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gut ohne dich fertig. Im Gegenteil noch schneller, wenn du uns nicht im Wege stehst.«

      »Aber meine Puppenküche muß ich doch reinmachen, da darf die Hanne nicht ran. Die zerschlägt mir bloß meine Teller, du hast erst gestern gesagt, Muttichen, die Hanne zerschlägt alles.«

      »Ich werde die Puppenküche selbst übernehmen, bist du nun zufrieden, Lotte?« fragte Mutti lächelnd.

      »Nein, gar nicht –« Nesthäkchen machte ein langes Gesicht. »Wenn meine Kinderstube reingemacht wird, muß ich dabei sein. Im Kaufmannsladen weißt selbst du nicht so gut Bescheid, Muttichen, und meine Puppenbetten muß ich mir auch selbst klopfen und frisch beziehen. Ach, wenn’s doch morgen bloß regnen wollte!«

      Alle paar Minuten lief Klein-Annemie an das Fenster, um zu sehen, ob denn noch immer keine schwarzen Regenwolken kämen. Aber der Himmel war und blieb blau, und die Sonne lachte die Kleine noch obendrein aus.

      »Du sollst mich nicht auslachen, du dumme Sonne!« rief Annemarie und ließ dabei ein ganz klein wenig ihr rotes Züngelchen sehen. Aber schnell verschwand es wieder, denn Puppe Gerda hatte ihre kleine Mama ganz erschrocken angeguckt.

      Doch als auch am Nachmittag noch immer keine Wolken heraufziehen wollten, da faßte das kleine Mädchen einen kühnen Entschluß: Annemie wollte selbst schlechtes Wetter machen.

      Herzklopfend schlich sie sich mit ihrer Gerda in Vaters leeres Sprechzimmer.

      Hatte Fräulein nicht gesagt, wenn das Barometer fiel, regnete es? Dann war es sicher so, denn Fräulein wußte alles.

      Da hing das Barometer – auf den Zehenspitzen näherte sich die Kleine. Gerda machte ein ängstliches Gesicht.

      Leise rührte das Kinderhändchen an dem Barometer. Das begann ärgerlich hin und her zu schaukeln.

      »Tu’s nicht – laß sein!« wollte Puppe Gerda gerade noch warnend rufen – zu spät!

      Schon hatte Annemie dem Barometer einen starken Stoß gegeben. Es schwankte – es hopste – und da sprang es erschreckt von seinem Napel herab und fiel zur Erde.

      Dort lag es nun, das Glas war entzwei, die Zeiger verbogen – und davor stand das kleine Mädchen und weinte bitterlich. Ja, jetzt gab es mit einem Male Regenwetter, freilich nur bei Annemie – draußen aber schien noch immer die Sonne.

      Scheu schlich sich die kleine Wettermacherin davon.

      Nach einer Weile hörte sie die Stimme des inzwischen heimgekehrten Vaters. Sie klang aufgebracht.

      »Nun möchte ich bloß wissen, wer mir das teure Barometer wieder kaput gemacht hat, das ist doch sicher beim Reinmachen passiert«, so rief er, denn er war dem Scheuerfest lange nicht so gewogen wie sein Töchterchen.

      Mutti und Fräulein eilten herbei und sahen erschreckt auf das verdorbene Barometer. Sie hatten keine Ahnung, wer das wohl verbrochen haben könnte. Hanne und Frida wurden gerufen, aber auch die beteuerten ihre Unschuld.

      »Schicken Sie mir die Jungen in mein Zimmer, wenn sie aus der Turnstunde kommen, Fräulein«, gebot der Vater noch immer ärgerlich. Das kleine Mädchen konnte es deutlich hören, denn die Türen standen offen. »Sicher ist es einer von den Schlingeln gewesen – na, die können sich freuen!«

      Zweimal hatte Puppe Gerda Annemie bereits am Ärmel ihres roten Musselinkleidchens gezupft. Die tat, als merke sie nichts. Aber als die Puppe jetzt zum drittenmal noch stärker zupfte und sie dabei auch noch vorwurfsvoll ansah, stieß Annemie hervor: »Ja doch – ja doch – ich geh’ ja gleich!«

      Und da stand sie auch schon mit niedergeschlagenen Augen in Vaters Sprechzimmer, ihr Puppenkind krampfhaft an das Herz gepreßt.

      »Na, Lotte, was willst du?« Vaters Zorn verflog im Umsehen, als er sein Nesthäkchen erblickte.

      »Ich – ich –« druckste die Kleine und wäre am liebsten wieder davongelaufen, wenn sie sich nicht vor ihrem Kinde geschämt hätte.

