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KAPITEL EINUNDZWANZIG

       KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

       KAPITEL DREIUNDZWANZIG

       KAPITEL VIERUNDZWANZIG

       KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

       KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

       KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

       KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

      PROLOG

      An einem Montagnachmittag kurz nach dreizehn Uhr fuhr Jerry Hilyard seinen Mercedes Benz in seine Einfahrt und lächelte breit. Es gab nichts Besseres, als sein eigenes Business zu besitzen und reich genug zu sein, um Feierabend zu machen, wann immer man wollte.

      Jerry freute sich auf das überraschte Gesicht seiner Frau, wenn er ihr sagen würde, dass er sie zu einem Überraschungsmittagessen einlud. Eigentlich hatte er ein Brunch geplant, aber er wusste, dass Lauren noch immer mit einem Kater von der letzten Nacht zu kämpfen haben würde. Sie war viel zu lange unterwegs gewesen, weil sie sich, aus Gründen, die ihm noch immer unverständlich waren, dazu entschieden hatte, zu ihrem zwanzigjährigen High-School Klassentreffen zu gehen. Gegen Mittag sollte sie nun weniger launisch sein – und sich vielleicht sogar zu ein oder zwei Bloody Marys mit ihm überreden lassen.

      Er lächelte bei dem Gedanken an die guten Neuigkeiten, die er mit ihr teilen würde: er plante einen zweiwöchigen Urlaub nach Griechenland. Nur für sie und ihn, ohne die Kinder. Sie würden nächsten Monat abreisen.

      Jerry ging mit seinem Aktenkoffer in der Hand zur Haustür und war voller Vorfreude, was der Nachmittag bringen würde. Die Tür war abgeschlossen, was nicht ungewöhnlich war. Sie war nie eine vertrauensselige Frau gewesen, noch nicht einmal in einer Nachbarschaft, die so gehoben war wie ihre.

      Als er die Haustür aufschloss und sich auf den Weg in die Küche machte, um sich ein Glas Wein einzuschenken, bemerkte er, dass er den Fernseher im Schlafzimmer nicht hören konnte. Das Haus war genauso still, wie er es verlassen hatte. Vielleicht war ihr Kater noch immer nicht vorüber.

      Er fragte sich, wie das Klassentreffen am Vorabend wohl gelaufen war. Sie hatte am Morgen nicht wirklich darüber gesprochen. Er war im gleichen Abschlussjahr gewesen, aber er verabscheute gefühlsduseligen Quatsch wie High-School Klassentreffen. Der einzige Grund für diese Treffen war es, Klassenkameraden eine Ausrede dafür zu liefern, zehn bis zwanzig Jahre später zusammenzukommen, um zu sehen, wer besser dran war als die anderen. Aber nachdem Laurens Freunde sie überzeugt hatten mitzukommen, war sie fast aufgeregt gewesen, zum Treffen zu gehen und einige ihrer alten Klassenkameraden wiederzusehen. Oder zumindest schien es so. Dem konsumierten Alkohol nach zu urteilen, schien es eine rundum wilde Nacht gewesen zu sein.

      All diese Gedanken gingen Jerry durch den Kopf, als er sich auf den Weg durch den Flur im Obergeschoss zu ihrem Schlafzimmer machte. Als er sich der Tür jedoch näherte, hielt er inne.

      Es war sehr still.

      Sicher, dies war zu erwarten, wenn Lauren tatsächlich gerade ein Nickerchen hielt und Netflix nicht eingeschaltet hatte, um sich dem exzessiven Dauerfernsehen hinzugeben und die Serie zu Ende zu schauen, die diese Woche gerade in Mode war. Aber dies war eine andere Art von Stille … der völlige Mangel an Geräuschen oder Bewegungen erschien fehl am Platz. Es war wie eine Stille, die er hören konnte – eine Stille, die er geradezu fühlen konnte.

      Etwas stimmt hier nicht, dachte er.

      Es war ein angsteinflößender Gedanke, aber er ging dennoch schnell zur Tür. Er musste wissen, was los war, musste sicherstellen …

      Sicherstellen, dass was?!

      Alles, was er zunächst sehen konnte, war rot. Auf den Laken, an den Wänden, ein Rot so dick und dunkel, dass es an manchen Stellen fast schwarz erschien.

      Ein Schrei entkam seinen Lungen und entwich aus seinem Mund. Er wusste nicht, ob er zu ihr rennen sollte oder hinunter ins Erdgeschoss zum Telefon.

