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Otto der Schütz. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Otto der Schütz
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
–– Im Fluge! antwortete der Bogenschuß erstaunt.
–– Ohne Zweifel, im Fluge, fuhr Otto fort; seht, wie schwerfällig er sich erhebt, kaum hat er zehn Schritte zurückgelegt, seitdem er den Boden verlassen, und ist nur auf halbe Bogenschußweite.
–– Schieß, Robert, schieß! riefen alle Bogenschützen aus.
Robert machte ein Zeichen mit dem Kopfe, welches Andeutete, daß er der allgemeinen Aufforderung eher aus Gehorsam für die Befehle der ehrbaren Gesellschaft folge, als in der Hoffnung, daß es ihm gelingen würde. Nichts desto weniger zielte er mit aller der Aufmerksamkeit, deren er fähig war, und der von einem kräftigen Arme und einem geübten Auge geschleuderte Pfeil flog von allen Blicken gefolgt davon und kam so dicht an dem Vogel vorüber, daß er darüber einen Schreckensschrei ausstieß, auf den der Jubel aller Bogenschützen antwortete.
–– Gut geschossen! sagte Otto, jetzt an Euch, Hermann, fügte er hinzu, indem er sich an den Bogenschützen wandte, der sich zu seiner Linken befand.
Sei es nun, daß der, an den er sich wandte, diese Aufforderung erwartet hatte, oder sei es. daß er durch das Beispiel fortgerissen worden war, er war in dem Augenblicke bereit, wo Otto das Wort an ihn richtete, und kaum hatte er ausgesprochen, als ein anderer, ebenso geschickter und eben so rascher Pfeil als der erste, den Flüchtling verfolgte, der einen neuen Schrei bei dem Pfeifen ausstieß, welches dieser nur um einige Zoll weit an ihm vorüberziehende zweite Todesbote hören ließ. Die Bogenschützen klatschten von Neuem.
–– Jetzt ist an mir die Reihe, sagte Otto.
Alle Blicke wandten sich nach seiner Seite, denn ohne außer Schußweite zu sein, begann der Reiher doch eine ziemlich beträchtliche Entfernung zu erreichen, und da er an Luft das hatte, was er für seine weiten Flügel bedurfte, so flog er mit einer Schnelligkeit davon, welche ihn bald außer aller Gefahr setzen mußte. Otto hatte ohne Zweifel alles das gleichfalls berechnet, denn erst, nachdem er die Entfernung genau mit den Augen ermessen, erhob er mit langsamer Aufmerksamkeit seinen Pfeil zu der Höhe des Thieres; dann, als er ihn in die Linie des Auges gebracht, zog er die Sehne nach der Weise der englischen Bogenschützen fast bis hinter seinen Kopf zurück, indem er sich seinen Bogen wie eine Weidenruthe biegen ließ. Einen Augenblick lang blieb er regungslos wie eine Statue, dann hörte man plötzlich ein leises Zischen, denn der Pfeil war so rasch davon geflogen, daß ihn Niemand gesehen hatte. Aller Augen richteten sich auf den Vogel, der anhielt, als ob ihn ein unsichtbarer Blitz getroffen hätte, und der durch und durch gebohrt von einer solchen Höhe herabfiel, daß man nicht einmal geglaubt hätte, daß der Pfeil ihm dorthin hätte folgen können.
Die Bogenschützen waren auf das Höchste erstaunt; eine solche Probe von Geschicklichkeit war für sie selbst kaum glaublich; was Otto anbelangt, der stehen geblieben war, um die Wirkung des Schusses zu beurtheilen, so hatte er kaum das Thier fallen sehen, als er sich wieder auf den Weg begab, ohne daß er das Erstaunen seiner Gefährten zu bemerken schien. Bei dem Reiher angelangt, riß er von seinem Halse jene feinen und schönen Federn welche einen natürlichen Busch bilden, und steckte sie an seinen Hut. Was die Bogenschützen anbelangt, so hatten sie die Entfernung gemessen; der Vogel war drei Hundert und zwanzig Schritte weit gefallen.
Dieses Mal ward die Bewunderung nicht in Beifallsbezeugungen ausgesprochen; erstaunt über einen solchen Beweis von Geschicklichkeit, hatten die Bogenschützen sich unter einander angeblickt; hierauf hatten sie, wie wir bemerkt, die Schritte gezählt, und als Otto damit fertig war, seinen Hut mit dem so wunderbar erlangten Federstrauße zu schmücken, hatten ihm Robert und Hermann, die beiden Bogenschützen, welche vor ihm geschossen, die Hand gereicht, aber mit einem Gefühle von Ehrerbietung, welches andeutete, daß sie ihn nicht allein für einen Kameraden, sondern auch für ihren Meister anerkannten.
Die wandernde Truppe, welche sich in Worringen nur aufgehalten hatte, um zu frühstücken, kam um vier Uhr Abends nach Neuß. Man aß in aller Eile zu Mittag, denn drei Meilen weit von Neuß befand sich die Felsenkirche, an der die frommen Bogenschützen nicht vorübergehen konnten, ohne nach ihr eine Wallfahrt zu machen. Otto, welcher das Leben und die Gebräuche seiner neuen Gefährten angenommen hatte, folgte ihnen bei diesem Abstecher, und sie gelangten gegen Abend an den heiligen Felsen; es war ein ungeheurer Stein, der das Ansehen einer Kirche hatte.
