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das scharfe Pfeifen der Kugel.

      In Pulverrauch gehüllt, lenkte der Mexikaner das Pferd herum und galoppierte zu der Spalte in der Wand zurück.

      Carringo feuerte hinter ihm her.

      Der Reiter verschwand in der abschüssigen Rinne.

      „Vorwärts!“, rief Carringo seinem Pferd zu. Er sprengte aus dem Schatten der überhängenden Wand und durch den Felsenkessel. Als er den breiten Spalt erreichte, zügelte auf der Halde der Mexikaner sein Pferd. Er hielt indessen einen Colt in der Hand und schoss auf Carringo.

      Carringos Hengst wurde am Hals von einer Kugel gestreift. Er stoppte so jäh, dass er über die Halde rutschte. Funken stoben in Staub gehüllt auf. Geröll polterte unter den Hufen.

      Der Kerl schoss wieder.

      Gestein sprang in der Rinne über anderes hinweg.

      Carringo hatte das Gewehr angeschlagen, und als der Mexikaner ihn abermals unter Beschuss nahm, da drückte er ab.

      Der Mann zuckte im Sattel zusammen. Im selben Augenblick sprang neben seinem Pferd das krachende Geröll vorbei. Steine barsten, als sie gegen Hindernisse prallten.

      Das Pferd wieherte und stob weiter hinunter zur dunklen Waldgrenze. Der Mexikaner wurde abgeworfen. Hinter dem Pferd rollte er ein Stück die Rinne hinunter und blieb wie leblos an einem Hindernis liegen.

      Carringo lenkte Fox herum, ritt durch den Felsenkessel und die Schlucht weiter hinauf.

      Nach mehr als einer halben Stunde erreichte er eine Felsleiste, die aus dem Canyon abzweigend über diesem zurückführte. Er ritt hinauf und folgte ihr ein Stück, um die Schlucht zu beobachten, aus der er geritten war.

      Nach fünf Minuten hielt er an, stieg ab, setzte sich auf einen Stein und wartete. Sein Blick war in die Tiefe gerichtet. Zwar glaubte er nicht daran, weitere Verfolger auf den Fersen zu haben, aber er musste ganz sicher sein. Das Geheimnis der Spinola-Brüder durfte nicht durch ihn verraten werden.

      Niemand zeigte sich.

      Carringo stand auf, holte den Proviantbeutel und die Wasserflasche und fand in dem Paket eine Möhre für das Pferd. Mochte der Teufel wissen, wo Chaco die aufgetrieben hatte.

      Zehn Minuten später war noch immer niemand zu sehen. Carringo stieg auf und ritt in westlicher Richtung davon.

      24

      Das Dunkel breitete sich wie ein schwarzes Tuch über dem Land aus. Der Rancho versank darin.

      Chaco betrat das Haus und blickte auf den Mann, dessen Augen glühten. Er schien wieder etwas Fieber zu haben.

      Spinola schaute ihn an.

      „Es ist alles ruhig draußen“, erklärte Chaco. „Den ganzen Tag über hat sich niemand sehen lassen.“

      „Wenn jemand hier herumschleicht, wird er von den Pferden gemeldet“, entgegnete der Mexikaner. „Es war immer so. Nur dadurch konnte wir uns hier auch so lange halten, ohne abgeschossen zu werden.“

      Chaco ging durch den Raum, öffnete die Tür der Schlafkammer und sagte: „Ich muss mich ein paar Stunden hinlegen. Wenn Sie in Ihr Bett gehen wollen, bleibe ich gern dort an der Tür. Es wäre vielleicht besser.“ Er ging wieder zurück.

      „Ich richte mich nach Ihnen, Chaco. Und ich zermartere mir schon den ganzen Tag den Kopf, wie ich mich je revanchieren soll.“

      „Wenn Sie das lassen, verschwindet das Fieber vielleicht“, sagte Chaco sarkastisch. „Wollen Sie noch etwas von der Suppe vom Mittag? Es ist noch etwas da.“

      „Nein.“

      „Dann helfe ich Ihnen in den anderen Raum. Es ist besser, ich bleibe an der Tür.“ Chaco half dem Verletzten aufzustehen und brachte ihn in die enge Kammer.