      »Na, was hast du denn auf dem Herzen, meine kleine Lotte?« Liebevoll zog Vater sie zu sich heran.

      Da schlang Annemarie ihre Ärmchen um Vaters Hals, und Puppe Gerda tat dasselbe. Beide verbargen sie das Gesicht an Vaters Schulter.

      »Ich habe das Barmeter fallen lassen«, flüsterte es leise – ganz leise.

      »Du –« Des Vaters Gesicht wurde ernst. Er schob die kleine Sünderin ein Endchen von sich ab. »Was hast du denn an meinem Barometer zu suchen, Annemarie?«

      »Annemarie« sagte Vater, und nicht »Lotte«, wie sonst immer, nun hatte er sie ganz sicher nicht mehr lieb!

      »Ich wollte doch so schrecklich gern, daß es morgen regnet, weil doch meine Kinderstube reingemacht wird. Und Fräulein hat gesagt, wenn das Barmeter fällt, gibt es schlechtes Wetter!« schluchzte es in tiefstem Schmerz.

      »Und darum hat meine dumme, kleine Lotte es fallen lassen?« Vater biß sich auf die Lippen, um das Lachen zu verbergen.

      Auch Mutti und Fräulein mußten sich umwenden, weil es in ihren Gesichtern vor verhaltenem Lachen zuckte.

      Annemie aber sah das alles nicht, die hörte nur, daß Vater wieder »Lotte« zu ihr gesagt hatte. Gott sei Dank, dann war er nicht mehr so schrecklich böse!

      Da nahm Doktor Braun sein Nesthäkchen an die Hand und wies auf die Zahlen, welche auf dem Barometer verzeichnet waren.

      »Siehst du, Lotte, der blaue und der goldene Zeiger hier, die jetzt verbogen sind, die zwei sind schrecklich klug. Sie wissen ganz genau schon im voraus, was es für Wetter gibt. Wenn die Witterung schön wird, steigen sie aus eine höhere Zahl. Wird das Wetter schlecht, so rücken sie auf eine niedrigere Zahl, und dann sagt man: Das Barometer fällt. Aber das bleibt trotzdem ruhig an der Wand hängen«, so belehrte sie der Vater.

      »Bist du auch nicht mehr böse, Vatchen, ich will es auch nie mehr wieder tun«, bat Annemie noch ganz schüchtern.

      Da drohte Vater lächelnd: »Daß du mir nicht wieder an meine Sachen gehst!« und dann gab er ihr endlich den Verzeihungskuß.

      »Aber das Wettermachen überlasse künftig nur lieber unserm Herrgott, Lotte«, rief er dem erleichtert davonspringenden Töchterchen noch nach.

      Das tat Klein-Annemarie auch. Abends im Bettchen faltete sie erst Puppe Gerda die Hände und dann ihre eigenen und betete: »Lieber Gott, mach’ du doch, daß es morgen regnet, hagelt und schneit, weil doch das Barmeter nun kaput ist und nicht mehr dafür sorgen kann – amen!«

      6. Kapitel

       Maikäfer, fliege

       Inhaltsverzeichnis

      Der liebe Gott mußte wohl Annemaries Gebet erhört haben. Zwar hagelte und schneite es nicht am nächsten Tage, aber es goß in Strömen vom Himmel herab. Und immer neue Regenwolken zogen auf.

      Keiner war glücklicher als Annemie.

      »Hurra« – schrie sie und drückte ihre Gerda fast tot vor Seligkeit.

      Mutti war weniger erfreut. Denn ihr Nesthäkchen war nicht aus der Kinderstube herauszubekommen und war jedem im Wege. Dabei fand das kleine Fräulein, daß es alle Hände voll zu tun hätte.

      In ihrem kleinen Eimer holte Annemarie Sodawasser und scheuerte ihre Küche, bis auch kein bißchen mehr von dem hübschen braunen Papier, mit dem der Fußboden beklebt war, darauf zu sehen war. Dann ergoß sich eine Sintflut über die Puppenstube und verdarb den hübschen roten Plüschteppich, den Annemarie vorher wegzunehmen vergessen hatte. Aber als in das soeben sauber aufgefegte Kinderzimmer plötzlich ein Regen von Grieß, Reis, Kaffee, Rosinen und Mandeln herniederprasselte, weil die kleine Scheuerfrau die Schubfächer ihres Kaufmannsladens zum Ausseifen leer haben wollte, zog Mutti ihr Töchterchen energisch aus dem Zimmer.

      In die Jungenstube nebenan ging es, wohin auch die

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