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und Genlis erhalten, und über die Revolution hinaus in Frau von Staël, Madame Roland sich fortpflanzen, um in der jüngsten Zeit seine Trägerinnen in der Königin Hortense, Frau von Girardin und der George Sand zu finden.

      Das große Genie des sechzehnten Jahrhunderts, oder besser gesagt aller Jahrhunderte, William Shakespeare, war seit zwölf Jahren todt, und damals noch von den Engländern allein gekannt, denn, man darf sich darüber nicht täuschen, die europäische Popularität des großen Dichters gehört ganz der neueren Zeit an. Keiner der Schöngeister, welche bei der Marquise von Rambouillet zusammenkamen, hatte je auch nur den Namen des englischen Poeten aussprechen gehört, den Voltaire hundert Jahre später einen Barbaren nannte. Außerdem wären in jener Zeit, wo auf dem Theater Stücke wie »die Befreiung der Andromeda.« »der Tod des Bradamantes« gang und gäbe waren, Dramen wie »Hamlet,« »Macbeth.« »Othello,« »Romeo und Julie« eine ziemlich unverdauliche Kost für die französischen Magen gewesen.

      Nein, aus Spanien kamen uns damals die Ligue durch die Guisen, die Moden durch die Königin und die Literatur durch Lopez de Vega, Alarcon, Tyrso von Molina Calderon war noch nicht erschienen.

      Enden wir diese lange Parenthese, die sich durch das Interesse, das wir an der Sache finden, von selbst ergeben hat, und nehmen wir unsere Schilderung mit der Behauptung, wieder auf, dass in jener glücklichen Zeit Alles zum Ereignisse wurde, indem wir noch hinzufügen, dass eine von der Marquise von Rambouillet ausgegangene Einladung sogar als ein großes Ereignis betrachtet wurde.

      Man wusste, dass es zu den Lieblingsideen der Marquise gehörte, ihren Gästen Überraschungen zu bereiten. Sie hatte eines Tages dem Bischof von Lisieux, Philipp von Cospean, eine Überraschung bereitet, auf die sich ein Bischof am wenigsten gefasst machen konnte. In dem Parke von Rambouillet befand sich nämlich ein großer, kreisrunder Felsen, aus dessen Mitte, von einer hübschen Baumgruppe umgeben, ein Springbrunnen seinen glänzenden Strahl in die Lüfte sandte. Dieser Platz war durch die Erinnerung an Rabelais geheiligt, der aus demselben sein Arbeits- und manchmal auch sein Speisezimmer gemacht hatte. Als der Herr Bischof sich eines Morgens diesem Felsen näherte, strengte er schon von weitem seinen Blick an, um zu erkennen, was ihm zwischen den Zweigen der Bäume so hell entgegen schimmere. Erst als er in unmittelbarer Nähe war, konnte er sieben bis acht Frauen erkennen, die als Nymphen, das heißt, sehr wenig, gekleidet, in malerischer Gruppe um den Springbrunnen lagerten. Unter ihnen befand sich die Marquise im Kostüme der Diana, den Köcher auf der Schulter, den Bogen in der Hand und die glänzende Mondsichel über der Stirne. Ein Bischof unserer Tage hätte an einem solchen Schauspiele wahrscheinlich großes Ärgernis genommen, nicht so der Bischof von Lisieux, welcher späterhin nie mit der Marquise zusammentraf, ohne sie zu fragen, ob sie nichts Neues von dem Felsen im Parke von Rambouillet wüsste. – Als man gegen die Marquise die Bemerkung machte, dass in einem gleichen Falle der arme Actaon in einen Hirsch verwandelt und von den Hunden der Diana zerfleischt wurde, entgegnete sie, jener Fall stehe außerhalb alles Vergleiches mit dem gegebenen, da der arme Bischof so hässlich sei, dass die Nymphen wohl auf ihn Eindruck machen könnten, er aber ihre Herzen zu verwunden nicht im Stande wäre. Übrigens war der Bischof von Lisieux sich seiner Hässlichkeit genau bewusst, so dass er eines Tages, als er einen andern Prälaten, der ebenfalls vom Adonis sehr weit entfernt war, zum Bischof geweiht hatte und dieser ihm zu danken kam. sagte: »Im Gegenteile, Monseigneur, ich bin Euch Dank schuldig, denn ehe Ihr mein College wurdet, war ich der hässlichste Bischof in Frankreich.«

      Vielleicht hoffte der männliche Teil der Gäste der Marquise, welcher noch bei weitem zahlreicher war, als der weibliche, dass die Wirtin ihm eine ähnliche Überraschung vorbehalten habe und war darum mit so großem Eifer herbeigekommen. Auch herrschte in der Gesellschaft jene unruhige Neugier, welche stets großen Ereignissen vorangeht, die man nicht kennt, von denen man aber eine unbestimmte Ahnung hat.

