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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
Читать онлайн.Название 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006
Год выпуска 0
isbn 9783745212129
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Вестерны
Издательство Readbox publishing GmbH
Saint ging an dem Vorhang vorbei und verließ das Haus.
Aufatmend erschien der Mann vor dem Vorhang.
Aus der Küche trat eine dicke Frau, die mit blitzenden Augen fragte: „Hast du es ihm gesagt?“
„Nein.“
„Wann willst du es sagen?“
„Später.“
„Du wirst es nie sagen. Und er bildet sich ein, wir wären auf Rosen gebettet!“
„In Arizona wachsen keine Rosen, Maria. Du solltest dir endlich ein anderes Vokabular für deine Vergleiche zulegen. Hier gibt es bestenfalls Prärieanemonen. Aber selbst die sind seltener als bei dir daheim die Rosen.“
„Du lenkst vom Thema ab“, sagte die dicke Frau wütend. „Er soll bezahlen oder verschwinden!“
„Ich werde es ihm schon noch sagen“, versicherte der Mann.
Empört zog sich die Frau in die Küche zurück und hämmerte die Tür zu.
21
„Warum schickten Sie mich nicht?“ Saints Augen funkelten scharf.
Lancaster ging vom Fenster zum Tisch, setzte sich dahinter und blickte zu der etwas exotischen Gestalt des Mannes an der Tür. Er hatte keine Ahnung, wie alt Saint sein könne, schätzte ihn jedoch auf ungefähr vierzig Jahre.
„Glauben Sie, ich hätte das nicht erledigen können?“
„Ihr junger Gehilfe ist in Mexiko verletzt worden“, gab Lancaster zu bedenken.
„Ich hätte das allein in Prescott erledigt.“
„Ich wusste nicht, dass Sie so verrückt auf diese Sache sind“, wich Lancaster aus. Er wollte nicht sagen, dass er Saint ansah, wie dringend dieser Geld brauchte, und er wusste auch, dass er ihn tödlich beleidigen würde, wenn er darauf hinwies.
„Ich brauche Sie später für andere Aufgaben, Saint. Und noch etwas: Ihr Auftauchen in Prescott hätte zu viel Aufsehen erregt. Ihre Beschreibung hätte genügt, um Bekannte Carringos auf Sie hinzuweisen. Es nutzt meinen Interessen nichts, wenn bekannt wird, wer Carringo zum Ende seiner Laufbahn verhalf.“
Saints Gesicht hellte sich auf, soweit das überhaupt möglich war.
„Ja, das kann ich verstehen“, gab er zu. „Natürlich hätten seine Bekannten gewusst, wer ich bin.“
„Na also, da haben wir’s doch.“ Lancaster lächelte. „Ich wollte Ihnen jedenfalls versichern, dass ich Sie dringend brauche. Viele meiner Geschäfte sind langfristig angelegt.“
Saint nickte.
„Ich wollte Ihnen aber auch noch für den hervorragenden Einsatz in Mexiko danken. Einzigartig, wie sie die Spur unterbrochen haben, auf der Carringo in seine Vergangenheit vordringen wollte.“ Lancaster hatte plötzlich eine Idee, wie er seinem Handlanger ein wenig unter die Arme greifen konnte, obwohl das eigentlich nicht seine Art war.
Was Saint in Mexiko erledigt hatte, war abgegolten. Dass er einen Verletzten mit sich herumschleppte und erhöhte Ausgaben deswegen für besondere Lebensmittel, hauptsächlich aber für Ärzte und Medikamente hatte, war eine andere Sache, die ihn, Lancaster, letztlich nichts anging und ihm auch gleichgültig war.
Aber er gehörte zu den Leuten, die um sich herum alles funktionstüchtig hielten und besonderes Interesse darauf verwandten, Zufriedenheit bei den Mitarbeitern zu erzeugen, weil sich das, wie er meinte, stets auszahlte. Nur kurzsichtige Geschäftemacher, die nicht über den Rand des Suppentellers hinaus dachten, beuteten die Mitarbeiter aus, auf die sie stets wieder angewiesen sein würden, wenn sie weiterhin den Rahm abschöpfen wollten.
