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– o ja, den Kreuzberg haben wir da. Der ischt fascht so hoch wie ein Maulwurfshügel«, lachte das junge Mädchen.

      »Du bischt aber guet«, stimmte jetzt auch Frau Kirchmäuser in das helle Mädchenlachen mit ein, ganz den schuldigen Respekt vor der neuen Mieterin und das steife »Sie« außer acht lassend.

      »Soll ich Ihnen beim Salatsetzen helfen, Frau Kirchmäuser?« Gefällig reichte Annemarie der am Boden kauernden Frau die zarten Pflänzchen zu.

      »Wenn’sch g’scheit gnua dazu bischt«, meinte diese gleichmütig.

      Annemarie amüsierte sich gottvoll. Und die oben am Fenster der Unterhaltung lauschenden Freundinnen nicht minder.

      Es zeigte sich aber, daß Doktors Nesthäkchen, das soviel Weisheit zum Abiturientenexamen in seinem hübschen Kopf aufgespeichert hatte, tatsächlich zum Salatsetzen nicht gescheit genug war. Das fand sogar Vronli und Kaschperle, die sich zuerst scheu zurückgezogen hatten, sich allmählich aber wieder heranwagten.

      »Lueg, Mutterli, das große Mädle tut noch nit mal richtig pflanze«, flüsterte Vronli strahlend der Mutter zu.

      »Dasch kann ja schon halt der Kaschperle!« Breitspurig stellte sich der kleine fünfjährige Bub vor der sich redlich mit der ihr unbekannten Tätigkeit Abquälenden auf.

      »Der Kaschperle kann dasch schon, und die Tante Annemie ischt zu dumm dazu«, lachte Annemarie, ließ ihr Salatpflänzchen im Stich und nahm den strampelnd sich wehrenden Bub auf den Arm.

      »Arg dumm ischt dasch Tanteli«, bestätigte Kaschperle treuherzig.

      »Aber die Zuckerle haben doch fein geschmeckt, gelt, Vronli?« Annemarie strich dem kleinen Flachskopf, der auch seinen Teil von den Liebkosungen haben wollte, über die steif vom Kopf abstehenden winzigen Zöpfchen.

      »Arg guet«, bestätigte das Vronli.

      »Magst noch einen?«

      »Freili – gelt, der heilige Nikolaus hat auch bei dir Zuckerle regne lasse?« Rührend war dieser reine, gläubige Blick aus den großen, dunklen Kinderaugen.

      Annemarie schob jedem der Kleinen einen der noch aufgesparten Bonbons in das Mäulchen. Vier kleine Arme umstrickten fest ihren Hals.

      »Du bischt guet, Tanteli.« Die Freundschaft war geschlossen.

      Noch eine wurde in den Freundschaftsbund eingereiht, »Putzerli«, das schwarzweiße Kätzchen. Das rieb sich das seidenweiche Fell am Rock des jungen Mädchens zum Zeichen, daß dasselbe jetzt in den Familienkreis Kirchmäuser aufgenommen sei.

      »Wer zu Kinderle und Tierle lieb ischt, ischt halt a gueter Mensch«, meinte Frau Kirchmäuser, recht zufrieden mit der neuen Hausgenossin.

      Inzwischen hatten auch die beiden andern ihre Räumungsarbeit beendigt und stellten sich ebenfalls am Hausbänkle ein.

      »Na, seid ihr mit eurer Herkulesarbeit fertig, ist der Augiasstall gereinigt? Hoffentlich habt ihr’s auch ordentlich gemacht?« empfing sie Annemarie.

      »Das nenne ich denn doch dreist und gottesfürchtig, tut nichts und hat noch einen großen Mund obendrein«, empörte sich Ilse Hermann.

      »Sei friedlich, mein Schatz, du weischt ja, wie ich’s mein’.« Zärtlich umfing Annemarie die Zürnende.

      »Wehe dir, wenn du jetzt nicht Ordnung hältst, Annemie. Dann bekommst du nichts zu essen«, drohte Marlene.

      »Hören Sie’s, Frau Kirchmäuser, wie ich behandelt werde? Und das nennt sich Freundinnen! Nix zu essen wollen sie mir geben!«

      Ganz erschrocken sah die brave Frau, die den Scherz nicht erfaßte, von einem zum andern.

      »So hältscht halt bei mir mit. Ich bitt’ um die Ehr’ zu ein Gericht Spätzli zum Nachtmahl.«

      »Spätzli – au sein – da halt’ ich mit, Frau Kirchmäuser. Schwäbische Spätzli muß ich kennenlernen, eher bin ich hier nicht daheim«, rief Annemarie begeistert.

