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an deinen freien Tagen zu uns zu Besuch kommen. Wenn mein Baby auf der Welt ist, dann erwartet dich noch einer oder eine mehr, wenn du dann vor der Tür stehst.“ Sie streicht sich über den Bauch und lächelt Frida glücklich an.

      Frida zählt die Tage, sie wartet ungeduldig, bis Erna sie endlich zum Schweineschlachten nach Hohen Schönau holt. Das ist allemal besser, als herumzusitzen und abwarten zu müssen, was die nächsten Wochen bringen werden. Das Mädchen wird sogar mit dem Pferdefuhrwerk abgeholt, das hat sich so ergeben, denn es muss noch vieles herangeschafft werden. Aus diesem Grund spannt ihr Schwager Theo die Pferde ein und dirigiert sie im flotten Galopp bis nach Naugard. Der Wagen ist vollgepackt, als er vor dem Haus von Hiltrud anhält und die Peitsche knallen lässt. Frida hat schon ihr Bündel gepackt und schaut staunend auf das Gespann, denn sie meinte, den Weg bis Hohen Schönau zu Fuß, gemeinsam mit ihrer Schwester gehen zu müssen. Stolz, wie eine kleine Prinzessin, lässt sie sich von ihrem Schwager auf den Bock setzen. Sie blickt stolz nach links und rechts, aber leider ist keiner, den sie kennt, in der Nähe. Frida zieht die graue Decke fest über ihre Knie und hält sich gut fest. Sie ist noch nie auf einem Kutschbock gereist und etwas ängstlich. Der Braune und der Apfelschimmel scharren schon ungeduldig mit den Hufen und wollen endlich los. Theo schnalzt mit der Zunge, schwingt die Peitsche durch die Luft und los geht die Fahrt durch den kalten Nachmittag. Frida reckt keck die Nase in den Wind und vergisst sogar ihr Herzeleid. In Hohen Schönau hält Theo an einem Gemischtwarenladen an und holt die bestellten Gewürze und einen großen Sack Grütze ab.

      Das Mädchen inspiziert interessiert die neue Umgebung. Plötzlich sieht sie einen großgewachsenen Jungen. Er scheint etwas älter als sie zu sein. Schwarze, kurze, gestriegelte Haare und überhaupt ist er hübsch anzusehen, wie sie so auf die Schnelle feststellt. Bevor er die zwei breiten Stufen hinauf zum Geschäft erklimmt, schaut er sich kurz um und blinzelt ihr zu. Wie aufregend, denkt Frida. Schon kommt ihr Schwager zurück und wirft einen großen braunen Sack schwungvoll auf den Wagen. Die Tüte, die er noch mitgebracht hat, gibt er ihr in die Hand. Sie solle gut darauf aufpassen, sonst wird die Wurst morgen fade und ohne Geschmack sein, es ist nämlich Zimt drin, für die leckere Grützwurst. Frida ist sich ihrer Wichtigkeit bewusst und freut sich zudem, ihre Schwester wieder zu sehen. Kurze Zeit später kommt die wichtige Fuhre gut behalten am kleinen Gehöft an. Die ganze Familie, Magd, Knecht, bellende Hunde und ein Heer von getigerten Mäusefängern stehen zur Begrüßung bereit. Frida ist glücklich als sie wenig später alle gemeinsam in der großen Küche am Tisch sitzen. Ein großer Topf dampfender Suppe steht in der Mitte, daneben ein Holzbrett mit duftendem Brot, dem Butterfass und einer großen Schlackwurst. Nach dem Gebet wird nur noch gefuttert. Frida meint, lange nicht so gut und so viel gegessen zu haben. Es scheint, als ob alles Bedrückende in diesem Moment von ihr abgefallen sei. Ihre Schwester stupst sie von der Seite an und will ihr nach dem Essen gleich mal alles zeigen. Beide gehen mit Fridas Bündel ins Nebengebäude. Das ist eine riesige Scheune mit Tenne und gleichzeitig Unterkunft für ein junges Mädchen, das hier als Zugehfrau arbeitet und für den Knecht, einen großen, kräftigen jungen Polen. Auch die Hühner, Gänse, die Schweine und die beiden Kühe haben hier Platz. Wenn es bitterkalt ist, finden hier sogar die abgehärteten Schafe Asyl. Frida kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alles ist so neu und aufregend. Am Ende eines langen dunklen Ganges dann endlich zwei Türen. Erna öffnet die linke und bedeutet Frida, in die kleine Kammer einzutreten. Drinnen zwei Betten, ein Tisch, zwei Stühle, ein schmaler Eichenschrank. Unterm kleinen Fenster, mit einer karierten Gardine, die vor neugierigen Blicken schützt, steht ein Regal. Die Bibel, ein buntes Kästchen und ein Spiegel sind darauf abgelegt. Nebenan steht auf einem Metallgestell eine verzinkte schon etwas verbeulte Waschschüssel, darunter ein Eimer und ein Krug mit frischem Wasser. Im Nachtschrank, der zwischen den beiden Betten gequetscht ist, thront ein Nachttopf. Die Wand ziert ein Bild mit dem Jesuskind und ein Kreuz. Das ist das Reich von Magdalena, der 16jährigen, die lachend ins Zimmer tritt und sich freut, für zwei Tage Gesellschaft zu haben. Erna lässt die beiden allein, nicht ohne ihnen zu sagen, ganz bald ins Waschhaus zu kommen, um bei den Vorbereitungen fürs Schweineschlachten zu helfen. Magdalena, genannt Magda, ist ein Waisenkind, das seit einigen Jahren bei Ernas Schwiegereltern lebt. Sie ist nicht die hellste, aber sehr gelehrig und sie liebt Tiere. Stets fröhlich singend erledigt sie alle Arbeit, die auf dem Hof reichlich anfällt. Jetzt zeigt sie Frida, wie hier „der Hase läuft“, legt die Habseligkeiten der Kleinen in das unterste Fach des Schrankes, nimmt die Tagesdecke vom Bett und schüttelt das dicke Federbett auf. Magda fühlt sich richtig in ihrem Element und bemuttert die Jüngere. Sie erzählt, dass der Knecht in der Nebenkammer Petko heißt. Er ist schon 18 Jahre alt und hat eine Freundin, die er heiraten möchte, wenn er das Geld für eine Hochzeit zusammengespart hat. Magda lacht und sagt, das dauert noch lange, denn er braucht oft Groschen für Bier und Tabak. Dann schlägt sie mit der rechten Hand kurz auf den Tisch, beinahe hätte sie beim Schwatzen vergessen, dass sie noch ins Waschhaus müssen. Dort hilft alles, was einen Kopf, zwei Beine, zwei Hände hat und Mensch heißt, bei den Vorbereitungen. Morgen kommt extra ein Fleischer, der die Tiere fachmännisch schlachtet. Als Lohn wird er eine halbe von den zwei Säuen, die jede mehr als 120 kg wiegt, erhalten. Die Schlachterei ist noch unkompliziert und arglos und eine Fleischbeschau wird erst 1930 eingeführt.

