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auf ein Knie nieder, senkte dann seinen Kopf fast bis zur Erde, um die Schleppe der Königin-Mutter zu küssen, und wendete sich darauf, noch immer auf den Knien, nach Gaston um, der ihn jedoch rasch aufhob und in seine Arme schloss, indem er sagte:

      »In meinen Armen ist Euer Platz, mein Bruder!«

      Der Gras von Moret, ein tapferes, loyales Gemüt, hatte nie an das glauben können, was man über den Charakter Gastons erzählte. Er hatte sich zur Zeit des Komplotts, dessen Anführer Chalais war, in England befunden, und die Herzogin von Chevreuse, die er daselbst kennen lernte, hatte sich wohl gehütet, ihn mit den wahren Tatsachen bekannt zu machen, Er war in Italien gewesen, als Gaston sich vor Rochelle so feig zeigte, dass er sich krank stellte, um nicht in das Feuer gehen zu müssen. Er hatte sich immer nur mit seinen Vergnügungen beschäftigt und war den Intrigen des Hofes stets fremd geblieben, von welchem ihn die Eifersucht Marias von Medicis gegen die Kinder ihres Gemahls fern hielt.

      Er gab daher freudig, und aus ganzem Herzen, seinem Bruder Gaston die Umarmung zurück, mit der ihn dieser beehrt hatte.

      Dann sich zur Königin wendend sagte er:

      »Werden Eure Majestät wohl in seiner ganzen Größe das Glück, mich in Eurer Gegenwart zu befinden, und die Dankbarkeit ermessen, die ich für den Herzog von Savoyen fühle, der mir Gelegenheit gegeben hat, von Eurer Majestät zum ersten Male empfangen zu werden?«

      Die Königin lächelte.

      »Ist es nicht vielmehr an Uns,« sagte sie, »Euch erkenntlich zu sein, dass Ihr den zwei armen in Ungnade gefallenen Fürstinnen, von denen die Eine der Liebe ihres Gatten, die Andere der Zärtlichkeit eines Sohnes beraubt ist, und einem Bruder zu Hilfe eilt, der aus den Armen seines Bruders verstoßen ist? Denn Ihr kommt, wie Ihr sagt, mit Briefen, welche uns einigen Trost zu geben bestimmt sind.«

      Der Graf von Moret zog drei zusammengefaltete und versiegelte Papiere aus der Brusttasche seines Wamses.

      »Dieses hier,« sagte er, eines der Schriftstücke der Königin üben eichend, »ist eine Botschaft von Don Gonzales Von Cordova, Gouverneur von Mailand, welcher Euren erhabenen Bruder, Philipp IV., in Italien vertritt. Er bittet Eure Majestät, Euren Einfluss zur Erhaltung des Herrn von Fargis, französischen Gesandten in Spanien, auf seinem Posten, anzuwenden.«

      »Meinen Einfluss?« wiederholte die Königin, »man könnte Einfluss haben auf einen König, der ein Mann wäre, auf ein Gespenst aber, das ein König ist, kann höchstens ein Necromant Einfluss haben, wie der Kardinal-Herzog.«

      Der Graf verneigte sich, dann sich gegen die Königin-Mutter wendend und ihr den zweiten Brief überreichend sagte er:

      »Was dieses Schreiben anbelangt, so weiß ich davon nichts, als dass es eine wichtige Note von der eigenen Hand des Herzogs von Savoyen enthält, und nur in die Hände Eurer Majestät übergeben werden soll; von dem Inhalte desselben weiß ich nicht das Geringste.«

      Die Königin-Mutter ergriff lebhaft das Schreiben, entsiegelte es, und da sie zu entfernt vom Lichte stand, um dasselbe lesen zu können, näherte sie sich dem Toilettentische, auf welchem die Kerze und die Lampe stunden.

      »Und das endlich,« sagte der Graf, den dritten Brief Gaston reichend, »ist ein an Eure Hoheit von Eurer erhabenen und liebenswürdigen Schwester, Madame Christine, gerichtetes Billett.«

      Jede der drei Personen beschäftigte sich nun mit dem Lesen der an sie gerichteten Schreiben, und der Graf von Moret benützte diese Zeit, um mit seinen Blicken nochmals das Gemach zu durchsuchen.

      Umsonst! Es enthielt nur die zwei Fürstinnen, Gaston und ihn.

