ТОП просматриваемых книг сайта:
Clarissa und Fiete III. Hans Müller-Jüngst
Читать онлайн.Название Clarissa und Fiete III
Год выпуска 0
isbn 9783738042948
Автор произведения Hans Müller-Jüngst
Издательство Bookwire
Nach der Begrüßung gingen alle ins Haus und trafen in der Stube Herrn Kleen und Oma Stevens, Herr Kleen war siebzig Jahre alt und bewegte sich nur noch, wenn es unbedingt sein musste, oder wenn er seine krankengymnastischen Übungen machen musste, die ihm nach seiner Rückenoperation verordnet worden waren, bei welcher ihm der untere Teil der Wirbelsäule versteift worden war. Aber zur Begrüßung seiner Gäste stand er auf und umarmte die Bubenhäusers und seinen Sohn Fiete, er freute sich, alle zu sehen und forderte sie auf, sich zu setzen. Oma Stevens gab allen die Hand, sie kannte die Bubenhäusers natürlich aus den vergangenen zwölf Jahren, in denen sie jedes Jahr zum Urlaub nach Süderland gekommen waren. Sie ging inzwischen an einem Rollator, mit dem sie gut zurechtkam, sie setzte sich gelegentlich sogar auf die kleine Fläche, die er bot.
„Mit dem Schlafen müsst Ihr Euch ein wenig behelfen“, sagte Frau Kleen, „das wird aber schon gehen, für die Zeit Eures Inselaufenthaltes wird Oma Stevens eines ihrer beiden Zimmer erübrigen, Isolde und Jasper können im früheren Kindergästezimmer schlafen, Clarissa und Fiete schlafen in Fietes Zimmer und die alten Bubenhäusers auf der Klappcouch im Wohnzimmer.“ Herr Bubenhäuser war seit drei Jahren Pensionär und genoss, genau wie auch Herr Kleen, seinen Ruhestand. Er und seine Frau hatten viel Zeit füreinander und fuhren oft in die Stadt, Herr Bubenhäuser war Mitglied im Heimat- und Verkehrsverein geworden und nahm die ihm damit übertragenen Aufgaben gewissenhaft war, er hatte mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun und hielt gelegentlich Vorträge zu den Sehenswürdigkeiten Braunschweigs vor geladenem Publikum.
Frau Bubenhäuser und Isolde halfen Frau Kleen beim Kaffeekochen, Clarissa und Fiete gingen zu Lorenzen und holten Kuchen und die Freude war riesig, als die beiden den Laden betraten, sie wurden umarmt und auf das Herzlichste begrüßt. Sie mussten bei Lorenzen alles erzählen, was ihnen in der zurückliegenden Zeit widerfahren war. Stolz berichteten sie:
„Wir haben zwei gute Examina hingelegt.“ Clarissa sagte, dass sie sich im Promotionsstudium befand und Fiete eine Anstellung bei E.ON hatte. Sie erzählten, dass sie in den nächsten eineinhalb Wochen immer morgens Brötchen holen kämen und sich schon darauf freuten, das würde sie doch sehr an früher erinnern. Sie nahmen den Kuchen und liefen zurück zu Kleens, wo für alle im Hof der Kaffeetisch gedeckt war, Fiete half seiner Oma hinaus und geleitete sie zu ihrem Platz am Tisch, Clarissa hatte den Kuchen auf den Tisch gestellt, sie hatte bei Lorenzen auch an zwei Stücke Buttercreme mit Schokoladen-Sahne gedacht, ihre Lieblingstorte. Jan war auch zu Hause, er kam aus seinem Zimmer nach draußen und begrüßte die Neuankömmlinge. Er war studienhalber in Bremen gelandet und hatte ein Lehramtsstudium für die Sekundarstufe II aufgenommen, er hatte die Fächer Deutsch und Geschichte belegt und noch mindestens zwei Studienjahre vor der Brust.
Sie saßen zu zehnt etwas beengt an einem Tisch auf dem Hof, es ging aber, sie wollten beim nächsten Mal den zweiten Tisch anstellen, Frau Kleen wollte auch wieder ihre Damasttischdecke auflegen. Das hatte sie früher immer an Clarissas Geburtstagen getan, und das sollte aus Erinnerungsgründen wieder geschehen, wenn sie sich zum Kaffee oder zum Essen in den Hof setzten. Nach dem Kaffeetrinken machten die Alten eine Mittagspause und legten sich für eine Stunde hin, die jungen Leute standen auf und liefen über den Strandweg zum Strand, sie hatten ihre Schuhe ausgezogen und genossen es, wenn ihnen der warme Sand durch die Zehen rann. Oben am „Hotel Süderland“ blieben sie kurz stehen und Isolde erzählte Jasper, dass sie früher am vor ihnen liegenden Strand einen Strandkorb gemietet hatten. Sie liefen auf den Strand, zogen sich aus und gingen ins Wasser, wo sie sich zuerst abkühlten, denn das Nordseewasser blieb immer ziemlich frisch.
