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      Zu diesem Buch

      Man könnte meinen, Menschen im reifen Alter, die sich seit ihrer Studienzeit kennen und sich Freunde nennen, würden manierlich miteinander umgehen. Dass dem nicht immer so ist, kommt besonders dann zum Vorschein, wenn Scheidungen und neue Partnerschaften im Spiel sind. Und wenn dazu noch neurotische Neigungen in den Köpfen ihr Unwesen treiben, kann es sogar unter den besten Freunden zu Verstimmungen kommen, die sie beim gemeinsamen Abendessen die Panik des Lebens spüren lassen.

      Autor

      Udo Staber wurde 1953 in Ulm geboren. Er studierte in Kanada und den USA Soziologie, Psychologie und Organisationswissenschaften, promovierte an der Cornell University, New York, und war Professor an Universitäten in den USA, Kanada, Deutschland und Neuseeland. Er ist Autor zahlreicher Fachbücher und wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel, sowie Empfänger mehrerer Auszeichnungen für seine Forschungsarbeiten.

      Mehr über den Autor: www.udostaber.com

      UDO STABER

       Unter Freunden

      Roman

      © 2020 Udo Staber

      Umschlag, Illustration: Udo Staber

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      ISBN

Paperback978-3-347-15006-5
Hardcover978-3-347-15007-2
e-Book978-3-347-15008-9

      Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Das Gehirn ist das am meisten überschätzte Organ.

      — Woody Allen

      Inhalt

      Für wen sind denn die Blumen?

      Die falsche Krawatte

      Der Aperitif schlägt mir auf den Magen

      Mach den Kragen zu

      Spieglein, Spieglein an der Wand

      Ich fahre Mercedes

      Katholische Unsitten

      Der bessere Mann

      Ach, das weiß ich gar nicht

      Du und deine Akademikerfreunde

      Er kann alles, nur nicht parken

      Für wen sind denn die Blumen?

      „Rate mal, wen ich heute getroffen habe, heute Morgen, im Blumenladen. Deinen Sigmund.“

      „Siggi? Im Blumenladen? Unmöglich, da hast du dich verguckt. Siggi kauft keine Blumen. Er hat von Blumen keine Ahnung. Frag ihn mal, ob er den Unterschied kennt zwischen einer Tulpe und einer Nelke.“

      Sie sieht mich an, als hätte sie mich bei einem Aprilscherz erwischt. Sie liebt Blumen. Sie sagt, wenn sie etwas von ihrem alten Haus vermisst, dann ist es ihr blühender Garten. Sie sorgt dafür, dass in unserer Wohnung jeden Tag frische Blumen auf dem Tisch stehen. Dass sie Blumen um sich herum haben will, kann ihm in den zwanzig Jahren mit ihr doch nicht entgangen sein.

      „Glaub mir, Siggi geht in kein Blumengeschäft, er kann mit Blumen überhaupt nichts anfangen. Wenn er sieht, dass eine Topfblume den Kopf hängen lässt, stellt er sie in die Sonne, statt ihr Wasser zu geben. Und wenn ich ihn bitte, sie zu gießen, schüttet er das Wasser über die Blätter statt in die Erde.“

      Ich würde gern laut lachen, aber ich weiß, dass sie mir das übel nehmen würde. Wenn die Sprache auf ihren Ex kommt, findet sie gar nichts lustig, da versteht sie keinen Spaß. „Aber als Chemiker muss er doch wissen, wie Pflanzen funktionieren“, sage ich halb im Scherz.

      „Ach, der weiß doch nicht mal, dass er Chemiker ist. Den Unterschied zwischen einem Reagenzglas und einem Einmachglas mag er vielleicht noch kennen, aber wenn es um Grünzeug geht, hört sein Verstand auf. Wenn ich ihn in den Garten schicken würde, um was Frisches für den Salat zu holen, käme er mit Regenwürmern zurück.“

