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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Hier hatte er mit ein paar Worten von François erfahren, um was es sich handelte; er hatte die Unschuld des Bäckers erkannt und ihn zu vertheidigen gesucht.
Da hatte die Menge zugleich den unglücklichen Bedrohten und seinen Vertheidiger, Beide in dasselbe Anathem hüllend und bereit, Beide mit einem Schlage niederzuschmettern, mitfortgerissen.
In diesem Augenblick war Weber, von der Königin abgesandt, aus den Notre-Dame-Platz gekommen und hatte Gilbert erkannt.
Wir haben gesehen, wie nach dem Abgange von Weber die Officiere vom Districte erschienen und der unglücklichen Bäcker unter Bedeckung nach dem Stadthause geführt wurde.
Angeklagter, Wachen des Districts, gereizter, aufgebrachter Pöbel, Alles drang durch einander in das Stadthaus ein, dessen Platz alsbald gefüllt war mit Arbeitern ohne Arbeit und Hungers sterbenden armen Teufeln, welche immer bereit, sind in alle Meutereien zu mischen und Jedem, der in den Verdacht gerieth, die Ursache der öffentlichen Noth zu sein, einen Theil von dem Elend, das sie erduldeten, zurückzugeben.
Kaum war auch der unglückliche François unter der gähnenden Halle des Stadthauses verschwunden, als das Geschrei sich verdoppelte.
Es schien allen diesen Menschen, man habe ihnen eine Beute, die ihnen gehörte, entführt.
Individuen mit Unheil weissagenden Gesichtern durchfurchten die Menge und flüsterten ihr zu:
»Es ist ein vom Hofe bezahlter Aushungerer, darum will man ihn retten.«
Und die Worte: »Es ist ein Aushungerer! es ist ein Aushungerer!« schlängelten sich durch diesen ausgehungerten Pöbel wie die Lunte eines Feuerwerks, allen Haß entzündend, allen Zorn in Brand steckend.
Zum Unglück war es noch sehr früh am Morgen, und Keiner von den Männern, welche Gewalt über das Volk hatten, – weder Bailly, noch Lafayette, – war da.
Sie wußten es wohl, diejenigen, welche in den Gruppen wiederholten: »Es ist ein Aushungerer! es ist ein Aushungerer!«
Endlich, da man den Angeklagten nicht wieder erscheinen sah, verwandelten sich die Schreie in ein ungeheures Hurrah, die Drohungen in ein allgemeines Gebrülle.
Die Menschen, von denen wir gesprochen, schlüpften unter der Halle durch, krochen längs der Treppen hin und drangen bis in den Saal ein, wo der unglückliche Bäcker war, den Gilbert nach seinen besten Kräften vertheidigte.
Die Nachbarn von François ihrerseits, welche beim Tumulte herbeigelaufen waren, bestätigten, er habe seit dem Anfange der Revolution die größten Beweise von Eifer gegeben; er habe bis zehn Ofen voll jeden Tag gebacken; wenn es seinen Zunftgenossen an Mehl gefehlt, habe er ihnen von dem seinigen gegeben; um sein Publikum rascher zu bedienen, habe er außer seinem Ofen den eines Zuckerbäckers gemiethet, wo er sein Holz trocknen lasse.
Am Ende der Aussagen und Angaben ist erwiesen, daß dieser Mann, statt einer Strafe, eine Belohnung verdient.
Doch auf dem Platze, auf den Treppen, im Saale sogar schreit man fortwährend: »Er ist ein Aushungerer!« und fordert den Tod des Schuldigen.
Plötzlich findet ein unerwarteter Einbruch in den Saal statt: er öffnet die Glieder der Nationalgarde, welche François umgeben, und trennt ihn von seinen Beschützern. Gegen das improvisirte Tribunal zurückgestoßen, sieht Gilbert zwanzig Arme sich erheben. Von ihnen gepackt, zurückgezogen, harpunirt, schreit der Angeklagte um Hilfe, streckt flehend seine Hände aus, aber umsonst., . Vergebens macht Gilbert eine verzweifelte Anstrengung, um ihn zu erreichen; die Oeffnung, durch welche der Unglückliche allmälig verschwindet, schließt sich wieder hinter ihm. Wie ein von einem Wirbel angezogener Schwimmer, hat er einige Secunden, die Hände krampfhaft geballt, die Verzweiflung in den Augen, die Stimme in der Kehle erstickt, gekämpft; dann hat ihn die Woge wieder bedeckt, der Schlund hat ihn verschlungen!
