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      Reinhard Heilmann

      Am Rande des Eises

      Dieses ebook wurde erstellt bei

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Am Rande des Eises

       Die erste Begegnung

       Die Begegnung am Bach

       Laer’s Unfall

       Impressum neobooks

      Am Rande des Eises

      Wir schreiben das Jahr 10201 vor Christi Geburt.

      Die letzte Kaltzeit liegt jetzt etwa 800 Jahre zurück.

      Damals waren die Gletscher von Skandinavien bis hierher ins Rheinland vorgedrungen und hatten für Jahrhunderte in diesen Regionen höheres Leben unmöglich gemacht. Das Eis hatte sich kilometerhoch aufgetürmt und es hatte ununterbrochen geschneit. Menschen und Tiere hatten sich vor den lebensfeindlichen Vereisungen immer weiter in den Süden zurückgezogen, wo die versteppten Tundren gerade noch ein karges Leben erlaubten. Noch weiter südlich, in den Bereichen, die der riesige Eisblock, der auf Nordeuropa lag, mit seiner grimmigen Kälte nur mehr wenig beeinflussen konnte, war die Vegetation üppiger: Erlen, Eichen, Kiefern, Weiden, Birken und andere robuste Holzarten hatten sich bis hierhin zurückgezogen.

      Und auch die Tierwelt hatte sich verändert: gab es während der letzten Warmzeit noch tonnenschwere Flusspferde zu Tausenden und gewaltige Nashörner, Waldelefanten von ungeheuren Ausmaßen, Wisente, Wildpferde und andere Hufläufer, so fand man südlich des großen Gletschers nur noch robuste Rassen, die sich durch langes, zotteliges Fell und dicke Fettschichten vor der Eiseskälte, die noch über mehrere Hundert Kilometer abstrahlte, schützen konnten: hierzu gehörten auch die Mammute, bei weitem keine Waldelefanten, aber immerhin von bis zu sechs Tonnen Gewicht und Stoßzähnen von vier Metern Länge und einhundertundfünfzig Kilogramm schwer.

      Die Zeit hatte sich wieder geändert, wie es alle paar Jahrtausende passierte.

      Der Menschenrasse, die hier versucht hatte seit etwa einer Million Jahren Fuß zu fassen und die sich im Laufe der Veränderungen des Gesichtes dieser Erde stetig weiterentwickelt hatte, war es nicht leicht gemacht worden, zu überleben.

      Vulkane waren wieder ausgebrochen und hatten dicke Bimsschichten hinterlassen. Die zurückgelassenen Aschewolken verdunkelten jahrzehntelang den Himmel und gaben der Sonne keine Möglichkeit, das eisige Klima ein bisschen aufzuwärmen.

      Erst später dann, nachdem die Gletscher begonnen hatten, abzuschmelzen,

      nachdem das Schneetreiben endlich ein Ende gefunden hatte,

      nachdem die Sonne wieder ihre wärmenden Strahlen zur Erde schicken konnte,

      erst dann begann die Natur sich langsam wieder zu regenerieren, Gräser, Kräuter und Moose kehrten zurück, dann Flechten, Bodendecker und Krüppelgehölz, endlich wieder Sträucher und Bäume und mit ihnen die Tierwelt, die hier schon vor Tausenden von Jahren einmal heimisch gewesen war.

      Und schließlich der Mensch, so wie er damals existierte, noch gebeugt, aber aufrecht, noch einsilbig und scheu, aber keineswegs ängstlich, der durch Savanne, Tundra und Waldregionen streifte und sich gerade immer dort aufhielt, wo und solange es genügend Wild und pflanzliche Nahrung gab.

      Aber das ist Vergangenheit. Die Vulkane sind längst erloschen, der große Gletscher hat sich weit zurückgezogen und ist in reißenden Flüssen in Mäandern abgeflossen, das Tauwasser hat Unmengen von Geröll mit sich geschleppt und hat ganze Landschaften verändert.

      Konnte man früher noch trockenen Fußes nach Britannien hinübergehen oder zu Fuß zu den späteren Mittelmeerinseln, so hatten inzwischen die Schmelzwassermassen Gräben, Senken, Schluchten, Becken und ganze Niederungen gefüllt, hatten die Meere in ungeahnten Dimensionen ansteigen lassen. Die einstigen Festlandsverbindungen waren unterbrochen worden und es wurde zu unerreichbarer Insel, was zuvor dazugehört hatte.

