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von ihren Pferden ab und eilten auf den Vater zu. Sie drängten ihn zurück an die Wand des Hauses und drückten die Spitzen ihrer Schwerter fest genug an seinen Hals, dass er entsetzt die Augen aufriss.

      „Einen Gesandten der Königin zu beleidigen ist eine Beleidigung für die Königin selbst“, knurrte einer der Männer Steffens Vater an.

      Sein Vater schluckte schwer. Er hatte Angst.

      „Mylord. Sollen wir diesen Mann einsperren lassen?“ fragte die andere Wache Steffen.

      Steffen betrachtete seine Familie, sah den Schreck in ihren Gesichtern und überlegte.

      „Steffen!“, seine Mutter kam nach vorn gestürmt, klammerte sich an seine Beine und bettelte: „Bitte! Lass deinen Vater nicht einsperren! Und bitte, gib uns Vorräte! Wir brauchen sie dringend.“

      „Das bist du uns schuldig!“, blaffte sein Vater. „Nach allem was ich dir dein Leben lang gegeben habe, bist du es uns schuldig!“

      „Bitte!“, bettelte seine Mutter. „Wir hatten keine Ahnung. Wir wussten nicht, was aus dir geworden ist! Bitte tu deinem Vater nichts an!“

      Sie fiel auf die Knie und begann zu weinen.

      Steffen schüttelte lediglich den Kopf über diese lügenden, hinterlistigen Menschen. Menschen, die sein ganzes Leben lang immer nur grausam zu ihm waren. Nun, da sie erkannt hatten, dass etwas aus ihm geworden war, wollten sie etwas von ihm.

      Steffen entschied, dass sie nicht einmal eine Antwort verdient hatten.

      Er hatte noch etwas anderes erkannt: Sein ganzes Leben lang hatte er seine Familie in den Himmel gehoben. Gerade so, als ob sie die großartigen, beliebten und erfolgreichen wären, der er geworden war. Doch nun erkannte er, dass genau das Gegenteil der Fall war. Alles, was er von ihnen gehalten hatte, war eine einzige Illusion gewesen. Das hier waren erbärmliche Gestalten. Trotz seiner Missbildung stand er weit über ihnen. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte er das.

      Er blickte zu seinem Vater hinab, der immer noch von den beiden Wachen bedroht wurde, und tief im Inneren wünschte er sich, ihm denselben Schmerz zuzufügen, den er ihm so lange zugefügt hatte. Doch sein Verstand erkannte noch etwas: Sie verdienten nicht einmal seine Rache. Sie müssten ihm etwas bedeuten, um sie zu verdienen. Und für ihn existierten sie nicht mehr.

      Er wandte sich seinen Männern zu.

      „Ich denke, dass dieser Ort ganz gut ohne unsere Hilfe zurechtkommt.“

      Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt in einer dichten Staubwolke aus dem Dorf ohne sich auch nur einmal umzusehen. Er schwor sich, nie wieder hierher zurückzukehren.

      .

      KAPITEL ACHT

      Die Wachen warfen die alten Eichenholztüren auf um Reece Zuflucht vor dem ekelhaften Wetter in Srogs warmem und trockenem Kastell zu gewähren. Er war nass bis auf die Haut vom peitschenden Wind und Regen der Oberen Inseln, und war froh, als die Türen direkt hinter ihm wieder zugeschlagen wurden. Er trocknete sich das Gesicht und die Haare ab und als er aufblickte kam Srog schon auf ihn zugeeilt um ihn zu begrüßen.

      Reece umarmte ihn herzlich. Er hatte Srog immer gern gemocht, diesen großen Krieger und Anführer, der seine Männer in Silesia so gut geführt hatte, der seinem Vater gegenüber immer loyal gewesen war, und für seine Schwester fast sein Leben gegeben hätte. Srog mit seinem Stoppelbart, seinen breiten Schultern und dem warmherzigen Lächeln zu sehen, weckte in Reece Erinnerungen an seinen Vater, an die alte Garde.

      Srog klopfte Reece auf die Schulter.

      “Du siehst deinem Vater auch immer ähnlicher!”, sagte er.

      „Ich hoffe, das ist gut.“

      „Und ob“, antwortete Srog. „Es gab keinen besseren Mann als deinen Vater. Ich wäre für ihn durchs Feuer gegangen.“

      Srog führte Reece durch den Flur und seine Männer folgten ihm in respektvollem Abstand.

