS und Kommunikationsgerät ausschalten … Zu guter Letzt schnappte ich mir Mogli. Obwohl das Ganze gerade mal zwei Minuten dauerte, drängte der Manager oder Eigentümer, ich solle mich beeilen. Schließlich hätte er nicht den ganzen Tag Zeit. Wäre es nicht schon dunkel gewesen oder hätte ich einen anderen Schlafplatz gekannt, wäre ich auf der Stelle umgekehrt. So aber machte ich gute Miene zum bösen Spiel und nahm ich mir vor, einfach höflich zu bleiben. Wir mussten ja später keine Zeit mit dem Mann verbringen.

      Als ich mit Mogli auf der Schulter zu ihm ins Büro kam, schickte er mich sofort wieder raus. Katzen wären dort nicht erlaubt, ich sollte sie bitte vor der Tür anbinden. Ich atmete tief durch und regelte alles von der Türschwelle aus – an der bezeichnenderweise ein Schild mit der Aufschrift »Trete mit einem Lächeln ein« hing. Er deutete mir, ihm zu folgen, und zeigte mir, wo ich unser Zelt aufschlagen könnte. Ich fand es verwunderlich, dass ich mir den Platz auf einer komplett leeren Anlage nicht selbst aussuchen durfte. Aber er war in Ordnung und ich wollte den schlecht gelaunten Mann nicht unnötig reizen.

      Ich baute unser Zelt auf und bereitete alles so vor, dass ich später nur noch ins Bett fallen und das Zelt schließen müsste. Endlich angekommen! Mogli war ebenfalls sichtlich froh darüber und fing sogleich mit ihrer Erkundungstour an.

      Ich erkundigte mich derweil bei dem Mann im Büro, ob das Leitungswasser trinkbar wäre. Plötzlich schien er kein Englisch mehr zu verstehen und es dauerte eine Weile, bis ich ihm mein Anliegen erklärt hatte. Er deutete daraufhin auf einen Kühlschrank voller Wasserflaschen, die er für einen hohen Preis verkaufte. Ich nahm an, dass er nur ein Geschäft machen wollte, und lehnte dankend ab. Ich hatte noch etwas Wasser und für den Kaffee am Morgen würde es das Leitungswasser sicher tun. Jetzt musste ich nur noch die Powerbank und meine anderen Sachen aufladen. Doch die Steckdose funktionierte nicht und so musste ich noch einmal zurück zu dem mürrischen Mann. Er sprach nun wieder Englisch und erklärte mir, dass Strom am Zelt genauso aufpreispflichtig wäre wie WiFi. Wenn ich nicht zahlen wollte, könnte ich meine Sachen höchstens an der unbeaufsichtigten Gemeinschaftssteckdose laden. Just in diesem Moment kam Mogli vorbei. Ich freute mich wie immer, sie zu sehen, beugte mich zu ihr hinunter und begrüßte sie. »What’s that?«, hörte ich den Mann erregt keifen.

      Ich verstand seine Frage nicht, er hatte Mogli doch schon beim Einchecken gesehen. Aber er zeigte mit dem Finger auf die Prinzessin, als hätte er sie erst jetzt bemerkt. Mehr fragend als antwortend sagte ich auf Englisch »A cat? My cat, Mogli«, worauf er »free« entgegnete. Ich verstand immer noch nicht, was er von mir wollte, und antwortete verdutzt: »Yes, free. Cat.« »Not free!«, widersprach er mir und ergänzte: »Kitchen. Not possible.« Er deutete mir, dass Mogli an die Leine müsste. Das konnte nicht sein Ernst sein – und noch viel weniger kam das für mich infrage. Ich holte tief Luft und bat ihn höflich, aber bestimmt darum, mir meinen Pass zurückzugeben.