„Sie haben sich eine Prämie verdient, mein Lieber.“ Lancaster lächelte, beobachtete den seltsamen Mann aber scharf. Wie erwartet, bildete sich zunächst eine steile Falte auf der Stirn des Teufelsanbeters.
„Doch, doch!“, betonte Lancaster. „Napoleon wird Ihnen nachher einen Umschlag in Ihr Hotel bringen. Ich möchte Sie bitten, darüber kein Wort zu verlieren.“ Lancaster stand auf. „Ich glaube, uns wird noch eine lange, fruchtbare Zusammenarbeit verbinden.“
Saint nickte und dankte Lancaster innerlich dafür, dass er um die Prämie kein großes Gerede veranstaltete. Nach anfänglichen Spannungen zwischen ihnen hatte auch er ein zufriedenstellendes Verhältnis zu dem steinreichen Mann gefunden und akzeptierte ihn als Boss. Das hatte Seltenheitswert für einen Mann von Saints Format.
„Warum ist Carringo Ihnen plötzlich derart im Wege, Mister Lancaster? Noch in Mexiko hatten Sie an seinem Tod kein Interesse.“
„Ich weiß, dass Sie ihn damals gern ausgeschaltet hätten, Saint. Und aus heutiger Sicht betrachtet, wäre das auch für mich eine gute Lösung gewesen. Leider war mir die heutige Sicht damals nicht bekannt.“ Lancaster lächelte wieder.
Saint schaute ihn nur an.
„Er ist Sicherheitsagent der Wells Fargo und mir als solcher im Weg. Sein vorzeitiges, gewaltsames Ende ist jetzt wichtig, dennoch nur zweitrangig.“
„Ich hoffe, ich höre bald wieder von Ihnen.“ Saint drehte sich um und verließ das Zimmer.
Lancaster lehnte sich zurück. Er lauschte, konnte jedoch im Flur keine Schritte hören. Der unheimliche Teufelsanbeter, über dessen ihm versponnen erscheinende Marotten er nicht weiter nachdachte, entfernte sich lautlos, was absolut zu seinen unheimlichen Auftritten passte.
Lancaster war in Gedanken noch mit dem Satansanbeter beschäftigt, als an die Tür geklopft wurde.
„Ja?“
Die Tür öffnete sich. Mit strahlendem Gesicht trat Stan Uvalde ein, ein mittelgroßer, kräftiger Mann von dreißig Jahren.
„Sie kommen vom Bahnhof?“
„Ja, Sir. Der Zug traf soeben ein und wurde tatsächlich überfallen. Der Zugführer berichtete, der Expressschaffner wäre erschossen und ein kleiner Tresor erbrochen worden. Die Banditen ließen alle Leute aussteigen und nötigten sie, sich mit den Gesichtern nach unten neben die Waggons zu legen. Man vermutet, dass in dem kleinen Tresor Wertpapiere deponiert lagen.“
„Wie schlau die Leute sind.“
Uvalde lachte abgehackt.
„Und die Banditen?“
„Sind ohne Verluste entwischt.“ Lancaster erhob sich. „Damit ist Teil eins des Planes glatt abgelaufen.“
„Ich schätze, Teil zwei in Prescott wird auch keine größeren Schwierigkeiten bereiten, Sir.“
„Bereitet haben, Uvalde. Carringo müsste nach menschlichem Ermessen jetzt schon im Jenseits sein!“
22
Die Schatten reichten bereits bis in das Wohnzimmer des überfallenen Hauses. Die Hitze ließ spürbar nach.
Chaco bewegte vorsichtig die Hände in den Fesseln, allerdings war es ihm bisher nicht gelungen, sie zu lockern. Er wollte jedoch wie in ähnlichen Situationen der Vergangenheit weiter daran arbeiten, eingedenk der Weisheit, dass steter Tropfen den Stein höhlt.
Die drei Banditen wurden zusehends nervöser.
„Die anderen können nicht so lange auf uns warten“, sagte Regan. „Die müssen jetzt schon aus …“
„Still, du Idiot!“, herrschte Older den Kumpan an. Er stand in der Nähe des Fensters und beobachtete die verlassene Phoenix Street.
„Das