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sie seit sechs Monaten renovierte, war von einem Familienheim in ein Unternehmen umgewandelt worden, was bedeutete, dass sie Frühstück richten musste.

      „Wie spät ist es?“, wollte sie wissen.

      „Acht“, antwortete Daniel.

      Emily versteifte sich.

      „Acht?“

      „Ja.“

      „Oh Nein! Ich habe verschlafen!“, schrie Emily und rannte wieder vom Balkon in das Schlafzimmer. Sie schnappte sich den Wecker und schüttelte ihn wütend. „Du hättest mich um sechs Uhr aufwecken sollen, du dummes Ding!“

      Sie stellte ihn kraftvoll auf das Nachttischschränkchen zurück, dann stürmte sie zu der Kommode, um sich Kleidung zu holen, wobei sie Oberteile und Hosen im ganzen Raum verteilte. Nichts davon sah professionell genug aus. Sie hatte ihre gesamte Bürokleidung aus ihrem alten Leben in New York weggeworfen, und jetzt besaß sie nur noch praktische Kleidungsstücke.

      „Beruhige dich“, gluckste Daniel im Bett. „Es ist alles in Ordnung.“

      „Wie sollte es bitte alles in Ordnung sein?“, schrie Emily, während sie mit einem Bein in der Hose herumhüpfte. „Frühstück gibt es ab sieben Uhr!“

      „Und es dauert nur fünf Minuten, ein Ei zu pochieren“, entgegnete Daniel.

      Emily verharrte auf der Stelle, halb angezogen und mit einem Gesichtsausdruck, als ob sie ein Gespenst gesehen hätte. „Glaubst du, er möchte ein pochiertes Ei? Ich habe keine Ahnung, wie man ein Ei pochiert!“

      Anstatt sie zu beruhigen, versetzten Daniels Worte sie nur noch mehr in Panik. Sie zog einen zerknitterten, fliederfarbenen Pullover aus der Kommode und über ihren Kopf, wobei sich ihre Haare statisch aufluden und in alle Richtungen abstanden.

      „Wo ist mein Mascara?“, schrie Emily, während sie im Zimmer umherrannte. „Und hör endlich auf, mich auszulachen!“, fügte sie mit einem finsteren Blick in Daniels Richtung hinzu. „Das ist nicht witzig. Ich habe einen Gast. Einen zahlenden Gast! Und keine anderen Schuhe als Sneakers. Warum habe nur all meine High Heels weggeworfen?“

      Daniel konnte sein Lachen nicht mehr länger unterdrücken.

      „Ich lache dich nicht aus“, brachte er schließlich hervor. „Ich lache, weil ich glücklich bin. Weil es mich glücklich macht, mit dir zusammen zu sein.“

      Emily hielt inne, denn seine Worte zogen an ihrem Herzen. Sie schaute zu ihm hinüber, wo er träge wie ein Gott in ihrem Bett lag. Doch sein Gesichtsausdruck machte es ihr unmöglich, lange auf ihn sauer zu sein.

      Daniel wandte den Blick ab. Obwohl Emily mittlerweile daran gewohnt war, dass sich Daniel verschloss, wenn es um seine Gefühle ging, störte es sie immer noch. Ihre eigenen Gefühle waren so offensichtlich, als ob sie transparent wären. Emily zweifelte nicht daran, dass sie ihr Herz auf der Zunge trug.

      Aber manchmal wusste sie nicht so genau, woran sie bei ihm war. Sie konnte sich bei ihm nie sicher sein, was sie fast schon schmerzhaft an ihre vorherigen Beziehungen erinnerte, an die Unsicherheit, die sie damals empfunden hatte, als ob sie auf dem Deck eines schaukelnden Schiffes auf hoher See stünde und sich niemals an die Wellen gewöhnen würde. Sie wollte nicht, dass sich die Geschichte mit Daniel wiederholte. Sie wollte, dass es mit ihm anders war. Aber die Erfahrung hatte ihr gelehrt, dass man im Leben nur selten das bekam, was man wollte.

      Sie drehte sich, nun ganz still, wieder zu ihrer Kommode und steckte sich zwei silberne Ohrringe an.

      „Das muss reichen“, sagte sie, wobei ihr Blick von Daniels Spiegelbild zu ihrem eigenen zuckte. Jetzt sah sie nicht mehr wie ein in Panik geratenes Mädchen, sondern vielmehr wie eine zielstrebige Geschäftsfrau aus.

      Entschlossenen Schrittes trat Emily zur Tür hinaus und stellte fest, dass alles still war. Der Flur im oberen Stockwerk war einfach atemberaubend, die schönen Wandleuchten und der tolle Kronleuchter fingen das Morgenlicht ein, brachen die Strahlen und verteilten sie im gesamten Flur. Der Dielenboden war zur Perfektion poliert worden und verlieh dem ganzen einen rustikalen und doch glamourösen Touch.

