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zu stellen – und vor allem, mit ihm Erfolg zu haben. Entscheidend sind auch in der virtuellen Welt das Geschäftsmodell und die Positionierung sowie die stimmigen Hintergrundprozesse und die Wirtschaftlichkeit.

      Grundsätzlich gelten die „alten“ Kaufmannsweisheiten auch im Internet. Ist ein Händler stationär gut aufgestellt, beherrscht er diese Regeln. Das, aber wirklich nur das, hat er bei einem Einstieg in den Onlinehandel einem Handelsneuling voraus, denn: Ein bestehendes stationäres Handelskonzept mit möglichst geringem Aufwand mal eben auf das Internet zu übertragen, funktioniert nicht. Die Planung und Umsetzung eines Internetauftritts sind mindestens genauso aufwändig wie die eines umsatzstarken stationären Geschäfts.

      Wer heute einen Webshop eröffnen will, muss es richtig gut machen – sonst sollte er es lassen. Bei dem Onlinekaufhaus Amazon kann ein Onlinehändler in spe beispielsweise abschauen, was der Kunde im Netz gewohnt ist: „Ziel von Amazon.com ist von jeher, das kundenzentrierteste Unternehmen der Welt zu sein“, heißt es in der Eigenwerbung des größten Onlinehändlers der Welt, der seit 1998 in Deutschland aktiv ist. Das bedeutet, dass der Onlinekunde Dinge wie beispielsweise den kostenlosen Versand, Empfehlungen durch andere Kunden und die klaglose Rücknahme von Produkten schon längst als selbstverständlich ansieht.

      Das bedeutet nicht, dass ein Onlinehändler allen Service und Schnickschnack anbieten muss, den es gibt. Sondern nur, dass ihm etwas einfallen sollte, wie er sich in den unübersichtlichen Weiten des Internets von anderen Anbietern abheben kann, um seine Kunden zu finden und zu begeistern. Dafür ist es selbst in der zweiten Dekade des E-Commerce für kreative Jungunternehmer noch lange nicht zu spät. Denn der nächste Evolutionsschritt im Internet ist die Emotionalität: Will der Verkäufer im Netz etwas Besonderes sein, muss er sich etwas Besonderes einfallen lassen.

      Dass das gelingen kann und dass der Onlinehandel noch immer eine Riesenchance bietet, zeigen erfolgreiche Beispiele aus der Praxis.

      Regionale Chance

      Die neuen technischen Möglichkeiten und die Verbreitung der Smartphones erlauben es auch stationären Händlern, im Netz gefunden zu werden. Wenn ein regional tätiger Händler heute allerdings einen Webshop ins Netz bringen will, sollte er dies auch und vor allem als Service und Kommunikationskanal für seine bestehende Kundschaft verstehen. Wenn er dann „in alle Welt“ verkauft, umso besser.

      Der Vorteil des Internets ist, dass stationäre Händler einfach Termine, Aktionen und Angebote einstellen können, damit die Kunden aus der Region wissen, ob es sich lohnt, einmal vorbeizuschauen. Doch dazu reicht prinzipiell auch eine gepflegte Website – die im Übrigen jedem stationären Händler ohnehin anzuraten ist: Bei Google, der Suchmaschine mit einem Marktanteil von knapp 95 Prozent, haben rund ein Fünftel aller Suchanfragen einen lokalen Bezug. Dementsprechend wird dort nur der Händler gefunden, der im Netz sichtbar ist – beispielsweise, wenn Ortsfremde mithilfe ihres Smartphones ein Modehaus suchen oder treue Kunden sich vergewissern wollen, wie lange der Möbelhändler am Samstag geöffnet hat. Wichtig sind dabei Serviceangaben wie beispielsweise die korrekte Adresse, Öffnungszeiten, Telefonnummer, eine Anfahrtsskizze und ob Parkplätze vorhanden sind.

      Neben Service und Kommunikation hat die Entscheidung für einen Webshop aber auch weitere Vorteile: Der Händler kann sein Sortiment erweitern, ohne dass er seinen Laden zustellen muss, und zudem kann er Kunden aus der Region in sein Geschäft locken, wenn er beispielsweise anbietet, bestellte Ware versandkostenfrei im Laden abzuholen oder bestellte Ware dort umzutauschen.

      Für Kunden hat die Kombination aus Onlineshop und stationärem Handel den Vorteil, dass sie sich vor dem Onlinekauf im Laden informieren oder vor dem Kauf im Laden online Informationen einholen können.