      Die Blicke des Mannes waren wutentbrannt. Ich habe nie verstanden warum er so sauer war, schließlich hatte ich mich ihm gegenüber die ganze Zeit über höflich verhalten – und dass, obwohl er ganz offensichtlich keinen Gast in mir gesehen hatte, sondern nur einen wandelnden Geldbeutel. Hasste er vielleicht Katzen?

      Oder konnte er generell keine Touristen leiden? Mehr als sein Verhalten ärgerte mich noch, dass er es geschafft hatte, so starke negative Emotionen in mir auszulösen.

      Wütend und im Dunkeln fuhren wir ab, immer noch mit leerem Magen. Mogli verstand die Welt nicht mehr und war gar nicht glücklich darüber, dass sie nach so einem langen Tag noch einmal aufs Motorrad musste. Zum Glück fand ich nicht weit entfernt ein eingezäuntes Areal, das irgendwann einmal ein Basketballfeld gewesen sein musste und uns zumindest ein wenig Schutz bot. Schön war etwas anderes, aber wer nichts hat, kann auch keine Ansprüche stellen. Für eine Nacht sollte es gehen.

      Gerade als ich dabei war abzuladen, sah ich, wie in dem nahe gelegenen Haus ein Licht anging. Auch das noch, dachte ich. Wenn ich Pech hatte, müsste ich ein zweites Mal zusammenpacken. Klüger schien es mir, vorher kurz nachzufragen, ob wir bleiben konnten.

      Zu meinem Erstaunen hatte Marianne, der das Haus gehörte, nicht nur überhaupt kein Problem damit, dass wir dort zelten wollten. Sie bat uns sogar an, am Strand hinter ihrem Haus zu campen – sofern ich mich trauen würde, die wackelige Brücke zu passieren. Selbstverständlich traute ich mich! Da, wo wir hinwollten, würde es schließlich sicher noch mehr solcher Brücken geben.

      Obwohl wir dank Marianne letztendlich doch noch einen herrlichen Platz zum Schlafen gefunden hatten, sollte es eine kurze Nacht werden. Es gab am Strand nämlich keinen Schatten. Um nicht in der sengenden Hitze zusammenpacken zu müssen, hieß es am nächsten Morgen, vor der Sonne aufzustehen. Und so sprang ich gegen fünf Uhr ins Wasser, um munter zu werden. Für Mogli war das die normale Aufstehzeit und sie freute sich sehr, dass ich es ihr diesmal gleichtat. Fröhlich hüpfte sie umher.

      Während Mogli den Vögeln im Gebüsch nachstellte, machte ich alles fertig, aß ein Stück Brot mit Honig und trank einen Becher Kaffee. Dann ging ich rüber zu Marianne, um mich noch einmal zu bedanken und zu verabschieden. Sie lud mich gleich noch einmal auf ein Frühstück ein, und weil wir uns gut verstanden, blieb ich noch eine Weile in ihrer Küche sitzen. Und so starteten wir, obwohl wir so früh aufgestanden waren, doch wieder recht spät. Ich fragte mich, ob sich das je bessern würde.

      MANFRED

      Unser nächstes Ziel heißt Athen. Manfred, ursprünglich ein Rosenheimer, hatte in einem lokalen Nachrichtenportal über unsere Reise gelesen und uns kurz entschlossen zu sich eingeladen.

      Die Straßen führten uns die meiste Zeit über durchs Flachland, und obwohl sie oft gerade waren und man leicht bis zu 120 Stundenkilometer hätte fahren können, war die Höchstgeschwindigkeit vielerorts auf nur 60 Stundenkilometer begrenzt.

      Da wir die Berge hinter uns gelassen hatten, wurde es zudem wieder heiß, und da ich in der letzten Nacht nicht viel geschlafen hatte, fiel es mir zunehmend schwerer, mich zu konzentrieren. Nach 254 nicht enden wollenden Kilometern erreichten wir endlich Rafina, wo wir noch eine Nacht im Zelt verbrachten, ehe wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zu Manfred machten.

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