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wusste gar nicht, dass G-men so gut bezahlt werden, dass sie sich das hier leisten können..."

      "Ich bin ein sparsamer Mensch."

      "Was Sie nicht sagen. Sie entschuldigen mich jetzt bitte..."

      "Sie wollen schon gehen, Mrs. Berringer? Sie sind doch gerade erst eingetroffen?"

      "Mir ist nicht gut, ich brauche frische Luft. Außerdem habe ich leider gar keine Zeit für Sie..."

      "Im Gegensatz zu Mister Parese, der natürlich ein viel aufregenderer Gesprächspartner ist."

      Sie sah mich an. Ihre Augen funkelten. Sie stand unter ungeheurer Anspannung, das war deutlich. Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn.

      Sie blickte sich um, sah noch einmal zu Pareses Tisch.

      So, als sei dort irgendetwas...

      Eine Bedrohung!

      Sie zitterte.

      Mister McKee meldete sich zu Wort. "Mrs. Berringer? Mein Name ist Jonathan D. McKee, in Special Agent in Charge und Chef des FBI-Districts New York."

      Alexandra musterte ihn. Ein kaltes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Ich weiß", sagte sie. "Es gibt jemanden, der mir sehr viel über Sie zählt hat..."

      "Allan Harker."

      "Ja. Leben Sie wohl, Mister McKee. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr... Nicht einmal für den Mann, der meinen Vater unschuldig hinter Gitter gebracht hat..."

      "Unschuldig?"

      In diesem Augenblick wusste ich, was nicht stimmte.

      Die Handtasche!

      Als Alexandra sich dem Tisch der Bosse genähert hatte, hatte sie eine Handtasche dabei gehabt. Jetzt fehlte diese!

      Ich wirbelte herum, stürzte ein paar Schritte vorwärts.

      Ich sah die Tasche.

      Sie befand sich auf dem Boden, neben dem Stuhl, auf dem Alexandra gesessen hatte.

      Die Leibwächter an den Nebentischen waren bereits auf mich aufmerksam geworden. Ich sah, wie die eine oder andere Hand unter die Smokingjacke griff...

      "Vorsicht!", rief ich in Pareses Richtung. "Gehen Sie..."

      Der Rest meiner Warnung wurde durch das Geräusch einer mörderischen Detonation verschluckt.

      Ein gewaltiger Flammenpilz fauchte empor. Der Tisch wurde buchstäblich zerrissen. Die Einzelteile in die Luft geschleudert. Schreie gellten. Menschliche Körper wurden wie leblose Puppen emporgeschleudert.

      Eine mörderische Explosion.

      Die Hitze war bis zu uns deutlich spürbar.

      Panik entstand. Schrille Entsetzensschreie gellten durch den Saal. Ein Teil der Beleuchtung fiel aus. Die Girls auf der Bühne stoben kreischend davon.

      Eine Menschenlawine setzte sich in Bewegung. Alle, die einigermaßen unverletzt geblieben waren, strebten auf den Ausgang zu. Das Personal bemühte sich gleichermaßen verzweifelt und vergebens darum, etwas Ordnung in diese Flucht zu bringen.

      Ein Teil der Deckenverkleidung krachte jetzt hinunter - genau dorthin, wo gerade noch Pareses Tisch gestanden hatte.

      Rauch quoll unter den Trümmern hervor.

      Alexandra Berringer stand stumm da, sah dem Inferno zu.

      Auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck von Zufriedenheit. Er verschwand nicht einmal, als Milo ihr Handschellen anlegte und die Rechte vorbetete.

      27

      Feuerwehr, Notarzt und Emergency Service waren sehr schnell zur Stelle. Die Bilanz dieser Explosion war erschreckend. Die Männer an Pareses Tisch waren allesamt tot. Man würde Mühe haben, ihre Leichen zu identifizieren. Sie waren buchstäblich zerrissen worden. Auch unter den Leibwächtern an den Nachbartischen gab es Tote und Schwerverletzte. Mehrere Dutzend weitere Personen aus dem Publikum waren durch herumfliegende Gegenstände leicht verletzt worden. Wegen der Rauchentwicklung gab es mehrere Fälle von akuter Atemnot.

