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werden weilen in den Spuren deiner Füße. Du hast Abschied genommen von dem Mir Scheik Khan, aber er hat mir seinen Segen mit gegeben, daß ich ihn im Augenblicke des Scheidens auf dein Haupt legen soll. Gott sei mit dir und bleibe bei dir zu aller Zeit und auf allen Wegen; sein Zorn treffe deine Feinde, und seine Gnade erleuchte deine Freunde! Du gehst großen Gefahren entgegen, und der Mir Scheik Khan hat dir seinen Schutz versprochen. Er sendet dir diesen Melek Ta-us, damit er dir als Talisman diene. Ich weiß, du hältst diesen Vogel nicht für ein Götzenbild, sondern für ein Zeichen, an welchem du als unser Freund erkannt wirst. Jeder Dschesidi, welchem du diesen Ta-us zeigest, wird für dich sein Gut und sein Leben opfern. Nimm diese Gabe, aber vertraue sie keinem andern an, denn sie ist für dich allein bestimmt! Und nun lebe wohl, und vergiß nie diejenigen, welche dich lieben!«

      Er umarmte mich, stieg dann schnell auf sein Pferd und ritt, ohne sich umzusehen, von dannen. Es war mir, als sei ein Stück meines Herzens mit ihm davon gegangen. Es war ein großes, ein sehr großes Geschenk, das mir der Mir Scheik Khan durch ihn gemacht hatte. Wie viel ist über das Vorhandensein eines Melek Ta-us gestritten worden! Und hier hatte ich dieses rätselhafte Zeichen in meiner eignen Hand. Es war ein ganz ungewöhnliches Vertrauen, dessen mich der Khan würdigte, und es verstand sich ganz von selbst, daß ich mich der Figur nur im äußersten Notfalle bedienen würde.

      Sie war aus Kupfer und stellte einen Vogel dar, der seine Schwingen zum Fluge entfaltete, und auf dem unteren Teile zeigte sich das Kurmangdschi-Wort »Hemdscher«, d¨ i¨ Freund oder Genosse, eingegraben. Eine seidene Schnur diente dazu, sie um den Hals zu befestigen.

      Die Badinan wollten uns eine Strecke weit das Geleit geben; ich mußte es gestatten, machte aber die Bedingung, daß sie bei ihrem Dorfe Kalahoni umkehren sollten. Dieses liegt vier Stunden von Scheik Adi entfernt. Seine Häuser waren fast ausnahmslos aus Stein gebaut und hingen wie riesige Vogelnester zwischen den Weingärten hoch über dem Flußbette des Gomel. Sie erhielten ein sehr durables Aussehen durch die riesigen Steinblöcke, welche als Oberschwellen der Türen und als Ecken des Gebäudes dienten.

      Hier wurde Ade gesagt, dann ritten wir zu vieren weiter.

      Auf einem sehr steilen Wege, der unsern Tieren große Beschwerden bereitete, erreichten wir das kleine Dörfchen Bebozi, das auf dem Gipfel einer bedeutenden Höhe liegt. Es gibt hier eine katholische Kirche, denn die Einwohner gehören zu den Chaldäern, die bekehrt worden sind. Wir wurden von ihnen sehr freundlich aufgenommen und erhielten unentgeltlich Trank und Speise. Sie wollten mir einen Führer mitgeben; da ich dies aber ablehnte, so wurde mir der Weg zum nächsten Orte so genau beschrieben, daß wir ihn gar nicht verfehlen konnten.

      Er führte uns zunächst längs der Höhe hin durch einen Wald von Zwergeichen und stieg dann in das Tal hinab, in welchem Cheloki liegt. In diesem Orte machten wir einen kurzen Halt, und ich nahm den Baschi-Bozuk vor:

      »Buluk Emini, höre, was ich dir sage!«

      »Ich höre es, Emir!«

      »Der Mutessarif von Mossul hat dir den Befehl gegeben, für alles zu sorgen, was ich brauchen werde. Du hast mir bisher noch keinen Nutzen gebracht; von heute an aber wirst du deines Amtes warten.«

      »Was soll ich tun, Effendi?«

      »Wir werden diese Nacht in Spandareh bleiben. Du reitest voraus und trägst Sorge, daß bei meiner Ankunft alles für mich bereitet ist. Hast du mich verstanden?«

      »Sehr gut, Emir!« antwortete er mit amtlicher Würde. »Ich werde eilen, und wenn du kommst, wird dich das ganze Dorf mit Jubel empfangen.«

      Er stieß seinem Esel die Fersen in die Seiten und trollte von dannen.

      Von Cheloki bis hinüber nach Spandareh ist nicht weit, aber doch brach die Nacht bereits herein, als wir dieses große Kurdendorf erreichten. Es hat seinen Namen von der großen Anzahl von Pappeln, die dort vorkommen; denn Spidar, Spindar und auch Spandar heißt im Kurmangdschi die Weißpappel. Wir fragten nach der Wohnung des Kiajah, erhielten aber statt einer Antwort nur grimmige Blicke.