      „Herzlich willkommen an diesem elenden Ort!“, sagte Srog. „Ich bin dankbar, dass deine Schwester dich geschickt hat.“

      „Ich habe scheinbar keinen guten Tag für meinen Besuch gewählt“, sagte Reece, als sie ein offenes Fenster passierten vor dem der Regen peitschte.

      Srog lächelte zerknirscht.

      „Hier ist jeder Tag ein schlechter Tag“, antwortete er. „Das Wetter kann hier ganz schnell umschlagen. Man sagt, dass man hier auf den Oberen Inseln alle vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag erleben kann – und ich kann nur bestätigen, dass das stimmt.“ Reece blickte nach draußen über den kleinen, leeren Innenhof, umgeben von ein paar uralten, grauen Steinbauten, die im Grau des Regens fast verschwanden. Es waren nur wenige Leute draußen, und die die es waren, huschten mit eingezogenen Köpfen von einem Gebäude zum nächsten. Diese Insel schien ein einsamer und öder Ort zu sein.

      „Wo sind all die Menschen?“, fragte Reece.

      Srog seufzte.

      „Die Menschen hier bleiben drinnen. Sie sind Eigenbrötler. Dieser Ort hier ist nicht wie Silesia oder King’s Court wo die Menschen gerne dicht beieinander leben. Hier leben sie über die ganze Insel verteilt. Eine größere Stadt gibt es hier nicht. Sie sind ein seltsames Volk, sehr zurückgezogen, stur und abgehärtet – wie das Wetter.“

      Srog führte Reece über einen Flur und nach einer letzten Ecke betraten sie den großen Saal.

      Etwa ein Dutzend von Srogs Männern saßen dort mit verdrießlicher Miene in voller Rüstung an einem Tisch vor dem Kamin. Die Hunde kauerten dicht vor dem Feuer, und warteten darauf, dass vom Fleisch, das die Männer aßen, etwas für sie abfiel. Sie sahen Reece an und knurrten.

      Srog führte Reece zum Feuer. Er rieb seine Hände über den Flammen, dankbar für die Wärme.

      „Ich weiß, dass du nicht viel Zeit hast, bevor dein Schiff wieder ablegt“, sagte Srog. Doch ich wollte dich nicht gehen lassen, ohne dir eine Gelegenheit zu geben dich aufzuwärmen und trockene Kleider anzuziehen.“

      Ein Diener kam und brachte Reece trockene Kleider und ein Kettenhemd genau in seiner Größe. Reece blickte Srog überrascht und dankbar an während er seine nassen Kleider auszog und gegen die neuen tauschte.

      Srog lächelte. „Wir behandeln unseresgleichen gut hier“, sagte er. „Ich dachte mir, dass du sie gut brauchen könntest.“

      „Danke!“, sagte Reece und fühlte sich schon deutlich wärmer. „Genau, was ich gebraucht habe.“ Er hatte sich tatsächlich nicht sonderlich darauf gefreut in nassen Kleidern zurück zu segeln.

      Srog begann einen langen Monolog über Politik und Reece nickte höflich. Doch tief im Inneren war er viel zu abgelenkt, um ihm zuzuhören. Er war immer noch überwältigt von den Gedanken an Stara, die er nicht abschütteln konnte. Er konnte nicht aufhören, an ihre Begegnung zu denken, und jedes Mal, wenn er an sie dachte, machte sein Herz einen Sprung.

      Es graute ihm bei dem Gedanken an die Aufgabe, die auf dem Festland vor ihm lag – nämlich Selese und allen anderen zu sagen, dass die Hochzeit nicht stattfinden würde. Er wollte sie nicht verletzten, doch er hatte keine andere Wahl.

      „Reece?“, wiederholte Srog.

      Reece blinzelte und sah ihn an.

      „Hast du mich gehört?“, fragte er.

      „Entschuldigung“, sagte Reece. „Was hast du gesagt?“

      „Ich fragte, ob deine Schwester meine Nachrichten erhalten hat?“, wiederholte er geduldig.

      Reece nickte und versuchte sich zu konzentrieren.

      „Das hat sie“, antwortete er. „Das war der Grund weshalb

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