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      © 2020 Johannes Glöckner

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig.

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Fotos Johannes Glöckner: Titel, S. 6, 10, 17, 22, 26, 28, 31o, 31u, 33, 39, 41o, 41u, 43o, 43u, 45, 46, 47, 49o, 49u, 52o, 53o, 53u, 54, 55, 57o, 57u, 60, 62, 63, 64, 66o, 66u, 69, 70o, 70u, 71o, 73o, 73u, 74, 76, 77, 78o, 78u, 80, 81, 83, 84

      Abbildungen Sammlung Johannes Glöckner: S. 12, 19, 52u, 67, 71u, 72, 75

      ISBN 978-3-347-06039-5 (Paperback)

      ISBN 978-3-347-06040-1 (Hardcover)

      ISBN 978-3-347-06041-8 (e-Book)

       Geschichten amSchienen Strang

      Johannes Glöckner

       Prolog

       Jeder, der sich in einen Zug setzt

       und bei Geschichten zuhört, weiß,

       dass von allem das meiste

       nicht erzählt

       wird und wahrscheinlich

       das Allerwichtigste ganz

      weggelassen wird.

       Der kundige Leser wird somit

       nach mehr verlangen. Ihm bleibt

       aber nur, eigene Bilder und Geschichten

       in seinem Kopf

      entstehen zu lassen.

      Inhalt

      Das Riesenspielzeug

      Die Frau am Regler

      Das demolierte Foto

      Der Liebestunnel

      Es ist an der Zeit

      So ein Tag

      Letztes Winterhoffen

      Eisenbahnlust

      Die Welt steht Kopf

      Deutschlandfahrt

      Wer glaubt wird glücklich

      Das Glück mit der Kunst

      Die Dampfrossschlachterei

      Wo ist das Motiv?

