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Sean nach seinem Revolver und riss ihn aus der Halfter. Doch als er ihn herumschwingen wollte, hämmerte ihm Jay die Handkante so hart über die Gelenke, dass sich seine Finger öffneten. Der zweite Schlag traf Sean gegen das Kinn und stieß ihn rittlings von den Beinen.

      Jay Durango bückte sich nach seinem Revolver, wischte den Sand ab und schob ihn in die Halfter zurück.

      „Steh auf“, befahl er. „Steh auf - oder ich prügle dich auf die Beine.“

      Sean stand auf.

      „Ja, das würdest du tun!“, stieß er fast flüsternd hervor. „Du bist brutal und grausam, Durango. Du hast kein Herz.“

      „Was ist los, Sean? Was soll der Blödsinn? Ich habe nie ein Herz für Verbrecher gehabt, und es gibt nichts, was ihr Tun bei mir entschuldigen könnte. Steig auf das Pferd, oder ich prügle dich in den Sattel.“

      Sean ging an ihm vorbei und stieg auf das Pferd. Jay ging hinten um das Tier herum und schwang sich in den Sattel des anderen.

      „Los!“

      Sean setzte das Pferd in Bewegung. Mehrmals versuchte er, näher an Jay heranzukommen, bis der sein Pferd wieder parierte. Sean hielt ebenfalls an.

      „Hör zu“, sagte Jay. „Du hast es lange genug versucht. Hör jetzt damit auf. Das nächste mal, wenn ich dich niederschlagen muss, werde ich dich binden.“

      Sean hielt die gefesselten Hände in die Höhe.

      „Ich werde dich richtig binden. Mit dem Lasso, Sean. Dann kannst du mir nicht mehr gefährlich werden. Ich habe es bis jetzt nur vermieden, weil ich weiß, dass es Quälerei ist.“

      „War das alles?“, fragte Sean hämisch.

      „Du solltest dich danach richten.“

      Sean ritt weiter. Jay hielt sich ein Stück links hinter ihm. Uber der Prärie begann die Nacht grau zu werden. Jay Durango schlug Seans Pferd mit dem zusammengerollten Lasso auf die Hinterhand. Das Tier fiel sofort in Galopp. Er sprengte ihm nach und rief: „Soviel Zeit wie du habe ich nicht, Sean.“

      *

      „Boss, die ersten Pferde können nicht mehr!“, rief der Reiter neben dem Rancher. „Wir haben vergessen, sie zu wechseln.“

      „Jetzt ist es zu spät!“, brüllte Tobe Tetley zurück. „Treibt die Pferde schärfer an!“

      Der Mann gab den Befehl weiter, und die Reiter setzten ihren Pferden die Sporen mit verkanteten Gesichtern fester ein. Die Pferde schnaubten und wieherten gequält.

      Plötzlich brach das erste Tier zusammen. Der Mann flog durch die Luft und blieb auf dem Rücken liegen. Hinter ihm versuchte sein Pferd aufzustehen, schaffte es aber nicht.

      Ein Cowboy parierte sein eigenes, schaumbedecktes Pferd, zog den Revolver, richtete die Mündung auf den Kopf des kämpfenden Tieres und drückte ab.

      Der Kopf des gequälten Pferdes fiel zu Boden.

      Der Cowboy stand auf und kam hinkend zurück.

      „Danke, Jack“, sagte er gepresst. „Das habe ich noch nie mit einem Pferd gemacht. Es ist eine Schande.“

      Der andere nickte. Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass alle hielten und der Rancher zurückgeritten kam.

      „Was passt dir nicht, Orson?“, fragte Tobe Tetley dunkel und starrte den Mann an, als wollte ihn sein Blick verbrennen.

      „Es passt mir nicht, dass die Pferde zuschanden geritten werden, Boss!“

      Tetley ritt noch näher und schickte den Mann mit einem Faustschlag zu Boden. Der Mann wälzte sich über die Erde und schrie vor Schmerz. Den anderen schien das Blut in den Adern zu gefrieren.

      „Es geht um mehr als ein Dutzend Pferde“, knurrte Tetley. „Wer nicht mehr mitmachen will, soll absteigen und sein Pferd ausruhen lassen. Darauf komme ich zurück. Weiter!“

      Er warf sein Pferd herum und trieb es ohne Gnade wieder zum Galopp an.

