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der Wahrheit beten, und dennoch davon noch weit entfernt sind, belegt dies, dass Sie zwar um das Eine beten, aber in Gedanken und in der Tat gleichzeitig das Andere leben.

      Sobald Sie von einer solchen Inkonsequenz ablassen und Ihr Denken von den Dingen abziehen, woran die Selbstsüchtigen ihr Herz hängen, und sobald Sie aufhören, von Gott etwas zu erflehen, was Sie nicht verdient haben, und keine Liebe und Anteilnahme mehr erbetteln, welche Sie selbst Ihren Mitmenschen verwehren, sondern anfangen, im Geiste der Wahrheit zu denken und zu handeln, werden Sie von Tag zu Tag mehr in diese neuen Realitäten hineinwachsen und letztendlich eins mit ihnen werden.

      Wer sich irdische Vorteile verschaffen will, muss bereit sein, energisch dafür zu arbeiten, und man würde ihn sicherlich für einen Narren halten, wenn er nur passiv abwarten und sich mit dem Erflehen begnügen würde.

      Was veranlasst dann manche Leute zu der Annahme, dass sie himmlische Gaben ohne eigenes Zutun erhalten könnten?

      Nur dann, wenn Sie anfangen, im Reich der Wahrheit ernsthaft Ihren Beitrag zu leisten, wird Ihnen das Brot des Lebens gereicht werden, und sobald Sie sich durch geduldiges und konsequentes Mittun den spirituellen Lohn für das Erbetene verdient haben, wird er Ihnen nicht vorenthalten werden.

      Erst nachdem Sie wirklich auf der Suche nach der Wahrheit sind, und nicht nur eine private Befriedigung anstreben, und diese Wahrheit über alle weltlichen Vergnügungen und Vorteile und sogar über das persönliche Glück stellen, werden Sie bereit sein, die Mühen auf sich zu nehmen, denen Sie sich auf dem Weg zu ihrer Erkenntnis unterziehen müssen.

      Falls Sie frei von Sünde und Sorgen sein wollen; falls Sie diese makellose Reinheit, um die Sie beten und nach der Sie trachten, erleben wollen und falls Sie Weisheit und Wissen erlangen wollen und einen tiefen und wohltuenden Seelenfrieden erfahren wollen, steht Ihnen der Weg der Meditation offen.

      Das höchste Ziel Ihrer Meditation sollte die Wahrheit sein. Mit ziellosen Träumereien hat die Meditation nichts gemein!

      Die Meditation hat nichts Träumerisches oder Unpraktisches an sich. Sie ist vielmehr ein Prozess des Suchens und kompromisslosen Denkens, bei dem nichts außer der reinen Wahrheit übrig bleiben darf!

      Beim Meditieren lassen Sie Ihre vorgefassten Auffassungen beiseite. Sie vergessen sich selbst und richten sich nur auf die Wahrheitssuche aus. Auf diese Weise beseitigen Sie eine Fehlauffassung nach der anderen, welche Sie sich im Laufe der Zeit angeeignet haben, und warten geduldig auf die Offenbarung der Wahrheit, die sich Ihnen dann präsentieren wird, nachdem Ihre Fehlauffassungen beseitigt sind.

      In dieser stillen Bescheidenheit werden Sie die folgenden Zeilen des Dichters Robert Browning1 nachempfinden können:

       „Im tiefsten Innern eines jeden Menschen gibt es einen Kern,

       in dem die Wahrheit in Ihrer Fülle wohnt;

       darum herum wird sie von Wand zu Wand

       von grobem Fleische eingehüllt,

       diese vollkommene, reine Wahrheit.

       Ein wirres und seltsames fleischliches Geflecht legt sie in Ketten,

       führt zu allen Verfehlungen.

       Nun geht es viel mehr um die Erkenntnis, eine Bahn nach außen zu öffnen,

       durch welche die eingepferchte Herrlichkeit entweichen kann,

       als darum, eine Zutrittspforte für das im Außen vermutete Licht zu bauen.“

      Entscheiden Sie sich für einen festen Meditationszeitpunkt während des Tages, und halten Sie diese Zeit heilig.

      Am besten ist hierfür der frühe Morgen geeignet, wenn die Atmosphäre der Ruhe auf allem liegt. Um diese Zeit verhalten sich alle natürlichen Bedingungen zu Ihren Gunsten; die Leidenschaften sind nach dem langen körperlichen nächtlichen Fasten beruhigt, die Aufregungen und Sorgen des Vortages haben sich abgekühlt, und das starke, aber ruhige Unterbewusstsein ist für spirituelle Anweisungen empfangsbereit. Dazu kommt, dass Sie Lethargie und Abgeschlagenheit abgeschüttelt haben, da Sie sich Ihren Tagesaufgaben andernfalls nicht stellen könnten.

