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angestimmt, dann endete das Lied mit einem finalen Gitarrenakkord.

      »Peter, Paul & Mary …«, sagte Willi in dem Moment und es klang verzückt. »Die sind einfach immer noch der absolute Hammer.«

      Das Erste, an das Mara bei den drei Namen dachte, war das Lehrbuch aus dem Englischunterricht. Wie hieß doch gleich der Hund … Egal.

      Sie wurde unruhig. So langsam brannte es ihr doch unter den Nägeln, sich mit dem Professor über das vorhin Erlebte und Erfahrene auszutauschen. Der Ende-der-Welt-Song gerade eben hatte das noch mal verstärkt. Abgesehen von der niederschmetternden Gewissheit, ein Götterfass zu sein, waren ihr noch ein paar Dinge aufgefallen, die vielleicht wichtig werden könnten.

      Mara überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass sie sich jetzt mit dem Professor unterhalten wollte und nicht erst in ein paar Stunden. Sie spürte kurz in sich hinein und sofort wurde ihr klar, dass sie es gar nicht erst versuchen brauchte mit Gehirnstimmen, Visionen oder Ähnlichem. Maras Magie-Akku stand bei minus tausend und in etwa auf dem Level befand sich auch ihr Bock-O-Meter auf irgendwelchen Seherinnen-Kram.

      Aber wer weiß denn, ob es nicht gleich wieder losgeht, und plötzlich stehen wieder schwarzäugige Heinis vor mir, oder es wachsen Römerzombies aus dem Boden! Ich will jetzt mit dem Professor reden. Jetzt!

      Und da kam ihr eine Idee: Warum sollten sie sich denn nicht über nordisch-germanische Göttergeschichten unterhalten? Sie musste doch eigentlich nur weglassen, dass sie es mit eigenen Augen gesehen hatten, oder nicht?

      »Apropos Ende der Welt. Wissen Sie eigentlich, dass …«, fing sie also an und schwieg sofort wieder, als sie der Professor alarmierend ansah.

      »Nein, was denn?«, fragte Willi nach, und Mara verstand: Sie hatte den Professor gesiezt, obwohl er sich ja als ihr Onkel vorgestellt hatte. Also hatte sich natürlich jetzt Willi angesprochen gefühlt. Nun ja, warum nicht. Mara warf dem Professor einen vielsagenden Blick zu und begann nun in Richtung von Willi zu erzählen: »Na, ich meine, da gibt’s doch diese Religion. Beziehungsweise gab es, weil gibt’s jetzt nicht mehr. Also gibt’s so mehr oder weniger, nicht mehr so richtig, aber …«

      Sie bemerkte, dass Willi ihr nicht so richtig folgen konnte. Und das lag nicht an seinem Intellekt, sondern an ihrem dämlichen Gestammel. Auch die beiden Raben sahen Mara irgendwie mitleidig an, und das nervte Mara noch mehr!

      Konzentration!, dachte sie und fing einfach noch einmal von vorne an. »Es gibt auch ein Ende der Welt in der nordisch-germanischen Mythologie, wollte ich sagen. Da heißt es Ragnarök.«

      »Nordisch-germanisch?«, sagte Willi. »Ach, na klar, Wotan, Donar und die dicken Frauen mit den Hörnerhelmen! Kenn ich!«

      Der Professor stöhnte so lautstark auf, dass Mara für einen Moment dachte, er würde die beiden Raben vom Armaturenbrett pusten.

      »Genau!«, erwiderte sie trotzdem. »Ist ja toll, dass Sie sich da so gut auskennen!«

      »Tja, hab ich alles meinem erlesenen Musikgeschmack zu verdanken«, erklärte Willi stolz.

      »Schon klar … Wagner«, seufzte Professor Weissinger neben Mara durch das Führerhaus.

      »Was? Nee, um Gottes willen! Heavy Metal!«, lachte Willi und zog mit geübtem Griff eine CD-Hülle aus dem Seitenfach an der Tür. Mara reichte sie an den Professor weiter, und der zog die Augenbrauen hoch. »Manowar? Aha.«

      Der Professor studierte die CD-Hülle:

      »Hörnerhelme, wie nett« …

      »Soll ich es einlegen?«, bot Willi an. Wussten die Raben, was Heavy Metal war? Zumindest schien ihnen Willis Angebot auch eher als eine Art Drohung vorzukommen: Sie blickten unruhig zwischen der CD-Hülle und Mara hin und her.

      »Vielleicht später, vielen Dank«, beeilte sich Professor Weissinger zu sagen, und auch die Raben schienen wieder zu entspannen. Mara selbst hatte mit Heavy Metal keine großen Probleme. Ihrer Meinung nach gab es kaum ein Metal-Stück, dass es von der Härte mit »Helter Skelter« der Beatles aufnehmen konnte. Nicht umsonst hatten es einige Heavy-Bands schon mal gecovert. Und alle waren sie im Vergleich zahmer gewesen. Wo war sie gleich noch mal stehen geblieben? Ach ja, Götterdings.