      Alexandra saß auf dem Rücksitz des 300 M und blickte ins Nichts.

      Mister McKee hatte neben ihr platzgenommen.

      "Warum?", fragte er. "Warum haben Sie das getan?"

      "Ich wäre entkommen", sagte sie. "Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich im Tumult fliehen können..."

      "Diese Männer haben 'den Basken' auf ihren Vater angesetzt, nicht wahr?"

      "Ja", flüsterte sie. "Sie haben meinen Vater immer nur benutzt. Als ich am Tisch saß, versprachen Sie mir, ihm jetzt zu helfen. In Wahrheit waren sie nur ratlos. Sie wussten nicht, wo mein Vater sich befindet und sobald ich mich auf ihre Bedingungen eingelassen hätte, hätten sie mich aufs Kreuz gelegt... Sie wollten meinen Vater so schnell wie möglich ausschalten!" Sie seufzte. "Ich habe lange davon geträumt, diese Männer zu töten..."

      "...so wie Sie davon geträumt haben, mich zu töten?", fragte Mister McKee.

      Sie sah unseren Chef an.

      Dann nickte sie.

      "Ja... Sie waren genauso ein Teil des Komplotts, das meinen Vater ruinierte, wie jene Männer, die heute Abend durch die Explosion zerfetzt wurden."

      "Eines Komplotts, das nur in Ihrer Fantasie existiert!", stellte Mister McKee klar. "Wollen Sie sie sehen, die Beweise von damals? Die Kugeln, die die Schädel der Opfer zerschmetterten?"

      "Ich habe die Akten eingesehen. Alles Fälschungen. Alles erlogen..." Ihr Gesicht bekam etwas Starres, Fanatisches. Sie wollte sich von ihrem festen Glauben einfach nicht abbringen lassen. Ihr Vater war in ihren Augen ein guter Mensch, gegen den sich FBI, Justiz und organisiertes Verbrechen verschworen hatten. Eine Lüge, die sie sich oft genug eingehämmert hatte, um sie - auch gegen alle Tatsachen - zu glauben.

      "Er wird mit mir zufrieden sein", murmelte sie entrückt.

      "Sehr zufrieden..."

      "Wer?", fragte Mister McKee. "Ihr Vater?"

      "Ja."

      "Wir haben ihn gefunden..."

      "Er wird stolz auch mich sein. Und ich werde ihm helfen...", murmelte sie, ohne auf unseren Chef zu hören.

      Ihre Augen waren glasig. "Daddy...", murmelte sie.

      "Ihr Daddy ist tot", erklärte Mister McKee sachlich.

      Sie kicherte.

      "Nein," sagte sie. "das ist eine Lüge."

      "Es ist die Wahrheit. Er befand sich in einer Arztpraxis, hatte den Inhaber umgebracht und dort die letzten Tage gelebt..."

      "...eine Lüge", flüsterte sie und wiederholte es unablässig. "Eine Lüge...eine Lüge... eine Lüge..." Es klang wie der Singsang zu einem Beschwörungsritual. Ihr Gesicht war zu einer starren Maske geworden.

      Dann hielt sie plötzlich inne.

      "Sie sagen das nur, um mich hereinzulegen", erklärte sie.

      "Ein Komplott. Wie bei meinem Vater. Wahrscheinlich war es Ihnen ganz Recht, dass Parese und die anderen getötet wurden. Und jetzt haben Sie eine perfekte Schuldige! Ein Opferlamm, auf das sie alles abladen können..."

      Sie hielt inne. Ihr Blick wirkte leer.

      Die starren Züge wurden weicher.

      Und plötzlich glitzert etwas in ihren Augen.

      Tränen.

      28

      "Noch sind wir nicht hundertprozentig sicher, dass Alexandra Berringer wirklich die Frau ist, die auf Sie geschossen hat!",

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