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      Jutta Wölk

      Mrs. Commingdale 4 - Zwei auf einen Streich

      Dieses eBook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Hinweis

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       Weitere, bisher publizierte Teile der Serie:

       Impressum

       Hinweis

       Die Handlung ist frei erfunden.

       Ähnlichkeiten mit Personen, Namen, Orten und Handlungen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

       Lektorat: Kathrin Brückmann

       [email protected]

       1

      Margret Commingdale zermarterte sich das Hirn. Eigentlich sollte sie eine längere Pause machen. Vorerst ihre Passion auf Eis legen, um nicht Gefahr zu laufen, entlarvt zu werden. Doch es juckte ihr ungemein in den Fingern. Zugleich ärgerte sie sich aber auch darüber, das Gefühl der Genugtuung nach ihrem letzten Glanzstück nur halbherzig auskosten zu können. Dabei hatte sie noch wochenlang davon zehren wollen.

      Der Scheinheilige hatte seine Strafe erhalten, wie die anderen vor ihm ebenso. Und das war nur ihr Verdienst. Nur ihr war es zu verdanken, dass die Welt ein wenig besser geworden war, wenn auch nur minimal. Ein bekanntes Sprichwort lautete: Little by little one goes far. Stückchen für Stückchen kommt man weit. Für sie hieß es abgeändert: Stück für Stück vernichtet Margret das Böse.

      Unruhig lief die Witwe im Wohnzimmer auf und ab. Ihre Gedanken waren bei der jungen Frau, die ihre Kinder auf dem Gewissen hatte. Noch fehlen dir unumstößliche Beweise. Denke daran, du richtest nicht, weil es dir Spaß macht, sprach sie im Geiste mit sich selbst. »Nein, ich bin doch keine Mörderin!«, sagte sie in die Stille der Wohnstube hinein. »Es geht nur um Gerechtigkeit.« Ihre Passion lautete schließlich: im Namen der Opfer. Und das waren im anstehenden Fall die verstorbenen Zwillinge.

      Margret fiel es sehr schwer, Verständnis für jene Mütter und Väter aufzubringen, die ihr eigenes Fleisch und Blut töteten. Kann ein Mensch wirklich so krank sein?, grübelte sie mit in Falten gelegter Stirn. Und falls ja, aus welchem Grund? Warum verwehrt derjenige seinem unschuldigen Kind ein Leben, das noch gar nicht richtig begonnen hat? Ist es nicht Aufgabe aller, sich fortzupflanzen? Seine Art zu erhalten? Ist das nicht der Sinn des Daseins?

      Ihr Blick wanderte über den alten Teppich, der mit den Jahren verschlissen war. Laufspuren waren an jenen Stellen entstanden, die ihr verstorbener Gatte und sie am häufigsten genutzt hatten. Heute lief sie diese Wege allein. Mortimer hinterließ seine Spuren jetzt in der Hölle. Na, brennen dir die Fußsohlen?, schweiften ihre Gedanken zu ihm. Geschieht dir ganz recht! Wenn ich könnte, würde ich noch eine Schüppe glühender Kohlen auflegen, sinnierte sie amüsiert.

      Die Erinnerung an ihrem ungeliebten Gemahl ließ Margret automatisch zum Revolver blicken, der in der eigens dafür erworbenen Vitrine ausgestellt war. Männer, dachte sie kopfschüttelnd.

      An und für sich hatte sie Mortimer mit seinem guten Stück erschießen wollen. Mit seinem kostbarsten Besitz, wie er das Mordsinstrument genannt hatte. Wann immer er zu Lebzeiten die Pistole in die Hand nahm und betrachtete, bekamen seine Augen einen gewissen Glanz. Einen Schimmer, der ihr so verhasst war, da sie um dessen Bedeutung zu wissen glaubte. In solchen Momenten erinnerte er sich höchstwahrscheinlich an die lustvollen Stunden, in denen er sie betrogen hatte. Margret vermutete, dass er im Revolver einen Penisersatz sah, weil er den »Kleinen Morti« – wie er sein Geschlechtsteil scherzhaft genannt hatte – nach der schweren Prostataerkrankung allenfalls zum Pinkeln hatte gebrauchen können.

      Welch ein Desaster für einen Schürzenjäger und Fremdgänger wie dich, nicht wahr, mein Lieber, sagte sie sich schadenfroh im Stillen. Selbst impotent und im betagten Alter, hast du nicht genug von nackten Weibsbildern bekommen, du Esel.

      Bis kurz vor seinem Ende war er im Glauben gewesen, seinem naiven Frauchen etwas vormachen zu können. Aber da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

      Doch ihn auf so schnelle und vor allem schmerzlose Weise ins Gras beißen zu lassen, war in Margrets Vorstellung viel zu gnädig gewesen. Daher hatte sie ihn auf eine andere Art bestraft, die ihm, wie sie fand, gerechter geworden war. Und seit diesem Tag schmorte er in der Hölle. Dort, wo er ihrer Meinung nach hingehörte.

      Es bereitete ihr nach wie vor größtes Vergnügen, sich ihr erstes Glanzstück ins Gedächtnis zu rufen. Auch erfüllte es sie mit Stolz, denn an jenem Tag hatte sie zu ihrer Berufung gefunden.

      Mit einem Mal ging Margrets geistesabwesender Geschichtsausdruck in eine ernste Miene über. Aber genug Zeit mit dir verplempert, ich muss mich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Wie konnte sie es nur anstellen, sich dieser Person zu nähern? Dieser Kindsmörderin! Zumal sie überhaupt nicht wusste, wo die Frau lebte oder sich herumtrieb. In der Zeitung standen lediglich der Vorname sowie der erste Buchstabe ihres Nachnamens: Elizabeth B.

      Womöglich ließ sich dieses Frauenzimmer Bess oder Betsy rufen, eine Kurzform von Elizabeth. Nach einer Königin benannt? Gott bewahre, diese Ehre hatte sie mitnichten verdient! Einer Monarchin allemal unwürdig, hatte sie eine Todsünde begangen. Selbst im Falle geistiger Umnachtung durfte sie nicht ungestraft davonkommen. Das widersprach ganz und gar Margrets Gesinnung.

      Im Zeitungsbericht hieß es außerdem, dass die junge Frau Servicekraft in einem Londoner Coffeehouse sei. Der Name wurde nicht genannt. Wie sollte sie das Richtige in der Riesenstadt finden? Es gab sicher Unzählige von ihnen, und sie konnte ja auch schlecht überall nach der Frau fragen.

      Die 65-Jährige raufte sich die grauen Haare. »Grundgütiger!«, meckerte sie. »Jetzt muss ich halb London

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