Von diesem Augenblick an ist er verloren.
Oben von den Treppen herabgerollt, hat er aus jeder Stufe eine Wunde erhalten. Unter der Halle ist sein ganzer Leib schon nur eine große Wunde.
Es ist nicht mehr das Leben, um was er bittet, es ist der Tod!
Wo verbarg sich denn der Tod zu jener Zeit, daß er so bereit war, herbeizulaufen, wenn man ihn rief?
In einer Secunde ist der Kopf des unglücklichen François vom Leibe getrennt und erhebt sich aus der Spitze eines Spießes.
Bei dem Geschrei aus der Straße stürzen die Aufrührer, die sich aus den Treppen und den Sälen befinden, rasch die Stufen hinab. Man muß das Schauspiel bis zum Ende sehen.
Es ist etwas Merkwürdiges, ein Kopf aus der Spitze eines Spießes; seit dem 6. October hat man keinen mehr gesehen, und man ist am 21.
»Oh! Billot! Billot!« murmelte Gilbert, während er aus dem Saale eilte, »wie glücklich bist Du, daß Du Paris verlassen hast!«
Er war über den Grève,Platz, dem Ufer der Seine folgend, gegangen und hatte diesen Spieß, diesen blutigen Kopf und das brüllende Geleite sich über den Pont-Neuf entfernen lassen, als er aus der Hälfte des Quai Pelletier fühlte, daß man seinen Arm berührte.
Er richtete den Kopf auf, gab einen Schrei von sich, wollte stehen bleiben und sprechen: aber der Mann, den er erkannt hatte, schob ihm ein Billet in die Hand, legte einen Finger aus seinen Mund und entfernte sich, gegen den bischöflichen Palast zuschreitend.
Ohne Zweifel wollte dieser Mann das Incognito beobachten; doch eine Dame der Halle, die ihn erkannt hatte, klatschte in die Hände und rief:
»Ah! das ist unser Mütterchen Mirabeau!«
»Es lebe Mirabeau!« riefen sogleich fünfhundert Stimmen; »es lebe der Vertheidiger des Volks! es lebe der patriotische Redner!«
Und der Schweif vom Cortége, der dem Kopfe des unglücklichen François folgte, wandte sich, als er dieses Geschrei hörte, um und bildete eine Escorte für Mirabeau, den nun eine unermeßliche Menge, beständig schreiend, bis zur Thüre des erzbischöflichen Palastes begleitete.
Es war in der That Mirabeau, der aus dem Wege zur Sitzung der Nationalversammlung Gilbert begegnet war und ihm ein Bittet zugestellt hatte, welches er auf dem Comptoir eines Weinhändlers geschrieben, mit der Absicht, es ihm in seiner Wohnung zukommen zu lassen.
XXVII
Der Vortheil, den man aus einem abgeschnittenen Kopfe ziehen kann
Gilbert hatte rasch das Billet gelesen, das ihm Mirabeau zugesteckt, er hatte es langsam ein zweites Mal gelesen und sodann in seine Westentasche geschoben. Hierauf hatte er einen Fiacre gerufen und dem Kutscher Befehl gegeben, ihn in die Tuilerien zu führen.
Bei seiner Ankunft fand er alle Gitter geschlossen und alle Wachen verdoppelt, auf Befehl von Lafayette, der, so bald er erfahren, es finden Unruhen in Paris statt, damit angefangen, daß er aus die Sicherheit des Königs und der Königin bedacht gewesen war, wonach er sich an den Ort, wo, wie man ihm gesagt, die Unruhen stattfanden, begeben hatte.
Gilbert gab sich dem Concierge der Rue de l’Echelle zu erkennen und gelangte in das Innere.
Als ihn Madame Campan, welche von der Königin das Losungswort erhalten hatte, erblickte, ging sie ihm entgegen und führte ihn sogleich ein. Weber war, der Königin gehorchend, zu den Orten zurückgekehrt, wo Neues sich ereignete.
Als sie Gilbert gewahrte, stieß die Königin einen Schrei aus.
Ein Theil des Rockes und des Jabot von Gilbert war in dem Kampfe, den er ausgehalten, um den unglücklichen François zu retten, zerrissen worden, und einige Blutstropfen befleckten seine Hand.
»Madame,« sagte er. »ich bitte Eure Majestät um Verzeihung, daß ich so vor ihr erscheine; aber ich habe sie unwillkürlich schon lange genug warten lassen, und ich wollte sie nicht länger warten lassen.«
»Und der Unglückliche,