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auf dem Boden. Seine alte Identität, in der er nur anfallsweise seine Wut äußern konnte, ist gleichsam gestorben. Jesus fasst ihn bei der Hand und richtet ihn auf. Markus verwendet hier die gleichen Worte, die die Christen für die Auferweckung und für die Auferstehung verwenden. Jesus weckt den Jungen auf aus seiner stummen Existenz. Und das Kind steht auf, es feiert Auferstehung in ein neues Leben hinein, in ein Leben, in welchem es seine Gefühle offen ausdrücken kann. So kann die BEZIEHUNG zum Vater geheilt werden.

      Jesus verteilt hier keine Schuldgefühle. Er wirft dem Vater nicht vor, dass er an dem Verhalten seines Kindes schuld sei. Jesus sieht die Verwicklungen zwischen den beiden. Die Beziehung war aus irgendeinem Grund so verstrickt, dass der Junge seine aggressiven Gefühle nicht äußern konnte. Und der Vater war blind für das eigentliche Problem des Sohnes. Jesus öffnet ihm die Augen und hilft ihm, an den Sohn zu glauben. Und er lehrt das Kind, dass es seine Gefühle mit Worten ausdrückt. Das ist für Vater und den Sohn wie eine Auferstehung in ein neues Leben, in eine neue Beziehung hinein.

      HERZENSWÜNSCHE

      An vielen Festtagen werden Kinder heute beschenkt. Auf dem inneren To-do-Zettel für engagierte Eltern steht dann auch: »Kinder wünschen sich Zeit mit ihren Eltern.« Also planen Mütter und Väter gemeinsam Events mit den Kindern, verschiedenste Unternehmungen, Urlaube – alles, was einem so einfällt, wenn es um das Wohl der »lieben Kleinen« geht. Das Schönste ist – so das unausgesprochene Ziel vieler, vieler Eltern –, sich in den Augen ihrer glücklichen Kinder zu spiegeln und sich selbst dafür den pädagogischen Oscar am Bande zu verleihen. wenn es schon kein anderer tut. Wenn es da nur eben die Kinder nicht gäbe, die einem ständig einen Strich durch die wohlkalkulierte Rechnung machen.

      Freiheit über alles

      Denn Kinder haben ihre ganz eigenen Wünsche, für sie ist eine glückliche Kindheit kein Geheimnis, es ist vielmehr das Ergebnis stetiger Bemühung auf beiden Seiten. Zum Klatschen, so sagt ein indisches Sprichwort, gehören zwei Hände, die von Vater, Mutter, Oma, Opa und allen am Erziehungsprozess beteiligten Menschen. Es sind dabei auch die Kinder, die ihren Part beitragen. Und die haben ihre eigenen Vorstellungen von dem, was Glück bedeutet. Fragt man sie danach, was für sie denn Glück darstelle, so erhält man geerdete Wünsche zur Antwort.

      Glück, so kann man zusammenfassen, ist demnach kein alltagsfernes Elysium, sondern setzt sich aus vielen kleinen Teilen zusammen. Sie alle haben etwas mit Freiheit zu tun. Hören wir uns einmal einige Mädchen und Jungen dazu an.

      Was Kinder stört

      Er habe KEINE ZEIT ZUM SPIELEN, moniert der sechsjährige Rafael. »Ich muss immer lernen!» Er habe keine Zeit mehr für Freunde, die er nur sehr wenig sehen könne: »Bei uns muss alles schnell gehen!«

      LANGEWEILE IST NICHT ERLAUBT. »Wenn ich mal auf dem Bett liege«, so fährt der gleichaltrige Tim fort, »und meine Mutter das sieht, dann meckert sie. Ob ich denn nichts anderes zu tun habe, als an die Decke zu gucken!«

      »›Du träumst immer nur rum‹, sagt meine Mutter, wenn ich so am Schreibtisch sitze«, erzählt die achtjährige Mia. »Meiner Mama ist es nicht recht, wenn ich mal nichts mache. ›Ist dir schon wieder langweilig?‹ Sie klingt dann völlig genervt und macht immer Vorschläge: ›Tu doch das. Oder das. Oder das!‹ Und dann jammert sie, dass sie nie Zeit für sich hat.«

      Er wäre STÄNDIG UNTER »BEOBACHTUNG« sei, beklagt sich der sechsjährige Max. Kaum wäre er mit seinen Freunden allein im Zimmer und es wäre etwas lauter, ginge sofort die Tür auf und irgendeiner von den Erwachsenen schaut herein und fragt, was denn los wäre. Und ob es nicht leiser ginge. »Meine Eltern schimpfen schon ziemlich schnell, wenn es mal nicht so geht, wie die es wollen.« Er wäre deshalb gerne »bei Oma und Opa! Da kann ich im Garten spielen, kann Ameisen beobachten oder mit den Käfern spielen. Keiner sagt was!« Wenn er das zu Hause mache, müsse er sich zuerst die Hände waschen, »wegen der schmutzigen Erde, sagt meine Mama.« Davon werde man krank. Er lacht. Oma sage das nicht, weil Sand den Magen reinigen würde: »Mama sagt, dass die Oma spinnt. Aber von Omas Sand bin ich noch nie krank geworden. Ehrlich nicht!«