Isolde erzählte ihrem Freund:
„Ich habe früher Unmengen an Salzwasser schlucken müssen, bis ich richtig im Wasser war, ich habe mich beinahe übergeben müssen.“ Mittlerweile liefen sie alle durch die Brandung, die sie früher umgehauen und auf den Sandboden geschmettert hatte und schwammen ein Stück nach draußen. Sie achteten auf Quallen, damit sie nicht mit deren Nesselzellen in Berührung kamen. Anschließend legten sie sich auf ihre Handtücher in die Sonne, Clarissa hatte an Sonnencreme gedacht und rieb alle damit ein. So lagen sie eine Dreiviertelstunde und ließen die Ruhe auf sich wirken, es war nicht unbedingt still, man hörte schon das Möwengeschrei und die Brandung, aber es umgab sie alle völlige Stressfreiheit und Ausgeglichenheit.
Vom Stand aus liefen sie über die Promenade ins Dorf, es war schon später Nachmittag geworden, und sie mussten daran denken, langsam wieder nach Hause zu laufen, begrüßten aber noch Anna Barkhusen, die sich riesig freute, sie umarmte Clarissa und Isolde und fragte, wie es ihnen ginge. Auch Anna Barkhusen war alt geworden und wollte ihren Laden in Kürze verkaufen, sie ließ jedenfalls so etwas anklingen.
„Am nächsten Tag kommen wir wieder und werden uns etwas ausführlicher unterhalten“, sagte Fiete und sie gingen zu Kleens zurück. Dort hatte man beschlossen, am Abend im Dorf essen zu gehen, niemand wollte Frau Kleen zumuten, für alle zu kochen, wenn gekocht würde, dann wollten alle mithelfen. Herr Bubenhäuser hatte die Spendierhosen an und wollte alle einladen, sie hatten sich auch schon kundig gemacht, ein neues Restaurant im Dorf angerufen und für zehn Personen reserviert. Das Restaurant hieß „Der Deichgraf“ und hatte auf der Insel einen guten Ruf, es war gut, dass die Alten reserviert hatten, zumal sie zehn Personen waren. Sie setzten sich in den Hof und tranken noch etwas, Isolde erzählte:
„Ich habe am Stand an früher denken müssen, wie ich dort die Tage im Strandkorb verbracht habe.“ Am nächsten Tag wollten Bubenhäusers mit Kleens und vielleicht Oma Stevens auch zum Strand, Fiete, Jasper und Jan wollten Oma mit dem Handwagen den Strandweg entlangziehen, denn mit ihrem Rollator käme sie ja dort nicht entlang. Sie machten sich alle frisch und liefen langsam in Richtung Dorf, der „Deichgraf“ hatte eine schöne Außenterrasse und lag als neu errichtetes Gebäude zwischen Schule und Kirche. Das Haus war in seiner Architektur den übrigen Inselhäusern angepasst und stach nicht besonders hervor, es machte einen gemütlichen Eindruck und überzeugte durch seine einladende Terrasse, von der man einen Blick auf den Dorfplatz und auf Omas altes Haus hatte. Die neuen Wilhelmshavener Besitzer waren gerade da, sie hatten die Kleens und Oma Stevens vor zwei Wochen einmal eingeladen, um ihnen zu zeigen, was aus dem Haus geworden war. Oma Stevens war sehr zufrieden, als sie sah, dass praktisch nur tapeziert und gestrichen, und sonst nichts verändert worden war. Die neuen Besitzer waren sehr nette Menschen, sie waren mitteilsam, sie hatten sich sehr angenehm mit Oma Stevens unterhalten. Im „Deichgrafen“ waren auf der Terrasse alle Tische besetzt, Kleens und Bubenhäusers hatte man zwei Tische aneinander geschoben, damit auch alle zehn Esser Platz hatten. Herr Bubenhäuser winkte den Kellner herbei und der nahm die Getränkebestellung auf, bevor er jedem eine Speisekarte hinlegte.
Clarissa und Fiete schauten auf den Dorfplatz, er lag da wie seit eh und je mit dem Bötchenteich in der Mitte, an dem die Kinder standen und friedlich ihre batteriebetriebenen Schiffchen fahren ließen. Fiete legte seine Hand auf die von Clarissa und drückte sie, er sah ihr in die Augen und Clarissa lächelte ihn an, sie hatte ein so umwerfendes Lächeln wie immer schon, und Fiete war hin und weg. Sie bestellten, mit Ausnahme von Oma Stevens, alle Fleischgerichte, sie nahm die „Fischplatte Deichgraf“, und das Essen wurden kurze Zeit später gebracht. Herr Bubenhäuser stand auf und sagte ein paar Worte, er freute sich sehr, einmal wieder mit seiner Frau auf Süderland mit Kleens und Oma Stevens zusammen zu sein, er erhob sein Glas und stieß auf die Gesundheit aller an. Beim Essen wurde kaum geredet, das Essen war ausgezeichnet, der „Deichgraf“ war eine