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      Die Murmeln haben wir aber auch so genutzt, dass wir uns im Abstand von ca. drei Metern vor eine Wand stellten und die Murmeln möglichst dicht an die Wand werfen mussten. Derjenige, dessen Murmeln am dichtesten an der Wand lagen, hatte gewonnen. Es war auch erlaubt, Murmeln des Mitspielers wegzukicken.

      Allgemein gültige Regeln gibt es beim Murmelspielen nicht, deshalb wurde unsere Kreativität angeregt. Zu Beginn eines Spiels werden die Spielregeln untereinander abgesprochen. Wer spielt mit? (Anzahl) Wie wird gespielt? (Anzahl der Murmeln pro Spieler)

      Gibt es Teams? Oder spielt jeder gegen jeden? Und so weiter…

      Ein weiteres beliebtes Spiel mit den Nachbarskindern war Völkerball, das wir ohne Ermüdung den ganzen Nachmittag spielen konnten, egal, ob Jungen oder Mädchen.

      Im Winter spielten wir mit den Eltern Mikado (dies gibt es heute noch) oder „Mensch ärgere dich nicht“ oder Halma u.a..

      Tante Martha brachte aus den USA ein Spiel namens „Pachisi“ mit, das ursprünglich aus Indien stammen soll. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit „Mensch ärgere dich nicht“ und wurde zur Abwechslung gern von uns gespielt.

      Gern erinnere ich mich auch an das sogenannte „Ringreiten“ um die Rensefelder Kirche, obgleich ich später nie wieder ernsthaft mit Pferden oder dem Pferdesport zu tun hatte. Diese Reitturniere fanden anlässlich verschiedener dörflicher Feste statt, z.B. nach der Ernte. Man ritt auf sehr mächtigen Zugpferden, die zum Arbeiten in der Landwirtschaft dienten, im Galopp um den Kirchplatz. Der Reiter musste mit einem Holzstück ein über der Strecke hängendes Metallrundteil, in dem in der Mitte ein Loch war, treffen und abziehen.

      Dies gelang im Galopp mit den Ackergäulen natürlich nicht immer. Wenn es dann aber jemandem gelang, gab es ein großes „Gejohle“.

      Wir haben uns selbst beschäftigt und uns eigene Ziele gesetzt. Ich habe meine Mutter dann im Nachhinein mit den „vollbrachten Leistungen“ überrascht.

      Nach und nach machte ich den „Freischwimmer“, den „Fahrtenschwimmer“ und den „goldenen Totenkopf“. So hieß damals das zweistündige Dauerschwimmen.

      Nach dem Stundenschwimmerzeugnis erwarb ich dann noch mein Rettungsschwimmerzertifikat.

      Während dieser Zeit, mit 14 und 15 Jahren, wurde ich immer selbstständiger und hatte zunehmend Einblick, dass das monatliche Budget in unserer Familie, der damaligen Zeit entsprechend, nicht üppig war. Hierüber unterhielt ich mich damals auch oft mit meiner Mutter.

      Wir hatten schon einiges geschafft: Die beiden kleinen Wohnzimmer wurden zu einem zusammengelegt. Ein Nachtspeicherkachelofen, der auch die oberen Zimmer bedingt beheizte, wurde eingebaut, und zwar von der Firma Hans & Söhne aus Hamburg; der Jungmonteur, der in Holm-Seppensen wohnte und wohnt und zu dem ich auch noch im Jahr 2020 Kontakt habe.

      Meine Mutter, die damals nebenberuflich für eine Versicherung arbeitete, hat ihn damals schon versichert. Diese Familie des Jungmonteurs ist bis heute über unsere Familie versichert.

      Das Dach im Hause der Schnoorstraße wurde im hinteren Bereich angehoben; dadurch entstanden Zimmer ohne Schrägen. Auch wurde ein Badezimmer eingebaut, das nach den damaligen Vorstellungen gut war.

      Meine Eltern haben alles gemeinsam entschieden. Ich hatte den Eindruck, dass ein harmonisches, liebevolles Zusammenleben herrschte.

      Vor dem Hintergrund eines angespannten Familienbudgets blieben die Themen Ausbildung, Zukunft und Lebensgestaltung sehr wichtig, und das war auch gut so, da wir über diesen Weg auch lernten, mit Geld umzugehen.

      Meine Mutter war in dieser Hinsicht immer ein Vorbild, wofür ich ihr bis heute dankbar bin. Sie war gerecht, zielstrebig, hilfsbereit und nachsichtig, auch wenn ich mal schlechte Noten hatte. Dies wurde weder beschimpft noch ignoriert, sondern „positiv“ kritisch und konstruktiv besprochen.

      Da wir in der damaligen Zeit vom Gehalt meines Vaters nur sparsam leben und keine nennenswerten Anschaffungen machen konnten, andererseits es für meine Mutter keine Alternative zu der von ihr gewollten ganztägigen Kindererziehung gab, suchte sie nach nebenberuflicher Arbeit.