      Sie habe es dagegen wirklich toll, meint die achtjährige Yvonne, sie treffe sich mit ihren Freundinnen häufig nachmittags bei der Sofie. »Das wäre ihre liebste Freundin! Die ist nachmittags allein!« Deren Eltern würden beide arbeiten und dann »können wir machen, was wir wollen. Da quatscht keiner rein.« Kurze Pause. »Gut, wenn wir zu viel Unordnung gemacht haben, dann schimpft Sofies Vater, der kommt als Erster nach Hause. Der ist voll ordentlich!« Dann würden sie eben aufräumen, damit es keinen Stress gäbe und Sofie keinen Ärger kriege. Aber sie alle würden sich auf diese Nachmittage freuen, da wären sie nur für sich.

      Was die neunjährige Mareille am meisten stören würde in ihrem Alltag? »Wenn meine Eltern sagen, vor allem mein Vater: Du bist doch unsere Große!« Sie könne doch mal nachgeben, wenn es Streit mit der kleinen Schwester gäbe. »Das ist gemein!« Ihre kleine Schwester, die Lena, die ärgere sie manchmal: »Und wenn ich mich dann mal wehre, dann brüllt sie, als würde ich sie umbringen. Dann nimmt der Papa immer die Lena in Schutz!« Sie solle immer die Vernünftige sein. »Aber das ist gemein. IMMER VERNÜNFTIG SEIN!«

      Die gleichaltrige Nina erzählt von ihrem älteren Bruder: »Der kann alles, der macht alles, der kriegt alles!« Und er wäre auch sehr nett, aber sie wäre halt anders, sie wäre eine Schnecke: »Ich bin eben langsam. In allem!« Ihre Eltern würden sie STÄNDIG VERGLEICHEN mit ihm. »Dein Bruder konnte schon lesen, als der fünf war, der konnte schon rechnen, als er in die Schule kam.« Und sie sagen zu mir: »Unsere kleine Schnecke! Als ob ich dumm bin!«

      Beobachtet mich nicht immer!

       FALLGESCHICHTE

      »Wenn man sich so überlegt, wie wir früher gespielt haben«, erinnert sich Theo, Vater zweier Jungen: »Das war immer weit weg von zu Hause. Da waren wir unter uns. Natürlich war das nicht nur toll, manchmal gab es da auch was auf die Nuss! Da muss ich so fünf gewesen sein und habe gegen einen größeren Jungen aufgemuckt. Und – rums – hatte ich eine Ohrfeige weg, eine von der feinen Sorte. Hab ich mir gefallen lassen!« Er lächelt: »Irgendwie hat man sich wohl gedacht. Du wirst auch mal groß und Fünfjährige wachsen immer nach!«

      Er lasse seinen Kindern möglichst viel Freiheit: »Die brauchen sie auch!« Er habe sich dabei immer an seine Kindheit erinnert, die er als weitestgehend ungebunden und frei erlebt habe. Von der Schule ging es nach Hause, kurz die Schulaufgaben. Und dann nichts wie weg! Die Eltern hätten nur gesagt, dass man um sechs Uhr abends wieder zu Hause sein solle: »Sechs Uhr, da gab’s kein Handy, das klingelte. Da war die Kirchturmuhr. Und da wusste man, es ist Zeit!« Manchmal habe man blutige Kratzer gehabt, manches Mal auch mehrere. Und wenn jemand fragte, ob es wehtun würde, habe man einen auf unverwundbar gemacht: »Geht schon!« Oder man habe einen auf ganz arm gemacht, weil man getröstet werden wollte. Die Mutter habe einen dann in den Arm genommen und der Vater nur gemeint, das habe man davon!

       Vier Kinderwünsche

      Nimmt man diese Statements, dann werden vier Forderungen von Kindern deutlich, die sie eingelöst haben wollen:

       Beobachtet mich nicht immer!

       Vergleicht mich nicht immer!

       Lasst mir meine Zeit!

       Schreibt mir keine Rollen zu!

      VOM VERLUST AN FREIRÄUMEN

      Das soll nicht heißen, dass alles früher besser war. Der französische Literaturnobelpreisträger Anatole France (1844–1924) hatte dazu den passenden Gedanken: »Nichts ist so sehr für die gute alte Zeit verantwortlich wie das schlechte Gedächtnis!« Es war eben nicht alles besser, aber es war anders.

      Das

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