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      „Nun denn“, sagte Porter. „Ich habe euch Jungs genug gestört. Danke für eure Zeit.“

      „Einen Moment noch“, warf Mackenzie ein, bevor sie sich stoppen konnte.

      Porter warf ihr einen Blick zu, der Wachs hätte schmelzen können. Es war eindeutig, dass er es für Zeitverschwendung hielt, mit diesen trauernden Jungen zu reden – vor allem mit einem Fünfzehnjährigen, der offensichtlich Autoritätsprobleme hatte. Mackenzie ließ seinen Gesichtsausdruck an ihr abprallen und kniete sich hin, damit sie auf Daltons Augenhöhe war.

      „Hör zu, könntest du für einen Moment zu deiner Tante in die Küche gehen?“

      „Ja“, erwiderte Dalton leise mit zittriger Stimme.

      „Detective Porter, warum begleiten Sie ihn nicht?“

      Wieder warf ihr Porter einen hasserfüllten Blick zu, den Mackenzie jedoch ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte. Ihr Gesicht verhärtete sich, sie war fest entschlossen, sich hier durchzusetzen. Wenn er darüber diskutieren wollte, dann würden sie es draußen tun. Aber es war offensichtlich, dass er sich sogar in der Anwesenheit von zwei Kindern und einer katatonischen Frau nicht peinlich machen wollte.

      „Natürlich“, antwortete er schließlich mit zusammengebissenen Zähnen.

      Mackenzie wartete einen Moment, während Porter und Dalton in die Küche gingen.

      Mackenzie stand wieder auf. Sie wusste, dass die Taktik, sich auf die gleiche Augenhöhe wie die Kinder zu begeben, ihre Wirkung verlor, wenn diese älter als zwölf waren.

      Sie schaute Kevin an und stellte fest, dass dieselbe Trotzhaltung, die er Porter gegenüber gezeigt hatte, immer noch da war. Mackenzie hatte nichts gegen Teenager, aber sie wusste, dass sie im Umgang schwer sein konnten – vor allem im Angesicht tragischer Umstände. Doch sie hatte gesehen, wie Kevin auf Porter reagiert hatte und dachte, dass sie vielleicht zu ihm durchdringen konnte.

      „Spreche mit mir, Kevin“, sagte sie. „Glaubst du, dass wir zu bald gekommen sind? Glaubst du, dass es gefühllos von uns war, euch zu befragen, so kurz nachdem ihr die Neuigkeiten über eure Mutter erfahren habt?“

      „Ein bisschen“, sagte er.

      „Bist du jetzt einfach nur nicht in der Stimmung, zu reden?“

      „Nein, damit habe ich kein Problem“, meinte er. „Aber der Kerl ist ein Idiot.“

      Mackenzie wusste, dass das ihre Chance war. Sie könnte professionell und formell an die Sache herangehen, wie sie es auch normalerweise tun würde – oder sie könnte diese Gelegenheit nutzen, um eine Beziehung zu dem wütenden Teenager aufzubauen. Jugendliche, das wusste sie, schätzten vor allem Ehrlichkeit. Sie konnten, getrieben durch Gefühle, alle Lügen durchschauen.

      „Da hast du Recht“, entgegnete sie. „Er ist ein Idiot.“

      Kevin starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte ihn geschockt, offensichtlicherweise hatte er nicht mit dieser Antwort gerechnet.

      „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mit ihm arbeiten muss“, fügte sie hinzu, ihre Stimme war voller Mitgefühl und Verständnis. „Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass wir hier sind, um euch zu helfen. Wir wollen denjenigen finden, der eurer Mutter das angetan hatte. Willst du das denn nicht auch?“

      Lange Zeit war er still, dann nickte er schließlich.

      „Denkst du, du könntest dann mit mir reden?“, fragte Mackenzie. „Es sind nur ein paar schnelle Fragen, dann sind wir hier weg.“

      „Und wer kommt danach?“, wollte Kevin etwas reserviert wissen.

      „Willst du eine ehrliche Antwort?“

      Kevin nickte und sie sah, dass er den Tränen nahe war. Sie fragte sich, ob er sie die ganze Zeit lang zurückgehalten und versucht hatte, für seinen Bruder und seine Tante stark zu sein.

