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wende ich, großer Fuß, hier zur Seite. Jetzt verberge ich mich hinter einem Felsblock und verharre regungslos und wage nicht, meine Füße zu verschieben. Gib deine Fährte an, kleiner Bruder.«

      »Ich, kleiner Fuß, komme zu dem Felsen«, rief Mogli, auf seiner Fährte laufend. »Nun setze ich mich unter dem Felsen nieder, stütze mich auf die rechte Hand und stelle den Bogen zwischen die Zehen. Lange warte ich so, denn tief ist hier die Spur meiner Füße.«

      »Auch ich«, antwortete Baghira, hinter dem Felsen verborgen.

      »Ich verharre, den Knauf des dornenspitzen Dinges auf einen Stein gestützt. Es gleitet ab, hier ist eine Schramme auf dem Stein. Gib Laut auf deiner Fährte, kleiner Bruder.«

      »Ein, zwei dürre Zweige sind hier gebrochen und ein großer Ast«, antwortete Mogli gedämpft. »Wie deutet sich das? Aha! Nun ist alles klar! Ich, kleiner Fuß, gehe weg, geräuschvoll, laut stampfend, damit großer Fuß mich hören möge.« Schritt für Schritt bewegte sich Mogli von dem Felsen fort, und seine Stimme schwoll an, als er sich einem kleinen Wasserfall näherte. »Ich – gehe – weit – weg –, dort – dorthin – wo rauschendes – Wasser – mein – Geräusch – verdeckt; und – hier – warte ich. Künde deine Fährte, Baghira, großer Fuß.«

      Der Panther sprang nach allen Richtungen, um auszumachen, wie die Fährte von großer Fuß von dem Felsen ab verlief. Dann rief er:

      »Auf den Knien krieche ich hinter dem Felsen hervor, das dornenspitze Ding schleppe ich nach. Niemanden sehe ich; springe auf und renne. Großer Fuß rennt scharf. Deutlich ist die Fährte. Jeder folge der seinen. Ich laufe.«

      Baghira fegte auf der deutlich gezeichneten Fährte hin, und Mogli folgte den Fußspuren des Gond. Kurze Zeit lag Schweigen über der Dschungel.

      »Kleiner Fuß, wo bist du?« tönte es dann von Baghira herüber. Moglis Stimme antwortete kaum fünfzig Meter zur Rechten.

      »Um!« knurrte der Panther. »Nebeneinander laufen die zwei, jetzt nähern sie sich langsam!«

      Noch eine halbe Meile etwa liefen sie nebeneinander hin; dann rief Mogli, dessen Kopf nicht so nahe der Erde war wie der Baghiras: »Sie trafen zusammen. Gute Jagd! Schau! Hier stand kleiner Fuß, ein Knie auf einem Felsblock und dort, wahrhaftig, ist großer Fuß.«

      Nicht zehn Meter von ihnen entfernt, über zerbröckelten Fels hingestreckt, lag der Leichnam eines Dörflers aus dem Distrikt, Rücken und Brust durchbohrt von einem befiederten Gondpfeil.

      »War die Haube wirklich so alt und so wirr, kleiner Bruder?« fragte Baghira sanft. »Ein Tod ist hier zum wenigsten.«

      »Folgen wir weiter. Aber wo kam der Elefantenbluttrinker hin – der rotäugige Dorn?«

      »Kleiner Fuß hat ihn vielleicht. Jetzt ist wieder nur Einzelfuß.«

      Die einzelne Spur eines leichten Mannes, der mit einer Last auf der linken Schulter schnell gelaufen sein mußte, führte über einen mit trockenem Gras bewachsenen Hang hin, wo jeder Fußtritt den scharfen Augen wie in glühendes Erz gegossen erschien.

      Keiner gab Laut, bis die Fährte sie bis an die Asche eines Feldfeuers führte, das in einer Schlucht verborgen schwelte.

      »Wieder!« sagte Baghira, plötzlich anhaltend, als wäre er zu Stein verwandelt.

      Der Leichnam eines kleinen hageren Gond lag mit den Füßen in der Asche kohlend; Baghira äugte fragend zu Mogli hinüber.