      Eisenbahnkinder

      Helden der Schiene

      Geheimsachen

      Zwischenendstation

      Das Riesenspielzeug

      …die Liebe zur Eisenbahn ist doch keine Schande, man muss sich nicht schämen, treten sie ruhig ein Madame, das Cupé hat Platz genug, kommen Sie unbesorgt näher, setzen Sie sich Mademoiselle, wenn Sie so wollen, dann habe ich den Platz extra für Sie freigehalten, weil man ja nie weiß in diesen Zügen und in diesem erst recht nicht, da fahren Gauner und Gangster mit, Geheimagenten und gemütliche Greise, wie ich einer sein werde, wenn dieser Zug endlich einmal ankommen ist, aber seien Sie unbesorgt, solange solche Züge überhaupt fahren, ist die Welt wenigstens halbwegs in Ordnung, und wenn dieser hier nicht mehr fährt, dann ist - da können Sie sicher sein - wieder so ein Weltkrieg im Gange, der einer Dame wie Ihnen die Reise von Paris nach Moskau verleidet, Sie um eine gepflegte Konversation wie diese bringt, und das alles nur, weil die Eisenbahn wieder Panzer kutschieren muss, auf denen mit Lehm beschmierte Grenadiere hocken und Liebesbriefe nach Hause schreiben und kaum ist der Brief angekommen, da liegen sie endgültig in der Matsche und sind mausetot, und weil das so ist, sitze ich lieber im Schnellzug von Paris nach Moskau, kann einer Dame von Welt den Hof machen, kann ihr erklären, wie man es mit dem Schlafwagenschaffner anstellen muss, bei welchem Zwischenstopp man auf den Bahnsteig flitzen kann, um noch schnell ein besonderes heimisches Bier, das nur in dieser Kleinstadt gebraut wird, zu kaufen, ach, was rede ich, das wichtigste im Leben ist das, was die Welt bewegt, was die Menschen bewegt und was natürlich auch die Züge auf ihren Gleisen bewegt, was die Philosophen über endlose Zeiten hin- und her diskutiert haben, das kann ich Ihnen alles ganz einfach erklären, man muss nur auf irgendeinen Bahnhof schauen und schon weiß man, was die Welt zusammen hält: eine ordentliche Lokomotive, die einen überall hin bringt, ein paar stramme Eisenbahner, ein Ziel zu haben ist nicht schlecht, ein vorläufiges zumindest, Ziele ändern sich oft ganz schnell, ein Blick aus dem Fenster genügt, da siehst du auf dem Bahnsteig das Lächeln einer gestandenen Fahrdienstleiterin in ihrer schicken Uniform, da muss man schnell sein, raus aus dem Zug, das Glück probieren, und wenn es ein Unglück wird, dann schnell mit dem nächsten Zug weiterfahren, vor allem, wenn so eine reizende Person wie Sie im Abteil wartet, dann ist das eine nur noch fast so gut wie das andere und das will was bedeuten für einen wie mich, der viel zu viel vom Leben zu erzählen hat, der weiß, wie immer alles anfängt, der als Kind kein Spielzeug bekommen hat, denn so fängt immer alles an und später, wenn alles zu spät ist, dann weiß es ja sowieso jeder besser und sagt, das Kind ist nicht genug geliebt worden, deshalb ist es Amok gelaufen, hat seinen Beichtvater mit dem Kruzifix erschlagen und den Küster gleich mit, den aber mit einer Flasche Messwein, roter Burgunder war es und die Bluttat kam trotzdem nicht so richtig zur Geltung weil es damals ja nur Schwarzweißfernsehen gab, aber das allerschlimmste ist, der Vater des Burschen hatte ihm ja eine religiöse Erziehung angedeihen lassen, die galt als vorbildlich, nur - Mademoiselle, das wichtigste hatte er vergessen, zu den Geburtstagen schenkte er dem Kind Bücher mit Heiligengeschichten, zu Weihnachten eine Blockflöte, aber wehe dem armen Kleinen, wenn er dann keine Hausmusik machen konnte, dann kam die gerechte Strafe Gottes auf die Erde hernieder und der Knabe sehnte sich doch so sehr nach einer Modelleisenbahn, so einer mit Friedhof und Kirche gleich hinterm Lokschuppen, also denken Sie daran, wenn es ein Junge ist, zeigen Sie ihm den Bahnhof und erklären Sie ihm die Lokomotiven, wenn es ein Mädchen ist, fahren Sie mit Ihrer Prinzessin in den berühmtesten Luxuszügen der Welt, träumen Sie beim Blick auf vorüberfliegende Schlösser von furchtlosen Prinzen, die darin nur auf die eine warten, träumen Sie vom großen Glück, üben Sie im Speisewagen die Konversation mit Männern von Welt, dabei sollte die Bekanntschaft mindestens eine Strecke wie unsere, etwa von Paris nach Moskau, überdauern - ich jedenfalls werde Sie nicht langweilen, ich bin in die Geheimnisse der Bahnhöfe, der Züge und Speisewagen eingeweiht, schon als Kind habe ich begriffen: man muss - will man hinter den Horizont gucken - den Kirchgang am Sonntag schwänzen, zum Bahnbetriebswerk schleichen und sich mit den Schuppenmännern anfreunden, mit den Lokführern erst recht, und siehe da, was braucht jemand eine kleine Modelleisenbahn, wenn er eine große, ausgewachsene Eisenbahn haben kann, wenn er damit von den größten Abenteuern träumen kann - alles andere ist Kinderkram, schon auf dem Spielplatz werden die Weichen gestellt, da muss man sich zwischen Mädchen und langweiligen Spielgeräten entscheiden, schon im Sandkasten wird klar, welches Fräulein später im Speisewagen sitzen wird, schön bei Kaffee, Pralinés und feinsten Törtchen, welches Fräulein lustvoll zuhört, was einer wie ich zu berichten weiß, vom Liebreiz der heißen Dampfmaschinen mit ihren stöhnenden Pumpen, mit ihren Zylindern, in denen sich die Kolben so lustvoll bewegen, ganz ähnlich dem reizenden Moment, wenn bei Ihnen, liebe Mademoiselle, eine Praline Ihren Lippen nahe kommt, das sind Zusammenhänge, die man kennen muss, sie fördern

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