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sagte die Königin, »dieses Billet ist nicht unterzeichnet?«

      »Hatte ich nicht die Ehre gehabt, Eurer Majestät zu sagen, Herr von Mirabeau habe es mir selbst übergeben?«

      »Was denken Sie von Allem dem?«

      »Meine Ansicht, Madame, ist, daß Herr von Mirabeau vollkommen Recht hat, und daß die Verbindung, die er vorschlägt, allein Frankreich retten kann.«

      »Gut; Herr von Mirabeau lasse mir durch Sie eine Denkschrift über die Lage der Dinge und den Entwurf eines Ministeriums zukommen; ich werde Alles dem König vorlegen.«

      »Und Eure Majestät wird es unterstützen?«

      »Ich werde es unterstützen.«

      »Mittlerweile also, und als erstes dem Königthum gegebenes Pfand, kann Herr von Mirabeau das Martialgesetz vertheidigen und verlangen, daß die Macht der Executivgewalt zurückgegeben werde?«

      »Er kann das.«

      »Dagegen würde, sollte der Sturz von Herrn von Necker dringlich werden, ein Ministerium Lafayette und Mirabeau nicht ungünstig ausgenommen?«

      »Durch mich? Nein. Ich will beweisen, daß ich bereit bin, alle meine persönlichen Gefühle dem Wohle des Staates zu opfern. Nur, wie Sie wissen, stehe ich nicht für den König.«

      »Würde uns Monsieur bei dieser Angelegenheit beistehen?«

      »Ich glaube, daß Monsieur seine eigenen Projecte hat, die ihn verhindern werden, die von Andern zu unterstützen.«

      »Und die Königin hat von den Projecten von Monsieur keine Idee?«

      »Ich glaube, er ist der ersten Ansicht von Herrn von Mirabeau, nämlich, daß der König Paris verlassen soll.«

      »Eure Majestät ermächtigt mich, Herrn von Mirabeau zu sagen, daß diese Denkschrift und dieser Entwurf eines Ministeriums von Eurer Majestät verlangt werden?«

      »Ich mache Herrn Gilbert zum Richter über das Maaß, welches er einem Manne gegenüber zu beobachten hat, der unser Freund von gestern ist und morgen wieder unser Feind werden kann.«

      »Oh! in diesem Punkte verlassen Sie sich aus mich; nur, da die Umstände ernst sind, ist keine Zeit zu verlieren; erlauben Sie also, daß ich in die Nationalversammlung gehe und Herrn von Mirabeau heute noch zu sehen suche; sehe ich ihn, so wird Eure Majestät in zwei Stunden die Antwort haben.«

      Die Königin machte mit der Hand ein Zeichen der Beistimmung und des Abschieds. Gilbert entfernte sich.

      Eine Viertelstunde nachher war er in der Nationalversammlung.

      Er fand die Versammlung in großer Aufregung wegen des vor ihren Thüren begangenen Verbrechens, und zwar begangen an einem Manne, der gleichsam ihr Diener war.

      Die Mitglieder gingen von der Tribune zu ihren Bänken, von ihren Bänken in den Corridor hin und her.

      Mirabeau saß allein, unbeweglich aus seinem Platze. Er wartete und hatte die Augen auf die öffentliche Tribune geheftet.

      Als er Gilbert erblickte, klärte sich sein Löwengesicht auf.

      Gilbert machte ihm ein Zeichen, das er durch eine Bewegung des Kopfes von oben nach unten erwiederte.

      Gilbert riß ein Blatt aus seinen Tabletten und schrieb:

      »Ihre Vorschläge sind angenommen, wenn nicht von beiden Partien, doch wenigstens von derjenigen, welche Sie für die einflußreichere von beiden halten und die ich auch dafür halte.

      »Man verlangt eine Denkschrift für morgen, den Entwurf eines Ministeriums für heute.

      »Bewirken Sie, daß die Macht der Executivgewalt zurückgegeben wird, und die Executivgewalt wird mit Ihnen rechnen.«

      Dann legte er das Papier in Briefform zusammen, schrieb als Adresse daraus: »An Herrn von Mirabeau,« rief einem Huissier und ließ das Billet an seine Bestimmung tragen.

      Von der Tribune, wo er war, sah Gilbert den Huissier in den Saal eintreten, gerade aus den Abgeordneten von Aix zugehen und ihm das Billet übergeben.