      »Das ist mit einem Bambus geschehen«, sagte der Knabe nach einem Blick auf den Toten. »Mit solchem Ding hütete ich Büffel, als ich dem Menschenvolk diente. Die Weiße Haube – betrübt bin ich, über sie gelacht zu haben – kannte gut das Gesicht; ich hätte es wissen können. Sagte ich nicht, Menschen töten aus Bosheit?«

      »Ja, sie töten um der roten und blauen Steine willen«, sagte Baghira. »Bedenke, ich war in den Käfigen des Königs zu Oodeypore.«

      »Eins, zwei, drei, vier Fußspuren«, zählte Mogli, über die Feuerstelle gebeugt. »Vier Fährten von beschuhten Männern. So schnell wie die Gond laufen sie nicht. Was kann ihnen der kleine Waldmensch Böses getan haben? Sieh, alle fünf standen beieinander und redeten zusammen, bevor sie ihn töteten. Kehren wir zurück, Baghira! Schwer ist mein Magen in mir, dennoch wippt er auf und ab, wie das Nest des Pfingstvogels auf der äußersten Spitze des Astes.«

      »Keine gute Jagd ist es, wenn man das Wild entwischen läßt«, sagte der Panther. »Folge! Nicht weit sind die acht beschuhten Füße gegangen.«

      Eine Stunde lang sprach keiner ein Wort, indes sie der breiten Fährte der vier Männer folgten.

      Hell und heiß stand bereits die Sonne am Himmel, da sagte Baghira: »Rauch rieche ich.«

      »Immer fressen die Menschen lieber als laufen«, antwortete Mogli, indes er das niedrige Gestrüpp der neuen Dschungel kreuz und quer durchspürte. Baghira, etwas zur Linken, machte plötzlich ein unbeschreibliches Geräusch in der Gurgel.

      »Hier ist einer, der kein Futter mehr braucht«, sagte er. Ein Haufen zerschlissener, buntfarbiger Kleider lag unter einem Busch, und ringsum war Mehl verstreut.

      »Das geschah wieder mit dem Bambus«, sagte Mogli. »Sieh, solchen weißen Staub essen die Menschen. Sie haben diesem, der ihr Futter trug, den Tod gegeben – geben ihn nun Tschil, dem Geier, zum Futter.«

      »Der dritte ist es«, sagte Baghira.

      »Frische dicke Frösche will ich der Weißen Haube bringen, sie fett zu machen«, sagte Mogli zu sich selbst. »Der Elefantentrinker ist der Tod selbst – aber noch verstehe ich nicht!«

      »Folge!« rief Baghira.

      Sie waren kaum eine halbe Meile weiter vorgedrungen, als sie Ko, die Krähe, das Totenlied singen hörten im Wipfel eines Tamarindenbaumes, unter dessen Schatten drei Männer hingestreckt lagen. In der Mitte des Kreises rauchte ein halberloschenes Feuer unter einer eisernen Platte, auf der Brotkuchen verkohlten. Dicht bei dem Feuer lag, hell im Sonnenlicht glitzernd, der mit Rubinen und Türkisen bedeckte Ankus.

      »Schnell arbeitet das Ding. Hier endet alles«, sagte Baghira. »Wie aber kamen diese Menschen um, Mogli? Kein Fleck noch Wunde ist an ihnen.«

      Ein Dschungelbewohner weiß aus Erfahrung mehr über giftige Pflanzen und Beeren als die meisten Ärzte. Mogli roch in den Rauch, der vom Feuer hochstieg, brach ein Stück des geschwärzten Brotes, kostete es und spie es wieder aus.

      »Apfel des Todes«, hustete er. »Der erste muß ihn in das Futter gemischt haben für die anderen, die ihn töteten, nachdem sie den Gond getötet hatten.«

      »Große Jagd – wahrlich«, rief Baghira, »Tod folgt auf Tod.«

      »Apfel des Todes« nennt man in der Dschungel den Dornapfel oder Datura – das stärkste Gift in ganz Indien.

      »Was nun?« fragte der Panther. »Du und ich, müssen wir nun einander töten, für den rotäugigen Schläger dort?«

      »Kann er reden?« flüsterte Mogli. »Habe ich ihn beleidigt, als ich ihn fortwarf? Zwischen uns kann er nicht Unheil stiften, denn wir wünschen nicht, was Menschen begehren. Bleibt er aber hier liegen, wird er sicherlich weiter Menschen töten, einen nach dem anderen, so schnell, wie Nüsse von den Bäumen fallen im Sturm. Liebe zu Menschen habe ich nicht, aber selbst ich will nicht, daß sechs in einer Nacht umkommen.«

      »Was tut es? Nur Menschen sind es! Sie töteten einander und fanden Lust daran«, sagte Baghira. »Gut jagte der erste kleine Waldmensch.«

      »Junge sind sie nichtsdestoweniger; ein Junges würde sich ersaufen, um den Mond im Wasser zu beißen. Meine Schuld war es«, sprach Mogli, der redete, als ob er alles über alles wüßte. »Niemals wieder schleppe ich fremde Dinge in den Dschungel – und wären sie wie Blumen so schön. Dieser«, behutsam hob er den Ankus auf, »kehrt zu dem Ahn der Kobras zurück. Aber schlafen müssen wir erst und schlafen können wir nicht in der Nähe der Schläfer dort. Auch müssen wir ihn vergraben, er könnte sonst fortrennen und noch

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