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Wenn Wolken Wandern. Carsten Freytag
Читать онлайн.Название Wenn Wolken Wandern
Год выпуска 0
isbn 9783750214187
Автор произведения Carsten Freytag
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Carsten Freytag
Wenn Wolken Wandern
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Der fremde Mann und die fremde Mutter
Eine Begegnung der besonderen Art
Die Begegnung der unheimlichen Art
Fliegen
Wenn Wolken wandern
Carsten Freytag
Roman
Impressum
Texte: © Copyright by Carsten Freytag
Umschlag: © Copyright by Carsten Freytag
Verlag: neobooks.com
Cover: neobooks.com
D a, wo ich herkomme, gab es viele Fliegen. Immer, wenn meine Oma Essen gekocht hatte, flogen sie in der Küche aus Stein wild herum und landeten auf dem Reis oder auf dem Fisch, den meine Oma auf den Holztisch gelegt hatte, bevor sie den Fisch in die heiße Pfanne legte. Doch den Fisch sah man nicht, denn der Fisch war von einer schwarzen Schicht wimmelnder Fliegen bedeckt. Meine Oma klatschte in die Hände und die Fliegen gaben den Blick auf den Fisch frei, den sie nun in die heiße Pfanne über der steinernen Kochstelle legte, wo das Feuer nun heiß genug war, um den Fisch zu braten. Jeden Tag gab es Fisch, jeden Tag gab es Reis und jeden Tag gab es die Fliegen, die auf dem warmen Essen landeten und mit unserer linken Hand unaufhörlich weggescheucht werden mussten, bevor wir den trockenen Fisch und den Reis hungrig, wie wir waren, essen konnten. Die Fliegen hatten leichtes Spiel. Unser Haus aus Stein und Wellblech hatte Fenster ohne Fensterscheiben. Wenn im Herbst die Regenzeit begann, war das Haus so feucht, dass der Lehmboden zu Matsch wurde. Die Fliegen hatten es gut. Auch die Geckos, die träge an unseren Steinwänden hochliefen, hatten es gut. Die Fliegen waren eine willkommene Beute, die sie mit ihrer blitzschnell hervorschießenden Zunge einfingen und vertilgten.
Mutterliebe und ihre Folgen
Dort, wo meine Mama mich verprügelt hatte, gab es wenig Fliegen. Nur eine Fliege, die über meinem blutenden Kopf schwirrte, war in meinem Zimmer. Ich verfolgte sie mit meinen blutverklebten Augen und sah, wie sie auf dem Bein des umgestürzten Tisches landete, so, als wollte sie mich von oben herab betrachten, um zu erfahren, ob ich noch lebte. Der Teppich, auf dem ich schmerzverkrümmt lag, fühlte sich weich an, so, als wollte er mir ein wenig Bequemlichkeit geben. Es war ruhig in meinem Zimmer. Nach dem Geschrei meiner Mama, die mich wütend angebrüllt hatte, und nach dem Lärm der Schläge und Tritte war die Stille beinah himmlisch und legte sich wie ein Kokon über meine verletzte Seele, um mir Ruhe zu geben. Lange blieb ich auf dem Teppich liegen. Auf dem Rücken liegend, sah ich aus dem Fenster. Ich beobachtete das Wolkenspiel am hellgrauen Himmel. Große, mächtige dunkelgraue Wolkenberge hatten sich am Himmel in mehreren Schichten bedrohlich aufgetürmt und wanderten erstaunlich tief, aber recht schnell an meinem Fenster vorbei. Dort oben musste es sehr windig sein. Man müsste eine Wolke sein. Aber keine kleine Schäfchenwolke, die hoch oben in der Atmosphäre einen Schleier mit vielen anderen Schäfchenwolken bildet. Nein, so eine Wolke möchte ich nicht sein. Es musste eine bedrohliche Wolke sein. Eine Wolke,