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ergreift mich, und die Seele blutet,

      Daß Irdisches nicht fester steht, das Schicksal

      Der Menschheit, das entsetzliche, so nahe

      An meinem eignen Haupt vorüberzieht.

      Talbot.

      O Königin! Dein Herz hat Gott gerührt,

      Gehorche dieser himmlischen Bewegung!

      Schwer büßte sie fürwahr die schwere Schuld,

      Und Zeit ist’s, daß die harte Prüfung ende!

      Reich ihr die Hand, der Tiefgefallenen;

      Wie eines Engels Lichterscheinung steige

      In ihres Kerkers Gräbernacht hinab —

      Burleigh.

      Sei standhaft, große Königin. Laßt nicht

      Ein lobenswürdig menschliches Gefühl

      Dich irreführen. Raube dir nicht selbst

      Die Freiheit, das Notwendige zu tun.

      Du kannst sie nicht begnadigen, nicht retten,

      So lade nicht auf dich verhaßten Tadel,

      Daß du mit grausam höhnendem Triump

      Am Anblick deines Opfers dich geweidet.

      Leicester.

      Laßt uns in unsern Schranken bleiben, Lords.

      Die Königin ist weise, sie bedarf

      Nicht unsers Rats, das Würdigste zu wählen.

      Die Unterredung beider Königinnen

      Hat nichts gemein mit des Gerichtes Gang.

      Englands Gesetz, nicht der Monarchin Wille

      Verurteilt die Maria. Würdig ist’s

      Der großen Seele der Elisabeth,

      Daß sie des Herzens schönem Triebe folge,

      Wenn das Gesetz den strengen Lauf behält.

      Elisabeth.

      Geht, meine Lords. Wir werden Mittel finden,

      Was Gnade fordert, was Notwendigkeit

      Uns auferlegt, geziemend zu vereinen.

      Jetzt – tretet ab!

      (Die Lords gehen. An der Türe ruft sie den Mortimer zurück.)

      Sir Mortimer! Ein Wort!

      Fünfter Auftritt

      Elisabeth. Mortimer.

      Elisabeth (nachdem sie ihn einige Augenblicke forschend mit den Augen gemessen).

      Ihr zeigtet einen kecken Mut und seltne

      Beherrschung Eurer selbst für Eure Jahre.

      Wer schon so früh der Täuschung schwere Kunst

      Ausübte, der ist mündig vor der Zeit,

      Und er verkürzt sich seine Prüfungsjahre.

      – Auf eine große Bahn ruft Euch das Schicksal,

      Ich prophezei es Euch, und mein Orakel

      Kann ich, zu Eurem Glücke! selbst vollziehn.

      Mortimer.

      Erhabene Gebieterin, was ich

      Vermag und bin, ist deinem Dienst gewidmet.

      Elisabeth.

      Ihr habt die Feinde Englands kennen lernen.

      Ihr Haß ist unversöhnlich gegen mich,

      Und unerschöpflich ihre Blutentwürfe.

      Bis diesen Tag zwar schützte mich die Allmacht,

      Doch ewig wankt die Kron’ auf meinem Haupt,

      Solang sie lebt, die ihrem Schwärmereifer

      Den Vorwand leiht und ihre Hoffnung nährt.

      Mortimer.

      Sie lebt nicht mehr, sobald du es gebietest.

      Elisabeth.

      Ach, Sir! Ich glaubte mich am Ziele schon

      Zu sehn und bin nicht weiter als am Anfang.

      Ich wollte die Gesetze handeln lassen,

      Die eigne Hand vom Blute rein behalten.

      Das Urteil ist gesprochen. Was gewinn ich?

      Es muß vollzogen werden, Mortimer!

      Und ich muß die Vollziehung anbefehlen.

      Mich immer trifft der Haß der Tat. Ich muß

      Sie eingestehn und kann den Schein nicht retten.

      Das ist das Schlimmste!

      Mortimer.

      Was bekümmert dich

      Der böse Schein bei der gerechten Sache?

      Elisabeth.

      Ihr kennt die Welt nicht, Ritter. Was man scheint,

      Hat jedermann zum Richter; was man ist, hat keinen.

      Von meinem Rechte überzeug ich niemand,

      So muß ich Sorge tragen, daß mein Anteil

      An ihrem Tod in ew’gem Zweifel bleibe.

      Bei solchen Taten doppelter Gestalt

      Gibt’s keinen Schutz als in der Dunkelheit.

      Der schlimmste Schritt ist, den man eingesteht,

      Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren.

      Mortimer (ausforschend).

      Dann wäre wohl das beste —

      Elisabeth (schnell).

      Freilich wär’s

      Das Beste – O mein guter Engel spricht

      Aus Euch. Fahrt fort, vollendet, werter Sir!

      Euch ist es ernst, Ihr dringet auf den Grund,

      Seid ein ganz andrer Mann als Euer Oheim —

      Mortimer (betroffen).

      Entdecktest du dem Ritter deinen Wunsch?

      Elisabeth.

      Mich reuet, daß ich’s tat.

      Mortimer.

      Entschuldige

      Den alten Mann. Die Jahre machen ihn

      Bedenklich. Solche Wagestücke fordern

      Den kecken Mut der Jugend —

      Elisabeth (schnell).

      Darf ich Euch —

      Mortimer.

      Die Hand will ich dir leihen, rette du

      Den Namen, wie du kannst —

      Elisabeth.

      Ja, Sir! Wenn Ihr

      Mich eines Morgens mit der Botschaft wecktet:

      Maria

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