      Das Gespräch drehte sich um Verschiedenes, um die Liebe und die Poesie, namentlich aber um das letzte Stück, das die Schauspieler im Hotel Burgund aufgeführt hatten, welche Vorstellungen die Aristokratie zu besuchen anfing, seitdem die Leitung des Theaters in den Händen von Bellerose, der Bauprés – seiner Frau, Mlle. Vaillot, la Villiers und Mondorn war.

      Die Marquise von Rambouillet hatte die Gesellschaft dadurch in Mode gebracht, dass sie dieselbe in ihren Salons das Stück: »Fredcgonde, oder die keusche Liebe,« von Hardy, aufführen ließ. Seit damals war es entschieden, dass auch anständige Frauen, die bis dahin das Theater im Hotel Burgund niemals besuchten, daselbst erscheinen könnten.

      Das Stück, mit dem man sich an jenem Abende beschäftigte, war das Erstlingswerk eines sehr jungen Mannes Namens Johann von Rotrou, den die Marquise protegierte; es hatte die Titel: »Der Hypochondrische, oder der verliebte Tod.« Obwohl von mittelmäßigem Wert, hatte es, Dank der Unterstützung, die ihm von Seite des Hotels Rambouillet wurde, dennoch so viel Erfolg gehabt, dass der Kardinal Richelieu den Verfasser in sein Haus berief und ihn daselbst der Zahl seiner gewöhnlichen Mitarbeiter Mayret, L'Etoile und Colletet hinzufügte, außer denen er übrigens noch zwei außerordentliche Mitarbeiter, Bois Robert und Desmarets, besoldete.

      In dem Augenblicke, als man eben über die ziemlich zweifelhaften Verdienste des Stückes debattierte, und Scudéry und Chapelain dasselbe wie Pastetenfleisch zerhackten, trat ein junger Mann von neunzehn Jahren, elegant gekleidet und mit dem Aussehen eines Edelmannes, in den Saal, durchschritt denselben und grüßte nach den Regeln der Etiquette zuerst die Frau Prinzeß, welche in ihrer Eigenschaft als königliche Hoheit überall, wo sie sich befand, den Anspruch auf den ersten Gruß hatte, dann die Marquise, endlich die schöne Julie.

      In seiner Begleitung war ein Mann, der um zwei oder drei Jahre älter sein mochte, und, ganz schwarz gekleidet, durch die imposante und gelehrte Gesellschaft mit einer Miene schritt, die eben soviel Schüchternheit zeigte, als das Auftreten seines Freundes Selbstvertrauen verriet.

      »Ah, sich da,« sagte die Marquise, die beiden jungen Leute bemerkend und den Ersteren mit dem Finger bezeichnend, »da ist ja gerade der Triumphator, und es ist so schön, in seinem Alter schon zum Capitol hinanzusteigen, dass wohl Niemand den Mut haben wird, hinter ihm her zu rufen: »Cäsar, erinnere Dich daran, dass Du sterblich bist!«

      »Ach, Frau Marquise,« erwiderte Rotrou, denn er selbst war es, »lasset der Rede immerhin freien Lauf. Der übelwollendste Kritiker kann meinem Stücke nichts so Schlechtes nachsagen, als ich selbst davon denke, und ohne den besonderen Befehl, der mir in dieser Beziehung vom Grafen von Soissons zukam, hätte ich meinen »verliebten Tod« wirklich todt sein lassen, und mit dem Lustspiel debutirt, an welchem ich soeben arbeite.«

      »Gut, und was ist das Thema dieser Komödie, mein schöner Cavalier?« fragte Fräulein Paulet.

      »Ein Ring, den Niemand an seinen Finger zu stecken Lust hätte, der Euch einmal gesehen hat, anbetungswürdige Löwin – der Ring der Vergessenheit nämlich.«

      Ein beifälliges Gemurmel, so wie ein graziöses dankendes Kopfnicken von Seite Der, welcher sie gegolten hatte, folgten dieser Schmeichelei. Während dem hatte der andere junge Mann sich so viel als möglich hinter Rotrou versteckt gehalten. Da er jedoch von Niemand gekannt war und man der Marquise nur Personen vorstellte, die entweder bereits einen Namen von gutem Klang hatten, oder im Begriff waren, sich einen solchen zu machen, so konnte seine Haltung, so bescheiden sie auch sein mochte, nicht verhindern, dass sich Aller Blicke alsbald nach ihm richteten.,

      »Und auf welche Weise,« fragte die schöne Julie, »findet Ihr Zeit, Herr von Rotrou, neue Komödien zu schreiben, da Ihr doch jetzt der Ehre teilhaftig seid, an denen des Herrn Kardinals mitzuarbeiten?«

      »Dem Herrn Kardinal,« antwortete Rotrou, »machte in neuester Zeit die Belagerung von La Rochelle so viel zu schaffen, dass er uns etwas freie Zeit ließ, und ich benutzte dieselbe, um nach Kräften zu arbeiten.«

      Während dieses Gespräches zog noch immer der in Schwarz gekleidete junge Mann jenen Teil der Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf sich, der nicht Rotrou zugewendet war.

      »Das ist kein Mann des Degens!« sagte Fräulein von Scudéry zu ihrem Bruder.

      »Er

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