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      Marc Aurel

      Wege zu sich selbst

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Erstes Buch

       Zweites Buch

       Drittes Buch

       Viertes Buch

       Fünftes Buch

       Sechstes Buch

       Siebentes Buch

       Achtes Buch

       Neuntes Buch

       Zehntes Buch

       Elftes Buch

       Zwölftes Buch

       Impressum neobooks

      Erstes Buch

      Marc Aurel

       Wege zu sich selbst

       Impressum:

      Titel: Wege zu sich selbst

      Autor: Marc Aurel

      Verlag: Pretorian Books, Ul. Hristo Samsarov 9, 9000 Varna

      Datum: 12.10.2019

      1. Von meinem Grossvater Verus weiss ich, was edle Sitten sind und was es heisst: frei sein von Zorn.

      2. Der Ruf und das Andenken, in welchem mein Vater steht, predigen mir Schamhaftigkeit und männliches Wesen.

      3. Der Mutter Werk ist es, wenn ich gottesfürchtig und mittheilsam bin; wenn ich nicht nur schlechte Handlungen, sondern auch schlechte Gedanken fliehe; auch dass ich einfach lebe und überhaupt nicht wie reiche Leute.

      4. Mein Urgrossvater litt nicht, dass ich die öffentlichen Disputirübungen besuchte, sorgte aber dafür, dass ich zu Hause von tüchtigen Lehrern unterrichtet wurde, und überzeugte mich, dass man zu solchem Zweck schon Etwas aufgehen lassen müsse.

      5. Mein Erzieher gab nicht zu, dass ich mich an den Wettfahrten betheiligte, weder in Grün noch in Blau, auch nicht, dass ich Ring- und Fechterkünste trieb. Er lehrte mich Mühen ertragen, Wenig bedürfen, selbstthätig sein, mich wenig kümmern um anderer Leute Angelegenheiten und einen Widerwillen haben gegen alles Aufschieben.

      6. Diognet bewahrte mich vor allen unnützen Beschäftigungen; vor dem Glauben an das, was Wunderthäter und Gaukler von Zauberformeln, vom Geisterbannen u.s.w. lehrten; davor, dass ich Wachteln hielt, und vor andern solchen Passionen. Er lehrte mich ein freies Wort vertragen; gewöhnte mich an philosophische Studien, schickte mich zuerst zu Bacchius, dann zu Tandasis und Marcian, liess mich schon als Knabe Dialoge verfassen und machte mir Lust zu den Ruhebetten und Pelzdecken, wie sie bei den Lehrern der griechischen Schule Mode sind.

      7. Dem Rusticus verdanke ich, dass es mir einfiel, in sittlicher Hinsicht für mich zu sorgen und an meiner Veredlung zu arbeiten; dass ich frei blieb von dem Ehrgeiz der Sophisten; dass ich nicht Abhandlungen schrieb über abstrakte Dinge, noch Reden hielt zum Zweck der Erbauung, noch prunkend mich als einen streng und wohlgesinnten jungen Mann darstellte, und dass ich von rhetorischen, poetischen und stilistischen Studien abstand; dass ich zu Hause nicht im Staatskleid einherging oder sonst so Etwas that, und dass die Briefe, die ich schrieb, einfach waren, so einfach und schmucklos wie der seinige an meine Mutter von Sinuessa aus. Ihm habe ich's auch zu danken, wenn ich mit denen, die mich gekränkt oder sonst sich gegen mich vergangen haben, leicht zu versöhnen bin, sobald sie nur selbst schnell bereit sind, wiederzukommen. Auch lehrte er mich, was ich las, genau lesen und mich nicht mit einer oberflächlichen Kenntniss begnügen, auch nicht gleich beistimmendem, was oberflächliche Beurtheiler sagen. Endlich war er's auch, der mich mit den Schriften Epiktets bekannt machte, die er mir aus freien Stücken mittheilte.

      8. Appollonius zeigte mir, was Freiheit sei und eine Festigkeit, die dem Spiel des Zufalls Nichts einräumt; dass man auf Nichts ohne Ausnahme so achten müsse, als auf die Gebote der Vernunft. Auch was Gleichmuth sei bei heftigen Schmerzen, bei Verlust eines Kindes, in langen Krankheiten, habe ich von ihm lernen können. – Er zeigte mir handgreiflich an einem lebendigen Beispiele, dass man der ungestümste und gelassenste Mensch zugleich sein kann, und dass man beim Studium philosophischer Werke die gute Laune nicht zu verlieren brauche. Er liess mich einen Menschen sehen, der es offenbar für die geringste seiner guten Eigenschaften hielt, dass er Uebung und Gewandtheit besass, die Grundgesetze der Wissenschaft zu lehren; und bewies mir, wie man von Freunden sogenannte Gunstbezeugungen aufnehmen müsse, ohne dadurch in Abhängigkeit von ihnen zu gerathen, aber auch ohne gefühllos darüber hinzugehen.

      9. An Sextus könnt' ich lernen, was Herzensgüte sei. Sein Haus bot das Muster eines väterlichen Regimentes dar, und er gab mir den Begriff eines Lebens, das der Natur entspricht. Er besass eine ungekünstelte Würde und war stets bemüht, die Wünsche seiner Freunde zu errathen. Duldsam gegen Unwissende hatte er doch keinen Blick für die, die an blossen Vorurtheilen kleben. Sonst wusste er sich mit Allen gut zu stellen, so dass er denselben Menschen, die ihm wegen seines gütigen und milden Wesens nicht schmeicheln konnten, zu gleicher Zeit die grösste Ehrfurcht einflösste. Seine Anleitung, die zum Leben nothwendigen Grundsätze aufzufinden und näher zu gestalten, war eine durchaus verständliche. Niemals zeigte er eine Spur von Zorn oder einer andern Leidenschaft, sondern er war der leidenschaftsloseste und der liebendste Mensch zugleich. Er suchte Lob, aber ein geräuschloses; er war hochgelehrt, aber ohne jede Ostentation.

      10. Von Alexander dem Grammatiker lernte ich, wie man sich jeglicher Scheltworte enthalten und es ohne Vorwurf hinnehmen kann, was Einem auf fehlerhafte, rohe oder plumpe Manier vorgebracht wird; ebenso aber auch, wie man sich geschickt nur über das, was zu sagen Noth thut, auszulassen habe, sei's in Form einer Antwort oder der Bestätigung oder der gemeinschaftlichen Ueberlegung über die Sache selbst, nicht über den Ausdruck, oder durch eine treffende anderweite Bemerkung.

      11. Durch Phronto gewann ich die Ueberzeugung, dass der Despotismus Missgunst, Unredlichkeit und Heuchelei in hohem Maasse zu erzeugen pflege, und dass der sogenannte Adel im Allgemeinen ziemlich unedel sei.

      12. Alexander der Platoniker brachte mir bei, wie ich nur selten und nie ohne Noth zu Jemand mündlich oder schriftlich äussern dürfe: ich hätte keine Zeit; und dass ich nicht so, unter dem Vorwande dringender Geschäfte, mich beständig weigern sollte, die Pflichten zu erfüllen, die uns die Beziehungen zu denen, mit denen wir leben, auferlegen.

      13. Catulus rieth mir, dass ich's nicht unberücksichtigt lassen sollte, wenn sich ein Freund bei mir über Etwas beklagte, selbst wenn er keinen Grund dazu hätte, sondern dass ich's versuchen müsste, die Sache in's Reine zu bringen. Wie man von seinen Lehrern heftig eingenommen sein

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