      Die anderen folgten ihm einer nach dem anderen. Zuletzt war nur noch der Mann da, der auf dem Boden lag. Er stand, auf und blickte in die Staubwand, die ihm entgegenwallte.

      „Schwein!“, stieß er hervor. Dann ging er unsicher zu dem toten Pferd und öffnete die Schnalle, um den Sattel unter dem toten Tier hervorzuziehen.

      Als er sich den Sattel auf die Schulter geladen hatte, waren die Reiter im Grau der scheidenden Nacht zu kleinen, unklaren Punkten geworden.

      Orson wandte sich ab und lief auf einen Hügel zu. Noch war er sich nicht im klaren, dass er in dieser Richtung die Ranch nicht erreichen konnte. Dann aber, als er endlich auf der Hügelkuppe stand, wusste er, dass es in dieser Richtung nach Norden ging. Er lief weiter.

      Unterdessen hatten Tetley und seine Reiter mehr als eine weitere Meile hinter sich gebracht. Da brach das zweite Pferde zusammen. Die anderen Tiere scheuten.

      „Wir müssen langsamer reiten!“, rief der Mann neben dem Rancher gegen den scharfen Reitwind.

      Tetley achtete nicht darauf.

      „Langsamer, Boss!“, schrie der Mann wieder.

      Tetley blickte ihn an.

      „Wir können nicht langsam reiten, wenn wir sie einholen wollen!“, rief er zurück. Dann schlug er seinem Pferd die Faust zwischen die Ohren. „Schneller, verdammt!“

      *

      Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen, aber es war schon sehr heiß. Sean Tetley war auf den Hals seines Pferdes gesunken und schien zu schlafen. Die Pferde liefen im Schritt die Böschung zu dem Bach hinunter, der das Gelände durchschnitt. Als sie mit den vorderen Hufen im Wasser stehenblieben, hob Sean immer noch nicht den Kopf.

      Jay Durango stieg ab, machte seine Flasche vom Sattel los und ließ das brackige Wasser auslaufen. Er bückte sich und füllte die Flasche, aus der gluckernde Luftblasen stiegen. Im Wasser sah er die verzerrten Spiegelbilder der Pferde. Sean auf dem Pferdehals schien sich zu bewegen.

      Jay blickte auf. Er hatte sich geirrt. Sean lag noch genauso wie vorher.

      Jay verschloss die Flasche, ging zurück und befestigte sie an dem Riemen an seinem Sattel. Dann stieg er auf, wartete, bis die Pferde genug gesoffen hatten und griff nach den Zügeln des anderen Tieres. In diesem Moment bewegte sich Sean flink wie eine Raubkatze. Sein gekrümmter Körper schnellte auseinander. Beide Fäuste wirbelten so jäh herum, dass Jay Durango ihnen nicht mehr ausweichen konnte. Er wurde nach der anderen Seite gestoßen und verlor den Halt im Sattel.

      Mit dem Rücken zuerst schrammte er auf den Boden und sah Sean aus dem Sattel flanken. Schmerzen rasten seinen Rücken hinunter. Eine Hitzwelle flutete durch seinen Kopf. Er biss die Zähne zusammen und sprang auf. Als Sean um das Pferd herumkam, hatte er den Colt in der Hand und spannte den Hammer mit dem Daumen.

      Scharf hielt der junge Bandit an. Enttäuschung zeichnete sein Gesicht.

      „Nein“, sagte er.

      „Was, Sean?“

      „Das gibt es doch nicht. Ein Mann kann nicht pausenlos wachsam sein.“

      „Vielleicht kommt es nur auf den Willen des betreffenden Mannes an, Sean.“

      Der junge Tetley machte noch einen Schritt. Jay Durango hob die Mündung des Colts, so dass Sean in den Lauf schauen konnte und stehen blieb.

      „Wirst du wirklich schießen?“, fragte er heiser.

      „Natürlich.“

      „Aber dann bringst du mich nicht dorthin, wohin du mich bringen willst.“

      „Doch, Sean. Ich. werde dich nicht töten.“ Die Mündung der Waffe zuckte tiefer und zeigte auf Seans Leib. „Ich werde dich bestimmt nicht töten. Aber es wird schmerzhaft für dich werden. Es ist besser, du zwingst mich nicht dazu.“

      Sean

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