      Spirituell wach zu sein, bedeutet auch, geistig und körperlich wach zu sein. Dem Faulenzer und Zügellosen kann sich die Wahrheit nicht erschließen. Ein gesunder und kräftiger Mensch, der die ruhigen und wertvollen Stunden der Morgenstille mit schläfrigem Herumtrödeln vergeudet, ist unfähig, himmlische Höhen zu erklimmen.

      Wer sich hingegen seiner großen Möglichkeiten bewusst geworden ist; wer die Dunkelheit der Unwissenheit, in welche die Welt eingehüllt ist, abgestreift hat, erhebt sich, bevor die Sterne ihre Nachtwache beendet haben, stellt sich der Finsternis in seiner Seele, und strebte auf das Licht der Wahrheit zu, während die schlaftrunkene Welt noch vor sich hinschlummert.

       „Die Höhen,

       welche außergewöhnliche Menschen erklommen, gelangen ihnen nicht in einem kurzen Satz, doch während ihre Zeitgenossen noch im Schlaf benommen, verdienten sie sich ihren Platz“.2

      Falls Sie Ihr Tagwerk in den frühen Morgenstunden erledigen müssen, und Ihnen die Durchführung einer systematischen Meditation um diese Tageszeit deshalb ungelegen kommt, können Sie Ihre Übung auch auf die Abendstunden verlagern.

      Sollte Ihnen dies aufgrund der Dauer und Anforderungen Ihrer beruflichen Arbeit nicht möglich sein, können Sie Ihre Gedanken während der Pausenzeiten meditativ nach oben richten oder müßige Minuten nutzen, die Sie ansonsten ziellos vergeuden würden.

      Sollte Ihre Arbeit routinemäßig erledigt werden können und keinen konzentrierten Gedankeneinsatz erfordern, können Sie durchaus auch während einer solchen Arbeit meditieren. Jakob Böhme3 erwarb sich sein großes Wissen über universelle Zusammenhänge, während er viele Stunden als Schuhmacher arbeitete.

      In jedem Leben gibt es Zeit zum Nachdenken, und auch der Geschäftigste kann sich nicht mit Zeitmangel herausreden.

      Spirituelle Meditation und Selbstdisziplin gehen Hand in Hand. Aus diesem Grunde sollten Sie damit beginnen, über sich selbst nachzudenken, und versuchen, sich selbst besser zu verstehen, denn das große Ziel ist die völlige Beseitigung all Ihrer Fehlannahmen und Fehler, um die Wahrheit erkennen zu können.

      Hinterfragen Sie Ihre Beweggründe, Ihre Gedanken und Verhaltensweisen, und vergleichen Sie sie mit Ihrem Ideal. Bemühen Sie sich darum, diese Aspekte ruhig und neutral zu sehen.

      Auf diese Weise wird eine wesentliche Voraussetzung, ohne die der Mensch wie ein hilfloser Strohhalm im Ozean treibt, nämlich Ihr mentales und spirituelles Gleichgewicht, immer mehr zunehmen.

      Falls Sie zu Hass- oder Wutgedanken neigen, sollten Sie über Güte und Vergebung nachdenken und diese Werte in das Zentrum Ihrer Meditation bringen. So werden Sie sich Ihres unbeherrschten und törichten Verhaltens bewusster.

      Sie werden dann immer mehr in Gedanken der Liebe, der Sanftmut und der großzügigen Vergebung hineinwachsen und in dem Maße, in dem Sie die niederen Ebenen durch die höheren überwinden, wird sich in Ihrem Herzen ein Wissen um das göttliche Gesetz der Liebe ausbreiten, das sich verständnisvoll über die Verworrenheit des Lebens und der Verhaltensweisen legt.

      Indem Sie dieses innere Wissen jedem Ihrer Gedanken, Worte und Handlungen zugrunde legen, werden Sie immer sanftmütiger, liebender und einfühlsamer. Auf diese Weise werden Sie jedes Fehlverhalten, jeden eigennützigen Wunsch, jede menschliche Schwäche auf dem Wege der Innenschau überwinden, und im Zuge der Auslöschung jeder Sünde, jedes Fehlers, wird Ihre Seele durch ein immer heller werdendes Licht der Wahrheit erleuchtet werden.

      Die Meditation oder, was dasselbe ist, die Innenschau, wird Sie deshalb gegen Ihren wahren Feind, Ihr selbstsüchtiges und vergängliches Selbst, wappnen, und Sie immer tiefer im göttlichen und unvergänglichen Selbst, welches von der Wahrheit nicht abgetrennt werden kann, verankern.

      Das unmittelbare Ergebnis

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