      Die Vorbereitungen für kommenden Tag sind perfekt, beim ersten Hahnenschrei kann es pünktlich losgehen. Alle Akteure wollen jetzt nur noch ins Bett, denn die Nacht ist kurz, der Mond schaut hell durchs Fenster und es ist fast Mitternacht. Frida fallen schon die Augen auf dem langen Weg zur Kammer zu. Nur gut, dass keiner kontrollieren kann, dass sie sich nur mit den Fingern und wenig Wasser durchs Gesicht und mit dem Kamm kurz durchs Haar fährt. Kaum hat sie das dicke Oberbett fast bis zur Nase gezogen, ist sie schon eingeschlafen.

      Plötzlich zieht ihr jemand die Decke unterm Kinn weg, sie schreckt aus dem Tiefschlaf. Es ist schon der nächste Morgen. Magda treibt sie zur Eile an, kaum, dass Frida ihre Gedanken geordnet hat. Immer noch müde und ihre Augen reibend, sitzt sie mit allen anderen wenig später in der Küche und löffelt Milchsuppe. Es ist das geschäftige Treiben, das heute sogar die Tiere im Stall aus dem ruhigen, gewohnten Rhythmus treibt. Die Schweine quicken laut, als hätten sie eine Ahnung, was auf zwei von ihnen zukommt. Denn diese ausgewählten stattlichen rosa Fett- und Fleischklopse landen heute in der Wurst oder so.

      Der Fleischer trifft ein und bekommt zur Begrüßung einen klaren Schnaps, es war wieder eine kalte Nacht, die so langsam in den Tag schwingt. Herr Schulz soll gleich warme und zielsichere Hände haben. Alle streben zur Waschküche, wo der Kessel bereits dampft. Petko beruhigt die zwei Schlachtkandidaten, damit sie ohne Stress zur Schlachtbank geführt werden können. Die Säue sehen rund und gesund aus, mehr bekommt Frida nicht mit. Erna nimmt ihre Schwester an die Hand und entführt sie in die Nähstube im Vorderhaus. Sie weiß, dass Frida eine zarte Seele hat, sie soll erst wieder dabei sein, wenn im Kessel in der heißen Wurstbrühe leckere Blut- und Leberwürstchen platzen und sich die Schlachtmannschaft nach getaner Arbeit einige Schnäpse vor der fetten Mahlzeit gönnt.

      Erna führt Frida in einen großen Raum mit Nähmaschine und einem großen Schneidertisch. Das Mädchen hat nur Augen für die Nähmaschine. Ihre Finger möchten so gern das Rad drehen, den Stoff führen und ihre Füße im Takt hin und her wippen. Da gibt es kein Halten mehr, Frida rückt sich einen Stuhl passend und legt ein Kissen drauf, damit sie gut auf die Näharbeit schauen kann. Ihre Schwester sucht nach einem eingerissenen Tischtuch, das sie ihr gibt. Dann ist die kleine Näherin in ihrem Element. Ihre Zunge unterstützt die Arbeit und springt von einem Mundwinkel in den anderen. Erna schaut lächelnd und legt noch kaputte Bettwäsche dazu, bevor sie sich wieder zurück ans Schlachtgeschäft begibt.

      So vergeht der Vormittag, Frida ist in ihrem Element und vergisst die Zeit. Eine dreifarbig gefleckte Katze streicht um ihre Beine und um die Nähmaschine. Frida ringt ein wenig mit sich, soll sie streicheln oder weiter sticheln. Aber die Schöne mauzt so herzergreifend, dass sie das Tier auf ihren Schoß zieht und sie liebevoll krault. Da ruft ihre Schwester schon nach ihr. Die Katze springt vor Schreck auf den Boden und Frida springt auch auf. In der Küche hat sich alles versammelt. Wurstbrühe mit leckeren geplatzten Leber- und Blutwürstchen wird in tiefe Teller gefüllt und frischgebackene Weizenbrötchen liegen in Körben. Dann hört man nur noch das Klappern der Löffel und herzhafte Essgeräusche. Frida wundert sich, wie laut doch Erwachsene schmatzen können. Sie tunkt vorsichtig die Brotstücke in die mit Majoran und Kümmel

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