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Ein Kampf um Rom. Felix Dahn
Читать онлайн.Название Ein Kampf um Rom
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Felix Dahn
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Ich bürge für ihn«, rief Cassiodor. — »Still, Freund! Auf Erden mag keiner für den andern bürgen! Kaum für sich selbst! Aber«, fuhr er forschenden Blickes fort, »an die Griechlein wird dieser stolze Kopf — dieser Cäsarkopf — Italien nicht verraten.«
Noch einen scharfen Blick aus den goldnen Adleraugen mußte Cethegus tragen. Dann ergriff der König plötzlich den Arm des nur mit Mühe noch fest in sich geschlossenen Mannes und flüsterte ihm zu: »Höre, was ich dir warnend weissage. — Es wird kein Römer mehr gedeihen auf dem Thron des Abendlands. Still, kein Widerwort. — Ich habe dich gewarnt. — — Was lärmt da draußen?« fragte er, rasch sich wendend, seine Tochter, die einem meldenden Römer leisen Bescheid erteilte. »Nichts, mein König, nichts von Bedeutung, mein Vater!« — »Wie? Geheimnisse vor mir? Bei meiner Krone? Wollt ihr schon herrschen, solang ich noch atme? Ich vernahm den Laut fremder Zungen da draußen. Auf die Türen!« Die Pforte, welche die äußere Halle mit dem Vorzimmer verband, öffnete sich.
Da zeigten sich unter zahlreichen Goten und Römern kleine, fremd aussehende Gestalten, in seltsamer Tracht, mit Wämsern aus Wolfsfell, mit spitz zulaufenden Mützen und langen zottigen Schafspelzen, die über ihren Rücken hingen. Überrascht und bewältigt von dem plötzlichen Anblick des Königs, der hochaufgerichtet auf sie zuschritt, sanken die Fremden wie vom Blitz getroffen auf die Knie.
»Ah, Gesandte der Awaren. Das räuberische Grenzgesindel an unseren Ostmarken! Habt ihr den schuldigen Jahrestribut?« — »Herr, wir bringen ihn noch für diesmal — Pelzwerk — wollne Teppiche — Schwerter — Schilde. Da hängen sie, dort liegen sie. Aber wir hoffen, daß für nächstes Jahr — wir wollten sehn —« »Ihr wolltet sehen, ob der greise Dieterich von Bern nicht altersschwach geworden? Ihr hofftet, ich sei tot? Und meinem Nachfolger könntet ihr die Schatzung weigern? Ihr irrt, Späher!« Und er ergriff wie prüfend eines der Schwerter, welche die Gesandten vor ihm ausgebreitet, samt der Scheide, nahm es mit zwei Händen fest an Griff und Spitze, ein Druck, und in zwei Stücken warf er ihnen das Eisen vor die Füße, »Schlechte Schwerter führen die Awaren«, sagte er ruhig. »Und nun komm, Athalarich, meines Reiches Erbe. Sie wollen dir nicht glauben, daß du meine Krone tragen kannst: zeig’ ihnen, wie du meinen Speer führest.«
Der Jüngling flog herbei. Die Gluthitze des Ehrgeizes zuckte über sein bleiches Antlitz. Er ergriff den schweren Speer seines Großvaters und schleuderte ihn mit solcher Kraft auf einen der Schilde, welche die Gesandten an die Holzpfeiler der Halle gelehnt, daß er ihn sausend durchbohrte und die Spitze noch tief in das Holzwerk drang. Stolz legte der König die Linke auf das Haupt seines Enkels und rief den Gesandten zu: »Jetzt geht, daheim zu melden, was ihr hier gesehen.«
Er wandte sich, die Pforten fielen zu und schlossen die staunenden Awaren aus. »Gebt mir einen Becher Wein. Leicht den letzten! Nein, ungemischten! Nach Germanen Art!« — und er wies den griechischen Arzt zurück — »Dank, alter Hildebrand, für diesen Trunk, so treu gereicht. Ich trinke der Goten Heil.« Er leerte langsam den Pokal. Und er setzte ihn noch fest auf den Marmortisch.
Aber da kam es über ihn, plötzlich, blitzähnlich, was die Ärzte lang erwartet: er wankte, griff an die Brust und stürzte rücklings in die Arme Hildebrands, der langsam niederkniend ihn auf den Marmortisch gleiten ließ und das Haupt mit dem Kronhelm auf den Armen hielt.
Einen Augenblick hielten alle lauschend den Atem an: aber der König regte sich nicht, und laut aufschreiend warf sich Athalarich über die Leiche.