      »Also, was ich ja so interessant finde, ist, dass es da diesen Heimdall gibt«, machte Mara weiter.

      »Der Wächter auf der Brücke namens Bifröst«, ergänzte Professor Weissinger.

      »Aha, ich meine ja, ja, genau der. Und der hat wohl ein Problem mit Loki.«

      »Mit wem?«, fragte Willi dazwischen, aber der Professor kam gerade in Fahrt. »Ja, Heimdall und Loki sind Erzfeinde, musst du wissen. Kein Wunder, dass Heimdall der Erste war, der spürte, dass Loki noch immer quicklebendig und bei Kräften ist. Er hat Loki immer misstraut und jeden seiner Schritte bewacht. Die beiden treten auch während der Ragnarök gegeneinander an und töten sich gegenseitig.«

      »Nein!«, rief Mara erschrocken, und Willi sah verwundert rüber.

      Sofort bemühte sich der Professor um eine Erklärung für diesen emotionalen Ausbruch. »Aber Mara, das ist doch nur eine alte Geschichte aus der Edda. Und außerdem wollen wir die ja verhindern, die Götterdämmerung … äh, nicht wahr, Willi?«

      »Öh, ja, ich denke mal schon …«, antwortete der zunehmend verwirrt. Eigentlich war das doch eine Unterhaltung gewesen, die mit ihm und dem Mädchen begonnen hatte. Aber Willi musste nun langsam das Gefühl bekommen, keine allzu große Rolle mehr zu spielen. Wie konnte er ahnen, dass seine Rolle nicht nur nicht groß, sondern im Gegenteil so winzig klein war, dass selbst ein Bakterium ein Mikroskop gebraucht hätte, um sie wahrzunehmen.

      »Also, der Heimdall hat bemerkt, dass es Loki noch gibt und dass es ihm, mal von den Fesseln und der Schlange abgesehen, in seinem Gefängnis viel besser geht als den anderen Göttern?«, überlegte Mara laut weiter.

      »Ja genau, so stelle ich mir das vor«, stimmte der Professor zu. »Und daraufhin weckte er all die anderen Götter mit dem Gjallarhorn und …«

      »Mit wem?«, fragten Mara und Willi gleichzeitig, und der Professor stöhnte auf. »Mit dem gellenden Horn, Mara. Eine mächtig laute Tröte, was Jungs?« Die beiden Raben nickten schicksalsergeben. Vielleicht hatte das Höllenhorn die beiden mehr als einmal aus der Luft getutet. Mara war froh, dass Willi die Augen auf der Straße hatte und nicht auf die beiden Raben achtete.

      »Und kaum waren sie alle wachgegjallart, beschloss man, was zu unternehmen«, sprach der Professor gerade weiter. »Aber wie sollten die alten Götter das anstellen? Kaum jemand glaubt mehr an sie, keiner bringt ihnen mehr Gebete oder Opfer dar. Und ich denke, wenn ein Gott nichts mehr hat außer vielleicht die Erwähnung in einem Wochentagsnamen, dann ist da nicht mehr viel zu wollen. Odin und Konsorten sind heute nur noch Schatten ihrer selbst. Darum fürchten sie alle Lokis Rache, denn nun ist er – dank seinem Gefängnis jenseits von Raum und Zeit – der mächtigste Gott aller Asen!«

      »Also, davon hab ich bis jetzt in keinem Song von Manowar gehört«, murmelte Willi.

      Aber Mara war viel zu aufgeregt, um jetzt auf ihn zu achten. »Und weil sie so schwach waren, haben sie nach einem Menschen gesucht, der ihr Fass sein sollte?«

      »Wer sie? Ich komm nicht ganz mit«, versuchte Willi einzuwerfen und wurde weiterhin ignoriert.

      »Richtig!«, rief der Professor so laut, dass Willi zusammenzuckte. »Und darum hast du eben doch eine ganz spezielle Fähigkeit!«

      Willi sah verwirrt zum Professor. »Wer? Warum? Wer hat jetzt hier eine Fähigkeit? Sagt mal, was ist denn hier bitte los!?«

      Professor Weissinger setzte sofort sein bestes Harmlosgesicht auf und sprach mit der Ruhe eines tibetischen Mönchs kurz nach der Morgenmeditation: »Gar nichts ist los, alles ist in bester Ordnung, wir unterhalten uns nur.«

      Doch das schien Willi nicht zu genügen. »Also bitte, ihr schlurft auf der Landstraße rum, habt zwei Raben dabei und redet vom Ende der Welt als wär’s morgen Vormittag um neun! Entschuldigung, aber seid ihr noch ganz

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