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im Mondlicht glänzen. Die Nachtluft, die ihr über das Gesicht und durch die Haare strich und ihre Tränen trocknete, fühlte sich gut an. Inzwischen lag die Insel schon weit hinter ihr und war nur noch als kleiner Punkt am Horizont zu erkennen. Caitlin flog immer weiter, sie musste unbedingt einen klaren Kopf bekommen.

      Dann ließ sie sich im Sturzflug fallen und fing sich unmittelbar über der Wasseroberfläche ab. Sie genoss die Nähe des Wassers. Am liebsten wäre sie hineingetaucht, aber sie wusste, dass das zwecklos wäre. Ein Vampir konnte nicht sterben, nicht einmal durch Ertrinken.

      Während sie dicht über dem Wasser dahinflog, sprangen überall um sie herum Fische aus dem Wasser. Offensichtlich hatten sie ihre Anwesenheit gespürt. Lag es an dem Vampirblut, das jetzt in ihren Adern floss?

      Als Caitlin wieder an Höhe gewann, wurde ihr Kopf allmählich klarer. Sie dachte über alles nach, was passiert war. Die Einzelheiten verschwammen bereits. War es möglich, dass sie sich in etwas hineingesteigert hatte? Was hatte Caleb denn eigentlich getan? Ja, Sera war aufgekreuzt, das war durch nichts zu entschuldigen. Doch als Caitlin jetzt darüber nachdachte, ging ihr auf, dass sie gar nicht genau wusste, warum Sera dort war, oder wie sie dorthin gelangt war. Sie konnte sich gar nicht sicher sein, dass Caleb sie gebeten hatte zu kommen. Außerdem wusste sie nicht, ob die beiden tatsächlich wieder zusammen waren. Konnte es sein, dass es eine andere Erklärung für alles gab?

      Vielleicht hatte sie vorschnell reagiert. Das war immer schon ihr Problem gewesen, sie konnte sich einfach nicht beherrschen.

      In einem großen Bogen kehrte sie um und flog wieder auf die Insel zu. Vielleicht würde sie sogar dorthin zurückkehren. Wohin sollte sie auch sonst fliegen?

      Vielleicht sollte sie Caleb doch wenigstens eine Chance geben, ihr die Situation zu erklären. So oft schon hatte er ihr das Leben gerettet. Die ganze Zeit hatte er über sie gewacht und sie gepflegt, als sie sich ins Leben zurückgekämpft hatte. Möglicherweise liebte er sie ja doch noch. Möglicherweise …

      Sicher konnte sie sich nicht sein. Aber je länger sie flog, desto deutlicher wurde ihr, dass sie Caleb zumindest eine Chance zur Klärung schuldig war.

      Ja, die würde sie ihm geben. Und dann würde sie ihre Entscheidung treffen.

* * *

      Caleb war fuchsteufelswild. Wieder einmal war Sera in seinem Leben aufgetaucht und hatte für Zerstörung gesorgt, wo sie ihren Fuß auch hinsetzte. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie oft er sie im Laufe der Jahrtausende aufgefordert hatte, sich von ihm fernzuhalten, wie oft er ihr erklärt hatte, dass er keine Gefühle mehr für sie hegte und sie nicht mehr in seinem Leben haben wollte. Doch trotzdem war sie unzählige Male in den unpassendsten Augenblicken aufgekreuzt. Es war, als würde sie es spüren, wenn er jemanden kennengelernt hatte, wenn er mit jemandem zusammen war, der ihm wichtig war. Und immer wieder schaffte sie es, zum absolut ungünstigsten Zeitpunkt aufzutauchen. Sie war die besitzergreifendste Person, die er je kennengelernt hatte. Inzwischen quälte sie ihn schon seit einer Ewigkeit.

      Doch diesmal würde er ihr ihren Auftritt nicht durchgehen lassen. Zu oft schon hatte sie seine Beziehungen zerstört, jetzt war das Maß voll. Caitlin bedeutete ihm mehr als jede andere Frau – Vampir oder Mensch –, mit der er je zusammen gewesen war. Und Sera musste das gespürt haben, wie eine Motte, die ins Licht fliegt. Deshalb war sie wieder aus der Versenkung aufgetaucht und hatte ihn aufgespürt.

      Sie hatte eine Ausrede – sie hatte eigentlich immer eine Ausrede. Das war das Problem mit ihr: Man konnte ihr nie die ganze Schuld zuweisen, weil sie jedes Mal mit einer dringenden Nachricht im Gepäck aufwarten konnte, mit der sie ihr Auftauchen legitimierte. Diesmal stand ihr Clan kurz davor, angegriffen zu werden. Sie hatte erzählt, dass Kyle mit dem Schwert nach New York City zurückgekehrt und es nur noch eine Frage von Tagen war, bis ein großer Vampirkrieg ausbrechen würde. Daher überbrachte sie Caleb eine Nachricht seines Clans: Sie wollten, dass er zurückkam, und sie würden ihm seine früheren Verfehlungen vergeben. In Kriegszeiten brauchten sie jeden Kämpfer, den sie bekommen konnten, und Caleb gehörte zu den besten.

