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Vornehme Geschwister. Catherine St.John
Читать онлайн.Название Vornehme Geschwister
Год выпуска 0
isbn 9783752950779
Автор произведения Catherine St.John
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Catherine St. John
Vornehme Geschwister
Historischer Roman
Imprint
Vornehme Geschwister. Historischer Roman
Catherine St.John
Published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Copyright: © 2020 R. John 85540 Haar
Cover: Edmund Blair Leighton: Sweet Solitude
ISBN 978-3-752950-77-9
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Diane stand im rosa Salon auf Gave Court und zupfte ihre Stirnlöckchen vor dem Spiegel über dem Kamin zurecht, leise vor sich hin murrend.
Cora, die an einem Stück Stoff stichelte, sah auf und fragte: „Was missfällt dir denn jetzt wieder?“
Diane drehte sich um und Cora musste neidlos anerkennen, dass sie wirklich wie eine griechische Göttin aussah, von den nachtschwarzen Locken über das elegante Profil bis hin zu der göttlichen Figur, wie es nicht nur ein Verehrer etwas allzu deutlich formuliert hatte.
„Hier ist es langweilig!“
„Das finde ich gar nicht. Man kann lesen, nähen, versuchen, das Leben der Bauern zu verbessern… die junge Mrs. Gardener hat Zwillinge bekommen! So entzückende Kinder, ganz klein… ich habe ihr gestern einige Hemdchen gebracht und etwas Kräftigendes für sie selbst. Und ich durfte beide Winzlinge auf den Arm nehmen.“
„Pah! Warum sollte ich mich für Bauerngören begeistern? Ich will auf Bälle gehen, tanzen, in den Park ausfahren, neue Roben machen lassen -!“
„Jetzt ist doch in London gar nichts geboten? Beginnt die Saison nicht erst wieder im neuen Jahr?“
„Es gibt immerhin die kleine Saison. So ganz leer ist London eigentlich nie, höchstens im August. Dann muss es dort einfach zu heiß sein.“
„Und stell dir vor, wie die Themse erst riecht, wenn sie sich in der Sonne erwärmt…“, spottete Cora und schloss eine Naht mit hauchfeinen Stichen.
„Wie ekelhaft! Das ist doch wieder typisch für dich. Und was nähst du da eigentlich?“
„Wie ekelhaft muss der Gestank erst für die armen Leute sein, die immer in London leben müssen! Man müsste sich da wirklich einmal eine Lösung einfallen lassen, das ist doch bestimmt ungesund? Solche Dämpfe?“
„Was geht das uns an? Warum leben die denn in London, wenn es ihnen dort nicht gefällt?“
„Wo sollen sie denn hingehen? Sie müssen da leben, wo sie Arbeit finden können. Schlecht bezahlte Arbeit zumeist.“
„Dann sollen sie sich eben eine bessere Arbeit suchen. Das ist doch nicht unser Problem!“
„Nein, dein Problem ist die Langeweile, nicht wahr? Du erinnerst mich an die Königin Marie Antoinette.“
„Wer ist das?“, fragte Diane zerstreut und zupfte die goldgestickten Schleifen an ihrer hohen Taille zurecht.
„Eine Königin?“ Dies wurde im Tonfall erschöpfter Nachsicht mit so viel Ahnungslosigkeit vorgetragen, so deutlich, dass Diane ärgerlich errötete.
Leider sah sie damit noch lieblicher aus.
„Das weiß ich auch!“
Ach, wirklich?
„Nur nicht welche. Königinnen gibt es doch überall!“
„Die letzte Königin Frankreichs vor der Revolution. Als die hungernden Massen vor dem Schloss protestiert haben, soll sie gesagt haben: Wenn die Menschen kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen!“
Diane blinzelte. Das bedeutete, dass sie die Pointe nicht verstanden hatte, wie Cora aus langjähriger Erfahrung wusste. Taktvoll verzichtete sie darauf, ihrer wunderschönen, aber geistig nur mäßig bestückten Schwester die Parallele zu erklären. Stattdessen seufzte sie leise: Wenig Scharfsinn, dafür umso mehr Standesbewusstsein! War das mittlerweile nicht ein wenig unzeitgemäß?
Bevor sie sich entschieden hatte, ob sie überhaupt etwas sagen wollte, wurde die zweiflügelige Tür geöffnet und Ihre Gnaden, die Herzogin von Gaveston, rauschte herein.
„Guten Morgen, Mama“, grüßte Cora höflich, aber ohne sonderliche Wärme.
Die Herzogin nickte ihr zu und wandte sich dann an Diane. „Ich denke, wir sollten doch für ein paar Wochen nach London fahren. Es gibt auch jetzt einige Bälle und andere Gelegenheiten, um – nun – Ausschau zu halten.“
„Sehr schön! Nur wir beide?“
„Das ist kaum möglich. Immerhin hat deine Schwester ja schon debütiert, wie sollten wir dann begründen, warum sie auf dem Land bleiben muss?“
„Das verstehe ich nicht! Sie ist doch ohnehin lieber hier und besucht diese Bauern.“
„Von deren Arbeit wir übrigens leben“, erklang eine scharfe Männerstimme.