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geholfen, dass jetzt hier überall die Rohre aus dem Boden schauen, alles kaputt ist und vielleicht auch noch irgendwelchen Leuten was passiert ist, die mit dem ganzen Wahnsinn überhaupt nix zu tun haben!, ärgerte sich Mara und fühlte sich einfach nur beschissen. Was für eine Weltenretterin bin ich, wenn ich dabei alles zerstöre?

      Sie hatte vor Kurzem einen Film gesehen, in dem sich riesige Roboter quer durch eine amerikanische Stadt prügelten. Dabei hatte der Chefroboter von den Guten immer mit tief donnernder Stimme etwas von »Menschen retten« und »Erde verschonen« gefaselt. Während dieser erdeverschonenden Menschenrettungsaktion zermalmte er aber genau wie alle anderen Robos unzählige Bürogebäude, Autos, U-Bahnen und andere Dinge in Schutt und Brösel. Mara hätte gerne gesehen, was nach dem Abspann passiert wäre. Wenn die Überlebenden nach dem Kampf aus den Trümmern gekrochen kamen und den siegreichen Robotern so was zubrüllten wie: »Rettung?! Verschonen?! Ich glaub, es HACKT!«

      Wenn die Leute im Umkreis von Detmold auch nur geahnt hätten, dass das zerrissene Mädchen auf der Landstraße Richtung Osnabrück für die ganze Verwüstung verantwortlich war, hätten sie vermutlich was Ähnliches gebrüllt. Oder sie hätten ihre Fackeln und Mistgabeln ausgepackt, um sie aus dem Bundesland zu jagen. Ach nein, sie war ja nicht Frankensteins Monster, sondern eher so was wie eine Hexe. Und mit denen machte man ja bis vor wenigen Jahrhunderten ganz was anderes.

      Was würde ich denn einem Mädel sagen, das gerade mit Zauberkraft mein Haus zerfetzt hat?, überlegte Mara. Ach, du wolltest die Welt retten? Dann glaube ich, du hast da was ganz Wesentliches nicht verstanden!

      Mara fühlte sich schuldig und frustriert. Sie beschloss, das Thema zu wechseln, um … um das Thema zu wechseln. »Was machen wir denn jetzt als Nächstes?«

      »Nun«, hub der Professor an zu sprechen, und im selben Moment blieb er stehen, als wäre er gegen eine Scheibe gelaufen. Verwundert tat Mara es ihm gleich und sah ihn an. »Was denn?«

      »Da«, sagte er nur und deutete auf etwas, das ihnen auf der Straße entgegenkam.

       Kapitel 2

      Erst sah Mara gar nicht, was er meinte. Doch dann stellte sie fest, dass sich ihnen ein kleiner Punkt näherte. Und zwar mit hoher Geschwindigkeit und das auch noch mitten auf der Straße. War das Ding einfach nur verdammt weit weg und darum so klein oder …

      Nein. NEIN! »Ratatösk!«, schrie Mara ebenso erschrocken wie wütend auf und riss ihren Stab empor.

      »Warte!«, rief der Professor, doch es war zu spät. Mara hatte bereits auf das verdammte Eichhörnchen angelegt und ließ dem Wasser freien Lauf.

      Zu beschreiben, was daraufhin aus dem Stab kam, wäre Mara nicht leicht gefallen. Tröpfeln wäre zu wenig, aber Strahl traf es auch nicht so recht. Okay, Rinnsal? Na ja, es war zu schnell wieder vorbei, als dass man es hätte rinnen sehen.

      Etwas bedröppelt musterten Mara und der Professor die kleine Pfütze auf dem Asphalt direkt vor Maras Füßen. »Scheint, als wären die Götter noch ganz schön geschlaucht von gestern«, bemerkte der Professor trocken.

      Mara nickte. Ja, das war tatsächlich der beste Beweis für das, was Odins Raben ihnen erklärt hatten: Die alten germanischen Götter hatten Mara in den letzten Wochen immer wieder ihre Kraft geliehen, und nur so hatte sie anscheinend all diese Wunderdinge vollbringen können. Odin und Konsorten hatten gestern im ganzen Land ein gigantisches Nordlicht an den Himmel gezaubert, um die Menschen davon abzulenken, den Spruch des Feuerbringers aufzusagen. So hatte er keine Kraft mehr schöpfen können, und Mara hatte ihn zum zweiten Mal besiegt. Die Aurora war den Göttern großartig gelungen, obwohl sie nur noch einen Bruchteil ihrer alten Macht zur Verfügung hatten. Und jetzt waren sie wohl ganz schön ausgelaugt und hatten nichts mehr übrig für Maras Wasserspielchen.

