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Einer von Hoods Texanern. William Andrew Fletcher
Читать онлайн.Название Einer von Hoods Texanern
Год выпуска 0
isbn 9783748557708
Автор произведения William Andrew Fletcher
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия Zeitzeugen des Sezessionskrieges
Издательство Bookwire
Wir wichen langsam in Richtung Richmond zurück und währenddessen ereignete sich nur wenig Nennenswertes, mit Ausnahme einer spürbaren Verschlechterung unserer Versorgungslage, welche sich durch gelegentlichen Nahrungsmangel und daraus folgende Hungergefühle bemerkbar machte. Gelegentlich war es dermaßen schlimm, dass uns einige geröstete Maiskörner bereits als befriedigende Mahlzeit erschienen und ich erinnere mich noch, dass einmal unerwartet je 500 Gramm grobes Maismehl an uns ausgeben wurden. Ich rührte sogleich mit Wasser einen pappigen Brei daraus an und hatte nicht einmal Salz, um ihn ein wenig zu würzen. Während der Brei aufkochte, duftete er so köstlich, dass ich ihn am liebsten unverzüglich lauwarm verschlungen hätte. Ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor oder danach eine Mahlzeit dermaßen genossen habe. Unser Rückmarsch endete schließlich unweit Richmond am Chickahominy-Sumpf. Hier mussten wir harten Arbeitsdienst verrichten, wurden aber immerhin wieder reichlich verpflegt. Hier war es auch, wo ich zum ersten Mal einen Beobachtungsballon aufsteigen sah. Der Feind sandte täglich an irgendeinem Teil seiner Front eines dieser Dinger in die Höhe, wo es wohl allerlei Beobachtungen machte, aber sie wurden stets hastig wieder eingeholt, sobald unsere Artilleriegeschütze einige Schüsse auf sie abgaben. Das Gelände, das wir besetzt hielten, war recht eben, stellenweise sumpfig und stand hie und da gänzlich unter Wasser. Ich erinnere mich noch gut an ein Erlebnis, während wir auf unserer Vorpostenlinie in einer Stellung standen, die eine in Richtung Richmond verlaufende Bahnlinie kreuzte. Die Wachmannschaft, der ich zugeteilt war, versah ihren Postendienst in einem Abschnitt, der von den Gleisen aus eine kurze Strecke nach links verlief. Das dortige Gelände war ausgesprochen unwirtlich, da es überschwemmt war. Wir mussten die durchnässte Erde mit Holzbohlen abdecken, um halbwegs trocken schlafen zu können. Wir breiteten eine Decke über den Bohlen aus, aber es blieb eine außerordentlich ungemütliche Bettstatt. Aus Unwissenheit oder womöglich Absicht (ich habe niemals erfahren, welches von beiden) hatte man uns zum Wachtdienst mit Intervallen von je zwei Stunden Posten und zwei Stunden Ruhe eingeteilt. Die kurzen Ruhezeiten machten uns die Zubereitung einer ordentlichen Mahlzeit sowie erholsamen Schlaf unmöglich und die ganze Angelegenheit ermüdete uns sehr. Es mochte dieses Ungemach jedoch durchaus auch sein Gutes gehabt haben, da wir notwendigerweise einigermaßen durchnässt waren und uns bei mehrstündiger, regungsloser Untätigkeit womöglich diverse Krankheiten zugezogen hätten. Der Feind betrieb auf dieser Bahnlinie eine Lokomotive, auf deren Schlepptender eine kleine Kanone installiert und einige Scharfschützen postiert waren. Die Yankees machten uns auf unserer Postenlinie das Leben schwer, indem sie diese Lokomotive rückwärts an unsere Vorposten heranfuhren und aus sicherer Entfernung Schrapnellgeschosse, Granaten sowie einige wohlgezielte Schüsse der Scharfschützen auf uns abfeuerten. Unser Postendienst in diesen Stellungen dauerte lediglich 24 Stunden, aber bei unserer Rückkehr ins Lager waren wir gänzlich erschöpft. Auf einer unserer Erkundungsmissionen in dieser Gegend drangen wir weit vor unsere vordersten Stellungen vor und mussten durch recht tiefes Wasser waten, während uns die Yankeekugeln nur so um die Ohren pfiffen. Es war dies das erste Mal, dass unser Captain seine "Schoßtierchen" (wie wir einfachen Burschen seine Günstlinge nannten) in Aktion beobachten konnte und die verzweifeltsten Einschmeichler unter seinen "Schoßtierchen" boten den erbärmlichsten Anblick. Besonders einer von ihnen war dermaßen verängstigt und schier von Sinnen in seiner Panik, dass er unser Mitleid verdient gehabt hätte, aber wir sagten einem jeden, der in dieser Lage "die weiße Feder zeigte", sich also als Feigling erwies, sogleich unsere Meinung und zwar in so lauten und deutlichen Worten, dass sie dem Captain nicht entgehen konnten. Kurze Zeit später gestand der Captain mir, er habe sich stets für einen profunden Menschenkenner gehalten, doch nun sei sein Selbstvertrauen diesbezüglich erschüttert, da das bisherige Verhalten der Männer unter Feuer einige beträchtliche Fehleinschätzungen seinerseits offenbart habe.
