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Otto der Schütz. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Otto der Schütz
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Die Freundschaft hat ihre Eifersucht wie die Liebe; sei es nun Voreingenommenheit, oder sei es Wirklichkeit, Albert glaubte zu sehen, daß Ludwig ihn mit mehr Kälte als gewöhnlich empfing; er beklagte sich gegen Emma darüber, welche ihm sagte, daß auch sie einige Veränderung in dem Benehmen ihres Gatten gegen sie bemerkt habe. Albert blieb vierzehn Tage in Godesberg, dann ging er unter dem Vorwande, daß Ronsdorf seine Anwesenheit wegen unerläßlichen Ausbesserungen in Anspruch nähme, über den Fluß und durch die kleine Gebirgsschlucht, welche allein die eine Herrschaft von der andern trennte, und verließ das Schloß.
Nach Verlauf von vierzehn Tagen erhielt er Nachrichten von Emma. Sie begriff Nichts von dem Charakter ihres Gatten, aber derselbe war, statt sanft und wohlwollend, wie sie ihn immer gekannt hatte, mißtrauisch und schweigsam geworden. Selbst der junge Otto hatte von seiner bis dahin unbekannten Barschheit zu leiden, und das war um so schmerzlicher für die Mutter und für das Kind, als sie bis dahin von Seiten des Landgrafen die Gegenstände der feurigsten und innigsten Zuneigungen gewesen waren. Uebrigens fügte Emma hinzu, schien Gottfried in dem Maaße, als diese Zuneigung gegen sie abnahm, auffallende Fortschritte in dem Vertrauen des Landgrafen zu machen, wie als ob er den Theil der Gefühle erbte, welche dieser seiner Gattin und seinem Sohne nahm, um sie auf einen Mann zu übertragen, der ihm fast ein Fremder war.
Albert bedauerte von Herzensgrunde diesen Selbsthaß, welcher macht, daß der glückliche Mensch, wie als ob er von seinem Glücke gequält wäre, alle Mittel aufsucht, um es zu mäßigen oder zu erlöschen, wie er es mit einem zu heftigen Feuer machen würde, an dem er sein Herz sich verzehren zu sehen fürchtete. So standen die Sachen, als er, wie der ganze Adel der Umgegend, eine Einladung erhielt, sich nach dem Schlosse Godesberg zu begeben, wo der Landgraf ein Fest zur Feier des Geburtstages Ottos gab, der sein sechzehntes Jahr angetreten hatte.
Dieses Fest, an dessen Ende wir unsere Leser in das Schloß eingeführt haben, bot, wie wir bemerkten, einen seltsamen Kontrast gegen die Traurigkeit dessen dar, welcher es gab; das kam daher, weil von dem Anfange des Tanzes an Gottfried den Landgrafen, wie als ob er zum ersten Male davon überrascht wäre, auf die Ähnlichkeit Ottos mit Albert aufmerksam gemacht hatte. In der That, mit Ausnahme der Jugendblüthe, welche auf dem Gesichte des Jünglings glänzte, und welche die Sonne Spaniens bei dem Manne versengt hatte, waren es dieselben blonden Haare, dieselben blauen Augen, und es gab nicht einmal gewisse Ausdrücke der Züge, deren Ähnlichkeit dasselbe Blut andeutet, die man nicht mit ein wenig sorgfältiger Aufmerksamkeit zwischen innen erkennen konnte. Diese Offenbarung war ein Dolchstoß für den Landgrafen gewesen; auf Gottfrieds Einflüsterungen beargwöhnte er seit langer Zeit die Reinheit der Verhältnisse Emmas und Alberts; aber der Gedanke, daß diese strafbare Verbindung bereits vor seiner Ehe bestanden, der noch weit schmerzlichere Gedanke, dem diese seltsame Ähnlichkeit eine neue Kraft verlieh, daß Otto, den er so sehr geliebt, ein Kind des Ehebruchs wäre, brach ihm das Herz und machte ihn fast wahnsinnig; in diesem Augenblicke war es, wo, wie wir erzählt, der Graf Karl ankam, und wir haben gesehen, wie er, von der Wahrheit fortgerissen, den Schmerz seines unglücklichen Freundes noch durch das Geständniß vermehrt hatte, daß diese Ähnlichkeit Alberts und Ottos unbestreitbar wäre; indessen hatte er sich, wie wir gesehen, zurückgezogen, ohne der Traurigkeit Ludwigs alle die Wichtigkeit beizulegen, welche sie wirklich erlangt hatte.
Das kam daher, weil dieser Mann, welcher mit dem Landgrafen so geheimnißvoll in dem kleinen Zimmer gesprochen hatte, in das er sich mit Karl zurückgezogen, derselbe Gottfried war, dessen Anwesenheit die erste Störung in der glücklichen Familie verursacht, welche ihr Glück getrübt hatte. Er kam ihm zu sagen, daß er nach einigen Worten, welche er gehört hätte, gewiß zu sein glaubte, daß Emma Albert, der noch in derselben Nacht nach Italien aufbrechen wollte, wo er ein Truppencorps anführen sollte, das der Kaiser dorthin sandte, eine Zusammenkunft bewilligt hätte; die Gewißheit dieses Verrathes war übrigens leicht zu erlangen, da die Zusammenkunft an einem der Thore des Schlosses gegeben war, und Emma durch den ganzen Garten gehen mußte, um sich dorthin zu begeben.