      Schlussendlich tat er nichts dergleichen. Seine Beine gaben nach und das Gewicht seiner herzzerreißenden Schreie riss ihn zu Boden, wo er mit seinen Fäusten hämmerte. Wo er versuchte, einen Sinn aus der grausamen Szene vor ihm zu machen.

      KAPITEL EINS

      Chloe konzentrierte sich, schaute mit zusammengekniffenen Augen durch das Visier und schoss.

      Der Rückstoß war sanft, der Schuss leicht und fühlte sich fast friedlich an. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schoss ein zweites Mal. Es fiel ihr leicht; fühlte sich inzwischen natürlich an.

      Sie konnte das Ziel auf der anderen Seite der Halle nicht sehen, aber sie wusste, dass sie zwei gute Schüsse abgefeuert hatte. Sie hatte in letzter Zeit ein gutes Gespür dafür bekommen. Es war eins dieser Dinge, woran sie erkannte, dass sie in ihre Position als Agentin hineingewachsen war. Sie fühlte sich im Umgang mit der Waffe um einiges sicherer. Der Schaft und Abzug waren so vertraut wie ihre eigenen Hände, wenn sie sich richtig darauf einlassen konnte. In der Vergangenheit hatte sie den Schießstand nur als Lehrraum genutzt, um sich zu verbessern und ihre Fähigkeiten zu verfeinern. Aber jetzt begann sie, es zu genießen. Es gab ihr ein Freiheitsgefühl, eine sonderbare Erlösung beim Schießen, sei es auch nur auf eine Papierzielscheibe.

      Und bei Gott, sie brauchte dieses Gefühl in der letzten Zeit.

      Es waren zwei langweilige Wochen gewesen – in denen Chloe nicht mehr zu tun gehabt hatte, als anderen bei Papierkram und Recherchearbeiten zu helfen. Beinahe wäre sie dazu herangezogen worden, einem der Teams bei einem unbedeutenden Hacker-Fall zu helfen, und sie war viel zu begeistert darüber gewesen. Dies zeigte ihr jedoch nur, wie ruhig die letzte Zeit in ihrer Abteilung für sie gewesen war.

      Und deshalb kam sie nun zum Schießstand. Dies war nicht unbedingt die ideale Weise, ihre Zeit zu verbringen, aber sie wusste, dass sie Übung brauchte. Während sie unter den Besten in ihrer Klasse an der Akademie gewesen war, hatte ihr ihre Versetzung vom Team für Beweissicherung zum Programm gegen Gewaltkriminalität jedoch auch klar gemacht, dass sie nie zu scharfsinnig oder zu vorbereitet sein konnte.

      Während sie ein paar weitere Schüsse auf die Zielscheibe in etwa fünfundvierzig Metern Entfernung abfeuerte, verstand sie, wieso sich viele Leute zum Schießen hingezogen fühlten.

      Man war ganz allein - nur man selbst, die Waffe und das Ziel im Visier. Es hatte etwas sehr Entspanntes – der Fokus und die Intention dahinter. Und dann kam das Geräusch. Ein ‚Peng’ des Schusses im Raum. Die eine Sache, die Chloe schon immer von ihren Ausflügen zum Schießstand mitgenommen hatte, war, wie fließend die Beziehung zwischen der Schusswaffe und dem menschlichen Körper sein konnte. Wenn sie sich darauf konzentrierte, fühlte sich ihre Glock wie eine einfache Verlängerung ihres Armes an, etwas, das sie mit ihren Gedanken auf die gleiche Weise kontrollieren konnte, wie sie ihre eigenen Finger oder ihren Arm kontrollierte. Dies war ein belehrendes Beispiel dafür, dass ihre Waffe, nur wenn unbedingt nötig, eingesetzt werden sollte, denn wenn man in ihrem Umgang geübt war, konnte es sich schon fast zu natürlich anfühlen, abzudrücken.

      Als ihre Zeit im Schießstand abgelaufen war, sammelte sie die Zielscheiben ein und zählte nach. Sie war überrascht, wie viele Volltreffer sie genau in der Mitte des Zieles getroffen hatte, fand allerdings auch ein paar Nachzügler, die nur gerade so den Rand der Scheibe getroffen hatten.

      Sie machte ein paar Fotos mit ihrem Handy und schrieb ein paar Notizen auf, um für das nächste Mal einen Anhaltspunkt zur Verbesserung zu haben. Dann warf sie die Papierzielscheiben

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