      Best Practice Leder-Stoll und koffer24.de: Tradition trifft Moderne

      Das Traditionsunternehmen Leder-Stoll in Frankfurt am Main ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Händler in der „echten“ Welt startet und gerade deshalb auch im Internet erfolgreich ist. 1920 gründete der Urgroßvater des heutigen Inhabers in der Frankfurter Schäfergasse seine erste kleine Lederhandlung. Seit den 1990er Jahren arbeitet Dr. Joachim Stoll in dem Familienunternehmen. Da er nicht nur in die Fußstapfen seiner Eltern treten wollte und Studienerfahrung aus den USA mitbrachte, eröffnete er parallel zum 350 Quadratmeter großen Ladengeschäft 1998 den Onlineshop koffer24.de.

      Damals war das ein erster Versuch überhaupt in Deutschland, Koffer und Taschen online zu verkaufen. Heute ist koffer24.de eine florierende Onlineplattform für Lederaccessoires, Koffer und Taschen mit rund 5000 Markenartikeln von 60 Herstellern wie Samsonite, Bree, Picard oder Rimowa. Der Händler aktualisiert den Onlineshop selbst, die komplette Lagerhaltung sowie den Versand hat er ausgelagert. „Wir haben uns zu Beginn über jede einzelne Bestellung gefreut. Wir waren von Anfang an zweisprachig und haben weltweit versendet“, berichtet Joachim Stoll. Zudem ist koffer24.de auch im Geschäftskundenbereich (B2B) tätig und liefert die Lederwaren für andere, teils große Versandhändler.

      „Bis heute ergänzen sich unser Ladengeschäft und der Webshop aufs Beste“, erläutert Stoll. „In unseren beiden Filialen steht die persönliche Beratung an erster Stelle, was wiederum den Onlinekunden zugutekommt. Denn unsere Mitarbeiter stehen den Kunden per Hotline mit Rat und Tat zur Seite.“ Andersherum hat der Onlineshop auch positive Effekte auf das stationäre Geschäft.

      Seit 2010 hat der Konkurrenz- und Preisdruck im Onlinebereich zugenommen, beobachtet der Händler, neuerdings verstärkt auch durch ausländische Anbieter. „Die Fixierung auf niedrige Preise im Internet ist grundsätzlich ein Problem für uns stationäre Händler“, räumt Stoll ein. „Wir gleichen das durch zum Teil unterschiedliche Sortimente und Angebote aus. Mit dieser Zweigleisigkeit fahren wir gut: Es gibt Artikel, die im stationären Handel nicht gut laufen, aber im Internet Verkaufsschlager sind.“ Manche Artikel müssen also aufgrund des niedrigen Deckungsbeitrags aus dem stationären Sortiment genommen werden, da sich ein Verkauf mit Beratung nicht lohnt – der vollautomatisierte Internetkauf jedoch kann nach wie vor sinnvoll sein.

      Darüber hinaus kann der Händler auch einzelne Produkte wie beispielsweise teure Lederwaren, von denen er in der Filiale nur ein Exemplar vorhält, einfach mal ins Netz stellen. „Zwar wollen die meisten Kaufinteressenten die hochwertigen Lederwaren anfassen, aber vielleicht findet sich auch jemand, der sie online bestellt.“

      Die Kunden bewegen sich ohnehin selbstverständlich in beiden Welten: „Manche informieren sich online und kommen dann in unsere Läden, weil sie die Ware anfassen wollen. Bei hochwertigen Produkten beispielsweise wollen sie auch ein entsprechendes Einkaufserlebnis haben. Manche Kunden wiederum bestellen der Bequemlichkeit halber aber auch mal von zu Hause aus. Es gibt darüber hinaus auch Kunden, die unser Geschäft in Frankfurt kennen, aber inzwischen in einer anderen Stadt wohnen. Somit ist unser Onlineshop auch eine gute Gelegenheit, weiter mit ihnen Kontakt zu halten“, berichtet der Händler.

      Seit zwei Jahren nutzt Joachim Stoll koffer24.de auch als „Regalverlängerung“ für das Ladengeschäft. Denn ein klassisches Kofferfachgeschäft kann heutzutage nicht die zahlreichen Produktlinien der Hersteller in allen möglichen Größen und Farben vorhalten. „Doch es ist heute kaum noch möglich, einem Kunden zu sagen: Ich kann das von Ihnen gewünschte Modell Ende der Woche bestellen, und Ende nächster Woche können Sie es abholen. Im Sinne der Kundenbindung muss das heute schneller gehen.“

      Seit Juni 2013 arbeitet Leder-Stoll daher mit einer Softwarelösung des Anbieters Storeplus, die als sogenannte Middleware die Filialsysteme mit dem Onlineshop verbindet. In der Filiale sind die Verkäufer mit zwei iPads ausgestattet, für die Kunden gibt es ein Terminal mit einem solchen Tablet-PC. „Wenn ein Artikel, eine gewünschte Größe oder Farbe im Laden nicht vorrätig ist, wählt der Verkäufer oder der Kunde selbst das Produkt im Shop von koffer24.de

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