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kann einfach nicht zur Mörderin werden.“

      „Wenn du mich wirklich liebst, musst du es tun“, sagte Oliver Carr beschwörend.

      „Du quälst mich!“

      Oliver Carr holte tief Luft, ballte die Hände und blickte mit düsterem Gesichtsausdruck ins Leere. „Okay“, sagte er. „Dann tue ich es.“

      3

      „Wie denn?“, fragte Jill ängstlich. Er zuckte mit den Schultern. Jill Lark sah, wie es in ihm arbeitete.

      „Morgen, nach der Mittagspause, gehe ich zu ihm“, sagte er. „Ich werde ein bisschen um seine Gnade betteln, um seine Einsicht, nur so, zum Schein. Er wird mir die Tür weisen, aber vorher stelle ich ihm die Thermoskanne auf den Schreibtisch. Er kriegt doch zweimal täglich eine Kanne, nicht wahr?“

      „Ja, er trinkt das Zeug wie Wasser. Es ist, als sei er süchtig“, bestätigte Jill.

      „Du brauchst nicht dabei zu sein, wenn ich ihm das Gift in die Kanne kippe“, meinte Oliver Carr. „Du weißt von nichts! Du spielst die Ahnungslose, verstanden? Er wird den Kaffee trinken und tot umfallen. Ich nehme seine Fingerabdrücke und sorge dafür, dass sie auf das Fläschchen gelangen, dann verkrümele ich mich...“

      „Was ist, wenn er bei deinem Besuch den Kaffee nicht anrührt?“

      „Das halte ich für unwahrscheinlich. Er hat noch jedes mal an seiner Tasse genippt, wenn ich mit ihm gesprochen habe“, erinnerte sich Oliver Carr.

      „Das ist richtig“, nickte Jill. „Aber du wirst Dissingers letzter Besucher sein, das kann dich in Schwierigkeiten bringen,“

      „Ich werde erklären, Dissinger als Betrüger entlarvt zu haben“, meinte Oliver Carr. „Das wird sein Ende so aussehen lassen, als habe er in einer Kurzschlussreaktion Selbstmord begangen. Es wird der perfekte Mord sein!“

      „Die Polizei wird wissen wollen, was du Dissinger im einzelnen und ganz konkret vorgeworfen hast. Spätestens in diesem Augenblick wirst du passen müssen“, gab Jill ihm zu bedenken.

      „Das sehe ich anders. Die Erfahrung lehrt, dass schon bloße Andeutungen einen Beschuldigten oft genug in Panik versetzt haben“, sagte Oliver Carr und blickte auf seine Uhr. „Wir müssen kehrtmachen und ins Büro zurück. Wir trennen uns vorher, wie gewöhnlich.“

      Um zwei Uhr fünfzehn betrat Oliver Carr das große, mahagonigetäfelte Büro seines Vorgesetzten. Lyonel Dissinger wirkte wie immer sehr bedeutend, vital und gepflegt. Er trug das dichte, dunkle Haar glatt zurückgekämmt. Sein Gesicht war schmal, straff und eckig. Die hellblauen Augen hatten etwas prüfendes, manchmal sogar eisiges. Im Revers seines Nadelstreifenanzuges steckte eine weiße Nelke.

      „Hören Sie, Carr“, meinte Dissinger unwirsch, „ich habe eine Menge zu erledigen und muss Sie bitten, sich kurz zu fassen ... oder sind Sie gekommen, um Ihren Schaden wiedergutzumachen? In diesem Fall finden Sie bei mir ein offenes Ohr.“

      Oliver Carr stellte die chromblitzende Thermoskanne auf dem Schreibtisch ab. „Miss Lark hat mich darum gebeten, den Kaffee hereinzubringen“, sagte er.

      „Setzen Sie sich, knurrte Dissinger, griff nach der Kanne und füllte sich eine Tasse mit Kaffee. „Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, wie die Dinge stehen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, Sie zu feuern, aber inzwischen bin ich zu der Einsicht gekommen, dass Sie eine letzte Chance verdienen.“

      „Tatsächlich, Sir?“, murmelte Oliver Carr und starrte wie hypnotisiert auf die Thermoskanne.

      „Ist was?, fragte Dissinger. „Sie sehen auf einmal so komisch aus ..“

      „Oliver Carr gab sich einen Ruck. „Ich bin okay, Sir“, versicherte er.