      Emily schaute den Flur entlang zu dem Zimmer, das einmal ihr und Charlotte gehört hatte. Es zu renovieren war ihr am schwersten gefallen, weil sie das Gefühl gehabt hatte, die Erinnerung an ihre Schwester auszulöschen. Aber all die Dinge, die Charlotte gehört hatten, hatte sie an einem besonderen Platz auf dem Dachboden verstaut, und Emilys Freundin Serena, eine Künstlerin aus der Umgebung, hatte aus den Kleidern ihrer Schwester ein einzigartiges Kunstwerk geschaffen. Trotzdem war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass jetzt ein Fremder auf der anderen Seite der Tür schlief, ein Fremder, dem sie jetzt das Frühstück zubereiten musste. Bei all ihren Träumereien, das Haus in eine Pension umzuwandeln, hatte sie sich nie vorgestellt, wie es eigentlich sein, ausschauen oder sich anfühlen würde. Plötzlich kam sie sich schrecklich unvorbereitet vor, wie ein Kind, das vorgab, erwachsen zu sein.

      So leise wie möglich schlich Emily den Flur entlang zur Treppe. Der neue, cremefarbene Teppich fühlte sich unter ihren Füßen himmlisch an und sie kam nicht umhin, ihn mit bewunderndem Blick zu betrachten. Die Umwandlung des Hauses war ein echtes Wunder. Es gab zwar immer noch Arbeit – das zweite Obergeschoss war noch ein komplettes Chaos, dort hatte sie noch keinen einzigen Raum betreten, ganz zu schweigen von den Außengebäuden, in denen es einen vernachlässigten Pool und eine Unmenge an Kartons gab, die durchgeschaut werden mussten. Aber sie war immer noch begeistert, was sie bisher mit ein wenig Hilfe der freundlichen Einwohner Sunset Harbors geschafft hatte. Das Haus fühlte sich jetzt viel freundlicher an, auch wenn es immer noch Geheimnisse in sich barg. Insbesondere ein bestimmter Schlüssel war ihr ein Rätsel. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte das entsprechende Schloss nicht finden. Sie hatte alle Schubladen des Schreibtisches und alle Schranktüren überprüft, doch bis jetzt war sie noch nicht fündig geworden.

      Emily ging die lange Treppe hinunter, dessen poliertes Geländer nun glänzte. Der weiche Teppich sah prächtig aus und die Messingstäbe, die ihn an die Stufen drückten, passten perfekt zu dem Farbschema. Doch als sie den Boden betrachtete, fiel ihr ein Fleck auf dem Teppich auf – ein schmieriger, schlammiger Fußabdruck, der eindeutig von einem Männerstiefel stammte.

      Emily hielt auf der untersten Stufe inne. Daniel sollte vorsichtiger sein, wenn er herumstapfte, dachte sie.

      Doch dann erkannte sie, dass der Fußabdruck in die andere Richtung, nämlich zur Eingangstür, zeigte, was bedeutete, dass jemand hinuntergegangen sein musste. Aber wenn Daniel noch im Bett lag, dann konnte der Fußabdruck nur von ihrem Gast, Mr. Kapowski, stammen.

      Emily rannte zur Eingangstür und riss sie auf. Gerade erst am Tag zuvor war Mr. Kapowski mit seinem Kombi die neue Einfahrt hinaufgefahren und hatte hier geparkt. Doch jetzt war sein Auto weg.

      Sie konnte es nicht glauben.

      Er war einfach abgehauen.

      KAPITEL ZWEI

      Panisch rannte Emily zurück ins Haus.

      „Daniel!“, rief sie die Treppe hinauf. „Mr. Kapowski ist verschwunden! Er ist gegangen, weil ich nicht rechtzeitig aufgestanden bin, um ihm das Frühstück zu richten!“

      Daniel tauchte, nur mit seiner Schlafanzughose bekleidet, am oberen Ende der Treppe auf, seine breiten Schultern und seine muskulöse Brust waren unbedeckt. Sein Haar war ein einziges Durcheinander und ließ ihn wie einen gehetzten Schuljungen aussehen.

      „Er ist wahrscheinlich nur zu Joe’s gegangen“, meinte er, während er die Stufen zu ihr hinunterstapfte. „Immerhin hast du ihm sehr ausführlich geschildert, wie gut die Waffeln dort sind, erinnerst du dich nicht mehr?“

      „Aber ich sollte ihm doch eigentlich Frühstück richten!“, rief Emily. „Es ist schließlich ein Bed and Breakfast, nicht nur ein Bed!“

      Daniel erreichte das Ende der

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