Einmal auf der Bahn des Argwohnes, bleibt man nicht mehr stehen; der Landgraf, der, um welchen Preis es auch sein mogte, eine Gewißheit erlangen wollte, unterdrückte daher auch jenes edle und instinctmäßige Gefühl, welches macht, daß jeder Mann von Herz einen Widerwillen dagegen findet, sich zu dem Gewerbe eines Spions zu erniedrigen; er kehrte mit Gottfried in sein Zimmer zurück, und indem er das Fenster halb öffnete, das auf den Garten ging, erwartete er voll Bangigkeit diesen letzten Beweis, der bei ihm einen noch ungewissen entscheidenden Entschluß herbeiführen sollte. Gottfried hatte sich nicht geirrt; gegen vier Uhr Morgens ging Emma die Freitreppe hinab, schritt verstohlen durch den Garten und vertiefte sich in ein Baumdickicht, welches das Thor verbarg. Dieses Verschwinden dauerte ungefähr zehn Minuten, dann kehrte sie in Begleitung Alberts, auf dessen Arm sie sich stützte, bis auf die Freitreppe zurück. Bei dem Scheine des Mondes sah der Landgraf sie sich umarmen, und es schien ihm sogar, auf dem bestürzten Gestatte der Gattin Thränen zu bemerken, welche die Abreise ihres Geliebten sie vergießen ließ.
Von nun an gab es keinen Zweifel mehr für Ludwig, und er faßte sogleich den Entschluß, die strafbare Gattin und das Kind des Ehebruches von sich zu entfernen. Ein Gottfried übergebenes Schreiben befahl Emma, ihm zu folgen, und dem Anführer der Wachen wurde der Befehl gegeben, Otto mit Tagesanbruche zu verhaften und ihn in die Abtei Kirberg bei Köln zu führen, in welcher er die glänzende Zukunft des Ritters gegen die enge Zelle eines Mönches vertauschen sollte.
Dieser Befehl war ausgeführt worden, und Emma und Otto hatten seit einer Stunde das Schloß verlassen, die eine, um sich nach dem Kloster Nonnenwerth, und der andere, um sich nach der Abtei Kirberg zu begeben, als der Graf Karl erwachte, und, wie wir erzählt, seinen alten Freund vor seinem Bette fand, einer Eiche gleich, die der Sturm entlaubt und deren Zweige der Blitz zerschmettert hat.
Homburg hörte mit ernster und liebevoller Freundschaft den Bericht an, den ihm Ludwig von alle dem abstattete, was vorgefallen war. Dann, ohne daß er versuchte, weder den Vater noch den Gatten zu trösten, sagte er zu ihm: – Das was ich thun werde, wird wohlgethan sein, nicht wahr? – Ja, antwortete der Landgraf; aber was kannst Du thun? – Das geht mich an, erwiderte der Graf Karl. Und indem er seinen Freund umarmte, kleidete er sich an, umgürtete sich mit seinem Schwerte, verließ das Zimmer, ging in die Ställe hinab, sattelte selbst seinen getreuen Hans, und schlug wieder langsam und mit sehr verschiedenen Gedanken den schneckenförmigen Weg ein, den er am Abend zuvor so rasch und mit so süßen Hoffnungen zurückgelegt hatte.
Unten an dem Hügel angelangt, schlug der Graf Karl den Weg nach Rolandseck ein, dem er langsam und in ein tiefes Sinnen versunken folgte, indem er seinem Pferde gänzliche Freiheit ließ, langsam oder rasch zu traben; indessen an einem Hohlwege angelangt, in dessen Grunde sich eine Kapelle befand, in welcher ein Priester betete, blickte er um sich, und da er wahrscheinlich sah, daß der Ort so wäre, wie er ihn wünschen könnte, so hielt er an. In diesem Augenblicke stand der Priester, der ohne Zweifel sein Gebet beendigt hatte, auf, und schickte sich an, zu gehen. Aber Karl hielt ihn zurück, indem er ihn fragte, ob es keinen anderen Weg gäbe, um sich von dem Kloster nach dem Schlosse zu begeben, und auf seine verneinende Antwort bat er ihn, zu verweilen, da wahrscheinlich binnen Kurzem ein Mensch seines geistlichen Beistandes bedürfen würde. Der Priester sah an der ruhigen Stimme des festen Ritters, daß er die Wahrheit gesagt hätte, und ohne zu fragen, wer verurtheilt wäre, betete er für denjenigen, welcher sterben sollte.
Der Graf Kail war eines jener Urbilder des alten Ritterthums, welche im fünfzehnten Jahrhundert bereits zu verschwinden begannen, und die Froissard mit aller der Liebe schildert, welche der Alterthumsforscher für einen Ueberrest vergangener Zeiten hegt. Für ihn stellte Alles das Schwert her, und Alles hing von Gott ab, und nach seiner Ueberzeugung war der Mensch