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Wie das Ei von dem Fisch, wie der Fisch von dem Wasser, wie das Wasser von der Wolke, wie die Wolke von der schweren Luft, so löste sich, so schoß hervor, so stürzte fort, so dampfte auf die Seele von Teshoo Lama von der Großen Seele. Dann rief eine Stimme: »Der Strom! Gib acht auf den Strom!« Und ich blickte niederwärts auf die ganze Welt, die war, wie ich sie zuvor gesehen – eins in der Zeit, eins im Raum – und ich sah deutlich den Strom des Pfeils zu meinen Füßen. Zu der Stunde ward meine Seele gehemmt durch ein oder anderes Böses, von dem ich nicht voll gereinigt war, und es lastete auf meinen Armen und wand sich um meine Brust: aber ich schüttelte es ab und trieb fort wie ein Adler in meinem Flug zu dem Ort des Flusses. Um Deinetwillen schob ich Welt auf Welt beiseite. Ich sah den Strom unter mir – den Strom des Pfeils – und hinabsteigend schlossen seine Wasser sich über mir,– und siehe da! Ich war wieder in dem Körper von Teshoo Lama, aber frei von Sünde; und der Hakim von Dacca hielt meinen Kopf hoch in den Wassern des Stromes. Hier ist der Strom! Er ist hinter dem Mango-Tope (Hain) – gerade hier!«

      »Allah Kerim! Wie gut, daß der Babu zur Stelle war! Bist Du sehr naß geworden?«

      »Ich beachtete es nicht. Ich entsinne mich, der Hakim trug Sorge für den Körper von Teshoo Lama; er zog ihn aus dem heiligen Wasser mit seinen Händen und dann kam Dein Roßhändler vom Norden mit Männern und einem Tragbett, und sie hoben den Körper auf das Bett und trugen ihn zu dem Haus der Sahiba.«

      »Was sagte die Sahiba?«

      »Ich meditierte in jenem Körper und hörte es nicht. So ist die Suche denn beendet. Für das Verdienst, das ich erwarb, ist der Strom des Pfeiles hier. Zu unsern Füßen brach er hervor, wie ich es fügte. Ich habe ihn gefunden. Sohn meiner Seele, ich habe meine Seele zurückgezogen von der Schwelle der Freiheit, um Dich frei zu machen von aller Sünde, wie ich frei und ohne Sünde bin. Gerecht ist das Rad! Gewiß ist unsere Erlösung. Komm!«

      Er kreuzte die Hände auf seinem Schoß und lächelte, wie ein Mensch lächeln mag, der Erlösung gewonnen hat für sich und die, die er liebt.

       Inhaltsverzeichnis

       Erster Band

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Siebentes Kapitel

       Achtes Kapitel

       Neuntes Kapitel

       Zehntes Kapitel

       Elftes Kapitel

       Zwölftes Kapitel

       Zweiter Band

       Dreizehntes Kapitel

       Vierzehntes Kapitel

       Fünfzehntes Kapitel

       Sechzehntes Kapitel

       Siebzehntes Kapitel

       Achtzehntes Kapitel

       Neunzehntes Kapitel

       Zwanzigstes Kapitel

       Einundzwanzigstes Kapitel

      Erster Band

       Inhaltsverzeichnis

      Erstes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Nikolas Tarvin saß im Mondschein auf der geländerlosen Brücke, die oberhalb von Topaz über den Bewässerungsgraben führt, und ließ seine Füße über dem dunklen Wasser baumeln. Neben ihm saß ein schmächtiges braunes Mädchen mit traurigen Augen, das schweigend in den Mond starrte. Ihrer dunklen Haut sah man an, daß dieses Mädchen weder Sonne noch Regen noch Wind scheute, und ihre Augen waren jener eingewurzelten Schwermut voll, die sich gerne ansiedelt in Augen, die hohe Berge und endlose Ebenen, Sorge und Leben geschaut haben. Solche Augen beschatten die Frauen des Westens mit der Hand, wenn sie um Sonnenuntergang unter der Thüre ihrer Hütte über die gras-und baumlose Heide oder welliges Hügelland hinausspähen nach dem heimkommenden Mann. Wo das Leben hart ist, ist’s immer am härtesten für die Frau.

      Käte Sheriff war aufgewachsen, das Gesicht nach Westen gekehrt: seit sie auf den Füßen stehen konnte, hatten ihre heißen Augen auf der Wildnis gehaftet. Mit der Eisenbahn war sie in diese Wildnis eingedrungen und vorwärts geschritten, aber bis zur Zeit, wo sie in die Schule geschickt wurde, hatte sie nie an einem Ort gelebt, an dem die Eisenbahn vorübergefahren wäre. Sie hatte mit den Ihrigen oft lang genug am Ende einer Teilstrecke gewohnt, um das erste nebelige Frührot der Civilisation aufdämmern zu sehen, in der Regel durch elektrisches Licht verkörpert, aber in den neuen und immer neueren Gegenden, wohin der Vater von Jahr zu Jahr als Eisenbahningenieur vorrückte, gab es nicht einmal Bogenlampen. Es gab nur ein Wirtschaftszelt und eine Bauhütte, in der sie wohnten und worin die Mutter manchmal allen Arbeitern, die unter ihres Mannes Befehl standen, Kost und Wohnung geben mußte. Diese Verhältnisse und Einflüsse waren aber nicht die alleinigen Urheber der Eigenart des dreiundzwanzigjährigen Mädchens, das neben Tarvin saß und ihm eben sanft und milde auseinandergesetzt hatte, daß sie ihm wohl von Herzen gut sei, aber anderwärts eine Pflicht habe.

      Diese Pflicht war, ihrer Auffassung nach, ihr Leben daran zu setzen, um die Lage der Frauen in Indien zu verbessern. Gegen Ende ihres zweiten in Saint Louis verbrachten Schuljahrs, wo sie die losen Fäden der Bildung, die ihr die Einsamkeit und die sie sich selbst in der Einsamkeit gegeben hatte, zusammenknüpfen wollte, war diese Aufgabe wie eine Eingebung, ein höheres Geheiß an sie herangetreten.

      An einem Aprilnachmittag, der durchsonnt und durchglüht war vom ersten Frühlingshauch, hatte Käte ihre »Sendung« erhalten. Das sprossende Grün, die ersten

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