      »Wenn’sch auch Spätzli möge?« wandte sich freundlich die Wirtin an die beiden bescheiden Danebenstehenden.

      »Gern, aber wir möchten Ihnen doch nicht die Mühe machen«, wandte Marlene ein.

      »Mühe ischt gar keine nit, Spätzli mach’ i halt doch.« Frau Kirchmäuser packte ihr Gartengerät zusammen und erhob sich, um ins Haus zu gehen.

      »Ich würde schrecklich gern zusehen und lernen, wie man Spätzli macht«, bat Ilse. »Meine Mutter freut sich sicher, wenn ich ihr neue Kochrezepte mit heimbringe.«

      »Dann weißt du ja, wozu du hier in Tübingen die Universität beziehst«, lachte sie Annemarie aus.

      »Ihr könnt halt alle drei beim Spätzlimache helfe«, entschied die Wirtin, die Gefallen an den drei frischen Mädeln fand.

      »Famos – wir binden alle drei zusammen unsere Wirtschaftsschürze um«, rief Annemarie. Trapp – trapp – ging es die schmale Stiege hinauf.

      Bald standen sie im Trio in der kleinen Küche neben Frau Kirchmäuser. Ilse, als hauswirtschaftlichste, mit der gemeinsamen Wirtschaftsschürze angetan. Marlene hatte sich sorglich ein Küchenhandtuch über den blauen Faltenrock gesteckt. Annemarie aber thronte auf dem Kohlenkasten im Verein mit Vronli, Kaschperle und Putzerli.

      Während Ilse das Mehl nach Frau Kirchmäusers Geheiß einrührte und Marlene die eingelegten Zwetschen, mit denen die Spätzli gefüllt werden sollten, auf dem kleinen Herd mit Zucker aufkochte, hatte Doktors Nesthäkchen die Absicht, sich durch Zuschauen an der Arbeit zu beteiligen.

      Aber ihre Wirtin schien anderer Ansicht. »Holen’s die Nudel, Fräuli, schauen’s, daß weiterkomme«, kommandierte sie.

      Die Nudel? Ratlos blickte Annemarie in der Küche umher. Sie kannte nur die Nudeln, die Hanne daheim zu fabrizieren pflegte.

      »Da hängt’sch.« Frau Kirchmäuser wies in die Ecke. Nesthäkchens Gesicht wurde nicht schlauer.

      »Bischt halt noch a arg’s Dummerli«, sagte die Frau mitleidig und nahm das Nudelholz vom Nagel. »Kannscht de Spätzli ausrolle.« Annemarie erschien der tüchtigen Wirtin noch so unwissend und ungewandt, daß ihr immer wieder das »Du« in die Anrede kam.

      Spätzli ausrollen – da war Annemarie gleich dabei. Das war sicher eine lustige Arbeit. »Nudel – nut – nut – nut – Nudel – nut – nut – nut –.« Übermütig begann sie nach einem Leierkastenlied auf den Teig loszunudeln.

      »Nicht so temperamentvoll, Annemie!« Kritisch sah Ilse zu.

      Wutsch – da hatte sich der ganze Teiglappen um das Nudelholz gerollt und klebte fest wie Kleister.

      »Frau Kirchmäuser, die Spätzli sind davongeflogen.« Ein wenig ängstlich rief Annemarie jetzt doch nach der Meisterin.

      »Nehmen’s halt Mehl«, meinte diese gleichmütig.

      Annemarie streute Mehl wie eine Lockspeise auf das Brett; aber den Spätzli fiel es nicht ein, anzubeißen.

      »Sie sitzen wie die Spatzen auf einer Telegraphenstange hier an meinem Holz fest«, sagte sie.

      »Ja, wenn’sch halt auch gar so arg blöd bischt.« Die Wirtin nahm dem jungen Mädel energisch das Nudelholz aus der Hand und rieb den Teig mit Mehl herunter.

      »Ich werd’ meine Spätzli schon selber richte, sonst kriege wir am End’ Steine zu esse anstatt d’ Spätzli.«

      Mit gewandtem Griff hatte sie den Teig ausgerollt, ihn kunstgerecht geschnitten und mit Zwetschen gefüllt. »So ischt recht – in a Stund’ könn’ mer esse.«

      Die drei Küchenlehrlinge waren entlassen.

      Einen tiefen Stoßseufzer ließ Annemarie vom Stapel. »So – das erste Kolleg bei der Frau Kirchenmaus wär’ glücklich vorüber. Hoffentlich stelle ich mich morgen im ersten Kolleg bei Professor Bergholz nicht ebenso grützdämlich

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