      Dissinger lehnte sich zurück. „Immerhin haben Sie der Firma mehr als zehn Jahre lang treu gedient. Ihre Verfehlungen beschränken sich auf die letzten sechs Monate. Da ich zu wissen glaube, wie sie zustande gekommen sind und weshalb sie begangen wurden, will ich versuchen, Ihnen eine goldene Brücke zu bauen.“

      „Das ist sehr anständig von Ihnen, Sir“, würgte Oliver Carr hervor. Diesmal ruhte sein Blick auf der gefüllten Kaffeetasse. Dissinger schob sie hin und her, aber er traf noch keine Anstalten, sie zum Munde zu führen.

      „Wenn Sie sich mit einer Versetzung innerhalb der Firma bereit erklären und darüber hinaus einverstanden sind, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen, können wir uns einigen“, sagte Dissinger und lächelte dabei. Carr fand, dass es ein öliges Lächeln war. Er hasste es, er hasste auch den Mann, der es produzierte.

      „Nun?“, fragte Dissinger.

      „Ich danke Ihnen, Sir“, sagte Oliver Carr und verfolgte, wie Dissinger langsam die Tasse zum Munde führte und trank. Dissinger nahm einen weiteren, ziemlich großen Schluck, dann stellte er die Tasse ab.

      Lyonel Dissinger runzelte die Augenbrauen, es schien, als lauschte er in sich hinein. Er kam auf die Beine, nicht ganz ohne Mühe, und schwankte ein wenig.

      „Ist Ihnen nicht wohl, Sir?“, fragte Oliver Carr.

      Er schwitzte. Dissinger hatte ihm die Hand zur Versöhnung geboten, aber er war darauf nicht eingegangen. Oliver Carr nahm sich vor, Jill diese unerwartete Wende des Geschehens vorzuenthalten.

      Es war zu spät. Hätte er Dissinger die Tasse aus der Hand reißen und erklären sollen, warum?

      Es gab Dinge, die einfach nicht machbar waren, egal wie man es auch drehte und wendete.

      Lyonel Dissinger griff mit beiden Händen in die Luft und brach dann abrupt zusammen. Er blieb liegen, ohne sich zu rühren.

      Carr sprang auf und eilte um den großen Schreibtisch herum. Im Laufen riss er das leere Fläschchen aus der Tasche. Er streifte sich Handschuhe über, rieb das Glas sauber und presste das Fläschchen kurz in Dissingers kraftlose Finger, dann warf er es in den Papierkorb und eilte mit hämmerndem Herzen aus dem Büro.

      Das Vorzimmer war leer. Jill würde, das wusste er, erst nach Ablauf von zwanzig oder dreißig Minuten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

      4

      Bount betrat sein Office und lächelte matt, als er June an ihrem Vorzimmerschreibtisch sitzen sah. Sie sah wie immer zum Anbeißen aus, aber Bount war nicht in der Stimmung, der Verlockung zu erliegen.

      Er ließ sich auf einen der Stühle fallen, die für Besucher bereit standen, streckte beide Beine weit von sich und sagte: „Bount Reiniger, Privatdetektiv. Mit dem Tod auf du und du.“

      „Hast du die Absicht, den Slogan für eine Werbekampagne zu benutzen?“, spottete June. „Er mag Teens und Twens ansprechen, Leute in der Pubertät, aber bestimmt nicht den Personenkreis, dessen Honorarzahlungen deinen Laden ölen.“

      Wilkie Lenning kam herein, Bounts zweiter Mitarbeiter. Er war schlank, beinahe hager und hatte stark umschattete Augen. Sie ließen vermuten, dass er wieder einmal in irgendeinem Lokal die Nacht hindurch seinem Jazzhobby gefrönt und zu wenig Schlaf bekommen hatte. Bount hatte es aufgegeben, sich darüber zu mokieren. Wilkie brachte es auf wundersame Weise fertig, auch mit wenig Schlaf auszukommen. Sein zuweilen beklagenswertes Aussehen war die einzige sichtbare und nennenswerte Auswirkung seiner langen Nächte. Seine Konzentrationsfähigkeit litt darunter erstaunlicherweise ebenso wenig wie sein Eifer, sich als ein stets zuverlässiger und wendiger Mitarbeiter zu bewähren.

      Bount holte ein Päckchen PALL MALL aus der Tasche, ließ sich von Wilkie Feuer geben und gab die Zigaretten an seine Mitarbeiter weiter, dann berichtete er, was ihm zugestoßen war.

      „Ein hinzukommender Mann hat mir geholfen, den Toten ins Büro des Stationsvorstehers zu tragen. Ich habe gewartet, bis der Arzt und die Polizei eintrafen und meine Beobachtungen zu Protokoll gegeben.“

      „Und?“, fragte June mit leichter

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