      „Also, wenn wir weg sind, werden wir alle Informationen zusammentragen, die wir finden können. Anschließend kommt das Sozialamt und wird sicherstellen, dass Jennifer in der Lage ist, sich um euch zu kümmern, während die Sache mit deiner Mutter abgeschlossen wird.“

      „Meistens ist sie cool“, meinte Kevin, während er Jennifer ansah. „Aber sie und meine Mutter standen sich sehr nahe. Sie waren wie beste Freundinnen.“

      „Das sind Schwestern manchmal“, erwiderte Mackenzie, doch sie hatte keine Ahnung, ob das stimmte. „Aber für jetzt ist es wichtig, dass wir uns auf meine Fragen konzentrieren. Kannst du das?“

      „Ja.“

      „Gut. Ich stelle die Frage nur ungern, aber sie ist notwendig. Weißt du, als was deine Mutter arbeitete?“

      Kevin nickte und senkte den Blick zu Boden.

      „Ja“, antwortete er. „Und ich weiß zwar nicht woher, aber die Kinder in der Schule wissen es auch. Ein notgeiler Vater von ihnen ist wahrscheinlich in den Club gegangen und hat sie von einer Schulveranstaltung oder so erkannt. Es ist schrecklich. Ich wurde deshalb immer aufgezogen.“

      Mackenzie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sehr er gelitten haben musste, aber es erhöhte auch ihre Achtung vor Hailey Lizbrook um einiges. Natürlich arbeitete sie nachts als Stripperin, aber tagsüber war sie anscheinend eine fürsorgliche Mutter gewesen.

      „Okay“, sagte Mackenzie, „da du ihren Beruf kennst, kannst du dir vorstellen, welche Art Männer solche Orte besuchen, nicht wahr?“

      Kevin nickte und Mackenzie sah, wie die erste Träne über seine linke Wange rollte. Fast schon wollte sie ihre Hand ausstrecken und die seine nehmen, um ihm Trost zu spenden, aber sie wollte ihn nicht noch mehr quälen.

      „Fällt dir ein, ob deine Mutter einmal wirklich wütend oder aufgebracht über etwas war, oder ob irgendwelche Männer…nun ja, ob welche vielleicht mit ihr nach Hause kamen?“

      „Sie hat nie jemanden mitgebracht“, entgegnete er. „Und ich habe Mom fast nie wütend oder verärgert gesehen. Nur einmal war sie wegen etwas wirklich aufgebracht, nämlich als sie letztes Jahr mit den Anwälten sprach.“

      „Anwälte?“, fragte Mackenzie nach. „Weißt du, warum sie mit den Anwälten gesprochen hat?“

      „So in etwa. Ich weiß, dass eines nachts einmal etwas auf der Arbeit geschah, weshalb sie sich an ein paar Anwälte wandte. Ich hörte ein paar Brocken, wenn sie telefonierte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mit ihnen über eine einstweilige Verfügung gesprochen hat.“

      „Und du denkst, dass das mit ihrer Arbeit zu tun hatte?“

      „Ich bin mir nicht sicher“, antwortete Kevin. Er schien ein bisschen heiterer zu sein, jetzt, da er ihr anscheinend helfen konnte. „Aber ich gehe davon aus.“

      „Das ist eine große Hilfe, Kevin“, sagte Mackenzie. „Fällt dir sonst noch etwas ein?“

      Er schüttelte langsam den Kopf und schaute dann in ihre Augen. Er wollte stark bleiben, doch in den Augen des Jungen lag so viel Traurigkeit, dass Mackenzie nicht verstehen konnte, warum er noch nicht zerbrochen war.

      „Mom schämte sich dafür, wissen Sie?“, meinte Kevin. „Tagsüber arbeitete sie von Zuhause aus. Sie war eine Art technische Schreiberin für Webseiten und solche Sachen. Aber ich glaube nicht, dass sie damit viel Geld verdiente. Sie tat das andere, um mehr Geld zu verdienen, weil unser Vater…nun ja, er trennte sich vor langer Zeit. Er schickt auch kein Geld mehr. Deshalb musst Mom…diese andere Arbeit annehmen. Sie tat es für mich und Dalton und…“

      „Ich weiß“, entgegnete Mackenzie und diesmal streckte sie ihre Hand nach ihm aus. Sie legte sie auf seine Schulter, wofür er dankbar schien. Sie konnte auch erkennen, dass

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