      Maria von Medicis kam an das Bett ihrer Schwiegertochter zurück und sagte, sich an den Grafen wendend:

      »Herr Graf, wenn man es mit einem Manne von Eurem Rang zu tun hat, der sich zweien unterdrückten Frauen und einem in Ungnade gefallenen Prinzen zur Verfügung stellt, so ist es am besten, keine Geheimnisse vor ihm zu, haben, vorausgesetzt, dass er sich mit seinem Ehrenworte verpflichtet, möge er nun Verbündeter werden oder neutral bleiben, keines der Geheimnisse zu verraten, die man ihm anvertraut.«

      »Eure Majestät,« sagte der Graf von Moret, sich verneigend und die Hand aufs Herz legend, »«ein Ehrenwort darauf, dass ich, ob alliiert oder neutral, schweigen werde; wenn ich dieses Stillschweigen keiner Bedingung unterwerfe, so muss ich mir dagegen in,Bezug auf meine Ergebenheit eine solche gestatten.«

      Die Königinnen tauschten einen Blick aus.

      »Von was für einer Bedingung sprecht Ihr?«

      Während Maria von Medicis die Frage mit Worten an den Grafen richtete, stellte Anna von Österreich an Gaston von Orleans dieselbe Frage mit ihrem Blick.

      »Ich stelle zwei,« sagte der Graf von Moret mit sanfter, aber fester Stimme, »und um sie stellen zu können, muss ich Euch sehr zu meinem Bedauern in Erinnerung bringen, dass ich der Sohn Heinrichs IV. bin. Ich kann eben sowenig den Degen gegen die Protestanten oder den König, meinen Bruder, ziehen, als ich mich weigern darf, ihn gegen unsere Feinde zu ziehen, denen der König von Frankreich den Krieg erklärt, vorausgesetzt, dass er mich zu der Ehre beruft, in seinen Schlachten mitzukämpfen.«

      »Weder die Protestanten, noch der König sind unsere Feinde, Prinz,« sagte die Königin-Mutter, dieses letzte Wort absichtlich betonend; »unser einziger tödtlicher Feind, der unseren Untergang geschworen hat, ist der Kardinal!«

      »Ich liebe den Kardinal nicht im Geringsten; nur habe ich die Ehre, Eure Majestät darauf aufmerksam zu machen, dass es einigermaßen schwierig für einen Edelmann ist, de« Kampf mit einem Priester aufzunehmen. Im Übrigen glaube ich, dass, so schwer auch die Missgeschicke sein mögen, die Gott ihm sendet, sie noch immer eine zu leichte Strafe für die Aufführung bilden, die er Euer Majestät gegenüber an den Tag gelegt hat. Genügt der Ausspruch dieser meiner Überzeugung, um Euer Majestät Vertrauen zu mir einzuflößen?«'

      »Ihr wisst bereits, mein Herr, was Don Gonzales von Cordova meiner Schwiegertochter schreibt; Gaston wird Euch sogleich sagen, was ihm seine Schwester Christine mitteilt. Sprich, Gaston

      Der Herzog von Orleans reichte dem Grafen den offenen Brief, ihn auffordernd, denselben zu lesen.

      Der Graf von Moret las ihn.

      Die Prinzessin Christine bat Gaston, dem Könige doch auseinanderzusetzen, dass es besser für ihn sei, zu gestatten, dass Carl Emanuel, sein Schwager, sich Mantuas bemächtige, als den Herzog von Nevers diese Erbschaft antreten zu lassen, da dieser Letztere für den König von Frankreich ein Fremder, der Prinz von Savoyen aber der Schwager Ludwigs XIII. sei.

      Mit einer achtungsvollen Verneigung gab der Graf von Moret den Brief dem Herzog von Orleans zurück.

      »Was haltet Ihr davon, mein Bruder?« fragte Gaston.

      »Ich bin ein schlechter Politiker,« sagte der Graf von Moret lächelnd, »aber ich glaube, dass der Grund dem Könige einleuchten müsste, wenn er ihn vom Standpunkte der Familie betrachten würde.«

      »Und nun ist die Reihe an mir,« sagte Maria von Medicis, den Brief des Herzogs von Savoyen dem Grafen darreichend; »es ist nichts als billig, dass Ihr die Note kennt, deren Träger Ihr gewesen seid.«

      Der Graf nahm das Papier und las folgende Zeilen:

      »Man tue alles Mögliche, um einen Krieg mit Italien zu verhindern. Sollte aber trotz der Anstrengungen unserer Freunde der Krieg dennoch erklärt werden, so mögen diese versichert sein, dass unsere Pässe vortrefflich verteidigt werden,«

      Das war Alles, was, wenigstens sichtbar, in dem Briefe stand.

      Der junge Mann überreichte ihn, nachdem er ihn gelesen hatte, der Königin-Mutter mit einer stummen Verbeugung.

      »Nun bleibt uns,« sagte diese, »noch die Pflicht, unserem ebenso jungen als geschickten Boten für seine Schlauheit und seine Ergebenheit zu danken und ihm zu versprechen, dass, falls unsere Pläne gelingen, sein Glück dem unsrigen

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