      Sie war Hausfrau, wie damals die meisten Ehefrauen, auch wenn sie vor der Geburt ihrer Kinder einen relativ guten und gut bezahlten Beruf hatte.

      Da meine Mutter bestrebt war, neben der nebenberuflichen Versicherungsvermittlung meines Vaters und ihrer eigenen Versicherungsvermittlung im Sommer etwas zusätzliches Geld zu verdienen, gingen wir in den umliegenden Dörfern, z.B. in Klein Parin bei Bauer E., Erbsen und Bohnen pflücken.

      Ich habe dies auch gern gemacht, konnte ich doch auch hier etwas Geld verdienen. Regelmäßiges Taschengeld bekamen wir damals nicht.

      Wegen der morgendlichen Kälte hatten wir warme Kleidung dabei und darin konnte man zum Schluss des Erbsenpflückens auch gut einige Kilo Erbsen verstecken, die dann später zu Hause „eingeweckt“ wurden, so sagte man damals: Die Erbsen/Bohnen wurden in der Küche über einem mit Holz befeuerten Ofen in einem speziellen Wecktopf aus Zink eingekocht und in entsprechende Gläser gefüllt.

      Auch dieses „Organisieren“ zum Schluss des Pflückens machte mir Spaß, vor allem wenn ich ein paar Kilo auf meinem Fahrrad verstecken konnte.

      Ich denke, so wurde uns auch eine gewisse Schlitzohrigkeit anerzogen, die mir in meinem weiteren Leben nur positive Erfahrungen gebracht hat.

      Wir standen morgens schon im Halbdunkeln auf, zwischen 3 und 4 Uhr (die Sommerzeit gab es damals noch nicht) und fuhren dann mit dem Fahrrad los. Mit im Gepäck hatten wir von unserer Mutter belegte Brote und selbst hergestellten Saft, seltener auch die beliebte weiße Brause, um uns in der Frühstückspause zu versorgen. Der Geruch an den Händen vom Erbsenpflücken vermischte sich mit den köstlich schmeckenden Broten. Von Pestiziden und Herbiziden haben wir damals noch nichts geahnt. Keiner wusste, was an unseren Händen klebte, und gewaschen haben wir uns auch nicht vor dem Essen. Aber am Feldrand an den Knick gelehnt mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht, schmeckte nirgendwo das Frühstück besser als dort.

      Ich kann mich noch gut an ein besonderes Ereignis aus dieser Zeit erinnern: Wir waren gerade auf der Höhe des Pariner Berges, als aus dem Transistorradio die Nachricht kam, dass die Russen den ersten künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn geschickt hatten; dies war am 04.10.1957.

      Von da an wetteiferten die beiden Machtblöcke UdSSR und Amerika um die Vorherrschaft im Weltraum, was vorerst darin gipfelte, dass die Amerikaner 1968 erstmals zwei Menschen zum Mond schickten.

      Als Lohn für das Erbsen- und Bohnenpflücken gab es damals pro Pfund (1/2 kg) 0,05 DM. Meine Mutter schaffte bis ca. 10 Uhr morgens ungefähr 3 Zentner, (150 kg), ich schaffte in der Zeit einen Zentner, d.h. meine Mutter verdiente an einem Vormittag 15 DM (ca. 7,50 €) und ich 5 DM. Dieses Geld durfte ich selbstverständlich für mich behalten, habe es aber nicht ausgegeben, sondern gespart, was meine Mutter in der Weise unterstützte, dass sie die Beträge, die ich zur Bank brachte, oft aufrundete.

      Meine Mutter kaufte sich später von diesem Geld den ersten elektrischen Herd für die Küche; das war eine Arbeitsersparnis und modern; außerdem „ging man mit der Zeit“.

      Ich kaufte mir später von dem verdienten und ersparten Geld ein erstes Tonbandgerät der Marke Grundig mit einem Röhrenverstärker; es war relativ schwer. Aber ich war sehr stolz, mir so ein technisches Gerät leisten zu können. Es wurde mit losen Bändern betrieben (ich glaube, die längsten waren 240 m lang). Man musste aufpassen, dass es keinen „Bandsalat“ gab.

      Ich machte Sprachinterviews mit dem Mikrofon und habe mit einer direkten Steckverbindung vom Schallplattenspieler Musik aufgenommen (Elvis und die damals aktuellen Rockstars aus Amerika; später kam auch Peter Krauss dazu). Um mein Taschengeld weiter aufzubessern, habe ich in Rensefeld auch „Rüben verzogen“. Das bedeutete, dass die Rübensamen in einer Reihe ausgesät wurden. Man brauchte später aber nur eine Rübenpflanze in einem Abstand von ca. 30 cm. Der Bauer säte die Rübensamen aus (auch damals schon maschinell). Wenn die Samen „aufgelaufen“ waren, wurde in ca. 30 cm Abstand ein kleines Büschel Sämlinge stehen gelassen. Alle Pflanzen zwischen

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