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      Klaus Henning

      DIE KUNST DER KLEINEN LÖSUNG

      Wie Menschen und Unternehmen die Komplexität meistern

      Inhalt

       I. WANDERN ZWISCHEN DEN WELTEN

       II. WEGE ZU KLEINEN LÖSUNGEN

       1. »DAS ESSEN IST KALT!« Wie durch eine kleine Lösung bei der Essensversorgung 300 000 Euro IT-Kosten eingespart werden konnten

       2. DIE RICHTIGE MUTTER Wie die Suche nach einem Ersatzteil zeigt, worauf es ankommt: auf Logistik, auf Details – und auf einen klaren Blick im Chaos

       3. LASS SIE SCHLAFEN, DEN KAMPF GEWINNEN WIR NICHT Wie müde Schreiner die Umstrukturierung einer Leitstelle behindern und warum sie trotzdem ausschlafen sollen

       4. KEINE GROSSEN WORTE Wer sich bemüht, einen Fehler einzugestehen, ist auf dem besten Weg weiterzukommen

       5. ECHTE LIEBE ODER DETAILVERLIEBT? Wie ein kleines Detail ein großes System (zer)stören kann und warum echte Liebe so wichtig ist

       6. WICHTIG IST, WAS ZURÜCKKOMMT Wie mit gutem Feedback selbst schwierige Veränderungsprozesse bewältigt werden – auch wenn es lange dauert, bis es funktioniert. Es kann auch gefährlich werden

       7. VOLLBREMSUNG BERGAUF MIT 160 TONNEN Wenn man denkt, man hätte an alles gedacht, und am Ende fehlen zehn Zentimeter für eine Vision

       8. ANSTELLE VON ZUSTÄNDIGKEITEN VERANTWORTUNG FÜR ERGEBNISSE – ABER DAS IMPROVISIEREN NICHT VERGESSEN! Warum Eiswürfel nur eine vorübergehende kleine Lösung sind

       9. CHAOS AM LAUFENDEN BAND Wann man Komplexität und Dynamik erhöhen kann, damit die Produktivität am Fließband gesteigert wird

       10. VON MOLOTOWCOCKTAILS ZUR SELBSTBEWUSSTEN FABRIK Wie in einem hitzigen Arbeitskampf Vertrauen wiedergewonnen wurde. Und wie wenige Worte fast alles zerstören können. Und wie man exzellente Liefertreue erreicht

       11. AB MORGEN GIBT ES NUR NOCH BACHELOR UND MASTER Wer sich in Verbänden für neue Ideen engagiert, weiß, dass die kleine Lösung oft ein Kompromiss ist

       12. AUF EINEN KAFFEE MIT DER WITWE Warum 1000 Schritte besser sind als ein Big Bang – und warum einem nicht immer alles gelingt

       13. 213 KLEINE LÖSUNGEN Wie die Kanzlerin in die Zukunft blickte und warum es manchmal besser ist, bescheiden zu bleiben

       14. »ICH HABE IHNEN NICHTS MEHR ZU SAGEN!« Warum eine Abreise zum richtigen Zeitpunkt eine gute Beratung sein kann

       15. »DAS MUSS ICH JETZT MAL IN ORDNUNG BRINGEN« Mein Freund Albert ist immer geradeaus gegangen. Für ihn gab es keine Probleme. Für ihn gab es Lösungen. Bis zum Schluss

       III. WIE ALLES ZUSAMMENHÄNGT Komplexität meistern ist wie die Ausbildung zum Meister – nichts ersetzt die eigenen Erlebnisse und die gemachten Erfahrungen, aus denen man lernt. Meister wird man durch Erfahrung – nicht durch ein Uni-Studium

       Nachwort

       Über der Autor

       Impressum

      Dank

      Herzlichen Dank für alle, die mir geholfen haben,

      dass dieses Buch entstanden ist.

