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hervorrief. Sollte Peeters seine Mitjuroren beeinflusst oder gar manipuliert haben? Andererseits müsste eine achtköpfige Jury eine gewisse Ausgeglichenheit, Objektivität und demokratisch ausgewogene Entscheidung eigentlich gewährleisten.9 Weitere Teilnehmer der Wettbewerbe waren etwa Peter Stadtmüller (3. Platz 1952), Luigi Fernando Tagliavini (4. Platz 1952), Viktor Lukas (3. Platz 1955) oder Hans Gebhard (5. Platz 1955). Wie dem auch sei, jedenfalls waren Schüler von Flor Peeters bei Wettbewerben oft recht erfolgreich. So auch beim Internationalen Bachwettbewerb in Gent 1955, wo zahlreiche Studenten von Peeters hervorragende Platzierungen erreichten (1. Platz Leopold Sluys, 2. Platz Paul Barras, 5. Platz Kamiel DʼHooghe, 7. Platz Jozef DʼHoir). Juroren waren neben Flor Peeters u. a. Hans Klotz, Gaston Litaize und Albert de Klerk.10

      Als Flor Peeters 1968 in den Ruhestand trat, wurde er durch das Ministerium für Flämische Kultur beauftragt, in der Kathedrale von Mechelen regelmäßig internationale Meisterkurse für Orgel durchzuführen. Diese zweiwöchigen Sommerkurse fanden bis 1985 statt und führten eine große Schar von Organisten aus der ganzen Welt nach Belgien. Der Staat zahlte die Kurs- und Aufenthaltskosten der Teilnehmer, während die Reisekosten von den Teilnehmern selbst zu übernehmen waren. Als Teilnehmer aus Deutschland seien neben vielen anderen beispielsweise Edgar Krapp, Gerhard Weinberger, Harald Feller, Martin Lücker, Peter Dicke, Christoph Grohmann, Michael Felix, Martin Sander und Bernhard Buttmann genannt. Aber auch aus Amerika, Schweden, Dänemark, Südafrika, Großbritannien und den Niederlanden kamen die zahlreichen Studenten. Genannt seien Organisten wie Ernst Leitner, Martin Haselböck und Elisabeth Ullmann (Österreich), Margaret Philips, Ivor Bolton und Andrew Lucas (Großbritannien), Jozef Serafin und Julian Gembalski (Polen), Hans Fagius und Gunnar Idenstam (Schweden) sowie John Hofmann (USA). Die Teilnehmer genossen neben dem künstlerischen Gewinn die familiäre Atmosphäre dieser Meisterklassen. Mit seiner väterlichen Herzlichkeit prägte Flor Peeters die Kurswochen in einer Art, dass man sich einfach wohlfühlte. Während seiner langjährigen Tätigkeit als begnadeter Orgelpädagoge unterrichtete er hunderte von Organisten in seinem Heimatland sowie bei seinen Meisterkursen in Amerika, Belgien und weltweit.11

      Flankierend zu seiner praktischen Lehrtätigkeit veröffentlichte Peeters auch einige Lehrwerke, die weite Verbreitung in Fachkreisen erfuhren. Genannt seien die Schule zur Begleitung des Gregorianischen Chorals (1942) und besonders die dreibändige Orgelschule Ars Organi (1952/54), die viersprachig (niederländisch, französisch, englisch, deutsch) erschienen ist. Diese Orgelschule propagiert, der Zeit entsprechend (vgl. Dupré), ein strenges Legato-Spiel, das heute in weiten Teilen überholt scheint. Trotzdem vermag dieses vielseitige Lehrwerk auch heute noch gute Dienste zu leisten. Bei dieser umfangreichen Orgelschule handelt es sich um ein theoretisches und praktisches Lehrwerk mit zahlreichen Übungen und einer großen Auswahl von Stücken verschiedenster Stilepochen. Die Schule ist pädagogisch und methodisch sehr durchdacht und vermittelt neben technischen Fertigkeiten ein gutes stilistisches Empfinden für die verschiedenen Traditionslinien der Orgelmusik. Sie gibt Hinweise zu Phrasierung, Artikulation, Interpretation und Registrierung. Sie nimmt gewissermaßen eine Zwischenstellung zwischen französischer und deutscher Orgelspielkunst ein und stellt hohe künstlerische Anforderungen. Die Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit ihres Autors prägt dieses hervorragende Lehrwerk, das quasi ein Kompendium der Orgelspielkunst dieser Zeit darstellt. Vor allem seine Frau Marieke und der Schott-Verlag als Herausgeber haben Peeters zum Verfertigen dieser Orgelschule angespornt. Flor Peeters hatte damals bereits eine 25-jährige Erfahrung als Orgellehrer und stand als Organist und Komponist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Die »Zehn Pedalstudien« (op. 11) sind technisch und musikalisch ambitionierte Etüden für den fortgeschrittenen Orgelschüler. Auch zu pädagogischen Zwecken veröffentlichte Peeters zahlreiche Sammlungen mit Werken alter Meister, wie Les maîtres anciens Néerlandais pour grand orgue (1938–1945), Opera selecta pro organo Johannis Cabanilles (1948), Alte Orgelmusik aus England und Frankreich (1957) und Altniederländische Meister für Orgel (1957). Einige Jahre war Peeters zudem Direktor der niederländischen Zeitschrift für Orgelkultur De Praestant.