ZWEITES BUCH: ATHALARICH
»Wo wär’ die sel’ge Insel wohl zu finden?«
ERSTES KAPITEL
Nicht ohne Grund fürchtete und hoffte Freund und Feind in diesem Augenblick schwere Gefahren für das junge Gotenreich. Noch waren es nicht vierzig Jahre, daß Theoderich im Auftrag des Kaisers von Byzanz mit seinem Volk den Isonzo überschritten und dem tapferen Abenteurer Odoaker, den ein Aufstand der germanischen Söldner auf den Thron des Abendlandes erhoben, Krone und Leben entrissen hatte. Alle Weisheit und Größe des Königs hatte nicht die Unsicherheit beseitigen können, die in der Natur seiner mehr kühnen als besonnenen Schöpfung lag. Trotz der Milde seiner Regierung fühlten die Italier — und wir wollen uns hüten, solche Gesinnung zu verdammen — aufs tiefste die Schmach der Fremdherrschaft. Und diese Fremden waren als Barbaren und Ketzer doppelt verhaßt. Nach der Auffassung jener Zeit galten das weströmische und das oströmische Reich als eine unteilbare Einheit und, nachdem die Kaiserwürde im Okzident erloschen, erschien der oströmische Kaiser als der einzige rechtmäßige Herr des Abendlandes. Nach Byzanz also waren die Augen aller römischen Patrioten, aller rechtgläubigen Katholiken von Italien gerichtet: von Byzanz erhofften sie Befreiung aus dem Joche der Ketzer, der Barbaren, Tyrannen. Und Byzanz hatte Macht und Neigung, diese Hoffnung zu erfüllen. Waren auch die Untertanen des Imperators nicht mehr die Römer Cäsars oder Trajans: noch gebot das Ostreich über eine sehr ansehnliche, den Goten durch alle Mittel der Bildung und eines lang bestehenden Staatswesens unendlich überlegene Macht.
An der Lust aber, diese Überlegenheit zur Vernichtung des Barbarenreiches zu gebrauchen, konnte es nicht fehlen, da das Verhältnis beider Staaten von vornherein auf Überlistung, Mißtrauen und geheimen Haß gegründet war. Vor ihrem Abzug nach Italien hatte die Goten, in den Donauländern angesiedelt, an Byzanz ein für beide Teile unerfreuliches Bundesverhältnis geknüpft, das infolge des Ehrgeizes ihrer Könige, mehr noch der Treulosigkeit der Kaiser, fast alle paar Jahre in offenen Krieg zwischen den ungleichartigen Verbündeten umschlug: wiederholt hatte Theoderich, obwohl in Zeiten der Aussöhnung mit den höchsten Ehren des Reiches, mit den Titeln Konsul, Patricius, Adoptivsohn des Kaisers ausgezeichnet, seine Waffen bis vor die Tore der Kaiserstadt getragen.
Um diesen steten Reibungen ein Ende zu machen, hatte Kaiser Zeno, ein feiner Diplomat, das echt byzantinische Auskunftsmittel getroffen, den lästigen Gotenkönig mit seinem Volk dadurch aus der gefährlichen Nachbarschaft zu entfernen, daß er ihm als ein Danaergeschenk Italien übertrug, das erst dem eisernen Arm des Helden Odoaker entrissen werden mußte.
In der Tat, wie immer der Kampf zwischen den beiden deutschen Fürsten enden mochte: Byzanz mußte immer gewinnen. Siegte Odoaker, so waren die Goten und ihr furchtbarer König, denen man schöne Provinzen und schwere Jahrgelder hatte überlassen müssen, für immer beseitigt. Siegte Theoderich, nun, so war ein Anmaßer, den man zu Byzanz niemals anerkannt hatte, gestürzt, gestraft. Und da Theoderich im Namen und Auftrag des Kaisers siegen und als Statthalter herrschen sollte, durch eine ruhmvolle Eroberung das Abendland wieder mit dem Ostreich vereinigt.
Aber der Ausgang des feinen Planes war doch nicht der erwünschte. Denn als Theoderich gesiegt und sein Reich in Italien gegründet hatte, entfaltete sich alsbald die ganze Großartigkeit seines Geistes und erwarb ihm eine Stellung, in der, bei aller Höflichkeit in den Formen, doch jede Abhängigkeit von Byzanz völlig verschwand.
Nur wo es ihm diente, so, um die Abneigung der Italier zu schwächen, berief er sich formell auf jenen Auftrag des Kaisers: in Wahrheit aber herrschte er auch über die Italier wie über seine Goten nicht als Statthalter und im Namen des Byzantiners, sondern kraft eignen Rechts, kraft seines Sieges, als »König der Goten und Italier«. Dies führte natürlich zu Mißhelligkeiten mit dem Kaiser, die wiederholt im offenen Krieg zwischen den beiden Reichen aufloderten. Es war also kein Zweifel, daß man zu Byzanz sehr bereit war, dem Seufzen Italiens nach Abwerfung des Barbarenjoches ein Ende zu bringen, sowie man sich