      Einerseits konnte er also nicht so sauer auf sie sein, wie er eigentlich wollte – was die Situation für ihn umso unerträglicher machte. Andererseits hegte er den Verdacht, dass sie auf genau so eine Gelegenheit gewartet hatte, um sich wieder in sein Leben zu schleichen. Und unabhängig von ihren Neuigkeiten hatte sie kein Recht, Caitlin den Eindruck zu vermitteln, dass Caleb und Sera noch zusammen wären.

      Jetzt stürmte er mit zorngerötetem Gesicht auf sie zu.

      »Sera!«, fauchte er sie an. »Warum musstest du das sagen? Warum hast du diese Worte gewählt? Es gibt kein uns oder wir mehr! Außerdem weißt du ganz genau, dass es nichts gibt, was ich ihr nicht erzählt habe. Du bist gekommen, um mir eine Botschaft von unserem Clan auszurichten, das ist alles. Doch du hast so getan, als hätte ich ein Geheimnis vor ihr und als wären wir beide noch ein Paar.«

      Seine Wut schreckte sie nicht ab – im Gegenteil, sie schien die Situation zu genießen. Es war ihr gelungen, ihn auf die Palme zu bringen, und offensichtlich hatte sie genau das vorgehabt.

      Jetzt lächelte sie träge, machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Aber sind wir das denn nicht?«, fragte sie verführerisch. »Du weißt doch auch, dass wir eigentlich noch zusammen sind. Genau deshalb regst du dich so auf. Wenn du keine Gefühle mehr für mich hättest, wäre dir das doch ganz egal.«

      Wütend schüttelte Caleb ihre Hand ab.

      »Du weißt ganz genau, dass das absoluter Blödsinn ist. Wir sind schon seit Jahrhunderten nicht mehr zusammen. Und wir werden auch nie wieder zusammenkommen. Wie oft muss ich dir das denn noch sagen?«, fuhr Caleb sie gereizt an. »Ich will, dass du dich aus meinem Leben heraushältst. Ich will, dass du dich von mir fernhältst. Und von Caitlin. Ich warne dich, lass sie in Ruhe!«

      Von einer Sekunde auf die andere flammte Zorn in Seras Augen auf.

      »Dieses lächerliche kleine Mädchen!«, fauchte sie. »Nur weil sie jetzt eine von uns ist, heißt das nicht, dass sie über mir steht. Verglichen mit mir ist sie ein Nichts. Ich verstehe nicht, wie du dich für sie interessieren kannst. Ganz zu schweigen davon, dass unser Clan ihre Verwandlung nicht abgesegnet hat«, fügte sie hinzu und warf Caleb einen finsteren Blick zu.

      Er wusste, was das bedeutete: Es war eine Drohung. Sie warnte ihn, weil er ein Gesetz verletzt hatte. Dafür könnte er streng bestraft werden – und sie drohte ihm damit, ihn zu verraten.

      »Deine Drohungen machen mir keine Angst«, entgegnete Caleb düster. »Erzähl doch, was du willst. Ich bin bereit, mich allem zu stellen, was auf mich zukommt.«

      »Du widerst mich an«, keifte Sera. »Wir befinden uns im Krieg, unser ganzer Clan, unsere Familie ist in Gefahr. Und was machst du? Du versteckst dich hier draußen auf einer Insel und wartest darauf, dass es einem erbärmlichen kleinen Mädchen wieder gut geht. Dabei solltest du zu Hause sein, dein Volk verteidigen, als richtiger Mann, der du einmal warst …«

      »Mein Clan hat mich verstoßen«, stellte Caleb klar, »nachdem ich ihm über viele Jahrhunderte treu gedient hatte. Ich schulde ihnen nichts. Sie bekommen gerade genau das, was sie verdienen.«

      Caleb atmete geräuschvoll aus.

      »Trotzdem mache ich mir Sorgen um meine Kameraden, und deshalb werde ich sie angesichts der brenzligen Lage nicht im Stich lassen. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich zurückkehren, das habe ich dir schon gesagt.«

      »Du hast gesagt, du kommst zurück, wenn sie sich erholt hat. Offensichtlich hat sie sich mittlerweile erholt, also hast du keine Ausrede mehr. Du musst jetzt sofort zurückkommen!«

      »Natürlich werde ich mein Wort halten, wie ich es im Übrigen immer getan habe. Aber eine Sache möchte ich noch klarstellen: Ich kehre nur zurück, um unseren Clan zu unterstützen und die Menschen davor zu bewahren, niedergemetzelt zu werden. Außerdem müssen wir das Schwert zurückholen. Aber bilde dir bloß nicht ein, dass es einen anderen Grund geben könnte. Sobald mein Einsatz beendet ist, gehe ich wieder, diesmal für immer. Danach wirst du mich nie wiedersehen. Fantasiere dir bloß nicht zurecht, dass wir wieder zusammen wären, denn das sind wir nicht.«

      »Oh,

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