      „Vielleicht will er nur witzig sein.“

      „Nein, nicht witzig. So ist er wirklich, lebensfremd.“

      „Oder er will dich ärgern.“

      „Das geht auch ohne Regenwürmer im Haus.“

      Ich denke mal, dass sie mit ihren Geschichten über ihn wahnsinnig übertreibt. Schon allein wenn sein Name fällt, dreht sie hohl. Sie ärgert sich dann maßlos über sich selbst, dass sie nicht schon früher gegangen ist. Sie sagt, wenn sie kleine Kinder gehabt hätte, könnte man das noch verstehen, aber sie hat keine Kinder. Es ist ihr auch unerklärlich, warum sie sich mit ihm überhaupt eingelassen hat, wo er ihr doch von Anfang an wie ein Chaot vorgekommen sei. Ich denke an meine dritte Frau, die war auch ziemlich verwirrt. Sie glaubte, Existenzialismus sei eine Art Geisteskrankheit. Sie hat mir das schon bei unserer ersten Begegnung gesagt. Ich konnte ihr das nicht ausreden, und trotzdem habe ich sie geheiratet! Und der Mann einer Kollegin von mir ist fest davon überzeugt, dass die Evolution im gleichen schwarzen Loch enden wird, in dem sie begann. Sie sagt, sie habe einen Hornochsen geheiratet, aber sie ist immer noch mit ihm zusammen. „Also“, sage ich zu Regine, „ich glaube schon, dass er vorhatte, Blumen zu kaufen. Zumindest hatte er welche in der Hand, als ich ihn sah.“

      Sie grinst. „Das bedeutet gar nichts. Er kann eine Katze auf dem Schoß haben und glauben, es ist ein Kaninchen, dem er die Ohren langzieht. Du weißt gar nicht, was er alles anstellt, ohne einen blassen Schimmer zu haben, warum er das tut. Aber wahrscheinlich war er’s gar nicht, der Mann, den du im Laden gesehen hast.“

      „Doch, das war er. Er hat es dann auch gleich zugegeben. Ich habe ihn auch gleich erkannt. Er sah genauso aus wie auf dem Foto, das du mir einmal gezeigt hast. Das Foto von ihm als Student, mit seinem Freund am Strand in Spanien, wie sie auf der Luftmatratze sitzen, mit einer Bierflasche in der Hand, und Bikinimädchen nachschauen. Der gleiche Wuschelkopf, wie auf dem Foto.“

      Regine hat immer noch ihren skeptischen Ausdruck im Gesicht. „In welcher Gemütsverfassung war er denn?“

      „Oh, ich würde sagen, er war ziemlich durcheinander. Er kam mir verwirrt vor, so wie er dastand, unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte.“

      „Und was hatte er an, dieser Meister der Verwirrung?“

      „Regine, du kannst bei einem Mann nicht vom Äußeren auf seinen Gemütszustand schließen.“

      „Doch, in seinem Fall kann man das, sehr gut sogar. Wenn es Sigmund war, den du gesehen hast, dann trug er bestimmt ein buntkariertes, ausgewaschenes Hemd. Er liebt buntkariert. Wenn er mal eins anhat, kann es sein, dass er es zwei Wochen lang nicht mehr auszieht.“ Sie rollt mit den Augen. „War sein Hosenschlitz offen?“

      „Keine Ahnung. Das ist eine Gegend beim Mann, wo ich nie so genau hinschaue. Aber so viel kann ich sagen, elegant war er nicht gerade gekleidet. Das Hemd habe ich nicht gesehen, aber er trug eine karierte Jacke, blau, glaube ich, mit einem Lammpelzkragen. Sah aus wie ein Stück aus den sechziger Jahren. Vielleicht war seine Brille beschlagen, als er heute früh was aus dem Schrank zog. Oder die Dunkelheit hatte ihn im Griff.“

      Sie schüttelt den Kopf. „Ich würde eher sagen, der Wahnsinn hat ihn im Griff. Nicht nur früh am Morgen. So läuft er den ganzen Tag herum.“

      „In dieser Aufmachung? Ich meine, ein Blumenladen ist ja nicht die Oper, aber die Jacke sah aus wie eine, in der Mick Jagger vor fünfzig Jahren herumhopste. Und trägt er eigentlich immer solche ausgeleierte Latschen?“

      „Wenn es Sigmund war, den du gesehen hast, dann waren das wahrscheinlich seine Hausschuhe.“

      „Hausschuhe? Auf der Straße?“

      „Ja natürlich, so was ist bei ihm normal. Du wirst ja sehen, wie er heute Abend daherkommt.“

      Ich

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