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zwei Milliarden Menschen nicht ausreichend Zugang zu Trinkwasser. Und die Vereinten Nationen rechnen damit, dass sich diese Zahl in wenigen Jahren verdoppeln wird.

       Je nachdem, wer die Zählung vornimmt, hungern derzeit etwas mehr oder etwas weniger als eine Milliarde Menschen, mithin etwa jeder siebente Mensch auf der Erde. Jedes Jahr sterben annähernd neun Millionen Menschen, hauptsächlich Kinder, an Hunger, was einem Todesfall alle drei Sekunden entspricht (Wikipedia).

      Ob, wer des Trinkwassers oder der Nahrung enträt, sich dauerhaft dareinfinden wird, das Verdursten oder Verhungern widerstandslos hinzunehmen, darf hinterfragt werden. Zumal die neuen Medien jedermann wissen und sehen lassen, daß dort gepraßt, während hier gedarbt wird.

      Gegenüber einer Zurücksetzung, die keine Berechtigung, aber arge Auswirkungen hat, sowie gegenüber einer nicht selbst verschuldeten Bedrängnis, deren Verursacher dingfest zu machen sind, dürfte mit Friedenserziehung wenig auszurichten sein. Hier wird die Aufforderung an den einzelnen, sich zu fügen, zur Absurdität. Gegen offensichtliche Benachteiligung als Ursache zu erleidender Not ist kein Erziehungskraut gewachsen. Gegen den Ingrimm der Zurückgesetzten mit der Friedenspalme zu wedeln, macht nur für diejenigen Sinn, die aufgerufen sind, aber es nicht fertigbringen, die Ungereimtheiten zu beseitigen.

      Gegen Ungerechtigkeit, Benachteiligung und Erniedrigung, gegen Not und berechtigte Angst ist mit Belehrung und Druck schwerlich etwas auszurichten. Wenn es nicht gelingt, die Anlässe für die Beklemmungen zu beseitigen, wird der Ruf nach Aggressionsabbau und Abrüstung weiterhin ungehört in der Wüste verhallen.

      Wer demnach Frieden haben will, wird mehr tun müssen, als an Um- und Nachsicht zu appellieren. Wo eine Drangsal vorliegt, ist mit Beschwichtigung und Belehrung kaum etwas zu bestellen. Erneut gerät das Umfeld in den Blick.

      Die hier vorliegende Frage ist, wer oder was verursacht die stattfindende Verwüstung und Zerstörung. Wer oder was bringt die Menschen gegeneinander auf? Wer oder was läßt sie Mitmenschen töten und Kulturgüter vernichten?

      Reine Angriffslust ist beim Menschen äußerst selten anzutreffen. Haß und Wut gehören ebenfalls nicht zu seinen hervorstechenden Neigungen. Wo er von sich aus zur Waffe greift, will er in der Regel eine Not beenden oder eine Erniedrigung. Diese Widrigkeiten aber setzt nicht der Mensch als einzelner in Funktion. Wer oder was ihn damit belastet, ist der wahre Schuldige.

      Der akut anstehende Sachverhalt läßt sich wie folgt beschreiben:

      Der Mensch, an den sich die Anforderung richtet, Frieden zu halten, weiß, daß er selbst dazu nicht angehalten werden muß. Vom Krieg zu lassen, ist für ihn kein Problem. Nichts ist ihm mehr wert als eine Lage, die keinen Beweggrund gibt für Wut und Widerwehr.

      Wo Gewaltneigung auftritt, liegt eindeutig eine Veranlassung vor. Der abzuhelfen aber hat der einzelne kaum eine effektive Möglichkeit.

      Wohl gibt es Hilfsorganisationen, denen der einzelne sich anschließen kann. Ihnen haben die Menschen, wo die Not am größten ist, unbestreitbar viel zu danken. Die privaten Initiativen aber können gegen die Ursache der Drangsal nichts ausrichten. Auf die Entscheidungen, die zur Behebung der Not nötig wären, haben sie keinen und ihre Unternehmungen wenig Einfluß.

      Sodann gibt es einige Aktionsgruppen, die gegen eine der bedrückenden Erscheinungen etwas auszurichten versuchen. Dazu gehören viele Nichtregierungsorganisationen (NGO). Von diesen haben einige auch Konsultativstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen erlangt. Ihre Einwirkungsmöglichkeiten jedoch sind auf Warnungen und Moralappelle beschränkt.

      Wenn demnach die Unzuträglichkeiten und Bedrohungen nicht beseitigt werden, dann ist dies berechtigt nicht dem einzelnen Mitmenschen anzulasten. Seine Stimme, sein Begehr, sein Wollen geht unter, nicht etwa in der Masse anders Fühlender oder anders Denkender. Davon kann keine Rede sein. Der Wunsch nach Frieden, nach Linderung der Not dürfte von der überwältigenden Mehrheit seiner Zeitgenossen geteilt werden. Sein Verlangen verliert sich bei den Umständen, die ihn umgeben.

