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hinterdrein troddeln du weißt, so ein Kerl mit einem gelben Frack und einer goldenen Tresse um den Hut . . . dann käme ich jeden Tag hier durch die Straße, um die Spezereihändlerin vor Ärger und Neid bersten zu machen . . . «

      – »Höre auf, Frau, ich bitte dich!« rief der Kaminfeger, »sonst berste ich selber vor Lachen. Seh’ mal einer Madame Smet, die Frau Kaminfegerin, wie sie über die Straße einherstolzirt mit einem Schleppkleid, einem Ochsenschwanz um den Hals und einem langen Bengel von Kanarienvogel hinter sich. Wenn du nicht dran bist, den Rappel zu bekommen, dann gebe ich’s auf und du kannst mich selber ins Narrenhaus schicken, denn das ist gewiß, eins von uns hat einen Riß im Gehirn! . . . Aber höre doch, was das wieder für ein Treiben droben ist. Wahrhaftig, selbst die Ratzen lachen dich aus!

      – »Geh doch hinauf, Smet; das wird am Ende gar zu bunt. Mache lieber die Löcher wieder auf; denn seit du den Ratzen deinen Possen gespielt hast, sollte man glauben, es hätten sich alle aus der Nachbarschaft ihr Stelldichein bei uns gegeben.«

      Der Kaminfeger folgte der Aufforderung seiner Frau, steckte das Lämpchen an und griff nach einem alten verrosteten Säbel hinter dem Kasten.

      – »Ich will sie gehörig aus ihren Nestern herausrisseln,« sagte er. »Leg mir einstweilen einige Centen zurecht, denn ich gehe gleich nachher aus, mein Schöppchen zu trinken.«

      Mutter Smet blieb eine ziemliche Weile unten und horchte auf das Gepolter, das ihr Mann oben auf dem Boden anstellte, indem er mit dem Säbel auf den Brettern herumschlug.

      Bald jedoch trat völlige Stille ein und die gute Frau gerieth auf’s Neue in wohlthuende Träumereien von seidenen Kleidern, diamantenen Ohrringen, von Bedienten mit reich betreßtem Hute. Ein süßes Lächeln erglänzte auf ihrem Antlitz, während sie so behaglich ihren Reichthumsgedanken nachhing, und wohl nickte sie zuweilen mit dem Kopfe, als bestätigte ihr Geist die Wahngebilde ihrer verzückten Phantasie.

      Endlich hörte sie die Treppen knirren unter dem Tritt ihres Mannes; mit Verwunderung bemerkte sie, daß dieser im Dunkeln die Stiege heruntertappte.

      – »Ist dir die Lampe ausgegangen?« rief sie. Der Kaminfeger indessen antwortete nicht, sondern schwankte schweigsam die Stufen herunter und nahte sich ihr. Der Angstschweiß lief ihm vom bleichen Gesicht und er zitterte am ganzen Leibe.

      Die Frau stieß einen Schrei des Entsetzens aus, stand auf und rief ihm zu:

      – »Gott, wie ist dir? Was hast du gesehen? Einen Dieb? Ein Gespenst?«

      – »Schweig, Frau, und laß mich zu Athem kommen!« murmelte dumpf Meister Smet.

      – »Um’s Himmels Willen, sprich doch?« jammerte die Frau; »du sagst mir eine Todesangst durch alle Glieder!«

      – »Still, Trese; sprich leise, es darf uns Niemand hören.«

      Hiermit trat er näher hinzu und flüsterte ihr in’s Ohr:

      – »Trese, liebe Trese, dein Traum ist wahr geworden: einen Schatz, einen großen Schatz hab’ ich eben gefunden!«

      – »O du Armer!« seufzte schmerzvoll die Frau. »Er ist wahrhaftig von Sinnen!«

      – »Nein, nein; nur keinen Lärm oder wir sind verloren,« bat Smet fast außer sich vor der Gewalt seiner Empfindungen.

      – »Nun, so sprich doch einmal; was ist vorgefallen?« wiederholte die Frau.

      – »Einen Schatz, sage ich dir, habe ich gefunden, so wie dir in der vorigen Nacht geträumt hat.«

      – »Einen Klumpen Gold!«

      – »Nein, einen Sack voll Geld; Beides, Gold und Silber. Komm, nimm die Lampe; ich will ihn dir zeigen.«

      Die Frau fing gleichfalls an zu zittern und blaß zu werden; denn es schien ihr nunmehr, daß ihr Mann wirklich mit voller Besinnung gesprochen. Doch bei all ihrer Verwirrung schwebte noch ein fieberhaftes Lächeln um ihre Lippen.

      Ihrem Manne auf dem Fuße nachfolgend, sprach sie ängstlich.