Wir verblieben eine Zeit lang an diesem Ort, der Seven Pines genannt wurde, und die häufigen Schusswechsel zwischen den feindlichen Postenlinien erreichten zeitweise eine beängstigende Heftigkeit. Hier war es, dass ich erstmals mit eigenen Augen Präsident Davis sah, obgleich stets die Gefahr eines Treffers durch verirrte Kugeln bestand. Der Präsident wurde von dem ehrenwerten Richter Reagan und einigen weiteren Würdenträgern begleitet. [Anm. d. Übers.: Der Anwalt und Politiker John Henninger Reagan vertrat Texas im US-Repräsentantenhaus, bis er im Zuge der Sezession des Staates sein Mandat niederlegte, um als Postminister in Jefferson Davis' Kabinett zu dienen.] Während unseres ausgedehnten Aufenthaltes in diesem sumpfigen Gelände waren unsere Füße nahezu ständig nass, was uns nach unserer Rückkehr in trockenere Gefilde arge Beschwerden bereitete. Einmal standen wir bei Seven Pines unweit unserer vordersten Stellungen Gewehr bei Fuß und mussten uns für den Bedarfsfall unverzüglich kampfbereit halten. Unsere Vorposten befanden sich ganz in unserer Nähe und unsere Position war noch kurz zuvor augenscheinlich von einer außerordentlich verlauten Einheit besetzt gewesen, denn wir konnten die kleinen Viecher im Gras und an den Baumstämmen herumkrabbeln sehen. So lernte ich meine Lektion, dass man sich ungeachtet der eigenen Sauberkeit leicht die Läuse eines anderen Burschen einfangen konnte, wenn man sein Quartier bezog oder anderweitig eng mit ihm zusammenlebte. Dabei hatte die graue Farbe der konföderierten Uniform gegenüber der Unionsuniform immerhin den Vorteil, dass man auf ihr die kleinen Biester kaum zu erkennen vermochte. Heutzutage herrscht bei den Zivilisten und sogar den Soldaten die Überzeugung vor, dass Lausbefall ein untrügliches Anzeichen von mangelhafter Hygiene sei. Dies mochte auf uns zu einem gewissen Grade zutreffen, konnte den Soldaten jedoch im Regelfalle nicht zur Last gelegt werden, besonders, wenn wir während eines anstrengenden und langandauernden Feldzuges keine Ersatzkleidung erhielten, bis uns die abgetragene Uniform förmlich in Fetzen vom Leib fiel und wir uns manchmal wochenlang nicht waschen konnten und an kochendes Wasser für die Wäsche praktisch nicht zu denken war. Ich glaube, dass die Infanterie in der Regel weitaus ärger unter Läusen zu leiden hat als die übrigen Waffengattungen, doch hoffe ich, dass den heutigen Soldaten effektivere Methoden zur Verfügung stehen, um eine verlauste Uniform zu säubern als uns damals. War unsere Kleidung dermaßen lausig, dass es nicht mehr zu ertragen war, so entfachten wir mit Stroh oder Blättern ein Feuer und hielten die Kleidungsstücke über die lodernden Flammen. In der Hitze fielen die Läuse ab und verbrannten entweder im Feuer oder landeten auf die Erde und krabbelten davon, um sich einen anderen armen Kerl als Wirt zu suchen. Hatte man einige besonders große Prachtexemplare beherbergt, so erinnerte ihr Knacken im Feuer an das Aufplatzen gerösteter Maiskörner. Der unbedarfte Leser mag nun denken, ich hätte dieses delikate Thema nun mehr als gründlich abgehandelt, doch kann ich ihm versichern, dass so mancher "hartgesottene Veteran" noch etliche Worte über diese Sache verlieren könnte.
Kapitel 02: General Jackson fällt General McClellan in die Flanke; die Sieben-Tage-Schlacht vor Richmond, Virginia
Nach einiger Zeit erhielten wir die Order, uns auf den Abmarsch vorzubereiten. Wir marschierten schließlich nach Richmond, wo wir einen Zug bestiegen, der uns nach Staunton brachte. Es ereigneten sich auf dieser Fahrt lediglich zwei Dinge, die auch nur halbwegs erwähnenswert wären: Auf einem abfälligen Streckenabschnitt zwischen Richmond und Lynchburg rissen sich unsere Waggons von der Lokomotive los und es war dies meine erste Eisenbahnfahrt auf einem Flachwagen, der dicht mit Männern bepackt war, während die Lokomotive unter Volldampf dahinjagte. Diese gefährliche Art zu reisen machte einen starken Eindruck auf mich und hat sich lebhaft in mein Gedächtnis eingebrannt. Bei Lynchburg stiegen wir in geschlossene Güterwaggons um und wir fuhren durch einen langen Tunnel, bevor wir Staunton erreichten. Die Güterwaggons waren dermaßen überfüllt, dass einige von uns auf den Dächern sitzen mussten und als wir in den Tunnel einfuhren, mussten wir uns so flach wie nur irgend möglich hinlegen. Es war dies eine gefährliche Angelegenheit und ich fühlte mich dabei durchaus nicht wohl in meiner Haut, da der Abstand zwischen meinem Rücken und der Decke wohl nur einige Zentimeter betrug. Zwei Jungs zogen sich beträchtliche Verletzungen zu und einer von ihnen brach sich ein Bein. Endlich erreichten wir Staunton, wo wir einige Tage verblieben. Hier machten wir die Erfahrung, dass Zäune aus Kastanienholz die einzig sichere Umfriedung waren, die ein Farmer zu Kriegszeiten haben konnte, da das Holz nicht für die Kochfeuer der Soldaten taugte.
Wir verließen Staunton schließlich an Bord eines Zuges, der uns einige Kilometer weit beförderte, bis wir aussteigen und marschieren mussten. Das Gelände war unwirtlich, die Straßen waren schlecht