      Mara schluckte den mächtigen Frust hinunter, der in ihr aufstieg. Endlich hatte sie sich dran gewöhnt, dass sie all diese coolen Dinge konnte, und nun konnte sie also doch nix. Zumindest nicht alleine.

      Vielen Dank auch für diesen Dämpfer, dachte sie nur und griff den Stab fest mit beiden Händen. Das Eichhörnchen war vielleicht noch fünfzig Meter entfernt und hielt immer noch direkt auf sie zu.

      »Komisch, bisher hat es immer aus dem Hinterhalt angegriffen«, ließ sich der Professor vernehmen. »Hat jetzt wohl die Faxen dicke.«

      Mara nickte. »Sieht so aus, ja.« Sie griff ihren Stab noch ein bisschen fester. »Ich aber auch.«

      Schon stellte sie sich in Gedanken vor, wie sie das Eichhörnchen damit quer über die Straße schmettern würde. Vielleicht hab ich Glück, und es kommt grad ein Laster. Mit Beton drin. Patsch, und es hat sich ausgehörnchent. Unter normalen Umständen hätte Mara so ein Tierchen einfach nur süß gefunden. Aber dieses Viech hatte von ihr keine Gnade zu erwarten, denn es war die puschelige Ausgeburt der Hölle!

      Auch Ratatösk selbst hätte Mara, ohne zu zögern, vor den nächsten Reisebus geschubst. Es wollte an Maras Stab – und an den kleinen Bronzedelfin daran, koste es, was es wolle.

      »Warum nur will Ratatösk unbedingt deinen Stab«, überlegte der Professor laut, während er am Straßenrand nach irgendetwas suchte, das gegen mythologische Eichhörnchen half. »Der bringt ihm doch nix ohne die Götterkräfte. Ebenso wenig wie dir.«

      Aua. Mara spürte die Worte des Professors wie einen Stich mitten ins Herz. Er war also auch der Meinung, dass Mara ohne die Unterstützung der Götter nichts wert war? Sie war genauso nutzlos wie der Stab?

      Mara bemerkte gar nicht, dass sie dabei die Arme sinken ließ, obwohl das Eichhörnchen immer näher kam.

      Da drehte sich der Professor herum und richtete sich auf. In der rechten Hand hielt er einen großen Stein. Er war wohl tatsächlich zu allem entschlossen.

      Überraschenderweise stoppte das Mistvieh etwa zehn Meter von ihnen entfernt. Einen Moment lang geschah gar nichts, als sich die Kontrahenten musterten wie bei einem Westernduell.

      Die tiefe Morgensonne hinter Ratatösk warf den grotesk langen Schatten des winzigen Tieres über die Straße. Nichts war zu hören, außer dem leisen Rauschen der Bäume im Wind. Es schien, als hätten sich auch alle anderen großen und kleinen Tiere links und rechts der Straße zurückgezogen, um nicht von einem Querschläger getroffen zu werden. Mara musste die Vorstellung unterdrücken, wie eine Mäusemama ihre Kinder aufgeregt in den Bau zurückzog. Jetzt war nicht der Moment für Kopfkino. Allerdings war jetzt auch nicht der Moment für Westernduelle. Genau genommen, war jetzt der Moment für gar nichts. Und genau danach war Mara im Moment.

      Sie warf den Stab mit dem Delfin vor sich auf die Straße, als wäre es ein Stück wertloses Holz. »Da. Und jetzt verpiss dich«, sagte sie nur und ging dann einfach weiter.

      Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie der Professor sie erstaunt anstarrte. Aber das war ihr leider gerade völlig egal. Er hatte selbst gesagt, dass der Stab nichts wert war, und der blöde Delfin oben drauf war ja auch schon längst leer gezaubert. Also, was sollte sie sich noch groß mit dem elenden Eichhörnchen darum streiten?

      »Ist das so etwas wie ein Plan? Dann erklär ihn mir bitte, denn ich verstehe ihn nicht!«, raunte der Professor ihr zu.

      »Nein. Kommen Sie?«, antwortete Mara nur, ohne sich umzudrehen, und ging einfach weiter die Straße entlang. Das Eichhörnchen sah erst sie verwirrt an und dann wieder den Stab auf der Straße. Und zurück, und wieder hin und wieder her. Erstaunlich, dass diese kleinen Tiere sich so schnell bewegen konnten, dass man immer nur die Endpose sah, aber nicht die Bewegung selbst. Erstaunlich und egal. Mistviech.

      »Aber, Mara! Was … was soll das?!«, hörte sie Professor Weissinger hinter sich rufen, aber sie antwortete nicht, sondern ging einfach weiter. Er konnte sich doch selbst zusammenreimen, was sie da tat. Schließlich hatte er es selbst gesagt, oder nicht?

      Alles in ihr schrie danach, sich herumzudrehen und zu ihrem Stab zurückzurennen. Aber ihre

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