      Spinola sank leise stöhnend in sein Bett und ließ sich von Chaco zudecken.

      Draußen war es immer noch still. Chaco verließ mit dem Gewehr in der Hand die Hütte und schlug einen Bogen um den ganzen Rancho.

      Die Pferde standen inmitten des größten Korrals dicht beisammen. Chaco hatte auch seinen Pinto während des Tages in diesen Korral gestellt, damit er nicht allein sein musste.

      Nichts deutete auf eine Gefahr hin.

      Chaco erreichte die Hütte und ging hinein.

      „Haben Sie was gefunden?“, fragte Spinola durch die offene Tür.

      „Nichts.“ Chaco lehnte das Gewehr neben der Tür an die Wand und schob den Riegel vor.

      „Wenn Don Carlos nur vermutet, dass ich noch am Leben bin, werden sie uns keine Ruhe mehr lassen. Jetzt hat er die Leute auf seiner Hazienda, denen nichts zu schmutzig ist.“

      Chaco schaute zum Fenster hinaus und beobachtete vor allem die Pferde. Er vermochte sie zwar nur schemenhaft zu erkennen, doch er hörte sie.

      „Ich spüre, dass diese Nacht etwas passiert“, meldete sich der Verletzte abermals.

      Chaco legte sich auf das Felllager, das noch warm vom Körper des Verletzten war.

      „Spüren Sie nichts, Chaco?“

      „Nein.“

      „Sie haben Nerven wie Stricke, was?“

      „Wir geraten ab und zu in Gefahr. Man gewöhnt sich nie richtig daran, aber ein bisschen schon.“ Chaco schloss die Augen und versuchte zu schlafen.

      „Jetzt geht der Mond auf“, sagte Spinola nach einer Weile.

      Chaco öffnete die Augen wieder. Obwohl er es nicht sagte, spürte auch er die Nähe einer Gefahr. Das war es, was ihn nicht schlafen ließ, obwohl er müde genug war.

      „Sehen Sie es?“

      Chaco stand auf und schaute hinaus.

      Kaltes Silberlicht lag über der weiten Mulde zwischen Wald und Hügeln. Deutlicher waren die Pferde im Korral zu sehen. Selbst ihre spielenden Ohren erkannte Chaco.

      Das ferne Geheul eines Kojoten versetzte die Herde in Unruhe. Die Tiere schnaubten und galoppierten ein paar Runden durch den Korral. Noch mehrmals heulte der Kojote so laut, dass es verzerrt aus den Wäldern zurückhallte.

      Die Pferde wurden wieder ruhiger.

      Chaco hörte hinter sich ein Geräusch, fuhr herum und sah Jiminez Spinola, der im grauen, langwallenden Nachthemd wie ein Geist auf der Türschwelle stand.

      „Sind Sie verrückt, Mann? Legen Sie sich sofort wieder ins Bett“, sagte Chaco scharf.

      „Man wird den Rancho angreifen. Ich spürte es ganz deutlich. Sie sollten wegreiten. Es ist mehr als genug, was Sie und Ihr Freund bereits für mich taten.“

      „Legen Sie sich ins Bett, los!“, befahl Chaco, ohne auf die Worte des Verletzten einzugehen.

      „Noch ist es Zeit für Sie, zu verschwinden, Chaco! Reiten Sie in die Berge! Dort sind Sie sicher und können warten, bis Ihr Freund zurückkehrt!“

      Chaco ging auf den Mann zu, brachte ihn mit sanfter Gewalt zu seinem Lager zurück und zwang ihn, sich zu legen.

      „Warum hören Sie denn nicht auf mich?“

      „Weil ich nun mal hier bin. Bleiben Sie liegen, Spinola, sonst gibt es Ärger mit mir!“

      „Ich will doch nur ...“

      „Genug“, unterbrach ihn Chaco. Er wandte sich ab und ging in den vorderen Raum zurück.

      Die Pferde standen im Rudel beisammen im Korral, als suchten sie gegenseitig Schutz.

      Und der Kojote in den Bergen heulte klagend und langgezogen den Mond an.

      Chaco griff nach dem Gewehr,

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