      Die Welt hat sich so oft gewandelt in diesen Urzeiten,

      Tierarten sind mit den Veränderungen dahingegangen und ausgestorben oder konnten sich nur noch in wenigen Nischen erhalten; oder es gab Anpassungen und Mutationen, wenn Pflanze und Kreatur sich dem Verdrängungsprozess widersetzten.

      Und jeder Tag brachte aufs Neue unberechenbare Abenteuer.

      Der Mensch ist stetig mitgewachsen, hat gelernt, das Feuer zu gebrauchen und zu bewahren, hat gelernt, Geräte und Waffen herzustellen, um noch wirksamer jagen, erbeuten, zerlegen und nutzen zu können, hat gelernt sich durch wärmende Kleidung den Klimaveränderungen anzupassen und war schließlich in der Lage, sich eigene Unterkünfte herzustellen, selber Feldfrüchte anzubauen und Vieh zu züchten, wo er vor noch gar nicht langer Zeit noch in Höhlen und unter Felsvorsprüngen hauste, aß, was herumlief oder sich sammeln ließ und der weiterzog, wenn es zu kalt wurde oder zu warm oder Pflanzen- und Tierwelt sich zurückzogen.

      Welche gewaltigen Veränderungen.

      Und nur ein einziger Meteoriteneinschlag konnte alles wieder Makulatur werden lassen, konnte verursachen, dass in Gegenden von der Größe Europas keinerlei Lebewesen mehr existieren konnten, konnte ganze Generationen schlicht auslöschen, als hätte es sie nie gegeben.

      Doch der letzte große Aufschlag eines Gesteinsbrockens aus dem All, der wie zufällig die Bahn der Erde gekreuzt hatte, lag nun schon etwa einhunderttausend Jahre zurück; damals verschwanden die Giganten, die die Erde beherrscht hatten, die Saurier, von denen die mächtigsten vierzig Meter und größer wurden und leicht einhundert Tonnen wiegen konnten.

      Aber auch das ist lange Vergangenheit...

      Die erste Begegnung

      Am Rand des Kraterkegels steht eine Gruppe Halbwüchsiger, vielleicht sieben oder acht Kerle, und beobachten eine Herde Mammute, die geruhsam äsend auf einer Lichtung inmitten des parkähnlichen Urwaldes umhertrotten.

      Ein seltener Anblick, der in den vergangenen Jahren nur noch Wenigen vergönnt war, denn aus Gründen, die sie nicht kannten, hatten sich die Mammute in andere Regionen zurückgezogen und waren immer scheuer geworden. Ein wahrer Glücksfall also.

      Die Beobachter wissen, dass es nicht lange dauern wird, bis diese Tiere den zarten Bewuchs ringsherum abgefressen haben werden und dann weiterziehen, denn jeder von diesen Riesen verputzt mehrere hundert Kilo am Tag. Nur jetzt bietet sich eine gute Gelegenheit, eines dieser Tiere zu erlegen; später, in der Unwegsamkeit des Waldes wird die Jagd ungleich schwerer, wird die Gefahr größer, selber Opfer zu werden und von der Herde überrannt und zermalmt oder aufgespießt zu werden.

      Die Jugendlichen - alle vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, beinahe schon Männer, allerdings fehlen ihnen noch die Mutbeweise und die Rituale, mit denen sie als vollwertige Männer und Jäger in den Stamm aufgenommen werden - wissen, dass irgendwo in der Deckung der Bäume ein Bulle stehen muss, ein einzelnes Tier, das zur Wache eingeteilt ist und sich an dem allgemeinen Fressen nicht beteiligt. Ein wachsamer Bulle, der bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr, mit einem durchdringenden Trompetenlaut die Herde warnen wird. Dann ist es meistens bereits zu spät für den vermeintlichen Angreifer, dann bleibt keine Gelegenheit mehr für einen Überraschungsschlag und selbst der mutige Säbelzahnlöwe mit seinen über vier Metern Körperlänge,

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