      Unverkennbar verantwortet nicht der Mensch als einzelner, was seine Gattung in Bedrängnis bringt. Er kann weder allein, noch gemeinschaftlich mit anderen die Not und die Beklemmungen aus dem Weg räumen. Er ist darauf angewiesen, daß diejenigen, die die Möglichkeit haben, das große Geschehen zu beeinflussen, das Nötige tun. Augenfällig hängt das Geschick seiner Gattung platt und banal ab vom guten Willen derer, die in der Welt das Sagen haben.

      Nun könnte man meinen, daß Einsicht und Wille bei der Mehrheit der Mächtigen durchaus vorhanden seien. Möglicherweise ist dies sogar der Fall. Gleichwohl bleibt aus, was nötig ist. Die erforderlichen Übereinkünfte und Maßnahmen werden nicht getroffen. Was steht da neuerlich im Weg? Was legt nun wieder die Entscheider lahm? Was veranlaßt sie gar, das dem Nötigen Entgegengesetzte zu vollziehen?

      Es muß etwas geben, das die Bemühungen derer, denen das System alle Macht verleiht, durchkreuzt. Die Regierenden erwirken Mäßigung und Frieden nicht, selbst dann nicht, wenn sie besten Willens sind. Ihnen sind offensichtlich die Hände gebunden. Diese Fessel kann ihnen nur die Einrichtung anlegen, der zu dienen sie sich verpflichtet haben. Was sich ihnen in den Weg stellt, muß aus dem Wesen jener Agentur kommen, deren Besonderheiten alles Handeln der Hoheiten bestimmt.

      Sollte nicht der Mensch, sondern die gegebene Ordnung Schuld tragen an den verhängnisvollen Entwicklungen? Sollte Ronald Reagan recht gehabt haben, als er hellsichtig konstatierte: „Die Staaten sind nicht die Lösung der Probleme. Die Staaten sind das Problem? Könnte es sein, daß nicht die Regierenden haften für das, was da schief läuft? Könnte sie das System zwingen, sich in der gezeigten Weise zu verhalten? Könnte für die fatale Entwicklung in der Welt in Wahrheit die Form verantwortlich sein, in der sich die Menschheit organisiert hat?

      Wir durchschreiten jetzt ein Tor, durch das niemand ohne Zögern geht. Wir betreten geheiligtes Gelände. Hochverrat, das schlimmste aller Verbrechen, liegt in der Luft.

      Der Staat, das sind wir, hat man uns beigebracht. Nur gemeinsam sind wir stark. Der Staat gibt uns Halt und Kraft. Ohne ihn fielen wir ins Nichts.

      John Locke verlieh dieser Anschauung die akademische Weihe. Ihm zufolge hätten wir ein Übereinkommen geschlossen mit dieser Einrichtung, den vielgerühmten „Gesellschaftsvertrag“. Für die Gewalt über uns verlangten wir vom Staat, daß er die Dinge, die uns alle gemeinsam angehen, für uns erledigt. Denn jeder für sich allein, das versteht sich von selbst, ist nicht in der Lage, dem gewünschten Gemeinwohl zur Wirksamkeit zu verhelfen.

      Doch das Gemeinwohl, darum geht es. Gegenwärtig steht nichts Geringeres auf dem Spiel als die Fortexistenz der Menschheit.

      In Anbetracht dessen, sollte man meinen, nähmen die Staatsregierungen sich dieser Sache ernsthaft an. Vielleicht darf man bei einigen von ihnen tatsächlich entsprechende Bemühungen wahrnehmen. Wie beklagt aber, bleiben die nötigen Schritte und Maßnahmen aus. Reagans Verdacht, daß die Krux möglicherweise nicht bei ihnen, den ins Amt gesetzten Damen und Herren, liegt, sondern im System, drängt sich förmlich auf.

      So ungebührlich es ist, die Frage kann nicht ausbleiben: Liegt das Gemeinwohl beim Staat wirklich in guten Händen? Erfüllt er seinen Teil des Vertrags?

      Wo ist anzusetzen, um das höhere Leben auf der Erde zu retten, beim ohne Zweifel schuldigen Menschen oder vielleicht vorweg bei dem Ordnungsmuster, das dessen Verhalten bestimmt?

      Der Staat trat wohl mit der Seßhaftigkeit unserer Vorfahren in die Welt. Auch der allmählich erkannte Vorzug der Arbeitsteilung begünstigte seine Errichtung. Häufig jedenfalls, wo diese Errungenschaften eine gewisse Beständigkeit erreicht hatten, erschien er auf der Bildfläche.

      Viele meinen, Ackerbau und Arbeitsteilung hätten eine übergeordnete Obrigkeit bedingt. Das indessen ist schwerlich tatsächlich der Fall. Denn beides funktionierte damals und bis zum heutigen Tag auch ohne Regelung von oben. Es ist daher wohl eher so, daß jene Gegebenheiten die Errichtung der Staaten erst ermöglichten.

      Genau genommen ist eine Notwendigkeit für die Etablierung dieser Gebilde nicht erkennbar. Viele Völker kommen

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