      Renate Henning, Christoph Schlegel, Sebastian Kutscha,

      Giuseppe Strina, Günther Refle und viele andere Freunde und

      Freundinnen waren dabei treue Wegbegleiter. Allen, die mir ermöglicht

      haben ihre Geschichte zu erzählen danke ich ganz besonders.

      Orte, Namen und Daten sind zum Teil verändert.

      Die Kunst der kleinen Lösung hat mir auch geholfen,

      mich selber besser zu verstehen. Und diejenigen,

      mit denen ich zusammenarbeiten durfte.

      I. WANDERN ZWISCHEN DEN WELTEN

      Handschuhe brauche ich nicht

      In 2800 Metern Höhe beginnt es kritisch zu werden. So war es auch an diesem Spätsommertag. Wir befanden uns weit oberhalb der Baumgrenze, in den Schweizer Alpen. Wir waren eine kleine Gruppe, drei Männer. Zwei Geschäftspartner und ich. Wir wollten auf eine Hütte steigen, diese lag bei knapp 3000 Metern. Am Morgen war es recht kühl und daher empfehlenswert, Handschuhe zu tragen. Der eine nahm die Handschuhe, der andere lehnte ab: »Das brauche ich nicht.« Er war sich da sehr sicher.

      Wir wanderten los. Und je höher wir stiegen, desto kälter wurde es. Die Temperatur lag vielleicht noch bei ein, höchstens zwei Grad. Das kann im Sommer passieren. Im August können in den Bergen schnell 30 Zentimeter Schnee liegen. Und auf der Höhe kann es ohnehin kalt sein. Der Berg ist nicht berechenbar. Wie gesagt: Zwei trugen Handschuhe, einer nicht. »Nein, keine Handschuhe.« Schritt für Schritt stiegen wir nach oben, es war ein beschwerlicher, aber machbarer Weg. Bald ließen wir die Baumgrenze hinter uns. Schmale Serpentinen nach oben, vorbei an Felsen, an Disteln, immer weiter unserem Ziel entgegen.

      Wir hatten es fast geschafft. Wir konnten die Hütte bereits sehen, eine kleine Hütte mit einer Schweizer Fahne. Plötzlich blieb er stehen, unser Kamerad ohne Handschuhe. Mitten auf dem schmalen Weg. Er rührte sich nicht mehr, ging weder vor noch zurück. Er stand da neben einem Schneefeld und blickte zu Boden. Wir sprachen ihn an. Er antwortete nicht. Er schien völlig neben der Spur zu sein. Ich ging näher zu ihm hin: »Was ist los?«

      Er blickte nicht auf, sagte nur: »Ich kann nicht mehr, Klaus, ich drehe jetzt um und gehe alleine zurück.« Fast 1000 Höhenmeter Abstieg. Noch dazu war ein Gewitter im Anmarsch. »Nein, das machst du jetzt nicht!«, rief ich ihm zu. In seiner Lage wäre er keine 100 Höhenmeter weiter gekommen. Für ihn wäre der Abstieg lebensbedrohlich geworden. Das ist das Tückische an den Bergen. Plötzlich sagte er: »Klaus, ich glaube, ich habe mir die Finger erfroren.« Er hatte ja keine Handschuhe an, und die Temperatur war inzwischen unter den Nullpunkt gefallen.

      Jetzt mussten wir handeln. Wir rieben seine Hände mit Schnee ab, um sie aufzuwärmen. Wir sprachen ihm gut zu, wir verwiesen auf die Hütte, die nicht mehr weit sei. »Es sind höchstens noch 10 oder 20 Minuten Fußweg, schau, da vorne«, sagte ich ihm. »Das schaffst du!« Doch er wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr. Wir redeten ihm zu, wir versprachen, ihn zu stützen, nahmen ihm den Rucksack ab. Und irgendwie schafften wir es, ihn zum Weitergehen zu bewegen. Wir schleppten ihn mehr, als dass er ging. Mehr als eine Stunde haben

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