      Ich hatte meine Frage türkisch ausgesprochen; jetzt wiederholte ich sie kurdisch, indem ich nach dem Malkoegund, welches Dorfältester bedeutet, fragte. Dies machte die Leute augenblicklich willfähriger. Wir wurden vor ein größeres Haus geführt, wo wir abstiegen und eintraten. In einem der Räume wurde ein sehr lautes Gespräch geführt, das wir sehr deutlich hören konnten. Ich blieb stehen und horchte.

      »Wer bist du, du Hund, du Feigling?« rief eine zornige Stimme. »Ein Baschi-Bozuk bist du, der auf einem Esel reitet. Das ist für dich eine Ehre, für den Esel aber eine Schande; denn er trägt einen Kerl, der dümmer ist, als er. Und du kommst herbei, mich hier zu vertreiben!«

      »Wer bist denn du, he?« antwortete die Stimme meines tapfern Ifra. »Du bist ein Arnaute, ein Gurgelabschneider, ein Spitzbube! Dein Maul sieht aus wie das Maul eines Frosches; deine Augen sind Krötenaugen; deine Nase gleicht einer Gurke, und deine Stimme klingt wie das Schreien einer Wachtel! Ich bin ein Buluk Emini des Großherrn; was aber bist denn du? Ein Khawaß, ein einfacher Khawaß, weiter nichts.«

      »Mensch, ich drehe dir das Gesicht auf den Rücken, wenn du nicht schweigest! Was geht dich meine Nase an? Du hast gar keine! Du sagst, dein Gebieter sei ein sehr großer Effendi, ein Emir, ein Scheik des Abendlandes? Man darf nur dich betrachten, dann weiß man, wer er ist! Und du kommst, mich hier fortzujagen?«

      »Und wer ist denn dein Gebieter? Auch ein großer Effendi aus dem Abendlande, sagst du? Ich aber sage dir, daß es im ganzen Abendlande nur einen einzigen großen Effendi gibt, und das ist mein Herr. Merke dir das!«

      »Höre,« begann eine dritte Stimme sehr ernst und ruhig; »ihr habt mir zwei Effendi angemeldet. Der eine hat eine Schrift vom Onsul[19] der Franken, die vom Mutessarif unterzeichnet worden ist; das gilt. Der andere aber ist im Giölgeda padischahnün; er hat Schriften vom Onsul, vom Großherrn, vom Mutessarif und hat auch das Recht auf den Disch-parassi; das gilt noch mehr. Dieser letztere wird hier bei mir wohnen; für den anderen aber werde ich eine Schlafstätte in einem andern Hause bereiten lassen. Der eine wird alles umsonst erhalten; der andere aber wird alles bezahlen.«

      »Das leide ich nicht!« klang die Stimme des Arnauten. »Was dem einen geschieht, das wird dem andern auch geschehen!«

      »Höre, ich bin hier Nezanum[20] und Gebieter; was ich sage, das gilt, und kein Fremder hat mir Vorschriften zu machen. Söjle-dim – ich habe gesprochen!«

      Jetzt öffnete ich die Tür und trat mit Mohammed Emin ein.

      »Ivari ‚l kher – guten Abend!« grüßte ich. »Du bist der Herr von Spandareh?«

      »Ich bin es,« antwortete der Dorfälteste.

      Ich deutete auf den Buluk Emini.

      »Dieser Mann ist mein Diener. Ich habe ihn zu dir gesandt, um mir deine Gastfreundschaft zu erbitten. Was hast du beschlossen?«

      »Du bist der, welcher unter dem Schutze des Großherrn steht und das Anrecht auf den Disch-parassi hat?«

      »Ich bin es.«

      »Und dieser Mann ist dein Begleiter?«

      »Mein Freund und Gefährte.«

      »Habt ihr viele Leute bei euch?«

      »Diesen Buluk Emini und noch einen Diener.«

      »Ser sere men at – Ihr seid mir willkommen!« Er erhob sich von seinem Sitze und reichte uns die Hand entgegen. »Setzt euch nieder an mein Feuer, und laßt es euch in meinem Hause gefallen! Ihr sollt ein Zimmer bekommen, wie es euer würdig ist. Wie hoch schätzest du deinen Disch-parassi?«

      »Für uns beide und den Diener sei er dir geschenkt, aber diesem Baschi-Bozuk wirst du fünf Piaster[21] geben. Er ist der Beauftragte des Mutessarif, und ich habe nicht das Recht, ihm das Seinige zu entziehen.«

      »Herr, du bist nachsichtig und gütig; ich danke dir. Es soll dir nichts mangeln an dem, was zu deinem Wohle gehört. Doch erlaube, daß ich mich eine kleine Weile mit diesem Khawassen entferne!«

      Er meinte

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<p>19</p>

Konsul.

<p>20</p>

Vorsteher.

<p>21</p>

Eine Mark.