      – »Ich bitte dich, Smet, täusche mich nicht; denn wenn es nicht wahr ist, so könnte der Schreck darüber wohl tödtlich für mich werden.«

      – »Schweig, sage ich,« flüsterte ihr Smet zu, indem er die Bodentreppe hinaufstieg; »du wirst uns am Ende noch gar verrathen!«

      – »Aber wie und wo hast du den Fund gemacht?« fragte die Frau mit etwas gedämpfter Stimme.

      Baes Smet blieb stehen, als wollte er die Neugierde seiner Frau befriedigen, noch ehe sie den Schatz selber gesehen.

      – »Du hast doch wohl gehört, Trese,« sprach er, »wie ich droben mit meinem Säbel rumort habe. Als ich nämlich auf den Boden kam, sah ich zwar keine Ratzen mehr; aber bei dem Herumschlagen sprangen noch zwei aus einer Ecke hervor. Sie krochen mir an den Beinen vorüber und verschwanden am Mittelbalken, auf dem das Dach ruht. Da trat ich mit dem Lichte näher hin, fand aber weder Ritze noch Oeffnung. Ich musterte alle Winkel sorgfältig durch und kehrte dann wieder nach dem Balken zurück, denn ich konnte mir nicht erklären, wo die zwei Rasen sich hinversteckt haben könnten. Obgleich ich nicht den geringsten Riß im Balken wahrnahm, schlug ich dennoch, ich weiß selber nicht warum, mit dem Säbel dagegen. Das klang aber so sonderbar, als ob der Balken hohl wäre und ich schlug immer weiter darauf zu, in der Erwartung, es könnten sich wohl Ratzen darin aushalten. Da springt plötzlich ein viereckiges Brett vom Balken ab, und pluff! es fällt mir etwas auf den Fuß, daß ich gerade hätte aufschreien mögen .

      – »Ein Klumpen Gold?«

      – »Nein, wie gesagt, ein ganzer Sack voll gemünztes Geld! Beim Fallen riß er entzwei und es rollte daraus eine Unzahl Gold- und Silberstücke über den Boden . . . Ich war, wie du dir denken kannst, wie vom Blitze gerührt, die Lampe fiel mir aus der Hand und es überlief mich ein Schütteln, daß ich mich der Mauer festhalten mußte, um wieder herunter zu kommen. Es drehte sich Alles vor meinen Augen; kurz ich war wie betrunken . . . Nun komm; ab gehe aus den Zehen und sprich so leise, als es dir nur immer möglich ist.

      Auf dem Boden angekommen, führte der Schornsteinfeger seine Frau nach dem mittleren Balken und wandte das Licht nach einem großen ledernen Sack, der mitten unter herumgestreuten Gelde auf dem Boden lag.

      Baesin Smet fiel mit einem erstickten Freudenschrei auf die Kniee nieder, riß den Sack noch weiter aus, steckte ihre Hände mitten in die Goldstücke hinein, blieb eine Weile in stiller Verwunderung versunken, sprang dann wieder auf, tanzte wie von Sinnen durch den Speicher und rief endlich mit lauter Stimme:

      »Ach! ich ersticke; ich halt’s nicht länger aus; sprechen muß ich. Lieber Himmel, so sind wir am Ende doch reich geworden.«

      Erschrocken faßte sie der Schornsteinfeger nicht gar sanft beim Arm und legte ihr die Hand auf den Mund, indem er ihr mit drohender Geberde zuflüsterte:

      – »Unvorsichtige Närrin, schweig, oder ich kneipe dir den Arm, daß du hinstürzest! Du willst also, daß die ganze Nachbarschaft von unserm Fund Kunde erhalte?«

      – »Ach, Gott!« seufzte die Frau unter dem schmerzlichen Druck ihres Mannes, »was fährt dir schon wieder durch den Kopf. Du schneidest ja ein Gesicht, als wolltest du mich auffressen! Wie doch das Geld gleich einen Menschen verändert. Die fünf und zwanzig Jahre, die wir zusammen aushalten, habe ich bei dir noch nie so blitzende Augen gesehen!«

      Als wäre er über sein eigenes Aufbrausen verwundert, der Schornsteinfeger besänftigte sich.

      – »Nein, liebe Trese, es war nicht böse gemeint,« sprach er, ihren Arm loslassend, »aber ich beschwöre dich, sprich nicht zu laut und mach’ keinen Lärm . . . Es fragt sich nun, was wir mit dem Geld da anfangen?«

      – »Was wir damit anfangen? nun, ich denke, wir tragen es hinunter und verschließen es sorgfältig im großen Kasten.«

      – »Und wenn die Diebe bei uns einbrechen?«

      – »Wie sollten sich gerade jetzt Diebe bei uns einstellen? Der Kasten sieht vielleicht schon

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