      Mirabeau las es mit einem Ausdrucke so tiefer Gleichgültigkeit, daß es seinem nächsten Nachbar unmöglich gewesen wäre, zu errathen, das Billet, welches er so eben empfangen, entspreche seinen glühendsten Wünschen; und mit derselben Gleichgültigkeit schrieb er aus ein halbes Blatt Papier, das er vor sich hatte, ein paar Zeilen, faltete es nachlässig zusammen, gab es, immer mit derselben scheinbaren Sorglosigkeit, dem Huissier und sagte:

      »Der Person, welche Ihnen das Billet, das Sie mir gebracht zugestellt hat.«

      Gilbert öffnete rasch das Papier.

      Es enthielt folgende paar Zeilen, welche vielleicht für Frankreich eine andere Zukunft in sich schlossen hätte der Plan, den sie vorschlugen, zur Ausführung gebracht werden können:

      »Ich werde sprechen.

      »Morgen werde ich die Denkschrift schicken.

      »Hier ist die verlangte Liste; man wird ein paar Namen modificiren können.

      »Herr Necker, erster Minister  . . .«

      Dieser Name ließ Gilbert beinahe zweifeln, daß das Billet, welcher er las, von der Hand von Mirabeau sei.

      Da aber eine Note zwischen zwei Klammern auf diesen Namen wie auf die andern folgte, so fuhr er fort:

      »Herr Necker, erster Minister. (Man muß ihn so ohnmächtig machen, daß er unfähig ist, und dennoch seine Popularität dem König erhalten.)

      »Der Erzbischof von Bordeaux, Kanzler. (Man wird ihm empfehlen, mit großer Sorgfalt seine Redacteurs zu wählen)

      »Der Herzog von Liancourt, Krieg. (Er hat Ehre, Festigkeit, persönliche Zuneigung für den König, was dem König Sicherheit geben wird.)

      »Der Herzog von Larochefoucault. Haus des Königs, Stadt Paris. (Thouret mit ihm )

      »Der Graf von der Mark, Marine. (Er kann das Kriegsdepartement nicht haben, das man Herrn von Liancourt geben muß. Herr von der Mark hat Treue, Charakter, Ausführung.)

      »Der Bischof von Autun, Minister der Finanzen. (Seine Motion in Betreff der Geistlichkeit hat ihm diese Stelle erworben. Laborde mit ihm.)

      »Der Graf von Mirabeau im Conseil des Königs. Ohne Departement. (Die kleinen Bedenklichkeiten rücksichtlich des Urtheils der Menschen sind nicht mehr an der Zeit; die Regierung muß ganz laut versichern und erklären, ihre ersten Hilfsgenossen werden fortan der Charakter und das Talent sein)

      »Target, Maire von Paris. (Die Basoche wird ihn immer leiten.)

      »Lafayette im Conseil; Marschall von Frankreich, Generalissimus aus Termin, um die Armee neu zu bilden.

      »Herr von Montmorin, Gouverneur, Herzog und Pair. (Seine Schulden bezahlt.)

      »Herr von Segur (von Rußland), auswärtige Angelegenheiten.

      «Herr von Mounier, die Bibliothek des Königs,

      »Herr Charpellter, die Gebäude.

      Unter diese erste Note war folgende zweite geschrieben:

Theil von Lafayette

      »Minister der Justiz, der Herzog von Larochefoucault.

      »Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Bischof von Autun.

      «Minister der Finanzen, Lambert, Haller oder Clavières.

      »Minister der Marine  . . .«

Theil der Königin

      »Minister des Kriegs oder der Marine, von der Mark.

      »Chef des Bildungs – und Erziehungsrathes, der Abbé Sieyès.

      »Geheimer Siegelbewahrer des Königs  . . .

      Die zweite Note deutete offenbar die Veränderungen und Modificationen an, welche sich an der von Mirabeau vorgeschlagenen Combination machen ließen, ohne Hindernisse seinen Absichten entgegenzusetzen, ohne Verwirrung in seine Pläne zu bringen.9

      Alles

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<p>9</p>

 Diese Noten, welche man in den Papieren von Mirabeau wieder aufgefunden, sind seitdem, in dem von Herrn von Bacourt veröffentlichten Werke gesammelt worden, das ein scharfes Licht aus die zwei letzten Lebensjahre von Mirabeau wirft.