      Welche Leitlinien prägten nun den Unterricht bei Flor Peeters? Der Interpretation eines Werkes sollte es nie an Objektivität, Kenntnis, Ehrlichkeit und guter Bildung fehlen. All dies sollte aber zu einer persönlichen und verantwortungsvollen Wiedergabe führen, die sich nicht hinter historischen Angaben verstecken sollte. In einem Artikel über die Orgelwerke César Francks für die deutsche Kirchenmusik-Zeitschrift Musica Sacra (1971) zitiert Flor Peeters einen Vortrag von Dr. Willem Mengelberg an der Universität Utrecht vom 3. Dezember 1934, in dem der Vortragende vier Forderungen an den Interpreten stellt:

      1. Jede Note, jedes Zeichen so genau wie möglich spielen

      2. Jede Note, jedes Zeichen so schön wie möglich spielen

      3. Alles das, was zwischen den Noten steht, auffinden und ins Bewusstsein heben

      4. Freiheit des Vortrags, des »Improvisando«, der Neugestaltung aus der Eingebung des Augenblicks

      Das erste und zweite Gebot – Genauigkeit und Schönheit – verlange vom Ausführenden fachmännisches musikalisch-technisches Können, die Beherrschung seines Handwerks. Das dritte Gebot erfordere die Entwicklung und die Dynamik von Geist und Gefühl. Das vierte Gebot schließlich – das »Improvisando« – verweise auf das eigentlich schöpferische Element der Wiedergabe. Es sei die Eingebung des Augenblicks, die Spannkraft der Nerven, die gleichsam eine unsichtbare Brücke vom Kunstwerk zum Publikum schlage. Dieses »Improvisando« erst mache die Partitur lebendig, entzünde den Funken im Herzen der Zuhörer.12 Soweit Willem Mengelberg. Man kann getrost davon ausgehen, dass mit dem zitierten Vortrag auch die Interpretations-Prämissen von Flor Peeters aufs Trefflichste dargestellt sind.

      Der Schüler und Interpret solle sich auch stets folgende Fragen stellen: Was ist die musikalische Idee des Komponisten? Spiele ich in einem Konzertsaal mit eher trockener Akustik oder einer Kathedrale mit langer Nachhallzeit? Auf welcher Orgel spiele ich? Was sind ihre Stärken und Schwächen und welches Repertoire wähle ich dementsprechend aus? Der Spieler soll zudem stets horizontal denken, um beim Orgelspiel sinnvolle musikalische Bögen darstellen zu können. Der Organist soll wirklich Musiker sein und das Werk mit Herz und Verstand zum Leben erwecken, wobei niemals (im historischen Sinne) einfach imitiert werden soll. Wahre Kunst sei immer kreativ und neu schöpferisch. Das gelte beim Orgelspiel und im Orgelbau sowie allgemein in jeder Art von Kunst.13

      Peetersʼ Überzeugung war, dass sich der gute Pädagoge letztlich selbst vergessen sollte, um sich ganz auf die individuellen Bedürfnisse des Schülers einstellen zu können.

      Schließlich sei noch Flor Peeters selbst zitiert: »Deshalb ist es nicht nur notwendig, das Leben und die Lebensanschauung des Komponisten kennenzulernen; wir müssen beides auch in Zusammenhang mit der Gesellschaft, den kulturellen zeitlichen Umständen und dem Milieu sehen, in dem der Komponist lebte. Dann allein werden wir dem Werk eine Inkarnation geben können.«14 Und weiter schreibt er: »Das Wesentliche bei der Ausführung bleibt die Offenbarung dessen, was hinter dem Notenbild lebt. Was hinter und zwischen den Noten steht, das erst öffnet das Tor zur Kunst!«15

       Marcel Dupré und Flor Peeters

       Meisterkurs in der Kathedrale zu Mechelen

       Flor Peeters

      8 Vgl. Bovens, »Peeters Flor (1903–1986)«.

      9 Vgl. Peeters, Schroyens, Allegro energico, S. 219 221, 245.

      10 Vgl. ebd., S. 241.

      11 Vgl. Christoph Grohmann, »In Memoriam; Flor Peeters – ein Leben für die ›musica sacra‹«, in: Musica Sacra 106, Nr. 4 (1986), S. 292.

      12 Vgl. Flor Peeters, »Die Orgelwerke César

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