Das kam daher, weil dieser Stein vor Zeiten wirklich die erste, an den Ufern des Rheines von einem Häuptlinge der Deutschen erbaute christliche Kirche war, der im Geruche der Heiligkeit starb, indem er sieben schöne und tugendhafte Töchter hinterließ, die an seinem Grabe beten konnten. Das war zur Zeit der großen Wanderungen der Barbaren. Unbekannte, von unsichtbarer Hand getriebene Völker kamen von den Höhen Asiens herab, und veränderten das Ansehen der europäischen Welt. Eine Hirschkuh hatte Attila durch die Palus Meotides geführt, und er zog nach Deutschland herab, indem ihm der Schrecken vorausging, den sein Name einflößte. Erschreckt über das Geräusch der Schritte dieser wilden Nationen zögerte der Rhein, seinen Lauf nach dem Sande zu verfolgen, in welchem er sich verliert, und schauderte in seiner ganzen Länge wie eine unermeßliche Schlange. Bald darauf erschienen die Hunnen an dem rechten Ufer, und am selben Tage sah man eine Feuersbrunst sich an dem ganzen Horizonte, das heißt von Colonia Agrippa bis nach Vliso1 entzünden. Die Gefahr war dringend; von solchen Feinden war kein Erbarmen zu erwarten, und am folgenden Morgen, wo sie dieselben die Flöße in das Wasser lassen sahen, die sie während der Nacht aus den Bäumen eines Waldes erbaut hatten, der verschwunden war, zogen sich die jungen Mädchen in die Kirche zurück und knieeten um das Grab ihres Vaters, indem sie ihn bei der heiligen Liebe, die er während seines Lebens für sie gehabt, anflehten, sie auch noch nach seinem Tode zu beschützen. Der Tag und die Nacht verflossen in Gebeten, und sie hofften bereits gerettet zu sein, als sie mit Anbruch des Tages die Barbaren herannahen hörten. Sie begannen mit den Knöpfen ihrer Schwerter an die eichene Thür zu klopfen; als sie aber sahen, daß sie widerstand, so kehrten die Einen nach dem Flecken zurück, um dort Leitern zum Ersteigen der Fenster zu holen, die Andern gingen, eine Tanne abzuhauen, die sie ihrer Zweige entledigten, und aus der sie sich einen Mauerbrecher machten. Dann, als sie sich die zu ihrem ruchlosen Vorhaben nothwendigen Werkzeuge verschafft hatten, gingen sie mit ihnen nach der Kirche, welche den sieben Schwestern zur Zufluchtsstätte diente; als sie aber bei ihr anlangten, gab es weder Thüren noch Fenster mehr. Die Kirche war wohl noch da, aber sie war ein Felsen geworden, und hatte sich ganz in Stein verwandelt; nur hörte man aus dieser Granitmasse einen leisen, traurigen und lieblichen Gesang gleich dem Gesange der Todten erschallen. Das waren die Dankgesänge der sieben Jungfrauen, welche dem Herrn dankten./P>
Die Bogenschützen verrichteten ihr Gebet an der Felsenkirche, dann kehrten sie nach dem nächsten Dorfe zurück, um dort zu übernachten.
Am folgenden Morgen begaben sie sich wieder auf den Weg; der Tag verfloß ohne andere Vorfälle, als eine allmählige Verstärkung. Die Bogenschützen strömten aus allen Theilen Deutschlands zu diesem jährlichen Feste herbei, dessen Preis für dieses Mal in einem Barett von grünem Sammet mit zwei durch eine Diamantagraffe mit einander verbundenen goldenen Eichenzweigen bestand. Sie sollte von der einzigen Tochter des Markgrafen selbst, der jungen Prinzessin Helene, welche ihr vierzehntes Jahr antrat, gegeben werden. Das Herbeiströmen so vieler geschickter Bogenschützen hatte daher nichts Erstaunenswürdiges.
Der kleine Haufen, der sich jetzt auf vierzig bis fünfzig Mann belief, wollte am folgenden Morgen früh in Cleve ankommen, da das Schießen gleich nach der letzten Messe, das heißt, um elf Uhr beginnen sollte. Die Bogenschützen hatten dem zu Folge beschlossen in Kervenheim zu übernachten. Die Tagereise war stark, man kehrte daher auch kaum ein, um zu frühstücken und zu Mittag zu essen. Wie sehr sich indessen die Reisenden auch beeilten, so erreichten sie diese Stadt doch erst nach dem Thorschlusse. Es handelte sich darum, die Nacht außerhalb, und das so gut als möglich zuzubringen; man erblickte ein verfallenes Schloß auf einem benachbarten Berge, es war das Schloß Windeck.
Jeder war der Meinung, diesen günstigen Umstand zu benutzen, mit Ausnahme des ältesten der Bogenschützen, der sich aus allen seinen Kräften dem widersetzte; da er aber der Einzige
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Von Köln bis Wesel.